Psychischer Determinismus
13.10.2006 um 16:13
Unser freier Wille hat seinen Sitz im Geist, ist Ausdruck unserer Geistigkeit. Doch imtäglichen Leben ist dieser Wille eingesponnen in das Wirken des Verstandes, derseinerseits nicht nur Impulse aus dem Geistigen, sondern auch aus dem Körperlichenverarbeitet wie Sinneseindrücke, Gefühle, lebenserhaltende Triebe. Daher spiegeln sichin unseren Gedanken bzw. im Tagbewußtsein nicht nur die aus dem Geiste geborenenWillensakte, sondern vor allem auch die Ergebnisse des Verstandeswirkens: „Jetzt möchteich etwas essen“, werden zum Beispiel die körperlichen Hungerimpulse in Klartextübersetzt. Oder: "Weil fünf mal vier zwanzig ist, ist auch vier mal fünf zwanzig!“
Leider haben sich heute sehr viele Menschen weitgehend verfangen in der vom Verstandgeprägten Gedankenwelt, sie sind getrieben von Vorstellungen und Vorbehalten, Erfahrungenund Begierden sowie festgelegten Routinen. Diese Abhängigkeit vom eigenen Körper istihnen oft nicht bewußt, aber sie führt dazu, daß ihr an sich freier Wille zu einemabhängigen, also gebundenen Willen wurde. Und wenn Psychologen beobachten, wie sehrMenschen durch ihre Erlebnisse und Gedankenwelten „gesteuert“ sind, so sollte es nichtverwundern, wenn sie die Existenz eines freien Willens in Zweifel ziehen.
Dochdieses im Grunde traurige Sich-Ergeben in das eigene Verstandeswollen müßte nicht sein.Der gebundene Wille kann, wenn auch vielleicht nur mit großer Mühe, wieder befreit werden und im Hinblick auf unsere Verantwortung, die wir als Menschen zu tragen haben, solltenselbstauferlegte Grenzen nach dem Motto: „So bin ich halt, so ist es halt“ möglichstüberwunden werden.
Unser freier Wille bietet uns die großartige Möglichkeit,das eigene „Lebensschiff“ in die gewünschte Richtung zu steuern. Doch diese Fähigkeit desEntschlusses hat auch eine Kehrseite, die untrennbar zu ihr gehört, nämlich dieVerantwortung. Das bedeutet: Wir sind frei in der Wahl, doch die Folgen dessen, wozu wiruns entschließen, haben wir zu tragen. Mit jedem Entschluß prägen wir Menschen ein StückWirklichkeit, und im Gesetz der Wechselwirkung antwortet das Leben auf das, was wirwollen, denken, tun. „Verantworten“ bedeutet demnach: die Antwort des Lebens erfahren,mit ihr umgehen, sie verwerten, durchleben müssen. Der Begriff „Verantwortung“ ist alsoalles andere als jene hohle Worthülse!
Mit der Macht des Wollens könnte uns nämlichin kürzester Zeit eine innere Umkehr, ein Aufschwung und Neubeginn gelingen würden wirunseren freien Willen zur Nächstenliebe, Selbstüberwindung, Veredelung undVervollkommnung betätigen. Aber statt diesen aufbauenden, fördernden Weg des Guten aktivzu gehen, sind wir heute durchweg daran gewöhnt, uns gehen zu lassen, also in diePassivität, die Geistesträgheit zu versinken. Und deshalb scheinen wir wie hilfloseMarionetten in den Fäden unseres Schicksalsnetzes zu baumeln, nach Wohlstand und Genüssenstrebend, aber unfrei im Inneren.
Wir durchleben einen umfassenden Lern- undReifeprozeß, dürfen Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln, wozu notwendigerweise auch dieMöglichkeit gehört, frei und selbstverantwortlich zu entscheiden und Fehler zu machen.Wir sollten uns dieses unermeßlichen Geschenkes, durch Erfahrung Bewußtsein entwickeln zudürfen, würdig erweisen. Leider aber führen uns Menschen Unverstand und Lebensferne sehrleicht in gedankliche Sackgassen. Man kann nicht leben und bewußt sein wollen, aberzugleich das, was untrennbar zum menschlichen Leben gehört nämlich dieSelbstverantwortung ablehnen. Nützen wir die uns geschenkten Möglichkeiten doch einfachzum Guten dann wird auf Dauer die Lebensfreude überwiegen, und wir erfahren ohne vieldarüber nachzugrübeln das Wunder des Bewußtwerdendürfens als die unverdiente Gnade, diees ist!
Was „gut“ ist, das empfindet jeder Mensch bis in seine Fingerspitzen.Es ist immer das, was ebenso aufbauend, fördernd, zielorientiert wirkt
Dieweitreichenden Möglichkeiten, die unsere Willenskraft bietet, sind uns heute, da dieExistenz des freien Willens immer häufiger bestritten wird, zumeist nicht bewußt. Leider,denn die Kraft des Wollens ist der Schlüssel zu allen unseren Gedanken und Handlungen,zumLebensglück.
Wie frei wir wirklich sind?
Wir sind wirklich frei wenn wires wollen.