Covid-19 - lasst ihr euch impfen?

Wobei mir irgendwie die Vorstellung widerstrebt, dass man nur lange genug warten muss, bis man, wenn sich herabläßt, sich endlich mal impfen zu lassen, von der Gesellschaft (insbesondere von den Blöden, die sich zeitig haben impfen lassen), die größtmögliche Belohnung kassiert.

Wie gesagt gefällt mir - nicht nur deshalb - am Ende die Idee ganz gut, dass hierzulande Gewerbetreibende staatlich verpflichtet werden, nur solche Kunden hereinzulassen, die nachweisen können, vollständig geimpft zu sein.

Palfrader schrieb:Das Aufheben von Einschränkungen für Geimpfte wäre sicher auch eine Möglichkeit. Birgt, je nachdem, natürlich genauso sozialen Zündstoff.

Nujo. Im Freibad darfst du nur ins Schwimmerbecken, wenn du schwimmen kannst. Wenn du noch Schwimmflügel brauchst, darfst du halt nicht rein.
Es steht dir ja frei, im Nichtschwimmerbecken zu plantschen...

In Sachen Covid 19 steht - wie so oft - immer im Vordergrund, dass das Wohl der Vielen schwerer wiegt als das Wohl der Wenigen, und der soziale Zündstoff ist so oder so da. Immerhin bin ich ein Schlafschaf, ein linksgrünversiffter, der sich von Bill Gates chippen lässt und überhaupt... Die halten ja nicht die Klappe, egal ob ich mich impfen lasse und damit Zugang zu mehr Freiheiten habe, oder nicht.

Nach ewigem Hin- und Her, Nichtanerkennen meines Berufes in der Priogruppe 3 - in NRW, in allen anderen Bundesländern schon, habe ich endlich für den 12.07. den Ersttermin für die Impfung mit Biontech, meine Frau ist kommenden Mittwoch dran, sie bekommt Johnson & Johnson bei ihrem Hausarzt.

Mein Onkel, seines Zeichens immerhin Beamter in unser aller Justizsystem, findet das nicht gut. Er will sich auch nicht impfen lassen. Seine Arbeitskollegin hat ihm gesagt....

Andante schrieb:Null Covid heißt neben vielem anderen auch: Einschränkung der Reisefreiheit. Und da versteht der Deutsche keinen Spaß.

Ich denke das ist nicht nur der Deutsche der da keine Spass mehr versteht. Für die die kein Berufverbot haben heißt es arbeiten und malochen. FFP2 Masken und Co machen die arbeiten für die nicht leichter.
Und was ist mit Freizeit, mit der Möglichkeit sich vom Stress und der Arbeit sich zu erholen? Die ist Tod. Kein Kinos, keine Freizeitparks, keine Restaurant, kein Urlaub usw.
Die einen haben keine Arbeit und die anderen haben nichts mehr anders als ihre Arbeit.

Ich bin ja immer noch der Meinung das man 1-2 Monate nachdem genug Impfstoff verfügbar und ein Impftermin für jeden möglich war, das ganze einfach laufen lässt, alle Beschränkungen aufhebt. Wer sich nicht impfen lassen will bekommt dann halt Corona und wird so imun.

Jaime schrieb:Wer sich nicht impfen lassen will bekommt dann halt Corona und wird so imun.

Und was mache ich dann mit dem, der sich nicht impfen lassen will, ansteckt, und das Virus an meine 83jährige Großmutter weitergibt, die sich aus Gründen noch nicht impfen lassen konnte, und die dann elendig dran krepiert? Höre ich mir dann an "Die ist MIT Corona gestorben, nicht AN!"?

Spaß beiseite, sie ist natürlich geimpft.
Aber jeder, der sich nicht impfen lassen will, und dann ohne Beschränkung durch die Gegend rennt, bevor alle Impfwilligen geimpft sind gefährdet im Zweifel deren Gesundheit und Leben. Denn nicht jeder, der sich impfen lassen will, kann sich auch impfen lassen. Etwa, weil Erkrankungen/Therapien akut sind, die eine Wechselwirkung mit der Impfung hätten. Was willst du mit denen so lange machen? In der Quarantäne einsperren? Nicht zielführend...

