Das mit den Vorbildern ist Quatsch.
Ich bin selber homosexuell und gesellschaftlich ganz klar eher in einer "weiblichen" Position. D.h. dass ich nicht trans* bin, ich habe eine männliche Identität- aber ich habe immer schon eher zu den Mädchen / Frauen gehört. Judith Butler nennt das "Performance", was etwas anderes ist als das gefühlte Geschlecht "Gender" oder das biologische Geschlecht "Sex".
Im Gegenteil; Ich hatte ein sehr klassisches Elternhaus in der Rollenverteilung. Meine Eltern sind recht alt, meine Mutter hat mich mit Ende 30 bekommen, vorher hat sie mehrere Söhne geboren. Mein Vater ist ein ziemliches Alphatier und war sehr erfolgreich und gewissenhaft in seinem Beruf. Jahre vor meiner Geburt hat meine Mutter aufgehört zu arbeiten, mit dem ersten Kind, war dann nur noch Hausfrau und Mutter.
@KillingTime Meine Brüder sind alle sehr heteronormative Männer. Linke Fußballzecken.
Homophobie gab es bei uns zu Hause darüber hinaus nicht, was mich selber wundert, je älter ich werde, weil meine Eltern sonst so konservativ sind. Vermutlich haben sie sich schon früh damit abgefunden. Meine Mutter sagt, sie habe schon als ich fünf war zu einer Freundin gesagt "Der wird bestimmt schwul". Das war aber immer ok. Zum Geburtstag gab es trotzdem Barbie Puppen und Fasching durfte ich die kleine Hexe sein. (da hängen ganz süße Bilder bei meinen Eltern in der Diele)
Ich habe trotzdem keine typisch männlicher Identität heraus gebildet, das kam erst viel später, als Student. Nun bin ich Ende 20. Früher hatte ich ganz große Probleme und hab mich sehr gehen lassen, ich war oft traurig und fühlte mich hässlich, obwohl ich immer Freundinnen hatte. Das Problem war nämlich; ich hatte keine Vorbilder, fühlte mich aber schon sehr früh zu sehr männlichen Männern hingezogen. So wie Vin Diesel, oder so.
Erst mit Anfang 20 oder so konnte ich meine Rolle finden- nämlich in der Berliner Party und Künstlerszene. Manche nennen es Hipster. Das ist ein Männerbild, was ohne die hegemoniale Männlichkeit auskommt, der meine Brüder und mein Vater problemlos entsprochen haben.
Es geht nicht um Vorbilder bei den Menschen, die einen erziehen. Mein Problem war, dass meine Identität schon da war, ich aber nirgendwo (wirklich NIRGENDWO) abschauen konnte. Auch nicht bei meiner Mutter, weil ich eben nicht trans* bin. ich will keinen weiblichen Körper haben, ich wollte eine Identität finden.
und das geht nur, wenn wir die Individualität der Menschen zulassen. Ein Junge, der bei zwei Frauen aufwächst, der wird ohne Probleme Rollenbilder finden. Ganz klar.
Ich glaube da hat sich selbst seit meiner Kindheit ganz, ganz viel getan.