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Postmortem Fotografie

7.429 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Trauer, Memento Mori, Bilder Von Toten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Postmortem Fotografie

18.06.2018 um 11:38
Zitat von sylvanasylvana schrieb:Was mein ihr, soll man auf dem Foto der Sterbekarte jung und gesund aussehen, oder doch eher so, wie man kurz vorher ausgesehen hat?
meine persönliche Ansicht;
man würde den Angehörigen etwas vortäuschen, dabei, den Verstorbenen etwa lebend, gesund zu präsentieren.
Man sollte den Leichnam auf der Totenbahre so belassen, wie er kurz vor seinem Tod aussah und gegangen ist.
Es gibt andere für würdevollen Anblick für den letzten Abschied zu sorgen.
Durch vernünftiges Ankleiden, frisieren den Haare z.b. oder persönliche Sargbeigaben.

Da sich nach Eintritt des Todes sämtlich Muskeln entspannen, auch die Gesichtsmuskulatur erschlafft, kann der Verstorbene danach durchaus friedlich und entspannt wirken. Dann wäre er so "gegangen."
Zitat von musikengelmusikengel schrieb:Zu Hause aufbahren, würde ich heute schon überhaupt nicht mehr machen
ich denke das siehst Du zu ablehnend.
Und machst ja selber eine Zeile weiter die Einschränkung, daß ein jeder das persönlich entscheiden müsse. So sollte es sein.

In Pflegeheimen oder Hospizen gibt es meist kleine, schön eingerichtete Abschiedsräume. Angehörige bekommen sogar die Möglichkeit,
diese Räume selber zu dekorieren. So kann man sich vom dort Verstorbenen in würdevoller, persönlicher Atmosphäre verabschieden.


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18.06.2018 um 12:29
Zitat von musikengelmusikengel schrieb:Zu Hause aufbahren, würde ich heute schon überhaupt nicht mehr machen, .
Warum denn nicht? Wuesste nicht, wo da das Problem ist. Meine Oma ist zu Hause verstorben, und lag dann noch einige Stunden in ihrem Bett, bis der Arzt und dann irgendwann der Bestatter kam. Das habe ich als sehr angenehm empfunden. Ich bin auch erst nach Hause gegangen, als sie dann abgeholt wurde.
Zitat von Interesse_01Interesse_01 schrieb:Das mit den Ständern finde ich interessant. Wobei man bei manchen Fotos sieht das die Menschen auf dem Boden liegen und alles so arrangiert wurde als würden sie stehen.
Wo genau siehst Du denn solche Fotos? Hab ich noch nie gesehen. Die Staender haben ja mit der PM Fotografie nichts zu tun.
Zitat von Interesse_01Interesse_01 schrieb:Geht es nur mir so oder sind es größtenteils Kinder die man fotografierte?
Ich glaube, es wirkt nur so, weil Kinder und junge Leute auf solchen Fotos eine groessere Anziehungskraft haben als alte Leute. Soweit ich weiss gehoerte ein Foto auf dem Totenbett so dazu wie ein Foto auf einer Hochzeit.


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18.06.2018 um 12:33
Also auf den Sterbekarten, die beim Begräbnis verteilt werden, kann man ruhig Fotos aus "besseren" Zeiten nehmen. Wir hatten in der Verwandtschaft vor Jahren einen Todesfall, wo man ein recht aktuelles Bild des Verstorbenen kurz vor seinem Tod verwendet hatte. Das sah aus, als hätte man ihm auf dem Totenbett nochmal die Augen geöffnet. Wirklich erschreckend. Da wäre gar kein Foto besser gewesen, als so eins.
Die meisten verwenden ältere Fotos ihrer Verstorbenen. Manchmal 10 Jahre und älter. Gerade wenn ein Mensch längere Zeit sehr krank war und ganz anders aussah, als in gesunden Zeiten. Man erinnert sich halt lieber an den gesunden, fitten Menschen, als an den kranken, dahinsiechenden.