Jaime schrieb:Und was ist mit Freizeit, mit der Möglichkeit sich vom Stress und der Arbeit sich zu erholen? Die ist Tod. Kein Kinos, keine Freizeitparks, keine Restaurant, kein Urlaub usw.

Es geht da mE um mehr als um reine Freizeit. Ich kenne genug Leute, mich eingeschlossen, die diszipliniert regelmäßig leidensgerechten Sport, etwa in Fitnessstudios oder in der Schwimmhalle (egal ob 1000 m Rücken oder Aquafitnessskurse und dergleichen) gemacht haben. Diese Leute haben sich, als sie das nicht konnten, ziemlich krank gefühlt. Und da müssen jetzt nicht irgendwelche Typen kommen und erzählen, dass man ja während der Pandemie hätte joggen oder Holz hacken oder Trampolin hätte springen können. Nee, hätte man nicht können, wenn das Knie oder die Hüfte das nicht mitmacht, danke für solche dummdreiste Besserwisserei, man weiß ja schließlich selber, warum man nicht joggen oder Holzhacken oder Trampolinspringen war, sondern Schwimmen bzw. leidensgerechte Übungen im Fitnessstudio gemacht hat, übrigens nicht auf Kosten der Solidargemeinschaft der Krankenversicherten mit daraus folgenden Beitragserhöhungen für alle, sondern ganz auf private Kosten.

Es trägt halt nicht zur Stärkung des Immunsystems bei, wenn Leute gesundheitsfördernden Aktivitäten nicht nachgehen können. Von daher: Kein weiterer Lockdown in Bezug auf Sportstätten, nur weil irgendwelche unwissenden Leute meinen, die
Behinderung von Breitensport helfe irgendwie bei der Pandemiebekämpfung. Schon gar nicht, wenn die Inzidenz, wie bei uns, seit Tagen O,O ist.

Okay, derzeit kommt bei uns jeder in die Schwimmhalle und ins Fitnesstudio und nicht nur in Außen-, sondern auch in Innenbereiche von Gaststätten ganz ohne Impfnachweis oder negativen Schnelltest. Halte ich bei der Inzidenzlage auch nicht für einen staatlichen Gnadenakt, sondern für selbstverständlich.

Was aber, wenn die Inzidenz auf 0,9 steigt? Oder auf 1,9? Entsetzlich dann muss sofort der nächste Lockdown her (wovon Nichtgeimpfte auch nichts haben, aber wer verklickert denen das?).

Jaime schrieb:ch bin ja immer noch der Meinung das man 1-2 Monate nachdem genug Impfstoff verfügbar und ein Impftermin für jeden möglich war, das ganze einfach laufen lässt, alle Beschränkungen aufhebt.

chriseba schrieb:Und was mache ich dann mit dem, der sich nicht impfen lassen will, ansteckt, und das Virus an meine 83jährige Großmutter weitergibt, die sich aus Gründen noch nicht impfen lassen konnte, und die dann elendig dran krepiert? Höre ich mir dann an "Die ist MIT Corona gestorben, nicht AN!"?

