Schwarz arbeiten

@kleinundgrün

Sozialleistungen wie die Grundsicherung werden vom Jobcenter bezahlt, und die Gelder dafür kommen aus der Arbeitslosenversicherung.
Nix mit Steuern.
Mit Steuern werden zB. Schulen, Bibliotheken, Ämter usw. finanziert.

Freki2.0 schrieb:Sozialleistungen wie die Grundsicherung werden vom Jobcenter bezahlt, und die Gelder dafür kommen aus der Arbeitslosenversicherung.

Überwiegend ja. Aber wonach bemisst sich der Beitragssatz der Arbeitslosenversicherung?

kleinundgrün schrieb:Überwiegend ja. Aber wonach bemisst sich der Beitragssatz der Arbeitslosenversicherung?

Nach dem Bruttogehalt des Arbeitnehmers. Arbeitnehmer können aber nicht schwarz arbeiten falls du jetzt darauf hinauswillst. :)
Und als Gewerbetreibender bezahlt man idR. keine Sozialversicherungsbeiträge.

Freki2.0 schrieb:Arbeitnehmer können aber nicht schwarz arbeiten falls du jetzt darauf hinauswillst.

Nicht? Du hast doch gerade vom Lehrling gesprochen, der Abends schwarz arbeitet ....

Freki2.0 schrieb:Nach dem Bruttogehalt des Arbeitnehmers. Arbeitnehmer können aber nicht schwarz arbeiten falls du jetzt darauf hinauswillst. :)
Und als Gewerbetreibender bezahlt man idR. keine Sozialversicherungsbeiträge.

Ich würd mal sagen das die Masse der Schwarzarbeit von Selbständigen und Arbeitnehmern getätigt werden.
Der Einbauschrank ohne Rechnung vom Schreiner der im gleichen Sportverein ist. Das Streichen der Wohnung vom Freund der zufälligerweise Maler ist. Tagesmutter. Reinigungskräfte im Privathaushalt.

kleinundgrün schrieb:Nicht? Du hast doch gerade vom Lehrling gesprochen, der Abends schwarz arbeitet ....

Wo hab ich das?

@Cachalot

Ja würde Ich auch sagen. Aber werden dadurch sozial schwächere benachteiligt?

Freki2.0 schrieb:Ja würde Ich auch sagen. Aber werden dadurch sozial schwächere benachteiligt?

Prinzipiell wird jeder Steuerzahler dadurch benachteiligt.
Der Staat benötigt Menge x an Steuereinnahmen.
Wenn ein Teil der regulären Steuereinnahmen wegfällt wegen Schwarzarbeit, muss der Rest einen höheren Steuersatz zahlen.

Derjenige der Sozialleistungen erhält nur wenn der Leistungsbezug nicht angepasst werden kann. Oder prinzipiell nicht genug Geld vorhanden ist

Freki2.0 schrieb:Wo hab ich das?

Da habe ich Dich doch glatt mit @F1971 verwechselt, sorry.
Aber nichtsdestotrotz, derjenige, der sein Einkommen durch Schwarzarbeit aufbessert, wird wohl in der Regel weniger Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen, als wenn er seinen Lebensunterhalt durch abhängige Beschäftigung bestreiten würde.

Freki2.0 schrieb:Ja würde Ich auch sagen. Aber werden dadurch sozial schwächere benachteiligt?

Wer profitiert denn am meisten davon, dass der staat sich kümmert? Oder kurz: Wenn man reich ist, kann man eine Menge der Dinge selbst bezahlen, für die der staat aufkommt. Ich kann meine Kinder auf Privatschulen schicken (die auch zum teil staatlich finanziert sind, schon klar), meine Kinder privat betreuen lassen, auf Zuschüsse fürs Hallenbad verzichten, in einer Bibliothek Gebühren zahlen, privat meinen Krankenhausaufenthalt bestreiten etc.
Wenn in einem Sozialstaat zu wenig Geld da ist - wen trifft es da am meisten?

kleinundgrün schrieb:Da habe ich Dich doch glatt mit @F1971 verwechselt, sorry.

