Liegt es daran? Die Dänen versuchen es wohl so:
Sodemann: Das mag für Sie und mich stimmen. Aber die Menschen, die jetzt noch ungeimpft sind, schauen eben keine Abendnachrichten. Und selbst wenn wir dort alles fünfmal wiederholen: Diese Gruppe erreichen wir so nicht. Viele Ungeimpfte misstrauen nicht den Corona-Vakzinen, sondern unserer Gesellschaft. Sie haben andere Erfahrungen gemacht als die Mehrheit. Diese Erkenntnis wollen viele Politiker nicht wahrhaben. Aber wir müssen mit den Menschen so arbeiten, dass sie uns verstehen. Dafür braucht es weniger allgemeine Informationen und mehr Angebote vor Ort.
SPIEGEL: An was denken Sie konkret?
Sodemann: Es braucht aktive, aufsuchende Angebote. Sie müssen die Impfung zu den Menschen bringen, denn von selbst kommen sie nicht. Wir sind seit Monaten in Moscheen, Vereinen und Einkaufszentren unterwegs, um für die Impfung zu werben. Dafür braucht es Personen, denen vertraut wird. Ein Imam oder eine dunkelhäutige Ärztin, die die Impfung erklären, sind oft mehr wert als jede Regierungsansprache. Oft hängt es an einzelnen Personen, ob eine Gruppe geimpft wird. Ein Friseur, ein Fußballballtrainer oder ein Familienoberhaupt kann am Ende entscheiden, ob sich der halbe Block die Spritze geben lässt oder nicht. Diese Menschen muss man überzeugen. Wir haben außerdem arabischsprachige Sprachnachrichten aufgenommen und über WhatsApp verteilt. Mehrere Kolleginnen haben Videos in ihren Muttersprachen aufgenommen. Beides wurde sehr gut aufgenommen und tausendfach geteilt.
Quelle:
https://www.spiegel.de/ausland/corona-impfungen-wie-daenemark-menschen-vom-impfen-ueberzeugen-konnte-a-a51a55a9-06b7-44e5-82f7-b3fa946499c1Hm, aber in bestimmten Gebieten Deutschlands gibt es kaum arabischsprachige Communties oder solche, die Führungsfiguren hätten und die dann ansprechbar in Bezug auf die Corona-Problematik wären. In Sachsen, Thüringen. Teilen Sachsen-Anhalts und Thüringens gehören die Unansprechbaren offenbar eher zur Gruppe der Einheimischen. In anderen europäischen Ländern ist das anscheinend anders. BRD, Austria, Schweiz müssten nach alldem erst mal deutschsprachig vor der eigenen Tür kehren. Was keinesfalls heißt, dass man nicht parallel mehrsprachig aufklären und für den Fall einer Nichtimpfung nicht deutlich auf die Konsequenzen hätte hinweisen sollen bzw. immer noch müsste.
Nur Mut, lieber Staat. Der überwiegende Teil der Bürgerschaft hält es, vielfach wissentlich oder unwissentlich, dass der berühmte Appell vom deutschen Großdenker Goethe stammt, derzeit sinngemäß voll mit Faust. „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen“. 2G, 2G+, 3G am Arbeitsplatz hätten schon im August da sein können, wie in anderen Ländern auch. Aber hierzulande war ja Wahlkampf, und man wollte potentielle AfD-Wahler nicht verschrecken mit so was wie 2G etc. Schon klar. Aber Wahlkampf ist schon lange vorbei, und jetzt endlich feste druff mit 2G etc. plus natürlich mit den notwendigen strengen Kontrollen. So was kann ganz hübsch wirken, wie Beispiele aus anderen Ländern zeigen.
Nachtfuchs89 schrieb:Habe einen Artikel gefunden. Das neue Infektionsschutzgesetz kennt keine pauschalen Lockdowns mehr.
Da ist ja auch was dran. Wenn es andere, mildere Mittel zu Pandemieeindämmung gibt, sind pauschale Lockdowns für alle, auch für Geimpfte/Geboosterte, rechtlich äußerst fragwürdig. Und warum sollen die Bürger Schleswig-Holsteins (Geimpfte wie Ungeimpfte) in Lockdown, wenn nicht dort die Hütte brennt, sondern in Sachsen oder Bayern?
Ich verstehe ja jeden Naturwissenschaftler, der die eigentlich sehr einfache Gleichung verkündet, dass es um so weniger Infektionen gibt, je weniger das Virus Gelegenheit zu Übertragung hat. Also je weniger Kontakte es gibt.
Wie gesagt, so weit, so klar. Nun gibt es aber nicht nur diese rein naturwissenschaftliche Sichtweise, sondern gleichwertige andere, als da wären etwa die psycho-soziale und die wirtschaftliche und die kulturelle. Ich empfinde es nicht unbedingt als grandiosen „Erfolg“, wenn dieser Staat statistische einige Corona-Tote weniger hat als andere (schon gar nicht, wenn die Naturwissenschaft - vielfach natürlich auf Wunsch von Angehörigen - den Tod dadurch zu „besiegten“ versucht, dass sie nach Behandlung durch ECMO diverse Schwerstpflegefälle produziert), während gleichzeitig Millionen Schulkinder ohne nötige Bildung geblieben und diverse Krebspatienten ohne die nötige rechtzeitige Behandlung geblieben und Gastronomie und Kultur in der Versenkung verschwunden und bei Kindern und Erwachsenen Suchtkrankheiten, Essstörungen etc. als Folge von Lockdowns entstanden sind.
Nur zur Erinnerung: Nur jeder Zweite überlebt überhaupt die Behandlung mit ECMO, und WENN er sie überlebt, ist er eben häufig ein Dauerpflegefall. Wollen wir das als alleiniges Ziel einer Coronapolitik wirklich??
Was wollen wir als Gesellschaft eigentlich? Der ganzen Welt beweisen, dass Deutschland es am besten kann, indem es statistisch die wenigsten an oder mit Corona Gestorbenen hat, egal, in welchen Zustand Betroffene überleben? Ist das alles, was zählt?