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Unterstützungsgruppen und Justizirrtümer

194 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Justizskandal, Justizirrtum, Unschuldig Verurteilt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Unterstützungsgruppen und Justizirrtümer

13.01.2019 um 19:10
@jaska

Ich wundere mich zunehmend über den Alarmismus und die Larmoyanz bestimmter hiezulande agierender „Justizkritiker“.

Es gibt Länder, in denen Leute gerade FÜR ein Justizsystem mit unabhängigen Richtern demonstrieren, wie es in Deutschland vorhanden ist. Wenn dieses in Deutschland einmal nicht mehr vorhanden und jedermann staatlicher Willkür und Polizeigewalt ausgeliefert ist, wird man vielleicht endlich merken, was man an einer unabhängigen Justiz hat. Aber dann ist es zu spät.

Ich wundere mich auch darüber, wie aus (leider in Einzelfällen immer wieder auftretenden) Fehlern in der Justiz ein generelles Versagen abgeleitet wird.

Kein Mensch mit nur etwas Verstand käme auf die Idee, alle Chefärzte unter Generalverdacht zu stellen, nur weil ein (Ex-)Chefarzt aus Sachsen-Anhalt gerade vor Gericht steht, weil er, selbst kokainabhängig, Patientinnen Kokain verabreicht und diese dann missbraucht hat. Eine Patientin starb dabei an einer Überdosis. Trotzdem ist bisher das Vertrauen der Bevölkerung in Ärzte offenbar nicht flächendeckend verlorengegangen.

Man sollte genauso bei anderen Berufen, eben auch bei der Justiz, nicht von Einzelfällen auf Alles schließen.


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Unterstützungsgruppen und Justizirrtümer

13.01.2019 um 19:16
@Andante

Man sollte genauso bei anderen Berufen, eben auch bei der Justiz, nicht von Einzelfällen auf Alles schließen.[/quote]

Statistik beschäftigt sich nicht mit Einzelfällen. Auffälligkeiten werden erst sichtbar, wenn es viele Fälle betrifft.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Es gibt Länder, in denen Leute gerade FÜR ein Justizsystem mit unabhängigen Richtern demonstrieren, wie es in Deutschland vorhanden ist. Wenn dieses in Deutschland einmal nicht mehr vorhanden und jedermann staatlicher Willkür und Polizeigewalt ausgeliefert ist, wird man vielleicht endlich merken, was man an einer unabhängigen Justiz hat. Aber dann ist es zu spät.
Man kann sich auch mit dem Ist-Zustand zufrieden geben. Ich sehe das anders, jedes System kann verbessert werden. Und es ist immer eine extrem schwache Argumentation, zu behaupten, einen Rechtssaat mit Unrechtsstaaten zu vergleichen.


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13.01.2019 um 19:20
@JosefK1914-2

Und wo siehst du jetzt Auffälligkeiten in der Statistik 2017 der Strafsenate des BGH? Und was schließt du daraus?


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13.01.2019 um 19:24
Zitat von AndanteAndante schrieb:Und wo siehst du jetzt Auffälligkeiten in der Statistik 2017 der Strafsenate des BGH? Und was schließt du daraus?
Mir ging es um den sogenannten "Oliver-Kahn-Senat".

Ich werde mir irgendwann mal die Arbeit machen, das genauer die verschieden Jahre zu analysieren, der Senat existiert nicht mehr in dieser Konstellation. Ich hatte hier an Euch nur mal die Frage gestellt, was hier gegen solche Auffälligkeiten definitiv getan wird oder ob man auf die biologische Lösung einer solchen ungünstigen Konstellation wartet (hier erfolgt). Eine Antwort habe ich nicht erhalten, vielmehr wurde einfach nur behauptet, dass solche Statistiken keine Aussagefähigkeit haben.


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13.01.2019 um 19:33
@JosefK1914-2

Was ist denn das nun für ein sagenhafter Senat, welche Auffälligkeiten siehst du da konkret, wie waren die Geschäftsverteilungspläne in den betreffenden Jahren?

Tut mir leid, ohne Fakten ist das mal wieder purer Alarmismus deinerseits, um nicht von Hysterie zu sprechen. Da hat irgendwer mal was über diesen sagenhaften Senat verbreitet, und du hast es ohne jedes Hinterfragen „geschluckt“, weil es so schön in dein Weltbild passt.


