schnullbacke schrieb:Hier gebe ich nur mal zu bedenken, dass selbst wenn der Verlauf der Virenlast beim geimpften kürzer ist, der geimpften dennoch mehr Viren abgeben kann wenn er die ganzen Tage die er ansteckend ist draußen rumläuft und der nichtgeimpfte in Quarantäne ist.
Dieses Argument ist in sich schlüssig und nicht per se falsch.
Aber es ist eine recht abstrakte Betrachtung unter Verwendung großer Extreme. Es mag Fälle geben, in denen jemand als Ungeimpfter aufgrund besonderer Vorsorge weniger Infektionsrisiko für andere bedeutet, als einer, der geimpft aber viele erstgradige Kontakte hat.
Aber unterm strich ist es nun mal eher so, dass sich das Kontaktverhalten kaum unterschieden dürfte. Vor allem nicht perspektivisch.
Vor allem kann man die Impfung nicht eben so mal nachholen. Wenn sich die Lebensumstände - warum auch immer - ändern, dauert es mehrere Wochen, die Impfung zu haben. Wird man da nicht eher sich sagen: "Na ja, so dramatisch ist es jetzt auch nicht, wenn ich X oder Y treffe, die sind ja auch vernünftig und bestimmt auch vorsichtig".
Und dann gibt es ja noch einen weiteren Punkt:
Es ist nicht nur die unmittelbare Gefahr für andere, die von Ungeimpften ausgehen. Es ist der Umstand, den Staat zu zwingen, Infektionsschutzmaßnahmen in weitaus größerem Umfang aufrecht zu erhalten, weil der Staat eben dafür sorgen muss, dass nicht das Gesundheitssystem kollabiert.
Wer sich also nicht impfen lässt, sagt: "Ich stelle (unter sonst gleichen Voraussetzungen) für andere ein größeres Infektionsrisiko dar und ich zwinge anderen einschneidendere Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung auf."
Natürlich hat unser Handeln immer (oder meist) Auswirkungen auf andere und oft auch negative. Und viele dieser Dinge sind trotzdem OK.
Aber hier ist es so, dass es eine weitgehend unverständliche Handlung ist, die sowohl dem Handelnden selbst als auch seinem Umfeld schadet. Alleine, weil der Handelnde seine Fähigkeit, die Situation bewerten zu können, falsch einschätzt.
Das macht es so schwer erträglich.