Denen die schwer krank sind, sich nicht impfen lassen können würde ich empfehlen noch ein paar Monate zuhause zu bleiben und sich zu isolieren. Ohne Maßnahmen sollte das unter den Impfunwilligen ziemlich schnell verbreiten und dann sind auch die Imun. Wobei ich denke das sich solche Menschen mit geschwächten oder defekten Imunsystem, die schwer Erkrankt oder in Therapie sind unabhängig davon auch ohne Corona besonders schützen müssen. Ich schrieb ja das man die Beschränkungen nachdem alle die sich impfen lassen wollen sich impfen lassen konnten aufheben soll und nicht das man persönliche Schutzausrüstungen FFP2-Masken usw. verbieten soll. Die können die betroffenen ja weiterhin verwenden. Es soll nur keine Pflicht mehr dazu geben.
Ansonsten frag ich mich was diese Menschen den früher gemacht haben. Da ist auch immer wieder mal eine Grippewelle über uns drüber gerollt, da ging es bisher auch immer ohne Zwangsmaßnahmen für alle. Was machst du denn wenn jemand irgendwann deine Oma mit Grippe oder Pneumokokken oder irgendwas anderem ansteckt, das sie nicht überlebt?

Jaime schrieb:Was machst du denn wenn jemand irgendwann deine Oma mit Grippe oder Pneumokokken oder irgendwas anderem ansteckt, das sie nicht überlebt?

Bisher hat in der Moderne aber keine Grippewelle dazu beigetragen, unser Gesundheitssystem an den Rand der Kapazitäten zu bringen. Bisher hat auch keine Grippewelle dafür gesorgt, das Tote in Armee-Lastern abtransportiert wurden. Covid 19 ist eben keine Grippe, und es ist auch keine Pneumokokken-Infektion. Und auch kein Malaria, keine Masern, keine Röteln, keine Windpocken.
Wir wissen, wie lange Impfungen bereits möglich sind, und es sind noch nicht einmal 40% der Deutschen vollständig geimpft.

Und was die Menschen früher gemacht haben? Die Frage erweitere ich einfach mal auf: "Was haben die Menschen früher gemacht, ohne Kinos, ohne Restaurant, ohne Clubs?".

Ich trage die Maske nicht, weil ich sie geil finde. Auch nicht, weil sie so hübsch aussieht. Ich trage sie, weil ich sie tragen soll. Weil das Menschen so empfohlen haben, die alle ganz lange zur Schule und anschließend zur Uni gegangen sind, und dann noch jahre- und jahrzehntelang in ihrem Beruf gearbeitet haben.

Unterm Strich empfiehlst du also Menschen, sich weiter zu isolieren - weil du genervt davon bist, isoliert zu sein.

@chriseba

Ich würde auch sagen, dass sich bald, zum Wohle der absoluten Mehrheit, alle die leider noch nicht geimpft werden können oder wollen selbst schützen.
Wie lange wollen wir denn sonst warten? Bis mal eine Mutante, einer Variante, die Oberhand gewonnen hat und selbst Schwerstkranken nicht mehr gefährlich werden kann?
Spätestens wenn allen ein Angebot gemacht wurde, sollten fast alle Beschränkungen fallen. Zumindest so lange keine Überlastung des Gesundheitswesen droht.

Jaime schrieb:Wobei ich denke das sich solche Menschen mit geschwächten oder defekten Imunsystem, die schwer Erkrankt oder in Therapie sind unabhängig davon auch ohne Corona besonders schützen müssen.

Das Thema hatten wir schon öfter. Es gibt kaum Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht mit einem der Impfstoffe impfen lassen dürfen. Das hat seinen Grund darin, dass weder die Vektor- noch die mRNA-Impfstoffe (abgeschwächtes) Lebendmaterial von Corona-Viren enthalten. Das ist ja gerade das Fortschrittliche an dieser Art von Impfstoffen. Allenfalls Allergiker mit einer bekannten Allergie gegen einen oder mehrere Inhaltsstoffe EINES JEDEN der bisher zugelassenen mRNA- oder Vektorvakzine sollten vor einer Impfung ihren Arzt konsultieren.

Ansonsten gibt es, gerade für Leute mit Vorerkrankungen aller Art, keinen Grund, sich nicht impfen zu lassen, ganz im Gegenteil - außer man ist schwanger oder leidet an einer fiebrigen Erkältung, dann sollte man abwarten, bis dieser Zustand beendet ist, und sich erst dann impfen lassen. Generell gilt, dass für Vorerkrankte eine Impfung zigmal besser ist als eine Corona-Infektion.