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13.01.2019 um 19:44
@Andante

Ich denke, dass es in Dein Weltbild passt, dass angeblich Menschen, welche etwas kritischer der Justiz gegenüber stehen, nicht kontrollieren und alles glauben. Nein ich hatte mir damals die Statistik auch angesehen und konnte sie verifizieren. Da zu dem Zeitpunkt, zu dem ich mir das angesehen hatte, der Senat wieder einen andere Konstellation hatte, war für mich damals das nicht wirklich mehr interessant.

Interessant wurde es erst wieder in diesem Thread, wo ich definitiv wissen wollte, was gegen solche Auffälligkeiten gemacht wird. Aber als Antwort habe ich erhalten, dass Statistiken keinen Aussagekraft haben sollen.

Dir sollte eigentlich klar sein, dass ich eigentlich nur in wenigen Fällen kritisch der Justiz gegenüber stehe. Ich halte den Fall Darsow und Böhringer für richtig. Kritisch sind da andere Fälle und die dürftest Du wohl auch kennen.


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13.01.2019 um 20:01
@JosefK1914-2
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Nein ich hatte mir damals die Statistik auch angesehen und konnte sie verifizieren
Mit welchem Datenmaterial?


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13.01.2019 um 20:17
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Ich sehe das anders, jedes System kann verbessert werden.
Und was schlägst du konkret vor? Wenn es JustizPOLITIK betrifft, also mehr Instanzen, mehr Personal, mehr Geld für mehr Pflichtverteidiger etc., ist das wieder mal eine Frage an den Gesetzgeber.

Und die Finanzminister sind nie begeistert, wenn sie Geld für mehr Personal oder Sonstiges raustun sollen, egal, ob für Polizei, Lehrer, Richter. Das wird schwierig.


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Unterstützungsgruppen und Justizirrtümer

13.01.2019 um 21:36
Zitat von jaskajaska schrieb:Mit welchem Datenmaterial?
Der BGH gibt jährlich Statistiken raus. Als ich das gelesen hatte, ging es um den Zeitraum 2005-2010. Die Daten konnte ich damals verifizieren, wie gesagt, ich werde mir mal in der nächsten Zeit mal das fortsetzen, aber aktuell habe ich noch andere Prioritäten.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Und was schlägst du konkret vor? Wenn es JustizPOLITIK betrifft, also mehr Instanzen, mehr Personal, mehr Geld für mehr Pflichtverteidiger etc., ist das wieder mal eine Frage an den Gesetzgeber.
Solche Maßnahmen müssen so gut wie nichts kosten. Statistische Auswertungen sind nicht sehr aufwendig. Sollten sich dann solche Auffälligkeiten herauskristallisieren, kann man einen Umbesetzung durchführen. das Kosten keinen zusätzlichen Richter.




Was immer wichtig ist, dass sich Richter der menschlichen Schwächen bewusst sind. Eigentlich ist der Mensch nicht geeignet, wirklich unvoreingenommen an einen Fall ranzutreten. Die Evolution hat dazu geführt, dass der Mensch gezwungen ist, das gegenüber so schnell wie möglich einzuschätzen. Dieser psychologische Effekt ist hinreichend bekannt, der erste Eindruck zählt. Gegen diesen ersten Eindruck ist später kaum mehr anzukommen, und das ist wichtig, dass Richter sich dessen immer wieder bewusst werden.

Leider zieht der Alltag überall ein, man kämpft nicht mehr dagegen an, man meint es zu können, was aber ein Trugschluss ist.

Dieses Forum ist der beste Beweis für diese Unzulänglichkeit des Menschen, man findet das auf Schritt und tritt, selbst Du @Andante bist nicht gefeit davor.

Ich muss Dich an den Badewannenfall erinnern. Da meintest Du, dass es wichtig sei, ob die StA die Untersuchung bzgl. der ursprünglichen Behauptungen NUR eingestellt hat oder es bewiesen wurde, dass die nicht vorgelegen hat. Genau das ist der Punkt, wo die Unzulänglichkeit des Menschen überdeutlich wird. Über die Dinge, wo ein Beweis nicht erfolgt, haben bei der richterlichen Betrachtung außen vor zu bleiben, der Unterschied wäre in Wirklichkeit belanglos, aber trotzdem kam es Dir darauf an.

