Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

-Babydoll- schrieb:Wer mit der richtigen Einstellung hinaus ins Leben zieht, dem stehen alle Türen offen, doch wer sich lieber in seinem Selbstmitleid suhlen möchte, soll es meinetwegen tun.

Mit Verlaub, wenn ich solche Dinge lese, möchte ich einfach nur den Kopf gegen die Wand schlagen, denn da wird ein ganz wichtiger Punkt außer acht gelassen: die persönlichen Lebensumstände.

Du kannst noch so sehr eine richtige Einstellung haben, hast du Angehörige, die du pflegen musst, stehen dir weit weniger Türen offen. Bist du flexibel? Nein. Kannst du Schichtdienst machen? Nein. Kannst du umziehen? Nein.

Becky schrieb:ch schrieb von "hier". Die Auftragslage ist gut (in den letzten 10 Jahren wurde es wohl immer noch bessser statt schlechter), aber ein befreundeter Maler muss den Betrieb dicht machen, weil sich kein Nachfolger finden lässt. Und da ist er bei weitem nicht der einzige.

Okay, dann ist das Ortsgebunden natürlich unterschiedlich zu betrachten. 

Zu dem Rest schrieb ich ja schon was

Becky schrieb:ein befreundeter Maler muss den Betrieb dicht machen, weil sich kein Nachfolger finden lässt.

Ja, und warum nicht? Weil man Leuten einbildet der Job sei Schxxx.

Becky schrieb:denn da wird ein ganz wichtiger Punkt außer acht gelassen: die persönlichen Lebensumstände.

Ich habe das Gefühl dass Du von deiner schwierigen Situation ausgehst - trifft nicht für alle zu, gar nicht für die Mehrheit.

Becky schrieb:Gehörst du auch zu denen, die meinen, man soll halt keinen pflegerischen Beruf lernen, wenn man wüsste, dass die Bezahlung mies ist? Oder auch diverse handwerkliche Berufe?

Wer behauptet denn dass man keinen pflegerischen Beruf erlernen soll wenn die Bezahlung schlecht ist.

Wer behauptet dass sie überflüssig sind?

@Becky Bei allem Respekt, doch wer behauptet denn, dass du es tun musst? Du tust es doch aus freien Stücken! 

@Abahatschi

Nö, ich dachte da an was viel verbreiteteres: alt und gegebenenfalls krank werdende Eltern/Schwiegereltern. Da hat man zwei Möglichkeiten: ins Pflegeheim stecken oder mit Hilfe zu Hause pflegen.

Btw, einfach nur alleinerziehend sein reicht schon, um nicht mehr flexibel zu sein. Ist nicht ohne Grund so, dass sehr viele Alleinerziehende von Armut bedroht sind oder unterhalb der Armutsgrenze leben.

@capspauldin

Hier wurde doch mehrfach gesagt, man soll halt nen anderen Beruf lernen, wenn man gute Bezahlung will. Würde jeder so denken (und es umsetzen),ginge einiges vor die Hunde.

@Streuselchen

Ja, was mit Pflegehelfern gemacht wird, ist nen Unding. Aber es traut sich halt kaum wer, mal was zu sagen. Denn dann ist man unter Umständen den so dringend benötigten Job los. Da spielen viele Arbeitgeber vermutlich ganz bewusst mit den Ängsten ihrer Angestellten.

@Becky

Ja du magst es schwer haben, aber deine Lebensgeschichte ist nicht das Alibi für hunderttausend andere. Das mag für dich, nur für dich zutreffen.

Becky schrieb:Du kannst noch so sehr eine richtige Einstellung haben, hast du Angehörige, die du pflegen musst, stehen dir weit weniger Türen offen. Bist du flexibel? Nein. Kannst du Schichtdienst machen? Nein. Kannst du umziehen? Nein.

Das sind doch persönliche Präferenzen die nicht allgemein auf jeden zutreffen sondern hier und da mal auf den einen.
Zumal, wenn man sich persönlich dazu entscheidet, einen Angehörigen zu pflegen, dann sollte man sicher stellen, dass zumindest der Partner den großen Batzen Geld mit nach Hause bringt. 

Der Angehörige hat den gewissen Respekt verdient, nicht in ärmlichen Verhältnissen betreut zu werden sondern wenn der Umstand es erlaubt, in einem vernünftigen.

Becky schrieb:Hier wurde doch mehrfach gesagt, man soll halt nen anderen Beruf lernen, wenn man gute Bezahlung will. Würde jeder so denken (und es umsetzen),ginge einiges vor die Hunde.

Beispiel Friseurberuf, ich habe gesagt dass man sich nicht über das Gehalt beschweren kann, weil es kein Geheimnis ist dass man in den meisten Salons nicht viel verdient. Aber weisst du was, manchen ist die Liebe zum Beruf wichtiger, darum üben Sie den Beruf weiter aus.