Hier noch mal die Begründung, warum sich - entgegen einer offenbar weit verbreiteten Vorstellung - gerade Leute mit geschwächtem Immunsystem gegen Corona impfen lassen sollten, müssten und können, ggf. zur besseren Witksamkeit dann dreimal:

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/impfen-bei-immunsuppressiver-therapie-125333/
https://derma.de/presse/uebersicht/detail/news/empfehlung-fuer-impfung-gegen-sars-cov-2-der-deutschen-dermatologischengesellschaft/?L=0&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=b2fe220ea4471bf5a267d41f98e7dad7

Andante schrieb:Wie auch immer: Alles, was Menschen freiwillig zur Impfung bewegt, ist richtig. Egal, was (fast, Waffen müssen es ja nun nicht sein, Drogen auch nicht. Aber wer weiß, wie das Null-Covid-Verfechter sehen).

Wäre ja schon gut, wenn wenigstens die Klimaanlage funktionieren würde. Ich war neulich mit meiner Mutter zur 2. Impfung. Im Impfzentrum war es gefühlte 5000 Grad heiß. Die Dame am Empfang sagte zu mir: "Schön das sie mit ihrer Mutter zur 2. Impfung kommen. Viele ältere Leute verweigern die. Wir wissen auch nicht warum." Und ich dachte nur so: "Joh, die wollen nicht an Hitzschlag sterben."

Wenn es nach der Impfung noch einen Kaffee und ein belegtes Brötchen gäbe, wäre das optimal. Vielleicht auch noch ein "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" oder "Alles Gute" oder so. Na ja, wir leben in Deutschland und wahrscheinlich muss man froh sein, das man überhaupt einen Stuhl zum hinsetzen bekommt.

Ahmose schrieb:Wenn es nach der Impfung noch einen Kaffee und ein belegtes Brötchen gäbe, wäre das optimal. Vielleicht auch noch ein "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" oder "Alles Gute" oder so. Na ja, wir leben in Deutschland und wahrscheinlich muss man froh sein, das man überhaupt einen Stuhl zum hinsetzen bekommt.

Wenn das in deinem Impfzentrum so ist, musst du nicht auf ganz Deutschland schließen, was die Freundlichkeit betrifft und wer Imbiss für lau braucht, kann doch zur Blutspende gehen. Echt jetzt? Was sollen die denn noch alles machen? Für mich wäre es impfen, impfen, impfen.

Ahmose schrieb:Wäre ja schon gut, wenn wenigstens die Klimaanlage funktionieren würde. Ich war neulich mit meiner Mutter zur 2. Impfung. Im Impfzentrum war es gefühlte 5000 Grad heiß. Die Dame am Empfang sagte zu mir: "Schön das sie mit ihrer Mutter zur 2. Impfung kommen. Viele ältere Leute verweigern die. Wir wissen auch nicht warum." Und ich dachte nur so: "Joh, die wollen nicht an Hitzschlag sterben."

Woher wissen die denn, dass das so brüllend heiß in der Halle ist? Sind die alle in der örtlichen Rentner-Whatsappgruppe, wo Heidrun morgens schon schreibt "Yo Leudeee, geht heute nicht zum impfen, in der Hütte kocht euch der Schweiß im Mieder! Nachher ein Gläschen Weinbran bei Ingeborg?"

Ahmose schrieb:Wenn es nach der Impfung noch einen Kaffee und ein belegtes Brötchen gäbe, wäre das optimal. Vielleicht auch noch ein "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" oder "Alles Gute" oder so. Na ja, wir leben in Deutschland und wahrscheinlich muss man froh sein, das man überhaupt einen Stuhl zum hinsetzen bekommt.

Also, rummosern, dass man die Hitze in der Halle keine 10 Minuten erträgt, aber vom Personal, dass da mitunter seit Stunden vor sich hinschwitzt für mangelnde Freundlichkeit kritisieren... das klappt auch nur in Deutschland.