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18.06.2018 um 13:22
@Escodia
sorry, ich hatte denke ich in meiner Antwort das Sterbebild mit dem (letzten) Totenportrait durcheinandergebracht.
Unter dem Gesichtspunkt hast Du recht, da sollte man das Bild aus "besseren" Tagen vorziehen, oft wird ein auch ein
entsprechendes Portrait des Verstorbenen während der Trauerfeier neben dem Sarg aufgestellt.

sterbebild-trauerandenken-blaetter-08pk
Zitat von AlarmiAlarmi schrieb:Interesse_01 schrieb:
Geht es nur mir so oder sind es größtenteils Kinder die man fotografierte?
Ich glaube, es wirkt nur so, weil Kinder und junge Leute auf solchen Fotos eine groessere Anziehungskraft haben als alte Leute. Soweit ich weiss gehoerte ein Foto auf dem Totenbett so dazu wie ein Foto auf einer Hochzeit.
Ein wesentlicher Grund ist sicher, daß damals die Kindersterblichkeit wesentlich höher war und auch viele Menschen schon
in jungen Jahren starben.
Starb ein Kind kurz nach der Geburt oder noch bevor es sein erstes Lebensjahr vollendet hatte, war das Totenportrait meist das einzige Erinnerungsfoto, daß den Eltern von ihrem Kind blieb.


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25.06.2018 um 10:14
@cute_lenore
ja genau sowas meine ich, da kann man als Hinterbliebener, Freund, Bekannter sagen, ja genau so kannte ich ihn/sie.

Das erwähnte Foto von dem Onkel das war damals ein regelrechter Skandal. Da haben sich viele drüber geärgert, warum ein solches Bild von dem Verstorbenen verwendet wurde. Das hat der Familie einen großen negativen Ballast eingebracht. Bis heute.


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25.06.2018 um 10:29
Zitat von EscodiaEscodia schrieb:Das erwähnte Foto von dem Onkel das war damals ein regelrechter Skandal. Da haben sich viele drüber geärgert, warum ein solches Bild von dem Verstorbenen verwendet wurde. Das hat der Familie einen großen negativen Ballast eingebracht.
Da frag ich mich dann auch - warum aeussert man das? Es gibt Zeiten, an denen Ehrlichkeit nicht angebracht ist. Das ist eine davon!


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26.06.2018 um 09:50
@Alarmi
Tja. Ländliche Gegend. Jeder kennt jeden. Da hängt dir sowas wenn's blöd läuft den Rest deines Lebens an. Ich finde das auch nicht gut.


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26.06.2018 um 10:00
@Escodia
Hab das bei uns gerade miterlebt. Ein entfernter Verwandter hat in die Todesanzeige seiner Frau geschrieben - als Zitat! - "Jetzt ist alles gut". Es waren ihre letzten Worte bevor sie gestorben ist, und ich fand es wunderschoen, auch in einem anderen Zusammenhang. Haben die Leute sich drueber echauffiert. Ich glaub ich waere an die Decke!


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27.06.2018 um 11:05
@Alarmi
Ja ich weiß was du meinst. Hier hat sich Anfang des Jahres eine Frau das Leben genommen, sie war die Leiterin vom ehemaligen Kindergarten meines Sohnes. Mich hat das sehr getroffen, weil sie so lebenslustig wirkte. Und kurze Zeit später war halt ein Nachruf vom Lebensgefährten in der Zeitung mit sehr liebevollen Worten. Da haben sich auch viele drüber aufgeregt, weil man das doch nicht so öffentlich macht.


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27.06.2018 um 11:07
Zitat von EscodiaEscodia schrieb:weil man das doch nicht so öffentlich macht.
Weil es ja irgendwie immer noch eine Schande ist, depressiv zu sein. Widerlich!


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27.06.2018 um 11:10
Nein weil man Liebesbezeugungen nicht öffentlich macht. Von den Depressionen ganz zu schweigen.


