H.W.Flieh schrieb: Ich will jetzt nicht zu sehr in Politik abdriften, aber es mehren sich seit Jahren Meldungen, wie katastrophal schlecht es um die Ausrüstung der BW steht. Ebenfalls war es seit Jahren immer ein Thema, dass Deutschland jedes Jahr aufs neue nicht den vertraglich zugesichterten Pflichten gegenüber der NATO Vorgaben nachkommt, 2% seines BIP für das Militär auszugeben.
Insgesamt hatte der Bereich Bundeswehr ja sehr viel an Bedeutung verloren. Da man aber kein akutes Bedrohungsgefühl hatte (und jetzt wieder hat), fand man es auch nicht so schlimm, dass nicht viel Geld investiert wurde.
H.W.Flieh schrieb:Naja, wenn man von Soldaten hört/liest, dass sie privat, von ihrem Gehalt, Ausrüstung kaufen, weil die dienstlich gestellte entweder ungeeignet, nicht vorhanden, oder veraltet/defekt ist, dann ist das etwas krasser, finde ich zumindest. Zumal das Geld dann auch in der Haushaltskasse der Soldatenfamilien fehlt.
Das gibt es in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes. Ich arbeite an einer Schule, deren Ausstattung und deren Gebäudezustand katastrophal ist. Als der erste Lockdown kam, hatten wir noch nicht mal WLAN oder Dienstcomputer oder irgendwas in die Richtung. Im ersten und zweiten Lockdown haben wir das gesamte Homeschooling mit unserem privat angeschafften Zeug gemacht (Computer, etc.). Da die Schüler zunächst kein Budget für das Verschicken der Aufgaben hatte, habe ich sie z.T. per Fahrrad, z.T. per Auto ausgefahren und die Schüler, die mir zu weit weg wohnten, habe ich dann per Post beliefert (und das Porto selbst gezahlt). Als der Hybridunterricht begann, gab es bei uns in der Schule die bizarre Situation, dass man Videokonferenzen nur von daheim machen konnte - oder mit privatem Laptop und privatem Datenvolumen.
Sprich: Es ist in vielen Bereichen fünf nach zwölf, zehn nach zwölf ....
rhapsody3004 schrieb:Die selben Menschen, die da nachgefragt haben, könnten jetzt auch nachfragen, warum arbeits-
und kampffähige jüngere Männer aus der Ukraine flüchten.
Dass man mich nicht missversteht; Habe volles Verständnis unabhängig des Alters und des Konflikts bzw. Krieges (Syrien oder Ukraine) für alle Menschen, die aus Angst vor ihrem Leben, entweder wegen Krieg oder politischer Verfolgung, aus ihrem Heimatland fliehen oder fliehen wollen und nach Mitteleuropa kommen wollen. Oder weil Flüchtlingslager (bspw. in sicheren Staaten) nicht unseren mitteleuropäischen humanistischen Standards als Oberbegriff hinsichtlich Versorgung, Hygiene und Unterbringung entsprechen.
Ich hatte bei der großen Flüchtlingkrise und der kleineren an Polens Grenze letztes Jahr eher das Gefühl, dass das Problem nicht die vielen jungen Männer an sich waren, sondern eher deren Herkunft und Glauben.
Es sind im letzten Jahrzehnt fast 1 Million syrischer Flüchtlinge in der BRD aufgenommen worden. Das finde ich eine ganze Menge.
Die ersten Flüchtlinge, die aus der Ukraine hier bei uns angekamen, war ein Bus mit 200 Kindern. Wir kommen da vermutlich nicht auf einen Nenner, aber ich glaube, dass in dem Zitat „Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern der wird selbst Kalkutta.” tatsächlich etwas dran ist. Wenn du dann allen Leuten helfen würdest, müsstest du ja Millionen Leute aufnehmen. Dazu braucht es erst einmal Konzepte, die tragen, damit man nicht so endet wie in Neukölln oder anderen Brennpunktgebieten.
Soweit ich weiß, lässt die Ukraine keine Männer zwischen 18 und 60 ausreisen.
Wir brauchen dringend ein Einwanderungskonzept, das klar Arbeitsmigration und Flüchtlinge trennt.
rhapsody3004 schrieb:Dazu besteht ja nun Gott sei Dank gar keine Pflicht. Finde, dass es da nicht mal eine moralische Pflicht geben sollte, sich auch dahingehend zu integrieren.
Je weiter deine Religion und Herkunftskultur von der aufnehmenden Kultur auseinanderklafft, umso schwieriger wird es, sich zu integrieren (Ausnahmen gibt es immer). Ich glaube tatsächlich, dass die Integration von EU Arbeitsmigranten aus dem Grund einfacher ist, weil sie mehr kulturelle Gemeinsamkeiten aufweisen.
rhapsody3004 schrieb: Da sehe ich unsere Sprache zu lernen schon sehr viel wichtiger für eine gelungene Integration an als irgendwelche christlichen Feiertage mitzufeiern.
Das natürlich schon. Aber es gibt so viele Problemfelder, wo Religion in den Alltag übergeht (Schwimmunterricht, Klassenfahrten bei Mädchen, männliches Kind darf Lehrerin nicht die Hand schütteln, Antisemitismus, Homophobie ... alles Dinge, von denen wir dachten, wir hätten das vor Jahrzehnten hinter uns gebracht)