So ganz unter uns Chorknaben bzw. Betschwestern:

Unsere Omis und Opis, die sind alle ohne Klimaanlage aufgewachsen und kennen Zeiten, da gab es abends nur was zu essen, wenn Papa sich auf der Arbeit die Stullen verkniffen und wieder mit heim gebracht hat. Die haben wohl die allerwenigsten Probleme damit, 5 Minuten die A*schbacken zusammen zu kneifen. Immerhin sind sie in einer Zeit groß geworden, da hieß es "arbeite oder verhungere!". Und du schlägst kostenloses Essen für Impflinge vor...

Mal ehrlich: Darf es sonst noch was sein? Es gibt eine Impfung, die dir notfalls das Leben retten kann. Kostenlos. Auf dem Silbertablett. Reicht das nicht? Vielleicht noch ein Abholservice mit anschließendem Schwimmbadbesuch und Jahreskarte fürs Kino?

Frau.N.Zimmer schrieb:Wenn es dann nicht zu spät ist.

Diese Gefahr sehe ich auch. Gerade in den schulen habe ich den Eindruck, man lässt es laufen, drückt die Daumen und wenn es zu viele Infektionen gibt, unterrichten halt die Eltern.

Miles1701 schrieb:Sonst wird ja auch immer von Eigenverantwortung gesprochen warum soll die Gesellschaft auf einmal die Verantwortung tragen die sie bei anderen nicht tragen wollen?

Das ist schon eine berechtigte Frage. Aber Eigenverantwortung ist so eine Sache. Das können viele nicht leisten.

Palfrader schrieb:Aber sie hat Ängste vor irgendwelchen Langzeitfolgen.

Erstaunlich, dass sie dann keine Angst vor Langzeitfolgen einer Infektion hat. Klar gibt es auch Risiken bei einer Impfung - sie liegen nur deutlich unter denen einer Infektion.

Jaime schrieb:bekommt dann halt Corona und wird so imun.

Und nimmt anderen Intensivbetten weg und belastet die Krankenversorgung mit Spätfolgen.
Ganz so simpel ist es halt nicht.

chriseba schrieb:Mal ehrlich: Darf es sonst noch was sein? Es gibt eine Impfung, die dir notfalls das Leben retten kann. Kostenlos. Auf dem Silbertablett. Reicht das nicht? Vielleicht noch ein Abholservice mit anschließendem Schwimmbadbesuch und Jahreskarte fürs Kino?

Habe ich doch oben schon geschrieben und dazu etwas verlinkt. Jawohl, es wird weltweit ernsthaft nicht nur diskutiert, sondern teilweise schon gehandhabt, dass man Impfunwillige mit Belohnungen zum Impfen bringen will, und zwar durchaus mit mehr als bloß mit einem Brötchen und einem Käffchen,

Beitrag von Andante (Seite 686)

Hierzulande wird das auch diskutiert.

https://www.deutschlandfunk.de/corona-pandemie-fdp-will-impfwillige-mit-gutscheinen.1939.de.html?drn:news_id=1276162 (Archiv-Version vom 02.07.2021)

Ahmose schrieb:Wenn es nach der Impfung noch einen Kaffee und ein belegtes Brötchen gäbe, wäre das optimal. Vielleicht auch noch ein "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" oder "Alles Gute" oder so. Na ja, wir leben in Deutschland und wahrscheinlich muss man froh sein, das man überhaupt einen Stuhl zum hinsetzen bekommt.

Ich war letzte Woche auch impfen, am Arsch der Welt, um 21 Uhr abends, musste mehr als eine Stunde in der Gegend rumfahren, bei brüllender Hitze und drückender Schwüle, und muss echt sagen: Manchen Leuten hier geht es viel zu gut, die werden langsam komisch im Kopf.

