Homeoffice und die Machbarkeit
14.09.2022 um 21:04Anzeige
Palfrader schrieb:Ein Urteil der Bundesarbeitsgerichtes stellt klar, dass die Arbeitszeit von Arbeitnehmern in Deutschland künftig penibel erfasst werden muss. Damit scheint das im HO so beliebte "Vertrauensarbeitszeitmodell" am Ende zu sein.Finde ich grundsätzlich nicht verkehrt. Bei uns haben bzw. finden auch aktuell noch viele interne Fortbildungen digital statt und es ist ein offenes Geheimnis, dass einige Kolleg*innen sich zwar fleißig für quasi jede Fortbildung anmelden, im Anschluss aber meistens noch nicht mal wiederholen können, um was es inhaltlich ging. Die loggen sich einmal ein und machen dann daheim sonstwas.
Sterntänzerin schrieb:Ich arbeite im ÖD einer deutschen Großstadt und wir erfassen unsere Arbeitszeit tatsächlich noch mittels einer Excel-Tabelle, in die wir unseren Arbeitsbeginn und das Ende eigenständig eintragen.Okay, da sind wir fortschrittlicher, obwohl bei uns auch vieles noch altmodisch abläuft. Wir haben eine Zeiterfassung mit Transponderkarte und Zeiterfassungsterminal. Wenn man zur Arbeit kommt, hält man die Karte hin und die Kommenzeit wird erfasst. Wenn man geht, macht man es wieder so. Man kann auch zwischendurch mal aus- und wieder einchecken.
Palfrader schrieb:Bin ich im HO wird keiner kontrollieren können, wie oft ich zum Rauchen gehe und ob ich da jedes mal ausstemple. Ist eigentlich ungerecht, oder?Das kann man vor Ort im Büro auch nur schwer kontrollieren.
Palfrader schrieb:Damit scheint das im HO so beliebte "Vertrauensarbeitszeitmodell" am Ende zu sein.Ich "steche" auch im HO aus und ein, via Web-Oberfläche. Aber das kann ich auch vor Ort nutzen. Ich weis nicht, wie viele AG auf ein Vertrauensarbeitszeitmodell im HO setzen. Gibt es dazu Statistiken?
martenot schrieb:Okay, da sind wir fortschrittlicher, obwohl bei uns auch vieles noch altmodisch abläuft. Wir haben eine Zeiterfassung mit Transponderkarte und Zeiterfassungsterminal. Wenn man zur Arbeit kommt, hält man die Karte hin und die Kommenzeit wird erfasst. Wenn man geht, macht man es wieder so. Man kann auch zwischendurch mal aus- und wieder einchecken.Ja, so bin ich das auch von so ziemlich allen vorherigen Arbeitgebern gewohnt. Ich muss auch zugeben, dass ich bei Antritt meines Jobs damals sichtlich geschockt war, als ich das mit den Excel-Tabellen erfahren habe.
Aniara schrieb:Das kann man vor Ort im Büro auch nur schwer kontrollieren.Natürlich kann man das kontrollieren. In den meisten Firmen wird es so sein, dass die Raucherecken irgendwo draußen vor Nebeneingängen eingerichtet sind. Man braucht nur aus dem Fenster gucken und sieht wer draußen steht und kann prüfen ob auch brav auf Pause gestempelt wurde. Nun wird zwar kaum ein Chef der Welt dauernd am Fenster stehen, aber wenn er einen auf dem Kicker hat? Lange geht das nicht gut. Dass er im heimischen HO durchs Fenster glotzt und prüft, ob Du grade private Dinge machst, während Du dienstlich eingelockt bist, ist doch wesentlich mehr absurd, oder?
Aniara schrieb:Ich weis nicht, wie viele AG auf ein Vertrauensarbeitszeitmodell im HO setzen. Gibt es dazu Statistiken?Ich weiss das auch nicht. Aber es ist vermutlich im kommen. Die AG könnten es wollen um Dir keine Überstunden bezahlen zu müssen. Die AN wollen es z. T. weil sie denken, okay, ich schmeiß den Job in kürzerer Zeit als kalkuliert und bin flexibler. Langfristig gewinnen die AG, weil sie Dir vielleicht mehr Aufgaben zuschustern, wenn sie sehen dass es bei Dir läuft. Du gewinnst vielleicht, wenn Du ausreichend jammerst und in Wahrheit aber zeitlich gut zurecht kommst.
