Postmortem Fotografie

Was genau haben die Beerdigungen und das Drumherum mit dem Thema "Postmortem Fotografie" zu tun?

@Himmelsbesen
ach komm schon, lass uns Trauernde hier auch ein bißchen OT, so weit ist das Thema ja nicht entfernt vom Thread-Thema, und wir kommen ja eh immer wieder auf die Postmortem Fotografien zurück.
Dein Einwurf trägt ja auch nicht wirklich was zum Thema bei :-P

Sehe ich auch so, fast jeder "lange" Thread driftet hier mal ein wenig ab ... und solange es keine akuten Neuposts zum direkten Thema gibt...

@Alarmi

Überflüssiger Kram definiert sich für jeden anders.
Ich denke, dass mein Vater eine solche (letztlich für uns mittelteure, aber "bezahlbare") Bestattung gewünscht hätte. Da bereue ich keinen Euro, auch wenn ich den nicht für Urlaub o.ä. ausgeben konnte.

Es geht um den Umgang mit dem Tod und den Toten. Ich sehe da schon einen Zusammenhang.

Die Postmortem Fotografie ist Teil der Rituale des Trauerns und Abschiednehmens.

Um aber mal zu den eigentlichen Fotos zurückzukommen:

Sind Selfies am offenen Sarg einfach eine logische Begleiterscheinung unserer derzeitigen Selfiekultur?
Was bedeutet die Selbstdarstellung und -inszenierung bzw. was sagt sie über uns und unsere Kultur aus?
Was ist mit grinsenden Selfies neben toten Angehörigen, die in den sozialen Netzwerken verbreitet werden?
Oder mit Selfies neben oder vor Opfern von Unfällen oder Gewalt?

@Mazehare
ich drücke es vorsichtig aus, Spiegel unserer Gesellschaft.
wer kommt auf die Idee sich neben einem Verstorbenen zu fotografieren ? wenn es kein direkter Angehöriger ist. Aber selbst da hätte ich es nie gemacht..
bei Unfallopfern müssen die Einsatzkräfte schon abschirmen, damit nicht solche Selfies gemacht werden können...
ein Feuerwehrmann war mal drastisch..und bot demjenigen an, kommen sie mal hinter die Abdeckung, da können sie bessere Fotos des toten Unfallopfers machen..dass hat den "Fotograf" dann doch massiv abgeschreckt.

ich verstehe es nicht. Es geht immer mehr Respekt verloren, vor allem, - kurz mal vom Thema abweichend - in einem Spielzeugladen (Fachgeschäft) wurde die Spendendose für Bärenherz geklaut - das ist nur ein kleines Beispiel, zeigt aber wie sehr sich unsere Gesellschaft verändert , wer davor keinen Respekt mehr hat, hat wenig Respekt. Menschlichkeit geht verloren, es gibt natürlich aber auch gute Beispiele..

-das nur am Rande -

was hätte ich davon , ein Selfie mit einem Opfer eines Verkehrsunfalles zu machen ? gehts noch ? an Pietätlosigkeit nicht zu überbieten.

vielleicht sollte man diese Personen , gerade vermehrt in den Dienst der freiwilligen Organisationen einbinden ?...
Pflegeheim für 4 Wochen, Feuerwehrdienst, Sanitätsdienst (Rettungswagen reinigen). usw...vielleicht kämen die dann nicht mehr auf die Idee.
das ist aber nur mM.
und jetzt wieder zum Originalthema..

....
eine Außenaufnahme, ein schönes Erinnerungsportrait für eine verstorbene Frau, in einem Garten.
Der Sarg steht bereit, die Tote ist auf einer Liege oder Tisch aufgebahrt, damit sie noch einmal im ganzen sehen und fotografieren kann.
Sicher soll sie auch noch ein letztes mal in ihrer gewohnten Umgebung liegen, nicht in diesen engen Sarg eingezwängt.

Original anzeigen (0,2 MB)

Der Mann scheint einen Schirm zu halten, vlt, eine letzte Geste seiner aufgebahrten Frau gegenüber, ihr etwas Schatten zu spenden.
Sicher war dieser Schatten auch beim Fotografieren nötig, für bessere Lichtverhältnisse. Die weiße Unterlage und Totenkleidung reflektieren das Licht doch recht intensiv.

@cute_lenore

Es sieht aus, als sei sie schwanger, auch die Tatsache, dass ihre rechte Hand auf ihrem Bauch liegt, deutet darauf hin. Üblicherweise sind die Hände ja gefaltet. :(

Für mich eines der beklemmenderen Fotos her :(

@cute_lenore
ein sehr ungewöhnliches Foto. Schön mit dem Garten im Hintergrund. Unglaubliche Blumenpracht auf dem Sarg. Sie ist schwer zu schätzten, ich schätze Mitte 30.

Was hat die Frau an den Füßen ? sieht aus wie wenn die in etwas eingewickelt wurden.
Auch ihre Haare sind völlig aus dem Gesicht gekämmt, es sei denn sie hätte so kurze Haare gehabt. Für eine Frau damals dann doch eher ungewöhnlich. Die hatten die Haare oft auch hochgesteckt.

@musikengel

Wenn du in das Bild reinzoomst erkennst du, dass die Verstorbene eine Art Hochsteckfrisur trägt.

An ihren Füßen könnten besonders bestickte mit Spitze verzierten Strümpfe sein, oder ihre Füße wurden in einen besonderen Stoff eingehüllt. Ich bin mir nicht sicher ob man Verstorbene mit Schuhen beerdigt. @cute_lenore

nanusia schrieb:Ich bin mir nicht sicher ob man Verstorbene mit Schuhen beerdigt.

