Heide_witzka schrieb:Hat man sich als Phobiker derart unter Kontrolle?
Ich habe das mein ganzes Leben schon, so lange ich denken kann, eigentlich. Daher kenne ich das, und ich kenne mich. Wenn ich weiß, ich bekomme dann und dann meine Weisheitszähne gezogen, geh ich zu meinem Arzt, schildere dem das und bekomme 10 mg Bromazepam. Die nehme ich kurz vor Arztbesuch, setze mir Kopfhörer auf und finde Zähne ziehen ohne Betäubung dann sogar ganz geil, ehrlich gesagt. Ich habe da zumindest also eine Bewältigungsmethode, die funktioniert.
Und ich zumindest bin grundsätzlich sehr rational, auch schon lange und wiederholt in Behandlung, sodass ich Selbstreflektion auch beherrsche - zudem bin ich auch verheiratet und kann dieses Verhalten ja auch aus dritter Perspektive gespiegelt bekommen.
Heide_witzka schrieb:ad hoc
Darum geht es ja gerade nicht, deswegen ist das derzeit durchaus Teil meiner Therapie. Als dann langsam für mich absehbar wurde, dass ich da u.U. nicht drumherum komme, habe ich das in die Wege geleitet. Denn jetzt, in der nicht Stresssituation kann ich meine Lage natürlich noch abschätzen.
(Und im Zweifel nutze ich halt wieder Beruhigungsmittel, es wäre nur schön, wenn es auch ohne ginge.)
bgeoweh schrieb:Du behauptest ja nicht, dass mit dir alles in Ordnung wäre
Käme mir nie in den Sinn
:DHeide_witzka schrieb:Ich dachte jetzt an den Notfall. Da wird es, man befindet sich ja in der Regel in einer Ausnahmesituation, gewiss noch schwerer sich in den Griff zu kriegen.
Also, tatsächlich hatte ich den im Sommer. Ich bin unglücklich gestürzt und habe mir die Haut an der Unterseite des Kinns so aufgeschlagen, dass der Kiefer sichtbar war.
Ich solchen Situation reagiere ich halt folgendermaßen:
Vergewissere dich, dass du weißt, wo du dich im Raum befindest, suche einen Ort, an dem du längs liegen kannst, bei Bedarf Füße hochlegen. Bewege dich kontrolliert und ruhig dahin, lege die vorsichtig ab, aber dennoch zügig. Sprich mit klarer Stimme zu den Anwesenden - auch nach Eintreffen des Notarztes. Keine Panik, dein Kopf funktioniert. Beobachte dich selbst, bricht der Kreislauf zusammen? Ist mir kalt? Brauche ich Ablenkung? Frische Luft? Bitte darum.
Beim eintreffen der Hilfskräfte, schildere den Hergang und Art der Verletzung, dein persönliches Empfinden so klar und so deutlich wie es geht. Weise dann darauf hin, dass du starker Phobiker bist, und sie bitte ankündigen, welche Maßnahmen sie einleiten. Weise darauf hin, dass du sämtliche Behandlung ohne Einwilligung verweigerst.
Bestehe im Zweifel auf Alternativen - kleben stand in diesem Fall im Raum. Gibt es keine Alternativen, verlange Medikamente.
Das hat bislang immer funktioniert.
DAS WICHTIGSTE ABER: Behalt deinen Humor. Wir haben am Ende im Krankenwagen nur noch gegeiert, während mir die Hautfetzen vom Gesicht hingen. Das war schon sehr heilsam.
bgeoweh schrieb:ist auf jeden Fall mal ein realisierbares und vernünftiges Zwischenziel.
Eben drum!