Auch wurde diese ursprüngliche Unterschlagung auch im Urteil nicht mehr als Motiv genutzt. Wäre das erfolgt, wäre sicherlich eine Revision erfolgreich gewesen.

Wie DU aber selber mit dieser Tatsache Probleme hast, obgleich Du es besser wissen müsstest, wird das genauso noch im Hinterkopf der Richter mitschwingen. Das könnte dann durchaus dazu führen, dass er seinen Bewertungsspielraum zum Nachteil des Betroffenen unbewusst genutzt wird.

Aber diese Macht des ersten Eindruck sind nicht nur Richter betroffen, das gilt genauso für Ermittler, Zeugen, Gutachter etc.. Das schwingt überall im Hinterkopf mit. Zeugenaussagen sind besonders subjektiv, und an das woran sich man erinnert, sind dann besonders die Dinge, welche nachteilig für den Betroffenen sind.

Es ist ganz wichtig, dass Richter sich immer und immer wieder diesem Effekt bewusst sind. Alles aber auch alles was in den Akten ist, kann davon beeinflusst sein. Auch Gutachter übersehen leicht gewisse Möglichkeiten, das gleiche gilt für die Ermittler.

Das dumme ist, dass Du den Effekt durch ein mehr an Richtern gar nicht kompensieren werden kann, denn alle 5 Richter kämpfen gleichermaßen mit den Folgen der Evolution. Und mit mehr Gerichten hintereinander wird das auch nicht immer besser. Überall steht der Verdacht der Unterschlagung in den Akten, jeder Richter wird das immer und immer wieder lesen.

Dieser Effekt wird das Hauptproblem für Fehlurteile sein. Und man kann mit diesem Wissen schon erkennen, wo Fehlurteile wahrscheinlich sind, nämlich dann, wenn ursprünglich behauptete schwere Motive gar nicht bewiesen werden konnten und es sonst so gut wie keine Indizien gibt, welche deutlich belastend sind.

Mittlerweile gibt es in diesem Fall eine physikalische Simulation, dass der Fall in die Badewanne mit dem rausrangenden Bein durchaus möglich ist. Aber es war auch wieder mal ganz typisch für diesen Thread, man war ganz schnell mit der Behauptung dabei, dass der Mensch nicht durch einen physikalisches Modell beschrieben werden kann. Alles reinste Spekulation, obgleich derjenige das niemals selber verifizieren kann. Dann zweifelte man die Simulation an, weil Frau hinter die Tür hätte treten müssen, dass die Tür von den Pflegern geöffnet wurde, wollte man nicht wahr haben, ich denke, dass Du Dich daran erinnern kannst. Man hat sich mit Händen und Füßen gesträubt, dass die Simulation vielleicht doch die Wirklichkeit widerspiegeln könnte.


Du und @kleinundgrün meint, man muss zur Beurteilung eines Falles sämtliche Akten haben. Um die Wahrscheinlichkeit dieses Effekts aber einschätzen zu können braucht man das nicht. Auch dürften sämtliche Akten auch von diesem Effekt beeinflusst sein. In Wirklichkeit sollte man einfach mal andere Ansätze wagen.


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13.01.2019 um 23:01
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:In Wirklichkeit sollte man einfach mal andere Ansätze wagen.
Was ist denn gegen das bisherige System einzuwenden? Exekutive und Judikative walten ihres Amtes und ermitteln und verurteilen Straftäter. Verurteilte streiten pflichtgemäß ihre Schuld ab, publicityinteressierte Anwälte machen mithilfe der Medien Fehlurteile draus, Pessimisten, Hobbylose und Weltverbesserer machen generelle Missstände draus und zweifeln am Rechtsstaat, verurteilte Mörder initiieren Kampagnen, es finden sich Interessierte, die ihre Empörung und ihr Mitgefühl für die Mörder äußern, Unterstützergruppen gründen und für die Freilassung der Straftäter Spendengelder sammeln und wir - wir unterhalten uns drüber in einer Endlosschleife.

Läuft doch. Alle sind irgendwie beschäftigt.