Achso :-)

kleinundgrün schrieb:Wer profitiert denn am meisten davon, dass der staat sich kümmert?

Ja natürlich ist es so gedacht! Und wenn es funktionieren würde dass der Staat die Steuergelder 1:1 für soziale und kulturelle Zwecke verwendet dann würden denke ich auch weniger Leute schwarz arbeiten weil sie sehen wofür sie Steuern zahlen und dass es ihren Kinder usw. zu Gute kommt.
Aber solange der BER, Stuttgart21, Elbphilharmonie und die anderen Millionenlöcher in den Köpfen der arbeitenden Bevölkerung als Steuerverschwendung bleiben, wird eben immer sehr ungern Steuer gezahlt.

Freki2.0 schrieb:Und wenn es funktionieren würde dass der Staat die Steuergelder 1:1 für soziale und kulturelle Zwecke verwendet dann würden denke ich auch weniger Leute schwarz arbeiten

Das ist - psychologisch betrachtet - Unfug. Die Leute zahlen deswegen ungern Steuern, weil sie davon keine unmittelbaren vorteile haben. Nur mittelbare. Und mittelbare Vorteile verlieren eben gegen unmittelbare Vorteile.

Freki2.0 schrieb:Aber solange der BER, Stuttgart21, Elbphilharmonie und die anderen Millionenlöcher in den Köpfen der arbeitenden Bevölkerung als Steuerverschwendung bleiben, wird eben immer sehr ungern Steuer gezahlt.

Es wird immer "Systemfehler" geben. Alles andere wäre reine Utopie.

Freki2.0 schrieb:Sozialleistungen wie die Grundsicherung werden vom Jobcenter bezahlt, und die Gelder dafür kommen aus der Arbeitslosenversicherung.
Nix mit Steuern.
Mit Steuern werden zB. Schulen, Bibliotheken, Ämter usw. finanziert.

ALG1 kommt aus der Arbeitslosenversicherung. ALG2 ("Hartz4") ist steuerfinanziert.

Chemik schrieb:ALG1 kommt aus der Arbeitslosenversicherung. ALG2 ("Hartz4") ist steuerfinanziert.

Tatsache, danke wieder was gelernt.

kleinundgrün schrieb:Die Leute zahlen deswegen ungern Steuern, weil sie davon keine unmittelbaren vorteile haben.

Sagte ich doch, wenn die Leute sehen dass die Steuergelder in großen Teilen bspw. unmittelbar in die Bildung ihrer Kindern fließen und nicht in irgendwelchen Steuerlöchern verschwinden wie zB Bankenrettung oder EU-Finanzierung, dann würde weniger schwarz gearbeitet werden.

Ganz ehrlich, ich verstehe Menschen, die zumindest teilweise irgendeinen schwarz bezahlten Job haben oder sich manche Tätigkeiten schwarz bezahlen lassen.

Hier in der Schweiz gibt es das natürlich auch, wie überall wo man auf jeden Stumpfsinn Steuern bezahlen muss und irgendwann platzt wohl manchen Leuten auch mal der Kragen. Ich bin eine alleinstehende Person, arbeite zu einem üblichen Lohn, nichts übermässiges, aber arbeite fast 2 Monate pro Jahr, um nur die Steuern zu bezahlen! Dazu kommen mehr oder weniger offen oder versteckt deklarierte Steuern, welche auf jeden kleinen Mist erhoben werden. Vom Fahrzeug über Hundesteuer, Abfallsackgebühren, Steuer auf Benzin/Diesel, Mehrwertsteuer, etc.

Eine andere Sache sind Menschen, die aus irgendeinem Grund keine Aufenthalts-/Arbeitsbewilligung haben und deshalb schwarz arbeiten oder Unternehmer, deren Belegschaft komplett aus Schwarzarbeitern besteht, hier bei uns oft auf Baustellen oder Landwirtschaftsbetrieben zu finden.

