nasenstüber schrieb:Der eine denkt vllt an den Laden, der andere an einen männlichen Bäcker, weil er haupsächlich mit solchen in Kontakt kam, wieder ein anderer denkt bei dem Wort nur an die schöne Bäckereifachverkäuferin, weil er sich verknallt hat, usw.. DAS heißt hier sexusindifferent.
Nein, du vermischt hier alles miteinander. Zunächst vermischt „woran Leute denken“ mit der sexusindifferenten Verwendung. Das hat aber erstmal nichts miteinander zu tun. Das eine ist Kognition, das andere Grammatik. Natürlich ist es schön, wenn das wie etwas gemeint ist, auch so verstanden wird.
Also wenn eine generische Verwendung von „Bäcker“ auch als generisch verstanden wird, als allgemeiner Bäcker (m/w/d) und nicht als der Bäcker.
nasenstüber schrieb:Beim Bäcker Mann korrelieren Genus und Sexus; bei der schönen Bäckerin, die eben auch mit dem Wort Bäcker in der Aussage assoziiert werden kann, korrelieren Genus und Sexus nicht.
Der gM bezeichnet BEIDE - sexusindifferent - egal ob damit im konkreten Fall der Bäcker oder die Bäckerin gemeint ist. Dass das gM verwendet wird um explizit weibliche Personen anzusprechen ist selten und im Fall „Ich gehe zum Bäcker“ nicht gegeben.
Nochmal: der konkrete Fall (gM bezeichnet konkret eine Frau) ändert nichts daran das der gM
generisch ist und sich nicht auf das Geschlecht der Frau bezieht. Und genau darum geht es wenn du den Zusammenhang zwischen Genus/Sexus betrachten willst.
nasenstüber schrieb:Das ist halt die Besonderheit des Deutschen, dass sowas eben nicht völlig absurd anmutet, wenn man als Frau sich ebenso mit generisch maskulinen Substantiven angesprochen fühlen kann. Der Fußgänger, der Kraftfahrer etc.. all diese Begriffe können für Mann und Frau gleichermaßen verwendet werden, und je nach Sexus gibt es eben Korrelationen mit dem Genus oder nicht.
Im konkreten Fall ja, eben weil der gM sexusindifferent ist und sich nicht danach richtet. Du schreibst es selbst der gM kann Mann und Frau bezeichnen, beides. Und er kann nicht nur, er macht das grundsätzlich, er bezeichnet immer beides.
Vgl. mit grundsätzlich generischen Begriffen wie der Mensch oder die Person.
nasenstüber schrieb:Der Rezipient wird also in dem sehr alltagsnahen Beispiel nicht (ausschließlich) von der hohen G/S Korrelation des besagten Teils der Personenbezeichnungen geprät
Doch. Jeder der halbwegs Deutsch spricht weiß (ob er das ausdrücken kann oder nicht) das der Bäcker einen männlichen Bäcker bezeichnet und dass das Wort generisch (verallgemeinert) für alle Bäcker unabhängig vom Geschlecht verwendet werden kann.
Weiter ist es ja kein Zufall, dass die Berufsbezeichnungen im Gro männlich sind, mit wenigen Ausnahmen (Hebamme, Krankenschwester, Zofe), auch da gibt es einen direkten Bezug auf den Sexus - wenn auch einen anachronistischen. Und dieser Anachronismus löst sich ja ohnehin auf, etwa mit den ganzen …fachkraft Bezeichnungen.
Es ist jedenfalls kein Zufall das es der Bäcker, der Schuster, der Müller usw. heißt, das waren früher eben Männer, keine Frauen.
nasenstüber schrieb:wobei er hier hauptsächlich nur an Männer denken müsste/solle, wenn er das Wort "Bäcker" vernimmt, sondern vielmehr von seinen persönlichen Erfahrungen, von seinem eigenen Umgang mit Sprache und eben vom ganzen Kontext, in dem das Wort steht, nicht wahr?
Du vermischt wieder Kognition mit Grammatik. Ob man da nun an Männer denkt (in der Vorstellung) ist nicht ausschlaggebend ob man die generische Verwendung versteht. Selbst wenn man weiß/versteht, das man beim Bäcker zur Bäckerin geht, kann man trotzdem beim Wort Bäcker eher an Männer als an Frauen denken. Dazu gibt es Studien, die genau das aufzeigen.
Aber nochmal: was der gM im konkreten Fall bezeichnet und woran da konkret gedacht wird, ändert erstmal nichts daran das er generisch ist, das er immer und grundsätzlich alle Geschlechter meint (es gibt Ausnahmen).
nasenstüber schrieb:Und, dass es zuguterletzt wohl wirklich auch so ist, dass der Rezipient nicht von der hohen Korrelation der besagten Teilmenge der Personenbezeichnungen ausschließlich, oder zumindest im hohen Maße geprägt wird, zeigen eben auch die hier häufig genannten Studien, die doch ein eher überschaubareß Maß an tatsächlichen Verwechslungen vom generischen und dem spezifischen Maskulinum bekunden. So hab ich sie zumindest in Erinnerung.
Wenn der gM konstant zu Verwechselungen mit dem nicht generischen Maskulinum führen würde, würde man es nicht benutzen. Das war aber auch nie die Kritik der Genderfans, das der gM nicht alltagstauglich wäre und es zu oft verwechselt würde. Von daher: was soll das? Ja die Deutschen sind in der Lage diese Konstruktion relativ fehlerfrei zu benutzen, das rechtfertigt sie aber nicht und sagt auch sonst nicht viel aus. Beim Gendern geht es doch um eine moralische Bewertung der Sprache (der gM ist exkludierend/diskriminierend usw).
Und natürlich können Wörter und Verwendungen aus diesen Gründen aus der Sprache ausgeschlossen werden, ich spare es mir mal dafür Beispiele zu bringen. Ist jedenfalls nix Neues.
Die Frage ist also nicht ob der gM irgendwie grammatisch, kognitiv, inhaltlich unverständlich, missverständlich oder falsch wäre, sondern ob er moralisch falsch ist und wenn ja was daraus folgt.