Becky schrieb:Ja, was mit Pflegehelfern gemacht wird, ist nen Unding. Aber es traut sich halt kaum wer, mal was zu sagen. Denn dann ist man unter Umständen den so dringend benötigten Job los. Da spielen viele Arbeitgeber vermutlich ganz bewusst mit den Ängsten ihrer Angestellten.

Ich habe Bekannte, die kamen sogar hier im TV mit der Geschichte, die die Feuerwehr und den Notarzt nachts gerufen haben, weil keine Fachkraft da war und Tabletten verabreicht werden sollten. 
Man muss eben nur den Arsch in der Hose haben und klar machen, das man HILFSKRAFT ist.
Die meisten freuen sich aber drüber, andere Tätigkeiten übernehmen zu "dürfen" 

Becky schrieb:Btw, einfach nur alleinerziehend sein reicht schon, um nicht mehr flexibel zu sein. Ist nicht ohne Grund so, dass sehr viele Alleinerziehende von Armut bedroht sind oder unterhalb der Armutsgrenze leben.

Also, nochmal - auch das sind persönliche Probleme. Der Staat kann doch nichts dafür wenn Leute nicht zusammen bleiben wollen. Sollen die Alleinerziehenden bevorzugt werden, warum, die Kinder haben noch ein Elternteil? Wie soll deine Flexibilität erhöht werden?

@capspauldin

Ich rede da gar nicht von mir. Ich kenne zig Leute, die ihre Großeltern/Eltern/Schwiegereltern mitversorgen und erst dann in ein Heim geben, wenn der Pflegeaufwand zu viel wird, um ihn zu Hause zu bewältigen.

Und zu den Alleinerziehenden: ich wusste nicht, dass das alles ich bin^^

http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2016-07/kinderarmut-erziehung-alleinerziehend-studie-bertelsmann


@Abahatschi

Ich wäre ja für gerichtlich angeordnete Umgangspflicht für beide Elternteile :troll: da das aber unter Umständen das Kindeswohl gefährdet, ist das keine Möglichkeit, denn das Kindeswohl geht vor.

In manchen Bereichen werden Alleinerziehende übrigens tatsächlich bevorzugt. Nämlich bei der Betreuungsplatzvergabe. Das sind dann zwar "nur" 15-20 Stunden/Woche, aber hat man erstmal nen Platz, kann man leichter die Stunden aufstocken. Das ist nen Schritt in die richtige Richtung.

@ all:

Es ist beim Thema Arbeitslosigkeit immer schwierig, wenn verallgemeinert wird. Es hat nunmal nicht jeder die gleichen Voraussetzungen. Das wollte ich im Prinzip nur klarmachen.

Becky schrieb:In manchen Bereichen werden Alleinerziehende übrigens tatsächlich bevorzugt. Nämlich bei der Betreuungsplatzvergabe. Das sind dann zwar "nur" 15-20 Stunden/Woche, aber hat man erstmal nen Platz, kann man leichter die Stunden aufstocken. Das ist nen Schritt in die richtige Richtung.

Stimmt so leider allgemein auch nicht.
Ich habe Jahre auf einen Betreuungsvertrag gewartet und musste 2 Arbeitsverträge wieder vorher auflösen, weil ein Arbeitsantritt wegen fehlender Betreuung nicht möglich war.
Erst beim 3. Vertrag hab ich einen Vollzeit-Betreuungsplatz gefunden. 
Während Geschwisterkinder bevorzugt wurden von Eltern, die nicht alleinerziehend waren.

Streuselchen schrieb:Erst beim 3. Vertrag hab ich einen Vollzeit-Betreuungsplatz gefunden. 

Stimmt, für Vollzeitplätze gilt nach wie vor die Geschwisterregelung. Aber wenn man erstmal nen Halbtagsplatz hat, wird man beim Aufstocken bevorzugt behandelt. Ich weiß allerdings nicht, ob das auf jeden Träger zutrifft oder es hier wieder auf den jeweiligen Träger ankommt. Bei mir gings bei zwei verschiedenen Trägern beide male sehr schnell nen Platz zu bekommen. Ich könnte auch jetzt zum jeweils nächsten Monat die Stunden aufstocken, allerdings nur für die Betreuung, nicht für den Integrationshelfer.

@Becky

Durch Projekte wie MiKa mit Kind in Arbeit, durch besondere Spezialisierung seitens des Jobcenters wird aufgezeigt dass wenn man Alleinerziehend ist, man immer noch gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat.

Es bedarf nur einer inneren Flexibilität, so kann die Reinigungskraft nicht zwischen 9-14 Uhr putzen. Aber sie kann als Verkaufshilfe arbeiten. Man muss diese innere Flexibilität nur mit bringen.