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27.06.2018 um 11:27
Zitat von EscodiaEscodia schrieb:Nein weil man Liebesbezeugungen nicht öffentlich macht. Von den Depressionen ganz zu schweigen.
Die Meckerer waren sicherlich jenseits der 70?


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27.06.2018 um 15:39
@Alarmi
ja natürlich.

Was mir noch einfällt zu den gemalten Augen. Auch das muss nicht unbedingt ein Zeichen für PostMortem sein.
Es gibt einige alte Fotos von meinen Vorfahren, teils schon über 100 Jahre alt. Und da sind auch bei einigen die Augen nachgemalt, obwohl die Personen zu dem Zeitpunkt nachweislich am Leben waren.
Vielleicht wurde das auch gemacht, wenn die Bilder unscharf waren. Es waren ja teils sehr lange Belichtungszeiten.
Auch von meiner Oma gibt es ein Kinderfoto, da war sie so ca. 4 Jahre alt, also miss das Bild um 1940 entstanden sein. Auch da sind die Augen nachgemalt. Und meine Oma wird im Dezember 82. Also nix mit PostMortem.


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27.06.2018 um 16:27
Jetzt ist alles gut - das ist echt schön, gefällt mir!
auf der Parte meiner verstorbenen Schulfreundin war ein Foto (wie ein Passbild) auf dem sie sehr gut und gesund ausschaut. Heute kann man ja die Parten ganz toll gestalten, ich gestehe, dass ich mir ab und zu im INternet die Parten wildfremder Menschen anschaue. Jedenfalls war bei Ihr ein großes Foto wie ein Bildwasserzeichen, wie sie da steht an einem Wasserfall, und da sieht man ihr die Krankheit schon sehr an. Ich hab geschluckt, als ich das sah, es ist zwar sehr ehrlich, da sie 10 Jahre sehr krank war, aber irgendwie hat es mir nicht recht gefallen, dass das so gezeigt wird. Ist aber nur meine persönliche Meinung, der Familie war es vllt wichtig, vor allem weil die KInder sie nicht anders kannten.
Ich habe kein PostmortemFoto von einem Verwandten, nur Fotos vom Begräbnis meines Urgroßvaters, was ich immer schon sehr skuril fand, wie man auf die Idee käme, ein Begräbnis zu fotografieren (in den 70er Jahren).


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27.06.2018 um 22:50
Zitat von musikengelmusikengel schrieb am 15.06.2018:Alte Bräuche
Kurz nach Eintritt des Todes wird ein Fenster geöffnet, damit die Seele hinausfliegen kann. Danach werden die Augen und der Mund geschlossen
Also das kenne ich von der Arbeit auch so, stirbt ein pat wird das Fenster immer auf gemacht und Mund und Augen geschlossen.
Meist legt man noch eine Blume in die gefalteten Hände.

Als brauch zum trauern finde ich shiva sitzen aus dem Judentum interessant und schön zugleich, da es meiner Meinung nach tatsächlich mal ein brauch ist der einem beim trauern helfen kann. Also nicht alle Aspekte aber einige.


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28.06.2018 um 07:17
Zitat von sylvanasylvana schrieb:Fotos vom Begräbnis meines Urgroßvaters, was ich immer schon sehr skuril fand, wie man auf die Idee käme, ein Begräbnis zu fotografieren
Finde ich jetzt nicht so skurril. Bei uns wurden frueher immer die Graeber fotografiert wenn sie fertig gemacht waren.


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28.06.2018 um 09:00
https://www.youtube.com/watch?v=cA1XA1kS6Nk (Video: PostMortem Photography)

so viele Kinder...furchtbar, wie viel Leid für die Eltern...

sehr interessant finde ich hier das nackte Baby..doch ungewöhnlich für die damalige Zeit...
und das eine Foto sieht aus wie bei einem Siedler-Treck in den USA...

bevor es die Fotografie gab, wurden die verstorbenen Kinder in den Ölgemälden festgehalten..Beispiel : eine leere Baby-Wiege mit ins Bild gemalt..in Erinnerung an ein bereits verstorbenes Baby..fand ich auch sehr interessant...
grüße


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28.06.2018 um 09:41
@musikengel
Genau. Da gibt es z.B. ein Gemälde der französischen Königin Marie Antoniette, deren jüngstes Kind mit nur 11 Monaten starb und da wurde sie auch mit ihren 3 überlebenden Kindern gemalt, mit einer leeren Wiege daneben, wo ein Kind drauf zeigt, als Symbol für das verstorbene Baby.