Ja, Hitze und Schwüle sind scheiße, gerade auch für alte Leute, aber: es ist Sommer, da kommt der Zustand "warm" mal vor. Jeder, der für eine Euro fünfzig mitdenkt, kann sich eine Flasche Wasser von zuhause mitnehmen. Selbst wenn man eine lange Anfahrt hat, dauert der ganze Vorgang vielleicht 2 Stunden, im Impfzentrum selbst bist du vielleicht eine Stunde, wenn es wirklich langsam geht. Eine Stunde ohne Service wird man ja wohl überleben. Die Leute, die da die Versorgung machen, sind dort auch 8-9 Stunden, in der Hitze usw., und für die ist es genau so spät am Abend oder früh am Morgen wie für die "Kundschaft".

Übrigens kann ich mich über fehlende Nettigkeit nicht beschweren, es geht halt vieles im "Rudel" oder in der Großgruppe, dass da schon aus Zeitgründen nicht jedem einzeln die Hand geschüttelt und sich nach den Enkeln erkundingt wird ist irgendwie klar. Die Leute, mit denen man 1:1 zu tun hatte, haben sich ganz normal freundlich-professionell-distanziert verhalten, wie ich es in so einer Situation erwarte.

Kaffee und Brötchen klingen in der Theorie nett, bis man mal kurz überlegt, dass man bei täglich über 12 Stunden Betrieb und den durchgeschleusten Personenmengen dann auf jeden Fall mehr als eine Person abstellen müsste, nur um sich um das Buffet zu kümmern, und das ist einfach teurer Bullshit - ich bin mir nicht mal sicher, ob dort die Mitarbeiter irgendwie versorgt werden, irgendwelche "Nice to have"-Bespaßungen, am besten noch mit 3 Sorten Kaffee (und Tee!) und einer repräsentativen Schnittchenauswahl für Leute, die sich da im Idealfall vielleicht 25-30 Minuten aufhalten ist irgendwie abgehoben und wohlstandskrank.

Ich glaube, viele Leute kennen die Situation irgendwo auf maximale Effizienz "durchgeschoben" zu werden nicht mehr (die etwas älteren Männer vielleicht noch von der Musterung, da war's so ähnlich) und fühlen sich deshalb da irgendwie gegängelt. Bei meinem "Rudel" fielen öfter Bemerkungen in die Richtung "Schafe" oder "Schlachtvieh", ich denke dass das die Leute auch mehr belastet als sie selbst wahrnehmen, einfach weil man es im Alltag nicht mehr gewohnt ist.

Andante schrieb:Hierzulande wird das auch diskutiert.

Halte ich - gelinde gesagt - für den dümmsten Mist ever. Mal ehrlich: Wir sind alle genervt von irgendwelchen Corona-bedingten Regelungen. Wir sind auch alle genervt von den Masken. Und von den ständigen Corona-Nachrichten.

Jetzt kommt die Regierung, und sagt:

"Pass mal auf, wenn du dich impfen lässt, trägst du dazu bei, dass du und alle anderen auch früher wieder ein möglichst normales Leben führen können! Ohne Regelungen! Ohne Masken!"

Und dann kommen wir, die im Wohlstandsstaat lebenden Deutschen, die alle angenervt sind, und haben unter uns einige, die sagen "Neee, vergiss es! Entweder ich krieg noch n paar Goodies obendrauf, oder ihr könnt mich ma!"...

Mir widerstrebt der Gedanke Menschen dafür zu belohnen, dass sie ihren gesunden Menschenverstand benutzen.

bgeoweh schrieb:Ich war letzte Woche auch impfen, am Arsch der Welt, um 21 Uhr abends, musste mehr als eine Stunde in der Gegend rumfahren, bei brüllender Hitze und drückender Schwüle, und muss echt sagen: Manchen Leuten hier geht es viel zu gut, die werden langsam komisch im Kopf.

Wobei man dann auch sagen muss, dass Hitze und dückende Schwüle im Regelfall für Jüngere noch eher zu verkraften ist als für ältere und alte Menschen, die etliche Vorerkrankungen haben, vor allem Herz- und Kreislaufgeschichten.