Ach so und der Badewannenfall ist ein hervorragendes Beispiel für den oben geschilderten Ablauf. Genditzki hat die alte Dame in der Wanne ertränkt und ist deswegen völlig zu Recht verurteilt worden. Die Anwälte haben vergeblich versucht, eine Unschuldstheorie zu konstruieren (mit leeren Tüten, computersimulierten Hochsprung-Stunts und einigem Medienbrimborium), aber ebenfalls völlig zu Recht wird es in der Sache nie ein WAV geben. Dass du das nicht wahrhaben willst, weil du auf deiner Suche nach Justizirrtümern dem weißen Kaninchen folgst, ändert rein rechtlich nichts, aber die Endlosdiskussion wird immerhin fortgesetzt :Y:


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13.01.2019 um 23:21
Zitat von Seps13Seps13 schrieb:publicityinteressierte Anwälte machen mithilfe der Medien Fehlurteile draus,
Sowohl im Fall Manfred Genditzki wie im Fall des von @JosefK1914-2 erwähnten Schrotthändlers war ganz zufällig die Münchner Anwältin Regina Rick aktiv, die offenbar über gute Kontakte in journalistische Kreise wie auch zu bayrischen Landtagsabgeordneten verfügt. Da läuft das mit der Öffentlichkeitsarbeit dann natürlich sehr gut.....


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14.01.2019 um 07:08
@Andante

Es ist schade, dass Du wieder komplett unsachlich reagierst. Ich habe hier die Problematik versucht aufzuzeigen, in dem - wenn ein falscher verurteilt wurde - die Ursache zu finden ist. Die macht dieses Effekts wird gerade im Fall des Schrothändlerrs überdeutlich, da schreckt der StA nicht vor illegalen Verhörmethoden zurück und es ist nicht auszuschließen, dass der Schrothändler gar mit einer Pistole bedroht wurde..

Und Deine Argumentation ist unsachlich, aber es ist wieder mal ein deutlicher Hinweis, wie groß beim Menschen die Macht des ersten Anscheins ausgeprägt ist. Könnte es nicht doch sein, dass der Anwalt einen Unschuldigen vertritt? Schade, obgleich ich die Problematik hier allgemein versucht habe zu thematisieren und den Hausmeisterfall nur als Beispiel genommen habe, reagierst Du unsachlich. Ich weiß nicht, ob der Hausmeister unschuldig ist, aber der Effekt des ersten Anscheins wird in diesem Fall sehr ausgeprägt gewesen sein, den schließlich hatte die StA anfangs von mehr als 50000€ gesprochen.

Ich sehe in Richtern, Zeugen, Gutachter, Ermittler die menschliche Komponente. Schade, dass Du darüber nicht diskutieren willst und die Arbeit von Anwälten offenbar immer nur sehr einseitig siehst. Anwälte sind in unserem Rechtsstaat eine wichtige tragende Säule. Aber Deine Einstellung, die man auch sehr häufig von anderen Leuten im Forum sieht, ist sachliche Diskussion selten möglich.

Schönen Tag noch.