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Postmortem Fotografie

28.06.2018 um 11:30
@sylvana
ich halte es wie gesagt auch für angenehmer, ein Foto aus gesunden, "guten" Zeiten für die Sterbekarte auszuwählen.
im Falle einer Krankheit, die sich über einen sehr langen Zeitraum hinzieht, kann es natürlich auch mal schwierig sein, ein aktuelles Foto auszuwählen.

Im Internet gibt es nicht nur die Möglichkeit, solche Sterbebilder auf Gedenkseiten anzuschauen, sondern in Online Printshops selber zu gestalten und dann auch zu bestellen.
Es wäre durchaus eine Möglichkeit, dort eine Sterbekarte für sich selber zu gestalten, in Text und auch mit Bild.
Die Karte bräuchte man ja nicht gleich zu bestellen, sondern den Entwurf nur ausdrucken und beiseite legen.
So hätten deine Angehörigen, wenn es soweit ist, eine Vorlage von Deinen persönliche Vorstellungen Deiner Sterbekarte.

Auf oder nach einer Beerdigung zu fotografieren finde ich gar nicht so abwegig.
Das wird schon mal so gemacht. Ich kenne es, das dann Fotos von dem frischen Grab, noch mit dem "Hügel" aus Kränzen und Blumen
oder dem fertig angelegten, gepflegten Grab gemacht werden.
Natürlich ist es immer schöner, das Grab eines Angehörigen oder Freundes regelmäßig zu besuchen, aber wer z.b weit entfernt wohnt oder aus anderem Grund kaum Gelegenheit hat, das Grab zu besuchen, dem kann so ein Foto sehr viel geben.

@Dr.AllmyCoR3
das mit dem Verschließen von Mund und Augen und falten der Hände direkt nach Eintritt des Tode finde ich einen wunderschönen ersten
Dienst am Verstorbenen. Auch ihm eine Blume in die Hände zu geben oder auf die Brust zu legen ist etwas Schönes.
Das Foto unten ist eine nachgestellte Szene aus einem Film über Sterben und Abschied in Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Aber so ungefähr stelle ich mir einen schönen würdevollen Abschied am Sterbebett vor.
t4fcabf TiXUedrdgXA


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28.06.2018 um 12:26
@Escodia
@musikengel
ja, schon recht traurig,
einige der Bilder aus dem Video kennt man zwar schon, aber es recht heftig und berührend, diese Aufnahmen gesammelt in der kurzen Abfolge zu betrachten.
Aber man bekommt so ein Gefühl dafür, wie wichtig die Erinnerungs- und Abschiedsfotografie den Menschen damals war.

Und in der Zeit bevor die Fotografie erfunden und weiter entwickelt wurde waren es Gemälde und Zeichnungen in denen dem Verstorbenen
eine bleibende Erinnerung geschaffen wurde.
"Geschaffen" auch, weil das Malen und Zeichnen natürlich noch Zeit aufwendiger war, als das Fotografieren in seinen Anfängen.

Es waren meist Künstler oder Maler, die auf Honorar arbeiteten, was sich dann natürlich auch nur Betuchte oder Adlige leisten konnten.
Manchmal mußte so ein Maler aber auch eigene Familienmitglieder auf der Totenbahre malen.

Ich stelle es mir schon schlimm vor, sich beim Malen eines geliebten Familienmitglieds auf dem Totenbett darauf zu konzentrieren, ein schönes Abbild von diesem zu erstellen.


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