Triage
31.10.2021 um 12:34Photographer73 schrieb:Und diese Gedankenspiele können auch erweitert werden, weil es auch Unfallopfer treffen kann, Herzinfarktpatienten, Schlaganfallpatienten usw usw.Und es kann auch den Fall geben, dass bei einer Geiselbefreiungsaktion sowohl der etwas jüngere Geiselnehmer als auch die etwas ältere Geisel sehr schwer verletzt werden. Beide haben in etwa gleiche Überlebenschancen. Und dann steht man im KH vor der Frage, wer von beiden das einzige freie ITS-Bett bekommt bzw. welchem der anderen Intensivpatienten man ein Bett wegnimmt, um Geiselnehmer und Geisel versorgen zu können.
Ich möchte die oder den sehen, der in so einer Situation nur stringent in Richtung „Würde des Menschen“ denkt und nicht doch irgendwo auch daran, dass die Geisel oder der Patient der weichen muss, für die Situation nichts kann. Wohlgemerkt, daran denkt, nicht unbedingt danach handelt.
Das gleiche Dilemma stellt sich doch auch bei reinen Quantitäten. Eine beliebte Frage lautet da immer, ob der Staat ein von Terroristen entführtes Flugzeug abschießen darf, das Kurs auf ein vollbesetztes Stadion genommen hat und darüber abzustürzen droht. Ist es ehtischer, 300 Menschen zu opfern anstatt 50.000 oder ist es das nicht? Mit der „Würde des Menschen“ allein kommt man zu keiner Handlungsempfehlung in solche Extremsituationen.