@Becky

Nun, Halbzeitsplätze gibts bei uns quasi nicht wirklich.
Doch, es gibt sie- aber man bekommt sie eigentlich nicht einfach so. 
Weil.... Kindergartenplätze fehlen... weil ausgebildete Erzieher fehlen. (Fachkräfte) 

Da schließt sich halt wieder der Kreis... es fehlt an AN.. nicht an freien Stellen. 

Unser Hort in der Grundschule sucht HÄNDERINGEND Lehrer und Erzieher.
Ich kenne alleine zusätzlich noch 6 Kitas die Erzieher suchen. 
Wer also Lust hat, in Berlin zu arbeiten und auf den die Berufe zutreffen, darf sich gerne bei mir melden.
Ich gaeantiere, dass Arbeitslosigkeit damit beendet wäre.

@capspauldin

Ich weiß nicht, obs das bundesweit gibt, aber von der AWO gibt's in NRW Angebote für sogenannte Teilzeitausbildungen für junge Eltern. Das bezieht sich allerdings nicht auf alle Berufsfelder und es kommt auch nicht jeder rein. Ist allerdings schonmal nen sehr guter Ansatz, um sich Möglichkeiten aufzeigen zu lassen. Da haperte dann nur teilweise an der Berufsschule, wenn der Unterricht ganztägig im Blockunterricht stattfindet. Da hilft die AWO dann aber wohl mit Tagesmüttern aus für die Zeit (?). Genau weiß ichs nicht, meine Infos dazu sind leider etwas veraltet.

Über die Bezahlung werden jetzt vermutlich wieder viele meckern, denn die ist trotz Teilzeit nicht unwesentlich geringer :D

Streuselchen schrieb:Unser Hort in der Grundschule sucht HÄNDERINGEND Lehrer und Erzieher.
Ich kenne alleine zusätzlich noch 6 Kitas die Erzieher suchen. 
Wer also Lust hat, in Berlin zu arbeiten und auf den die Berufe zutreffen, darf sich gerne bei mir melden.
Ich gaeantiere, dass Arbeitslosigkeit damit beendet wäre.

Also genau das Gegenteilige zu meiner Ecke. Hier gibt's Lehrer und Erzieher en masse, die keinen Job finden. Selbst die Praktikumsplätze für Erzieher in der schulischen Ausbildung sind seit Jahren vollkommen überlaufen, weshalb in meinem Jahrgang damals etliche Leute abbrechen mussten. Es gab nicht genug Plätze, die den Anforderungen entsprachen. Es musste zwingendermaßen ein Kindergarten in 20km Umkreis um die Schule sein, Heime und Schulbetreuung fiel ebenfalls raus. Der Jahrgang hat sich dann schnell von über hundert Schülern auf etwas über siebzig verringert und zum Ende warens wohl nur noch etwa fünfzig.

Ich hoffe stark, dahingehend hat sich in den letzten 10 Jahren was geändert und die Schulen sind etwas flexibler geworden.

Zum alleinerziehend sein: ist doch allgemein bekannt, dass jeder Alleinerziehende das absolut freiwillig ist :troll:

Becky schrieb:Also genau das Gegenteilige zu meiner Ecke. Hier gibt's Lehrer und Erzieher en masse, die keinen Job finden. Selbst die Praktikumsplätze für Erzieher in der schulischen Ausbildung sind seit Jahren vollkommen überlaufen, weshalb in meinem Jahrgang damals etliche Leute abbrechen mussten. Es gab nicht genug Plätze, die den Anforderungen entsprachen. Es musste zwingendermaßen ein Kindergarten in 20km Umkreis um die Schule sein, Heime und Schulbetreuung fiel ebenfalls raus. Der Jahrgang hat sich dann schnell von über hundert Schülern auf etwas über siebzig verringert und zum Ende warens wohl nur noch etwa fünfzig.

Ich hoffe stark, dahingehend hat sich in den letzten 10 Jahren was geändert und die Schulen sind etwas flexibler geworden.

Da kann ich nur zu einem Ortswechsel raten oder.. sofern in der Nähe, zu einem Job in der Großstadt raten.
Die Pendlerpauschale erlaubt einem gewisse Wege und die Arbeitszeiten für einen Lehrer schließen Schichten usw aus. 
In meinen Augen also machbar, sofern der Wunsch zu arbeiten wirklich da ist.

Wie gesagt, wir suchen.. und das nicht zu knapp.
Jeder, der einen kennt, darf gerne mal fragen ob ein Umzug oder Pendelstrecke nach Berlin in Frage kommt. 
Die meisten lehnen das ab.. nicht, weils nicht geht sondern aus bequemlichkeit und Angst vor Veränderung. 

Also wenn dieser Thread für etwas gut ist, dann um sich Kandidaten vorzumerken die man auch in Zukunft aufgrund ihrer kognitiven, sozialen und menschlichen Defizite in Diskussionen geflissentlich überlesen darf.i8