Cachalot schrieb:Ich würd mal sagen das die Masse der Schwarzarbeit von Selbständigen und Arbeitnehmern getätigt werden. Der Einbauschrank ohne Rechnung vom Schreiner der im gleichen Sportverein ist. Das Streichen der Wohnung vom Freund der zufälligerweise Maler ist. Tagesmutter. Reinigungskräfte im Privathaushalt.

Ich glaube, so ist es. Oft ist es ja auch so, dass man gerne die Annehmlichkeiten z.B. einer Putzfrau möchte. Ist sie angemeldet, muss man auch Krankheitsausfälle bezahlen - etwas, was man für sich selbst als selbstverständlich in Anspruch nimmt. Aber bei anderen wird es schon "sehr teuer". Da versucht man es zu umgehen. Ist vielleicht auch die Grundstruktur des Menschen, den besten Deal für sich selbst rauszuhandeln.

kleinundgrün schrieb:Das ist - psychologisch betrachtet - Unfug. Die Leute zahlen deswegen ungern Steuern, weil sie davon keine unmittelbaren vorteile haben. Nur mittelbare. Und mittelbare Vorteile verlieren eben gegen unmittelbare Vorteile.

Durch soziale Netzwerke und die Inszenierung gibt es auch oft die Vergleiche "was habe ich" und "was haben die anderen". Oft macht sich auch so ein Denkmuster breit, dass der Lohn nicht das widerspiegelt, was einem zusteht.

Auch in Hotels: Da werden ja reihenweise Bademäntel und flauschige Handtücher geklaut - weil man das Gefühl hat, es schadet einem so großen Betrieb nicht und die Übernachtung war ohnehin so teuer ... Ich denke, die Denkweise dahinter ist die gleiche.

Freki2.0 schrieb:Sagte ich doch

Nein, sagtest Du nicht. Deine Beispiele sind mittelbare Vorteile.
Und Deine Schlussfolgerung ist eben auch nicht richtig.

Ich kenne das aus dem Fotografen-Gewerbe. Als gelernter und ordnungsgemäß angemeldeter Fotograf kann ich preislich oft nicht mithalten mit "Fotografen", die ihre Leistungen schwarz und ohne Rechnung anbieten. Das Problem hat sich in den letzten Jahren noch verschärft, so dass ich das Gewerbe aufgeben musste und nun angestellt beschäftigt bin.

Silverwind schrieb:Das Problem hat sich in den letzten Jahren noch verschärft, so dass ich das Gewerbe aufgeben musste und nun angestellt beschäftigt bin.

Ich glaube, das Problem gibt es in einigen Bereichen: Putzfrauen, Friseure, ....

Das Problem sehe ich schon auch darin, dass es so eine Lohngruppe knapp über dem Mindestlohn gibt, für die jede größere Ausgabe (Klassenfahrt, Autoreperatur) zur Existenzbedrohung werden kann. Da gibt es dann oft die Argumentation "wir arbeiten so viel und haben so wenig" - und damit auch die vermeindliche Rechtfertigung, dass es die Familie finanziell entlastet, wenn man einige Euro schwarz verdient.

Oft rechtfertigt man das ja auch mit einem ehrenhaften Ziel "ich konnte die Beerdigung anders nicht bezahlen" ... oder so.

MissMary schrieb:Ich glaube, so ist es. Oft ist es ja auch so, dass man gerne die Annehmlichkeiten z.B. einer Putzfrau möchte. Ist sie angemeldet, muss man auch Krankheitsausfälle bezahlen - etwas, was man für sich selbst als selbstverständlich in Anspruch nimmt. Aber bei anderen wird es schon "sehr teuer". Da versucht man es zu umgehen. Ist vielleicht auch die Grundstruktur des Menschen, den besten Deal für sich selbst rauszuhandeln.