Sterntänzerin schrieb:Finde ich grundsätzlich nicht verkehrt. Bei uns haben bzw. finden auch aktuell noch viele interne Fortbildungen digital statt und es ist ein offenes Geheimnis, dass einige Kolleg*innen sich zwar fleißig für quasi jede Fortbildung anmelden, im Anschluss aber meistens noch nicht mal wiederholen können, um was es inhaltlich ging. Die loggen sich einmal ein und machen dann daheim sonstwas.Kommt mir bekannt vor.....
Sterntänzerin schrieb:Und das auch nicht minutengenau, sondern in 10-Minuten-Schritten.Wie merkwürdig. Warum nicht minutengenau 🤔
martenot schrieb:Wir haben eine Zeiterfassung mit Transponderkarte und Zeiterfassungsterminal. Wenn man zur Arbeit kommt, hält man die Karte hin und die Kommenzeit wird erfasst. Wenn man geht, macht man es wieder so. Man kann auch zwischendurch mal aus- und wieder einchecken.Haben wir auch schon seit Jahren. Kommen/Gehen/Pause/Dienstgang kann man buchen. Vielleicht noch mehr, aber das sind so die Standard-Sachen. Man kann auch über seinen Rechner erfassen, das soll aber eine Ausnahme sein, da es ja nun extra die Terminals an den Ein-/Ausgängen (und früher an der Kantine) gibt. Die sind natürlich auch schon mal gestört, dann kann man manuell buchen. Wir haben extra "Zeitwirtschafter", die sich mit dem Programm, Korrekturen usw. befassen.
Aniara schrieb:Das kann man vor Ort im Büro auch nur schwer kontrollieren.Das kann man schon, ich denke auch, dass da Stichproben gemacht werden, denn es gibt eben die Vorschriften zu dem Thema.
Palfrader schrieb:Es mag nicht am HO liegen, sondern an den Leuten. Aber ich hab den Eindruck, dass das HO bei uns schon besonders Leute anzieht, die ihren Beruf sicher nicht als Berufung ansehen.Nicht nur. Da gibt es auch handfeste andere Gründe dafür. Das wurde zurückliegend auch schon thematisiert. Du bist dem Thema gegenüber offensichtlich negativ eingestellt und somit auch verschlossen.
nairobi schrieb:Nicht nur. Da gibt es auch handfeste andere Gründe dafür. Das wurde zurückliegend auch schon thematisiert. Du bist dem Thema gegenüber offensichtlich negativ eingestellt und somit auch verschlossen.Ja, ich weiß. Handfeste Gründe wären: Weite Entfernung zum Arbeitsplatz, Kinderbetreuung, pflegebedürftige Angehörige, usw. Ist alles nachvollziehbar. Liegt bei meinen Kolleginnen aber nur bei wenigen vor. Hinzu kommt, dass wir nicht vollständig durchdigitalisiert sind. Es ist also von den Arbeitsabläufen her ziemlich umständlich im HO zu arbeiten, ich sehe das jeden Tag. Man fragt sich dann natürlich, was die wahren Gründe fürs HO sind.
Palfrader schrieb:Natürlich kann man das kontrollieren.Vielleicht bin ich ja verwöhnt, da ich in einem recht großen Betrieb arbeite. Aber kann das bei euch jeder einfach so einsehen, wer wann wie gestochen hat? bei uns kann das nicht mal der Chef, nur Personal und die geben keine Infos raus, ohne begründeten Verdacht.
Aniara schrieb:Aber kann das bei euch jeder einfach so einsehen, wer wann wie gestochen hat? bei uns kann das nicht mal der Chef, nur Personal und die geben keine Infos raus, ohne begründeten VerdachtIch kann die Zeiten meiner Mitarbeiter im System sehen, aber nur eigene Mitarbeiter, nicht in anderen Bereichen.