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14.01.2019 um 09:29
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:@kleinundgrün hat leider ohne darauf einzugehen, pauschale Behauptungen aufgestellt, dass das angeblich nichts bringen soll.
Wow, das ist ja glatt gelogen. So sehr man auch ein Fan des postfaktischen Zeitalters sein mag, so unangebracht ist das in einer Diskussion.
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Richter haben einen Wertungsspielraum. Und letztendlich ist durch die Individualität des Menschen Unterschiede dadurch vorprogrammiert.
Niemand bestreitet das.
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Eigentlich sollte man die Gerichte so ausstatten, dass solche Dinge möglichst keine Rolle spielen.
Was man da machen müsste, hatte ich Dir erläutert.
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Ich denke, dass Du diese menschliche Schwäche nicht wegdiskutieren kannst.
Was ich nie versucht habe. Das ist nun das 10.? Mal, dass Du mir Dinge in den Mund legst, die nirgends so ste
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Du hättest mit Deiner Sisyphus-Arbeit eigentlich nichts gewonnen.
Es wäre deine Arbeit. Und gewonnen hätte man, dass man genau diese von Dir einfach so behauptete Unterstellung entweder belegen oder ablehnen könnte. Die "feinen" Unterschiede kann man ja feststellen. Du hast nur keine Ahnung, wie eine Urteilsbegründung aussieht und darauf baust du Deine Thesen auf.
Würdest Du nur Deine statistischen Auffälligkeiten zu Rate ziehen, müsstest du sämtlich anderen für diese Abweichungen in Frage kommenden Gründe ausschließen. Das wäre dann eine echte Sisyphusarbeit.
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Wenn man solche Auffälligkeiten bei einem Senat erkennt, kann man eine Änderung der Besetzung vornehmen
Und wenn die Auffälligkeit ganz andere Gründe hat?
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Statistik beschäftigt sich nicht mit Einzelfällen. Auffälligkeiten werden erst sichtbar, wenn es viele Fälle betrifft.
Ja, Auffälligkeiten. Abe Du leitest keine Auffälligkeiten ab, sondern Fehler. Wie sonst könntest du einen Richter ersetzen wollen? "Oh, das war aber auffällig, wir feuern Sie mal lieber", wäre sicher lustig, wenn Dein Arbeitgeber das zu Dir sagen würde. "Aber Chef, das hier diese Dinge passiert sind, war Pech, es lag daran, dass Abteilung XY ein neues Produkt ...". "Quatsch, Josef, da sind statistische Auffälligkeiten. AUFFÄLLIGKEITEN!! Scheiß drauf, ob Sie was falsch gemacht haben, Sie können gehen."
Sollte so ein Gespräch mal statt finden, wäre ich wahnsinnig gerne dabei. Denn ich habe das Gefühl, Du wärst da irgendwie nicht so amüsiert.


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14.01.2019 um 10:03
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Dieser Effekt wird das Hauptproblem für Fehlurteile sein. Und man kann mit diesem Wissen schon erkennen, wo Fehlurteile wahrscheinlich sind, nämlich dann, wenn ursprünglich behauptete schwere Motive gar nicht bewiesen werden konnten und es sonst so gut wie keine Indizien gibt, welche deutlich belastend sind.
Dann nenne mir einen einzigen Fall, wo jemand verurteilt wurde ohne Motiv und Indizien. Und ich meine NICHT Fälle, wo NACH dem Urteil ein Zeuge seine belastende Aussage widerrufen hat und dergleichen. Und ich hätte natürlich von die gerne eine Statistik mit solchen „Fehlurteilen“ im Vergleich zu der Anzahl, was deutsche Gerichte im gleichen Zeitraum insgesamt an Strafverfahren zum gleichen Straftabestand abarbeiten, um vergleichen zu können, wie diese statistische „Auffälligkeit“ eigentlich aussieht.
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Könnte es nicht doch sein, dass der Anwalt einen Unschuldigen vertritt?
Wenn wie im Fall Genditzki die Sache ziemlich klar ist, die Anwältin (in diesem Fall Regina Rick) aber gleichwohl mit großem Tamtam, Einspanning von Abgeordneten und Pressekonferenzen Geldspenden für ein aussichtsloses Wiederaufnahmeverfahren an Land ziehen will, sieht die Sache schon merkwürdig aus.

Richtig, Anwälte sind wichtig und natürlich in einem Rechtsstaat unverzichtbar. Allerdings steuern sie in bestimmten Fällen auch ganz bewusste die öffentliche Meinung, und in einigen Fällen nur für Experten durchschaubar falsch bzw. im eigenen Publicityinteresse, was Medienkonsumenten aber leider nicht durchschauen und dadurch prompt wieder einmal in ihrer Auffassung über die furchtbare Justiz bestärkt werden.

Oder wie sonst käme ein bekannter Journalist einer großen überregionalen in München ansässigen Zeitung dazu, ein kleines bayrisches Amtsgericht zu besuchen, um dem Prozess gegen einen Schrotthändler beizuwohnen, der wegen Falschaussage angeklagt ist? Richtig, weil er einen Tipp mit Erläuterungen bekommen hat, und zwar weder vom Gericht noch von der StA.......Das ist für sich natürlich nicht zu beanstanden, sollte aber nicht als völlig unwichtig im Sinne von Anwaltsarbeit im Medienzeitalter abgetan werden.