:D wir sind halt alles Egoisten.
Natürlich Anwesende ausgeschlossen. Aber halt alle anderen.

Ernsthaft. Geht mir ja auch so.

Vidamia schrieb:Ich bin eine alleinstehende Person, arbeite zu einem üblichen Lohn, nichts übermässiges, aber arbeite fast 2 Monate pro Jahr, um nur die Steuern zu bezahlen!

Komm nach Deutschland, Steuerzahlergedenktag ist um den 15 Juli...also hier dürftest Du 6,5 Monate arbeiten um die Abgaben zu zahlen :D

Cachalot schrieb: wir sind halt alles Egoisten. Natürlich Anwesende ausgeschlossen. Aber halt alle anderen.

Schließ uns ruhig ein :-). Klar versucht man immer für sich, das beste rauszuholen. Das ist irgendwie die Natur des Menschen. Oder vieler Menshcen.

Abahatschi schrieb:Komm nach Deutschland, Steuerzahlergedenktag ist um den 15 Juli...also hier dürftest Du 6,5 Monate arbeiten um die Abgaben zu zahlen :D

Wobei hier immer die Frage ist, was die Steuer so einschließt. Ich habe mal eine Weile in Schottland gelebt, auf dem Land. Da gab es z.B. keine Wanderwege. Also klar gibt es auch in Schottland Wanderrouten, aber so wie hier, abends mal zwischen ein paar Feldern durchgehen auf Feldwegen, war da einfach nicht. Man lief im Ort auf Bürgersteigen und sonst vorsichtig die enge Landstraße entlang. Das war ein ganzes Stück Lebensqualität, das da flöten ging. In Deutschland habe ich da nie drüber nachgedacht. Die Wege waren eben da. Nahm ich Landei als selbstverständlich.

Oder: Wir waren, als unsere Kinder klein waren in London und sind dort in den Zoo gegangen. Uns hat es ganz schön die Schuhe ausgezogen, als der Eintritt für alle über 100 Pfund kostete.
Da waren wir doch froh über deutsche (subventionierte) Zoos. Gleiches beim Tower. Ich weiß nicht, ob es da Aktionen gibt, aber die Vorstellung, dass viele Kinder nie einen Löwen sehen, weil der Eintritt so teuer ist, war irgendwie traurig.

Oder: Wir waren mal in Dänemark im Urlaub und sind mit dem öffentlichen Bus ins Legoland gefahren. Als uns klar wurde, was der Bus so kostete, waren wir echt entsetzt. Gibt es in Deutschland eben auch Zuschüsse. Oder das überhaupt ein Bus fährt. Bei uns ist die Busverbindung echt umständlich und teuer, aber es gibt sie. Es werden eben die falschen Leute abgehängt, wenn es sie nicht gibt.

Oder (wieder Schottland, soll aber kein GB Bashing werden). Ich habe dort in einem Hotel gearbeitet - da war ein Ehepaar, die den gesamten Sommer über jede Überstunde mitnahm, weil das "back to school shopping" so teuer war - vier Kinder brauchten Bücher, Schuluniformen, Busfahrkarten, etc. Das ging wohl echt ins Geld. Zudem war eins der Kinder wohl ziemlich schlau und ging auf eine (teuere) Privatschule.

Es kommt immer darauf an, was du vom verbleibenden Geld noch bezahlen musst und ob dir ein komfortables Leben bleibt und ob deine Definition von komfortabel angemessen ist (was immer das ist).

Bist du ein gesunder Spitzenverdiener, dann ist das mit dem Steuerzahlen echt doof, weil du einen Haufen Leute mitsubventionierst, die es nicht so weit gebracht haben.

Erkrankst du mit 40 an Krebs, bist du eben auch froh, dass das deutsche Gesundheitssystem so gestrickt ist, dass du keine Selbstbeteiligung bekommst. Geht deine Firma pleite, bist du ganz froh, dass du im ALG landest.