nairobi schrieb:Wie bereits erwähnt, entwickeln etwa 10 bis 20 Prozent junger Menschen relevante Folgesymptome und wenn man das auf eine Dunkelziffer von etwa acht Millionen Infizierte in Deutschland hochrechnet, wären das rund 800.000 Long-Covid-Kranke.
andere Studien gehen gar von 40% der Infizierten aus, da frage ich mich, ja wo sind die denn alle, die Hunderttausende Invaliden? Und da müssten ja noch deutlich mehr dazukommen, von den symptomlos Infizierten, bei denen Long Covid ja das Horrorszenario schlechthin darstellt. Allein bei mir auf Arbeit müssten dann ja schon 20-40 LongCovid-Patienten dauerhaft ausfallen, wir haben aber keinen Einzigen bisher... Zufall? Oder ist LongCovid doch das Schreckgespenst, das allein aufgrund der unspezifischen Krankheitsbilder sehr unterschiedlich eingeschätzt wird? Interessanterweise ist die realität noch viel gruseliger: Es haben sogar viele Menschen LongCovid, obwohl sie noch gar nicht infiziert waren!
In Frankreich kam eine Untersuchung unter 20.000 Erwachsenen zu einem ähnlichen Ergebnis: Wer glaubte, an Corona erkrankt gewesen zu sein, beobachtete um ein Vielfaches häufiger Symptome wie Müdigkeit und Atembeschwerden. Im Blut fand man wiederum heraus, dass einige die Infektion gar nicht gehabt hatten. Am Ende blieb an eindeutigen Long-Covid-Symptomen nur die Geruchsstörung.
Quelle:
https://www.zeit.de/2022/05/long-covid-kinder-langzeitfolgen-forschungOrignialquelle:
https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2785832Ich denke, es wäre sinnvoll, sich bei Long Covid auf die wirklich schweren Fälle (die es ohne Zweifel gibt) konzentrieren würde. die sind wesentlich seltener und taugen somit nicht zu den großen Schreckens-Schlagzeilen. Umso nötiger haben die betroffenen Personen aber die Hilfe.
Heide_witzka schrieb:Bei deiner 2 Herleitung bin ich nicht sicher ob ich es richtig verstanden habe. Ich gehe mal davon aus, dass in der Gruppe der Älteren auch ohne Pandemie mehr Menschen sterben als in der Gruppe der Jüngeren. Hast du das sauber rausgerechnet?
Ich dachte schon, dass die herausgerechnet waren, ich habe auf die Daten des RKI zurück gegriffen. Da sind natürlich die mit und an Covid Verstorbenen gelistet, wenn aber der Teil derer, die zufällig Corona beim Sterben dabei hatten sehr groß wäre, wäre die gesamte Statistik des RKI nichts wert, denn dann würden ja überwiegend Menschen aufgelistet, die sowieso gerade mit Sterben beschäftigt waren...
Heide_witzka schrieb:Davon mal ganz ab, Sinn der Impfung ist es auch die bestehenden Impflücken zu schliessen.
na, das Schließen einer Impflücke ist ja kein Wert an sich. Eine Impfpflicht muss eine gesellschaftliche Notwendigkeit haben, ob die mit Omikron überhaupt noch gegeben ist, wage ich zu bezweifeln. Aber niemand weiß, welche Mutationen uns noch bevorstehen. Es wäre klug, alle Fragen über die Impfpflicht zu klären und die Gesetze so vorzubereiten, dass im Falle einer gefährlichen Mutation eine Impfpflicht eingeführt und dann mit einem angepassten Impfstoff durchgesetzt werden könnte.
Heide_witzka schrieb:https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2022.02.01.22270263v1.full.pdf [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen]
Klingt für mich erst einmal einleuchtend. Studien brauchen Zeit und die Mutationen warten nicht bis sie abgeschlossen sind. Aktuell gehts ja in Teilen schon um Infektionen mit BA.2., zumindest in Teilen von Europa.
Hm, ich lese da, dass Menschen, die Geimpft oder bereits mit einer anderen Variante infiziert waren bei einer Omikron-Infektion eine Immunantwort auf Omikron und auf die Variante der vorherigen Infektion bzw. des Impfstoffs ausbilden. Dagegen bilden ungeimpfte/nicht Genesene eben nur Antikörper gegen Omikron aus (was ja logisch ist). Da in Laborversuchen gezeigt wurde, dass die Antikörper gegen alpha, beta, gamma und delta keine Neutralisation der Omikron-Variante erreichen, sehe ich die Schlussfolgerung, dass die breitere Immunantwort eine geringere Virenlast nach sich zieht als sehr unsicher an.
Der Nachweis steht also noch aus. Ich finde es nicht verwerflich, zu vermuten, dass die Virenlast bei Geimpften geringer ist und damit auch eine geringere Gefahr der Ansteckung einhergeht. Aber diese Vermutungen als Grundlage zu nehmen, um nach wie vor Ungeimpfte als asozal zu denunzieren, das gefällt mir gar nicht. Zumal wir irgendwann diese beschissene Pandemie hinter uns lassen, und dann sollten wir immer noch in der Lage sein, uns gegenseitig in die Augen zu sehen.
Wenn der Riss durch die Gesellschaft, der durch die Fronten zwischen Geimpften und Ungeimpften geht als Langzeitfolge der Pandemie übrig bliebe, sozusagen als gesellschaftliches LongCovid, fände ich das echt tragisch!