Ego-Tod = Erleuchtung?
16.06.2005 um 19:44
Hi besternick,
Gute Postings.
zu einem möchte ich gerne etwas schreiben, weil ich irgendetwas zu missverstehen scheine.
>>>@ vagabundus
ich bin der meinug, dass man sich der seelenkraft überordnen muss und nicht unterordnen. wenn du dich unterordnest, wirst du zum waschweib; zum sklave deiner seele. aber vieleicht meinst du mit unterordnen eigentlich überordnen, da der wille umgekehrt wird. kannst du mir folgen? =) <<<
So wie du das hier zum Ausdruck gebracht hast, identifizierst du dich vollständig mit deinem Ego. Alleine die Befürchtung, dass ICH zu einem Waschweib werden würde, wenn ICH mICH der Seele unterordne, ICH würde zu einem Sklaven werden, sagt doch, dass die Seele als etwas völlig Weltfremdes gesehen wird. Es handelt sich zwar um MEINE Seele, aber sie wirkt bei dir irgendwie völlig verloren, wie unbrauchbarer Ballast (in diesem Posting).
Unter diesen Vorraussetzungen stellt sich aber die Frage: Wozu benötigt das Ego denn die Seele? Welche Kraft hat sie, dass das Ego sich ihr überordnen will (was ja ohnehin schon der Fall ist)? Und woher weiss es um diese Kraft?
Ist es nicht eher so, dass das Ego um die Seele Bescheid weiß, weil es durch die Seele Leid und Freude empfindet? Und das Geheimnis der Liebe durch die Seele erfährt? Ist es nicht so, dass das Ego durch diese wunderbaren Erfahrungen erkennt, was Leben ist? Und das es selbst Leben ist, in all seiner Reinheit und Klarheit, in jedem Augenblick? Ist es nicht so, dass die Begierden das Ego von diesen wunderbaren Erfahrungen ablenken und die Seele leidet, weil das Ego den Begierden verfallen ist?
Aber(!): Es ist überaus interessant und eine Wahnsinnserfahrung, sich seiner Seele, seines den Begierden verfallenen Ego völlig bewusst zu sein. Dies gibt einem eine geradezu unfassbare Möglichkeit in das Leben und in das Lernbeispiel, dass wir erfahren, einzutauchen und darin aufzugehen. Wer sich seiner Handlungen und Taten voll bewusst ist und bewußt alle Konsequenzen daraus erfahren will, die seine Begierden auslösen, kommt ebenfalls zur Erleuchtung, denn er erkennt, dass er sich ja eigentlich nur auf einem Surfbrett in einem Meer aus Träumen befindet. Er gleitet dahin und stärkt sich durch das Leid. Er wird ein Fakir, dem Leid nichts anhaben kann, den Schmerz nicht tangiert, weil er durch seine bewusste Seele erkannt hat, dass man von Leid ins Licht gelangt. Das Leid wird nicht mehr als Leid erfahren, sondern als Erkenntnis angenommen. Das Zusammenspiel aus Willen des Egos und Erkenntnis der Seele mündet in Erleuchtung und Glückseligkeit, weil auch hier letztendlich das Ego sich, schon alleine aus dem Erfahrungswert heraus, der Seele anschließen wird.
Das Ego ist ja letztendlich nichts anderes als Ratio, und Ratio geht tendenziell immer den kürzeren Weg. Wenn das Ziel Befriedigung der Gier verankert ist, dann bleibt es eben bei Kurzglückerlebnissen hängen. Ist aber Ratio objektiv, dann forscht es beide Seiten gleichermassen aus. Letztendlich wird aber Ratio erkennen, dass die Seele das Leben ist und nicht die Begierde.
Lg
Demut besteht nicht darin, dass wir uns für Minderwertig halten, sondern darin, dass wir vom Gefühl unserer eigenen Wichtigkeit frei sind. Dies ist ein Zustand der natürlichen Einfachheit, der Einklang mit unserer wahren Natur ist und uns erlaubt, die Frische des gegenwärtigen Augenblicks zu schmecken.