Zu der Zeit hoechstwahrscheinlich nicht! Schuhe waren teuer.

@Alarmi

Werden jetzt Verstorbene mit Schuhen bestattet? Ich meine gehört zu haben, dass nachwievor ohne Schuhe begraben wird? Weil die Schuhe nicht so verrotten bzw abgebaut werden können wie Kleidung?

Hab da was gefunden
https://bestatterweblog.de/schuhe-im-sarg/

Ist wohl sowohl eine Kostenfrage als auch andere Gründe angeführt werden ob mit oder ohne (Schuhe).

Dieser Blog ist allgemein sehr interessant.

nanusia schrieb:Werden jetzt Verstorbene mit Schuhen bestattet? Ich meine gehört zu haben, dass nachwievor ohne Schuhe begraben wird? Weil die Schuhe nicht so verrotten bzw abgebaut werden können wie Kleidung?

Ich glaube das kannst Du je nach Gusto machen. Ob das verrottet oder nicht ist am Ende eh egal, weil die Grabstaette wenn sie nicht mehr bezahlt wird eh wieder ausgehoben wird. Teilweise verrotten die Leichen ja selbst schon gar nicht mehr, sondern verwandeln sich in Wachsleichen.

@Mazehare
möglich das sie schwanger war und mit ihrem Ungeborenen im Leib verstarb. Auch möglich, daß sie während der Geburt gestorben ist.
Der Schwangerschaftsbauch bildet sich nicht direkt ja nach der Geburt gleich völlig zurück, das dauert einige Zeit.
Auf Postmortem-Portraits von im Kindbett verstorbenen Frauen erkennt man auch häufig noch den gewölbten Bauch.

Vielleicht sollte mit den nebeneinander liegenden Händen der "ruhende, schlummernde" Eindruck untermalt werden. Möglicherweise wurden ihre Hände dann im Sarg gefaltet oder übereinander gelegt, da die Arme engen Sarg enger am und über den Körper gelegt werden mußten, als auf der Bahre.

@musikengel
@Alarmi
Ja, die Haare der Verstorbenen sind hinten hochgesteckt, man erkennt am Hinterkopf, direkt über der Hinterkante der Bahre auch etwas wie eine Haarspange o.ä. Verstorbenen Frauen wurden die Haare damals meist hochgesteckt oder zu einem Haarknoten/Dutt frisiert, was wenn die Tote auf dem Kissen gebettet lag nicht mehr sichtbar war.
Ich denke auch, das man ihr etwas über die Füße gezogen hat, könnten auch einfach Strümpfe gewesen sein, die etwas zu lang/weit für ihre Größe waren.
Schuhe ist tatsächlich ein Thema. Tatsächlich werden Verstorbene heutzutage in Deutschland ohne Schuhe (von Ausnahmen abgesehen) beerdigt.
In Amerika (aber auch anderen Ländern) war und ist es üblich den Verstorbenen auch komplett, also mit Schuhen zu bekleiden.
Auf den PM-Portraits hier und im Netz sieht man an unbedeckt aufgebahrten Toten natürlich beides.

@nanusia
danke, ich kannte den den Block, doch manchmal sehr interessant.

Im Falle von Schuhen wird hier sicher ein Auge zugedrückt, denn sie sind ja ohnehin meist aus Leder oder sogar textilen Materialien.

Mazehare schrieb:Es sieht aus, als sei sie schwanger, auch die Tatsache, dass ihre rechte Hand auf ihrem Bauch liegt, deutet darauf hin.

Das war auch mein erster Gedanke. Der leicht gewölbte Bauch, die schützende Hand darauf.

Das macht dieses Bild besonders beklemmend.

nanusia schrieb:An ihren Füßen könnten besonders bestickte mit Spitze verzierten Strümpfe sein, oder ihre Füße wurden in einen besonderen Stoff eingehüllt. Ich bin mir nicht sicher ob man Verstorbene mit Schuhen beerdigt. @cute_lenore

Für mich sieht das aus, als ob sie Schuhe mit sehr großen Schleifen anhat.

Anthea schrieb:Für mich sieht das aus, als ob sie Schuhe mit sehr großen Schleifen anhat.

Es gab spezielle "Sargslipper", hier mal ein Fundstück aus dem Internet (bei Etsy z.B.):

Die Blumen und das Farn auf dem Sarg haben alle auch noch eine symbolische Bedeutung. Im 19. Jahrhundert sagte man nicht offen, was man meinte, das gehörte sich nicht. Blumen und Pflanzen hatten schon in der Antike und vermutlich noch viel früher symbolische Bedeutungen. Farn wächst an versteckten Plätzen im Wald und steht für Bescheidenheit, Genügsamkeit und Demut, deshalb gehörte es im Mittelalter zu den vielen Pflanzen, die in der christlichen Kunst als Symbol für Maria verwendet wurden. Im 19. Jahrhundert war "die ideale (Ehe-)Frau" bescheiden und demütig. Daher findet man Farn vor allem auf Grabsteinen von Frauen.
In England gab es einen regelrechten Farn"hype". Viktorianische Frauen zog es in die Natur, um Farne zu sammeln, zu bestimmen, zu trocknen, in Alben zu kleben u.s.w. Very British halt. ;)

Jedenfalls hat die Deko auch noch eine zweite Bedeutungsebene. "Durch die Blume" ließ sich vieles sagen, eben auch in Verbindung mit dem Tod eines Menschen.

Interessant finde ich das Fahrrad im Hintergrund. Ob es auch eine spezielle Bedeutung hat? Damals waren Fahrräder ja noch ein relativ neues Fortbewegungsmittel.