Aniara schrieb:Aber kann das bei euch jeder einfach so einsehen, wer wann wie gestochen hat?Natürlich nicht. Einsehen können das sicher Leute, die das Zeiterfassungssystem als Administratoren betreuen. Chefs werden es wohl auch dürfen. Wenn es in der privaten Wirtschaft ist, auf alle Fälle. Denn Du schuldest deren Firma ja Deine Arbeitszeit. Daneben ist es schließlich auch für untere Führungsebenen nicht sonderlich geheim, zu erfahren, ob ein Mitarbeiter grade Pause macht oder nicht. Soweit man für die Zigarettenpause ausstechen muss und der Chef Zweifel hat, dass dies getan wird, dann wir er das auch kontrollieren können und dürfen. Fehlverhalten kann bis zu einer Kündigung führen, wie folgendes Urteil zeigt:
Palfrader schrieb:Hat jetzt sehr wenig mit HO zu tun, aber dass man sich im HO leichter tut private Aktivitäten während der Dienstzeit zu verschleiern wird hoffentlich niemand bezweifeln. Und man kann sich sicher sein, dass dies auch von einigen ausgenutzt wird.Tatsächlich stört mich das als Chef gar nicht so sehr. Wenn jemand seine Arbeit gut erledigt ist es mir egal ob er dabei alle 5 Minuten eine rauchen geht oder ob er sich Mittags für eine Stunde hinlegt. Im Gegensatz zum Büro profitieren von Home-Office am meisten die Leute, die schon immer schneller und effizienter gearbeitet haben. Im Büro waren diese immer im Nachteil, weil diese eben mehr Arbeit, teilweise für ein ähnliches Gehalt, leisten musste als die Leute die eben etwas langsamer und ein bisschen weniger effizient waren. Im Gegenteil, die Langsameren und weniger Effizienten haben dann auch noch mehr Überstunden gemacht für die sie mit Freizeit oder mehr Geld abgegolten wurden, während die schnellen und effizienten eher schief angeschaut wurden, weil diese nie Überstunden machen.
Palfrader schrieb:aber dass man sich im HO leichter tut private Aktivitäten während der Dienstzeit zu verschleiern wird hoffentlich niemand bezweifelnDas mag sein, wird aber schwierig sein das nachzuweisen, wenn alle offenen Punkte abgearbeitet sind im HO 😉
cejar schrieb:während die schnellen und effizienten eher schief angeschaut wurden, weil diese nie Überstunden machen.Erinnert mich an meinen alten Chef, Aussage seinerzeit : Nur wer 10 Stunden arbeitet ist fleißig!
cejar schrieb:Im Gegensatz zum Büro profitieren von Home-Office am meisten die Leute, die schon immer schneller und effizienter gearbeitet haben. Im Büro waren diese immer im Nachteil, weil diese eben mehr Arbeit, teilweise für ein ähnliches Gehalt, leisten musste als die Leute die eben etwas langsamer und ein bisschen weniger effizient waren.Wenn man Dich richtig versteht, muss man bei Euch im HO als effizienter Mitarbeiter weniger Arbeit leisten als im Büro? Warum ist das so? Weil man sich da besser abschotten kann?
cejar schrieb:Ich habe andere Möglichkeiten als eine Stechuhr zu sehen, wie gut jemand arbeitet.Ja, dazu gehört aber auch, dass ich nicht die Füße hochlege, wenn ich dauernd vor Feierabend mit meinem Soll fertig bin. Dann schaut man besser, ob die Firma nicht ne Zusatzaufgabe für einen hat, deren Erledigung ja sicher honoriert wird.
Palfrader schrieb:Wenn man Dich richtig versteht, muss man bei Euch im HO als effizienter Mitarbeiter weniger Arbeit leisten als im Büro? Warum ist das so? Weil man sich da besser abschotten kann?Ist doch nicht so schwer zu verstehen oder? Wenn ich die Arbeit gerecht aufteile, dann gibt es eben Menschen die sind damit schneller fertig als andere. Diese helfen dann den anderen, müssen somit also über kurz oder lang mehr machen oder kompliziertere Dinge. Nun gibt es aber auch nicht in jeder Firma unendlich Möglichkeiten, Karriere zu machen. Wenn die Führungspositionen besetzt sind, könnte man es eventuell noch mit mehr Gehalt ausgleichen aber auch da gibt es Budgets, die Einzuhalten sind. Also wird es für den besseren Mitarbeiter irgendwann ungerecht, weil er eben für fast das gleiche Geld mehr tun muss.