Klar, man kann bei den aus dem Boden gestampften Impfzentren keine Ausstattung mit Klimaanlagen erwarten, ist ja auch eine Kostenfrage, es wurden schließlich schon reichlich Milliarden zur Abschwächung der Pandemie ausgegeben. Der Kassensturz nach der Wahl wird da grausam sein…..Jedenfalls aber ist es für manchen alten Menschen sehr mühsam, wenn der Impftermin auf 13.00 Uhr an einem heißen und schwülen Tag fällt. Das ist natürlich kein Grund zu großem Jammern, aber erwähnen darf man es mal.

chriseba schrieb:Und dann kommen wir, die im Wohlstandsstaat lebenden Deutschen, die alle angenervt sind, und haben unter uns einige, die sagen "Neee, vergiss es! Entweder ich krieg noch n paar Goodies obendrauf, oder ihr könnt mich ma!"...

Mir widerstrebt der Gedanke Menschen dafür zu belohnen, dass sie ihren gesunden Menschenverstand benutzen.

Mir auch. Aber das kommt davon, wenn man die Gesellschaft zu sehr verzärtelt und verwöhnt, wie es die Politik hierzulande in den letzten Jahren gemacht hat. Dadurch hat sie sich zum Teil anspruchsvolle quengelige „Kinder“ erzogen, die „vom Staat“ erwarten, dass ihnen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Daher: Ein bisschen Druck in dem Sinne, dass, wer nicht geimpft ist, in kein Geschäft oder Kino kommt, kann nicht schaden.

chriseba schrieb:Mir widerstrebt der Gedanke Menschen dafür zu belohnen, dass sie ihren gesunden Menschenverstand benutzen.

Es verfügen ja scheinbar signifikante Teile der deutschen Gesellschaft nicht über diesen gesunden Menschenverstand. Da braucht man sich nur die Gruppe der Impfgegner anschauen. Wie viele waren es? 10%? Das entspricht ca. 8 Millionen Menschen. Mit Appellen wirst du das Ziel "Herdenimmunität" nicht erreichen, da bin ich mir sehr sicher.

Andante schrieb:Klar, man kann bei den aus dem Boden gestampften Impfzentren keine Ausstattung mit Klimaanlagen erwarten, ist ja auch eine Kostenfrage, es wurden schließlich schon reichlich Milliarden zur Abschwächung der Pandemie ausgegeben. Der Kassensturz nach der Wahl wird da grausam sein…..Jedenfalls aber ist es für manchen alten Menschen sehr mühsam, wenn der Impftermin auf 13.00 Uhr an einem heißen und schwülen Tag fällt. Das ist natürlich kein Grund zu großem Jammern, aber erwähnen darf man es mal.

Ja, wie gesagt, das ist Scheiße, aber auch wie gesagt: man kriegt den Termin (in der Regel) Wochen im Vorraus, dass im Sommer heiß ist kann man sich zusammenreißen, und Flaschenwasser usw. kostet nicht die Welt. Für Leute, die wirklich extreme Probleme haben, sind da ja auch Helfer vor Ort, man kann sich Rollstühle geben lassen (oder den eigenen mitbringen, oder den Rollator) - irgendwo ist eben meiner Meinung nach der Punkt erreicht, wo Menschen mit besonderen Problemen oder Bedürfnissen sich zumindest mal bemerkbar machen müssen, damit sie geholfen bekommen, das kann rein logistisch nicht noch alles proaktiv vom Impfzentrum ausgehen.

Das Impfzentrum hier ist übrigens in einer umfunktionierten Hochregallagerhalle, die ist eigentlich nicht dafür ausgelegt dass sich da überhaupt nennenswert Menschen aufhalten. Da gibt es außer dem Dach über dem Kopf, Strom und Licht wirklich nichts, selbst das Handwaschwasser kommt aus dem nachträglich gelegten Schlauch.