Hier sind wir dann beim eminent wichtigen Thema, wie Medien Justizberichterstattung betreiben. Dass Medien sich, weil Richtern und Staatsanwältin vergleichbare „Öffentlichkeitsarbeit“ nicht gestattet ist, vorrangig auf Angaben aus Anwaltsecke stützen und damit natürlich interessengeleitete (heißt: oft sehr einseitige) Informationen bekommen, muss halt jedem, auch dir, bewusst sein.


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14.01.2019 um 11:05
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Ja, Auffälligkeiten. Abe Du leitest keine Auffälligkeiten ab, sondern Fehler. Wie sonst könntest du einen Richter ersetzen wollen? "Oh, das war aber auffällig, wir feuern Sie mal lieber", wäre sicher lustig, wenn Dein Arbeitgeber das zu Dir sagen würde. "Aber Chef, das hier diese Dinge passiert sind, war Pech, es lag daran, dass Abteilung XY ein neues Produkt ...". "Quatsch, Josef, da sind statistische Auffälligkeiten. AUFFÄLLIGKEITEN!! Scheiß drauf, ob Sie was falsch gemacht haben, Sie können gehen."
Völlig richtig. Das wäre eine bequeme Methode für jeden Justizminister, unbequeme Richter abzusägen. Ein bisschen an der Statistik herumgefeilt, und schon kann der Betreffende gehen. Super. Sch.... auf Art. 97 GG ;-)


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14.01.2019 um 11:31
Zitat von AndanteAndante schrieb:Völlig richtig. Das wäre eine bequeme Methode für jeden Justizminister, unbequeme Richter abzusägen.
Es wäre in jeder Hinsicht eine Katastrophe. Ein Anreiz, sich statistisch unauffällig zu verhalten, hat Auswirkungen auf die Urteile. Da steht dann der Richter vor der Überlegung, lieber etwas anders zu urteilen, als dass er statistisch auffällig wird. Das ist unter allen Gesichtspunkten eine hanenbüchene Idee, weil sie eine weitere sachfremde Motivation für den Richter beinhaltet, gerade nicht frei zu entscheiden.

Vor allem, wenn dann die Statistiken von solch Experten ausgewertet werden, die gar nicht beurteilen können, woher mögliche Ursachen solcher Abweichungen rühren können. Weil sie sich gar nicht die Mühe machen, in irgend einer Weise eine inhaltliche Bewertung vorzunehmen.


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14.01.2019 um 11:36
Zitat von AndanteAndante schrieb:Art. 97 GG
Das Grundgesetz ist ein Totschlagargument. Bleib mal sachlich. ;)
Sorry @Andante, dass du dir die Anschuldigung unsachlicher Argumentation von @JosefK1914-2
zuziehen musstest, die betraf wohl eher meinen Beitrag.


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14.01.2019 um 11:46
Ich sehe schon Richter vor mir, die im September an Rechtsuchende schreiben:

„Mit Bedauern müssen wir mitteilen, dass ab jetzt bis zum Jahresende aus statistischen Gründen sämtliche /Klagen/Berufungen/Revisionen abgewiesen werden müssen. Von weiteren Schriftsätzen bittet die Kammer/der Senat daher abzusehen.“

Ja, da kommt dann richtig Freude bei den Adressaten auf. :-)))


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14.01.2019 um 12:16
Das Problem ist, dass Statistik für eine intuitive Bewertung sehr ungeeignet ist. Wenn man sich nicht gerade damit beschäftigt, ist man sehr geneigt, einer Statistik auch eine Aussage über die Ursachen anzudichten.
Doch genau das kann sie nicht leisten. Eine Statistik kann nur darstellen, dass etwas in einer bestimmten Anzahl vorhanden ist (wie). Sie kann nicht darstellen, warum es so ist.
Das "warum" dichtet der Leser dann gerne hinein, indem er seine eigenen Annahmen dann als Grund für die statistische Auffälligkeit unterstellt. Er ignoriert dabei regelmäßig alle anderen möglichen Gründe.

Man könnte auf Basis einer Statistik nur in einem einzigen Fall eine Aussage über die Ursachen treffen: Wenn es nur eine mögliche Ursache gibt oder man alle bis auf eine der möglichen Ursachen ausschließen kann.

