Ego-Tod = Erleuchtung?
16.06.2005 um 10:37
Hi Asmodai,
Schlaue Fragen :o))
Ich versuche sie auf meine Weise zu beantworten.
>>>- Fällt es so einer Person nicht schwer in einer Welt des Wohlstandes und in einer Masse Geistloser zu leben. <<<
Nein, so eine Person erkennt, dass es keinen Wohlstand ohne darauffolgende Krise gibt. So eine Person erkennt, dass es nichts Geistloses gibt.
Einer Person, der es schwer fällt und die sich daran stört, ist nach wie vor vom Ego beherrscht. Sie ist wie ein Raucher, der aufgehört hat und sich nun daran massiv stößt, dass andere rauchen. Das Ego ist wie ein Waldbrand, der einen Passanten das Streichholz aus der Hand schlägt, damit nichts passiert.
>>>Da man davon ausgehen kann das man mit der Verlöschung des Egos sich in dieser Welt verliert, und sich noch weiter in unnötig komplexe Verwicklungen, um sein Gesicht zu wahren eingeht?<<<
Warum gehst du davon aus, dass man sich in dieser Welt verliert, wenn man erleuchtet? Ist es nicht genau umgekehrt, dass man sich nämlich durch die Begierden ist dieser Welt verloren hat? Bei der Verlöschung der Begierden wird man vergeistigte Einheit mit der Welt. Man hat also gewonnen, was man vorher wollte und nicht erreichte, weil man sich durch das Ego darin verloren hat.
>>> Wen das Ego schon vorher weiß alles erreichen zu können was man will, oder schon das Gefühl besitzt es erreicht zu haben, ohne es jemals versucht zu haben. Welche Begierden sollte man jetzt noch haben?<<<
Sich der Trägheit hinzugeben und die Zeit totzuschlagen. Sich als Schulmeister über andere zu erheben. Spirituelle Überheblichkeit fröhnen. Für das Ego gibt es jede Menge Ausweichmöglichkeiten, weil es multipel und multitalentiert ist. es kann flugs eine ganze "Religion/ Lehre" begründen zum Ziel sich selbst zu huldigen und sich huldigen zu lassen.
Ich denke, jedes Ego weiß alles erreichen zu können, was man will. Aber da es schizophren ist, weiß es auch, dass es nicht alles erreichen kann. Ein Teil weiß darum ein König zu sein, ein andere Teil sieht sich als Versager. Darum sind ja auch die Handlungen des Egos so eigenartig, weil Teile veborgen in uns agieren, ohne, dass das Alpha-ego das mitbekommt. Und die Alpha-egos wechseln sich ständig ab. Jeden Tag eine neue Laune. Jede Minute ein innerlicher Zwist, welche der Begierden man zuerst befriedigen soll. Das Ego weiß um seine Laster, darum versucht es das Gesicht zu wahren und entblößt sich dabei vollständig. Das ist gut so.
Ein weises Ego verzagt aber nicht. Es versucht alle Aspekte seiner Gespaltenheit unter einen Hut zu bekommen und das kann es nur, wenn es alle Begierden analysiert und versteht und nicht verneint, nicht beiseite schiebt und sie leugnet oder hasst. Und ein weises Ego erkennt justament dann, dass es einen Verbündeten hat, der bei Hingabe alle Einheit bedeutet. Es erkennt, dass die Befriedigung der weltlichen Begierden nur von kurzer Dauer ist und es erkennt, dass die Glückseligkeit, die es erzwingen wollte, schon brach in ihm ruhte. Aber noch ist der Schritt nicht getan, denn die Worte "in Glückseligkeit in sich zu ruhen" sind vorerst nur wie die Vorstellung den Mount Everest bezwungen zu haben, obwohl man noch keinen Schritt gemacht hat. Die Vorstellung davon ist schon ein Hammer, aber Vorstellungen sind nur Luftblasen.
Von den Begierden loszulassen ist ein harter Kampf für das Ego, hat es aber einmal den Schritt getan, dann will es nie wieder zurück in die Unklarheit seiner eigenen Begierden.
Lg
Demut besteht nicht darin, dass wir uns für Minderwertig halten, sondern darin, dass wir vom Gefühl unserer eigenen Wichtigkeit frei sind. Dies ist ein Zustand der natürlichen Einfachheit, der Einklang mit unserer wahren Natur ist und uns erlaubt, die Frische des gegenwärtigen Augenblicks zu schmecken.