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Erfahrungen mit Dating-Portalen im Internet
12.12.2021 um 14:06rhapsody3004 schrieb:Aber war er dann wirklich so schlimm, wenn du es immerhin sieben Jahre mit ihm ausgehalten hast?Ich komme aus einem Haushalt, in dem ich jahrelang Zeuge wurde, wie mein Vater meine Mutter grün und blau geschlagen hat. Mich hat mein Vater zwar nicht geschlagen, mir aber immer wieder klar gemacht, dass ich es im Leben zu nichts bringen werde. Allerdings hatte ich zu meinem Vater teilweise eine engere Bindung als zu meiner Mutter. Weil mein Vater halt auch nicht immer so war. Das ist für Außenstehende vermutlich ganz schwer zu begreifen. Mein Vater war halt kein fieser Erz-Narzisst, sondern vor allem überfordert und schwer depressiv, was sich bei Männern eben nicht zwangsläufig in Antriebslosigkeit zeigt. Für Menschen außerhalb der Familie war er zudem auch immer der strahlende Held, sei es auf der Arbeit, wenn er Bekannten bei ihren PC-Probleme geholfen hat, etc.
Lag es wirklich daran, weil du geglaubt hast spät dran zu sein und froh darüber warst dass sich einer für dich interessiert und das wolltest du nicht wieder verlieren? Aber hielt diese Denke ganze sieben Jahre?
Musst natürlich nicht antworten.
Nun bin ich mit meinem Ex just zu dem Zeitpunkt zusammen gekommen, als meine Mutter endlich bereit war, sich von meinem Vater zu trennen und mit meiner Schwester und mir ausgezogen ist. Auch ich hab den Kontakt abgebrochen, weil die psychische Belastung einfach zu groß wurde. Dass sich mein Vater zwei Jahre später umgebracht hat, hat mich dennoch schwer getroffen.
Mein Ex war meinem Vater vom Verhalten, sogar von den Hobbys und Interessen, aber auch von den familiären Hintergründen, die ihn vermutlich so haben werden lassen, wie er war, so ähnlich, dass mir Küchenpsychologen gerne irgendeinen Komplex attestieren dürfen. Ich mein, ich sehe das heute, nach Jahren der Therapie ja auch ziemlich deutlich. Dieser Ex hat mich am Anfang einerseits auch "unterstützt" (also mir Dinge abgenommen, vor allem als ich in meine erste Wohnung gezogen bin, weil ich mit dem Tod meines Vaters ganze vier Wochen vor Beginn meines Studiums in einer 300km weit entfernten Stadt heillos überfordert war), das aber später dazu genutzt, um mir einzureden, ich wäre zu dumm, es selbst zu machen. Natürlich auf einer "liebenswerten" Schiene. Zu "mein Dummerchen" gesellte sich dann irgendwann noch "mein Dickerchen", obwohl ich zu dem Zeitpunkt Untergewicht hatte und von meiner Mutter, zu der ich damals ein ziemlich kompliziertes Verhältnis hatte, hat er mich auch entfremdet.
Ab einem gewissen Punkt war ich einerseits völlig unselbstständig. Das ging sogar soweit, dass solche Zahlungen wie meine Halbwaisenrente direkt auf sein Konto gingen, weil "das doch viel praktischer ist" (ich hab zugegeben auch gar nicht gecheckt, dass es so war, er hat mir halt irgendwann ein Blatt zum Unterschreiben unter die Nase gehalten - und den Geldfluss natürlich auch nach der Trennung nicht freiwillig umgeleitet) und ich gar keinen Zugriff mehr auf mein eigenes Konto hatte. Andererseits war ich auch schwer depressiv, weil ich den Tod meines Vaters nicht verarbeitet hatte und gar nicht realisiert habe, dass ich plötzlich im gleichen Hamsterrad stecke, in dem auch meine Mutter fast 20 Jahre war.
Tatsächlich war es dann er, de Schluss gemacht hat. Ich kann nur vermuten, dass das Konstrukt, das er selbst aufgebaut hat, ihn am Ende selbst überfordert hat. Mir hat es letztendlich aber die Chance gegeben, mich aus dem Sumpf zu ziehen, in dem ich ich selbst befunden habe. Ganz viel Therapie war dann natürlich auch erst mal angesagt.
Immerhin kann ich von mir behaupten, dass ich das Muster erkannt und durchbrochen habe. Mein nächster Partner war wirklich ganz anders. Allerdings so anders, dass ich wie gesagt irgendwann gemerkt habe, dass ich mich plötzlich selbst in einer Position wiederfand, in der ich meinem Partner Entscheidungen in Bereichen abnehmen sollte, die mich eigentlich nur indirekt etwas angehen. Die Jobsuche zum Beispiel. Da habe ich dann den Schlussstrich gezogen, weil ich nicht meinerseits so werden wollte wie mein erster Ex.
Ich suche demnach vor allem jemanden, mit dem ich auf Augenhöhe kommunizieren kann. Jemand, der zumindest einen groben Plan von den Zielen hat, die er im Leben erreichen möchte. Strahlende, charismatische "Helden" machen mich hingegen aufgrund meiner Vorerfahrungen misstrauisch. Ein gewisser Konsens bei sozialen und politischen Themen sollte auch vorhanden sein. Dafür habe ich z.B. auch kein Problem mit außergewöhnlichen Hobbys, solange mein Partner nicht zwangsläufig verlangt, dass ich sie teile und noch zwischen Hobby und Alltag unterscheiden kann.
Mein Vor-Corona-Plan sah so aus, dem örtlichen Rollenspiel-Verein beizutreten (ein Hobby, das ich teile und das eine hohe Männerquote zu hat) und drauf zu hoffen, dass sich dort etwas ergibt oder dort jemand zumindest jemanden kennt, der eine Partnerin sucht. In der aktuellen Situation bleibt mir jedoch wie gesagt kaum etwas anderes übrig, als auf Online-Portale zurückzugreifen. Wobei ich teilweise auch in Frage stelle, dass 0815-Portale das Klientel ansprechen, mit dem ich auf einer Wellenlänge liege.