sacredheart schrieb am 03.01.2020:Viele dieser unnötigen Inanspruchnahmen erfolgen auch durch sehr alte Leute, die verunsichert sind und einsam. Die haben oft chronische echte Leiden, die aber für immer bleiben werden. Körperlich helfen kann der Arzt da oft kaum. Dennoch ist denen der Arztkontakt sehr wichtig.
Zweifellos. Und zu einem gewissen Grad sind das auch Fälle, für welche die Allgemeinheit auch einstehen sollte.
Problematisch wird es bei den Fällen, in denen sich die Leute keine Gedanken machen und nach dem Motto "ist ja umsonst" die Zeit aller anderen verschwenden.
Richtig ist aber auch, dass man das kaum mit irgendwelchen Zusatzgebühren verhindern kann.
Aber man kann dadurch nachvollziehen, warum man manchmal warten muss, obwohl man einen Termin hatte.
Missesfee schrieb am 03.01.2020:und zusätzlich, was die meisten nicht bedenken die sich privat versichern, Kostenträger ist nicht die Versicherung sondern der Patient.
Das auch. Ob und wie viel man am Schluss selber zahlen muss, erfährt man manchmal erst später.
MissMary schrieb am 03.01.2020:Der Kieferorthopäde meiner Kinder hat mal verraten
Das funktioniert leider nur bei gut planbaren Behandlungen, wie z.B. Kontrollen etc.
Der typische Fall in vielen Arztpraxen läuft aber anders.
Die Theorie:
Der Patient hat um 8.00 Uhr einen Termin wegen Schmerzen im Bereich xy. Prognostizierte Untersuchungszeit: 20 Minuten. Mit ein bisschen Puffer werden dann die weiteren Termine vergeben.
Die Realität:
Der Patient kommt (8.10 Uhr) und es stellt sich heraus, die Schmerzen hat er seit 2 Jahren, der Termin musste aber noch unbedingt diesen Samstag sein, weil er morgen in Urlaub fährt. Es stellt sich auch heraus, dass er weitere, tatsächlich drängendere Leiden hat, die jetzt eben auch auf den Tisch kommen. Da gab es mal Untersuchungen von anderen Ärzten - aber was das war? Und wo er nun schon mal da ist, er hätte da noch zwei ganz kurze Fragen ...
Wenn der Arzt die anderen Patienten im Hinterkopf hat, die jetzt schon eine Stunde trotz Termin warten und die Fragen etwas einsilbig beantwortet oder (freundlich) darauf hin weist, dass dafür ein weiterer Termin sinnvoll wäre, steht am nächsten Tag in irgend einem Ärztebewertungsportal: "Furchtbarer Arzt, fertigt Patienten einfach ab".
So, es ist 9.30 Uhr, der erste Patient ist draußen und ein Notfall kommt herein. Der nette Patient A, der seit einer Stunde wartet, akzeptiert, dass ein Kind mit einer blutenden Kopfwunde gleich dran darf. Der etwas weniger nette Patient B regt sich darüber auf, dass er früher dran war und was das soll. Schließlich habe man einen Termin.
Um 10.15 ist die Wunde versorgt und die Formalitäten erledigt.
Und alle Folgetermine beginnen erst mal fast zwei Stunden später, als terminiert. Und Patient B beschwert sich in einem Bewertungsportal, dass man ewig warten muss und dass andere später kommen und früher dran sind.
So krass ist das natürlich nicht immer, aber ich kenne einige Ärzte und das ist Alltag.