Ich bin nicht verwundert darüber, dass dieser Umstand nicht von alleine verstanden wurde, wie gesagt, intuitiv tun wir uns schwer damit.
Aber spätestens nach mehreren deutlichen und wie ich finde auch leicht verständlichen Erläuterungen, sollte zumindest der Versuch unternommen werden, das rational zu erfassen und nicht auf der Ansicht zu beharren, eine Statistik könne eine inhaltliche Prüfung ersetzen und sollte bevorzugt werden, weil sie erstens das besser kann und zweitens einfacher ist.

Den Punkt, @JosefK1914-2 werfe ich Dir wirklich vor. Alles andere hat damit zu tun, dass man als Laie bei einer Diskussion über ein komplexes Fachgebiet einfach einen großen Nachteil hat. Einfach weil das Hintergrundwissen fehlt, das nicht einfach durch scharfes Nachdenken fehlerfrei ersetzt werden kann. Aber Dein Verständnis von statistischen Möglichkeiten, auf dem Du einfach beharrst und bei dem Du Dich inhaltlich kein bisschen auseinander setzen möchtest, sehe ich als sehr problematisch. Vor allem auch die Art und Weise, wie Du es machst. Es bringt eine Diskussion nicht gerade weiter, wenn Du ständig irgend welche Strohmänner bringst oder schlicht Dir Dinge ausdenkst, die nirgends so geschrieben wurden.


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14.01.2019 um 12:44
Zitat von JosefK1914-2JosefK1914-2 schrieb:Was immer wichtig ist, dass sich Richter der menschlichen Schwächen bewusst sind. Eigentlich ist der Mensch nicht geeignet, wirklich unvoreingenommen an einen Fall ranzutreten. Die Evolution hat dazu geführt, dass der Mensch gezwungen ist, das gegenüber so schnell wie möglich einzuschätzen. Dieser psychologische Effekt ist hinreichend bekannt, der erste Eindruck zählt. Gegen diesen ersten Eindruck ist später kaum mehr anzukommen, und das ist wichtig, dass Richter sich dessen immer wieder bewusst werden.
Ich finde es fast schon beleidigend, dass du Richtern offenbar pauschal unterstellst, diese wüssten - anders als du natürlich - nicht um die Begrenztheit der eigenen und überhaupt der menschlichen Erkenntnis. Die Frage führt jetzt auf das Gebiet der Rechtsphilosophie.

Du verkennst, das sich gerade deswegen Menschen entschlossen haben, ein Rechtssystem zu schaffen, welches Regeln vorgibt, und zwar nicht nur in materieller, sondern auch in prozessualer Hinsicht. Wie alles Menschenwerk werden aber auch bei Anwendung aller Regeln mitunter Fehler gemacht, das läßt sich nie vermeiden.

Aber dass Richter meinen, qua eigener Wassersuppe allles zu wissen und zu können, ist bereits dadurch widerlegt, dass sie bekanntlich zahllose Gutachten einholen zu Fragen, die sie selbst nicht kompetent beantworten können. Es geht dabei auch und gerade auch oft um Glaubwürdigkeitsgutachten betreffend Zeugen und Angeklagte.

Und nicht umsonst geben alle Prozessordnungen vor, dass das Gericht zu begründen hat, warum und wieso es diesen Zeugen a) für glaubwürdig UND b) dessen Aussage für glaubhaft hält oder nicht. Dieser Begründungszwang führt natürlich dazu, dass sich Richter mit der Frage ihrer eigenen Erkenntnisfähigkeit befassen und diese natürlich in den gerichtlichen Beratungen auch diskutieren.

Über die Psychologie der Zeugenaussage gibt es übrigens unendlich viel Literatur, die (Überraschung!) Richtern nicht unbekannt ist. Es gibt dazu auch regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen.

Dass es bei der Bewertung von Zeugenaussagen mitunter zu Fehleinschätzungen kommt, ist und bleibt aber, wie gesagt, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen unvermeidbar. Auch Ärzten etwa passieren immer wieder Kunstfehler. Eine 100-Prozent-Garantie für die Richtigkeit menschlichen Handelns wird es nicht geben, und es ist illusorisch, diese Garantie ausschließlich von der Justiz zu verlangen.


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