nairobi schrieb:Wie merkwürdig. Warum nicht minutengenauIch habe ehrlicherweise keine Ahnung, warum ich 8:30 als Ankunftszeit schreiben soll, wenn ich 8:34 auf der Arbeit aufschlage, aber 8:40, wenn es dann schon 8:35 ist. Das ist einfach so und so sehr ich das System an sich ablehne, störe ich mich an diesem Punkt nicht mal so sehr. Dass mit so einem System tendenziell eher 8:34 da bin und mir da so minutengenau auch niemand das Gegenteil beweisen können wird, steht auf einem anderen Blatt.
cejar schrieb:Ist doch nicht so schwer zu verstehen oder?Ich denke ich habe richtig verstanden. Nur finde ich das Konzept in Deiner (?) Firma seltsam.
Palfrader schrieb:leistungsfähiger ist als der andere, dann ist es eben so. Man sollte ihn aber nicht dazu motivieren, seine überschüssige Arbeitszeit zu verbummeln.Wie kommst du bitte auf dieses schmale Brett?
Palfrader schrieb:Dass man Arbeitszeit im HO bequemer verbummeln kann als im Büro, steht dabei außer Frage.Bullshit! Unsere MA arbeiten im HO wesentlich effektiver. 10 Stunden nur anwesend sein, oder 10 Stunden arbeiten!
Palfrader schrieb:Man ist halt nicht so sehr im Focus der Kollegen, die immer so grantig schauen, nur weil man ein bisschen mit dem Smartphone spielt. ;)Wenn man das liest, könnte man vermuten du würdest gern, kannst oder darfst nicht? Sollte das der Fall sein, halte dich einfach bitte raus.
cejar schrieb:Wenn jemand seine Arbeit gut erledigt ist es mir egal ob er dabei alle 5 Minuten eine rauchen geht oder ob er sich Mittags für eine Stunde hinlegt.Sicher kommt es darauf an, was man arbeitet. Wenn es ein Projekt ist und man dafür verantwortlich zeichnet oder ein bestimmtes Kontingent zugewiesen wird, für das man alleine verantwortlich ist tut man sich ja selbst keinen Gefallen, wenn man bummelt statt das abzuarbeiten.
Sterntänzerin schrieb:warum ich 8:30 als Ankunftszeit schreiben soll, wenn ich 8:34 auf der Arbeit aufschlage, aber 8:40, wenn es dann schon 8:35 ist. Das ist einfach so und so sehr ich das System an sich ablehne, störe ich mich an diesem Punkt nicht mal so sehr. Dass mit so einem System tendenziell eher 8:34 da bin und mir da so minutengenau auch niemand das Gegenteil beweisen können wird, steht auf einem anderen Blatt.Wenn das jeden Tag theoretisch 8 Minuten wären, sind das bei 20 Arbeitstagen 160 Minuten im Monat. Das mal 12 Arbeitstage gerechnet komme ich auf ganze 4 Tage im Jahr, die so "verschenkt" werden. Pro Mitarbeitendem.
Sterntänzerin schrieb:Eine digitale Zeiterfassung wäre also auch vor Ort im Sinne des Arbeitgebers.Eigentlich schon, vielleicht scheut man die Anschaffungskosten? Oder tut sich einfach nur schwer mit Neuerungen?
Palfrader schrieb:die es bei uns vor sehr vielen Jahren gab.Als ich ins Berufsleben eintrat gab es bei uns auf der Dienststelle im Tagdienst nur starre Zeiten. Entweder man begann um 7 Uhr oder um 7.30 Uhr. Da hat man m.M.n. als Arbeitnehmer viel Zeit verloren, denn oft kam man vielleicht schon um 07.15 bis 07.20 Uhr, aber die Zeit wurde erst ab 07.30 Uhr gezählt. Es gab tatsächlich nur diese Halbstundenschritte, auch bei Überstunden.
nairobi schrieb:Mein Partner sagte mir, im HO dürfe man bei ihnen keine Überstunden machen.Das ist bei uns auch so. Im Homeoffice wird jeden Tag die Standardzeit berechnet, unabhängig davon, wie lang jemand wirklich gearbeitet hat.