Photographer73 schrieb:Rückblickend muss ich wirklich sagen - neben all dem Scheiß, vielen schwerkranken Menschen, leider auch zahlreichen Toten, Einschränkungen etc, ich hab die Entschleunigung der Zeit auch irgendwie genossen.
Natürlich war die Zeit eine ganz ganz schlimm, vor allem am Anfang, als man noch gar nicht richtig wusste, was da jetzt eigentlich passiert. Man bekam mit, dass die Leute teilweise starben "wie die Fliegen", sah Horrorbilder von Kühlwagen und hörte von Massen von Leichen, die nicht schnell genug bestattet werden konnten.
Das Schlimme war ja erst auch, dass man kaum Möglichkeiten hatte, sich zu schützen. Medizinische Masken, Coronatests und die Schutzimpfung gab es nicht sofort, das musste alles erst entwickelt und hergestellt werden.
Die Ängste und Unsicherheiten waren sehr groß. Zumindest für mich kann ich das so sagen.
Doors schrieb:Ich sah die Zeit als willkommene, manchmal aber auch unwillkommene Pause in meinem stressigen Alltag. Keine Termine, keine Reisen, keine Kontakte, keine anderen Menschen. Zurückgeworfen auf mich selbst hatte ich endlich mal die Zeit und Gelegenheit, nachzudenken. Rückblickend kann ich sagen: Ich fand's gut!
Für mich war es auch weniger stressig als normalerweise. Entschleunigt. Ich bin ein Mensch, der es ruhig mag. Dann ist meine Konzentration besser. Dass es viel weniger Termine als üblich gab fand ich positiv. Weniger Verkehr und somit weniger Staus, Abgase und Gehupe fand ich ebenfalls sehr positiv.
In RLP gab es, anders als z.B. in Bayern oder so, auch keine Ausgangssperren und Sport im Freien war immer erlaubt.
Ein Bekannter von mir ist Franzose. Er ist nachts heimlich draußen Rad gefahren.
Ich musste auch keine Sonderdienste machen, was ich gut fand. Tatsächlich mussten wir im Lockdown über einige Wochen etwas weniger Stunden pro Woche arbeiten, bedingt durch ein Schichtmodell, das seitens unserer Leitung festgelegt wurde.
Syringa schrieb:eine Zeit von vielen Überstunden, Arbeit bis zur Erschöpfung und der Angst vor Ansteckung im Umgang mit Infizierten.
In der Tat, wer im medizinischen Bereich (dazu zählen ich auch die Menschen in Testlaboren) gearbeitet hat hat da meist Übermenschliches geleistet und es gab leider auch Opfer.
sooma schrieb:Viele hat das auch ihre berufliche Existenz gekostet
Das ist auch sehr bitter. Es gab Hilfen vom Staat, aber die halfen natürlich nicht dauerhaft.
Man erfuhr plötzlich, was "systemrelevante Berufe" waren. Darüber hatte ich mit nie Gedanken gemacht.
Doors schrieb:Wir haben hier mit einigen Leuten Einkaufsdienste für "Risikogruppen"organisiert, und das hält heute noch.
Meine Tochter hat mehrmals für eine alte Frau eingekauft.
Manche Senior:innen wollten das aber gar nicht. Ich hatte bei manchen das Gefühl, dass sie die Gefahren auch unterschätzt haben. Meine Eltern wollten immer ganz normal einkaufen gehen. Einmal habe ich ihnen etwas mitgebracht, als sie in Quarantäne waren. Telefonisch hatten sie mir durchgegeben, was sie haben wollten.
sooma schrieb:Homeoffice
Etwas sehr Gutes! Durch die Not wurde es möglich gemacht. Home Office, mobiles Arbeiten, Telearbeit, Telefonkonferenzen, Videokonferenzen.
Das hat sich dadurch etabliert und wurde vielfach beibehalten.
Was glaube ich suboptimal war, war teilweise das Home Schooling.
Unser großes Digitalisierungsprojekt hat sich durch die Leute, die man ins Home Office geschickt hat, sogar beschleunigt 👍
sooma schrieb:dass man endlich richtig gute Zeit mit seiner Familie verbracht hat und der Badesee, der Spaziergang, das Brettspiel auch genug sein können.
sooma schrieb:das genaue Gegenteil gibt es halt wiederum auch: dass das Aufeinanderhocken, die Isolation und Nichtstun(können) Gewalt und/oder Depressionen in der Familie gefördert hat.
Wenige Monate vor Corona war mein jetziger Mann zu mir gezogen. Das hat natürlich vieles einfacher gemacht. Wir haben es uns zu Hause gemütlich gemacht. Wir waren in den Jahren zuvor immer viel bei Konzerten, Veranstaltungen usw.
Da bestand somit auch kein Nachholbedarf.
Im Mai 2020 sind wir auch mit dem Wohnwagen an die Ostsee weggefahren, gleich als die Campingplätze wieder öffneten. Gerade beim Camping war es kein Problem, Abstand zu halten. Und viel draußen war man auch.
Leider haben wir in dieser gemütlichen Zeit gewichtsmäßig zugenommen...
anthe schrieb:Mein positiver Effekt ist der feste Entschluss, mich Büroplankton nicht mehr ausbeuten zu lassen.
Was meinst Du damit? Büroplankton verstehe ich nicht ganz...
Tussinelda schrieb:Nur manchmal findet sich in den beschissensten Situationen dann doch für manche auch etwas Gutes,
Richtig. Der Mensch ist zum Glück grundsätzlich anpassungsfähig und kann lernen, sich zu arrangieren.
Man kann eine schlechte Situation annehmen sich daran anpassen oder resignieren und sich hängen lassen.