Abahatschi schrieb:Du meinst Zwang zum Arbeiten?
Das ist Zwangsarbeit:
Wie auch passend dasteht: Unter Androhung einer Strafe. Wurde mir auch schon während einer Arbeitslosigkeit angedroht, habe die angebotene Stelle aber trotzdem nicht angenommen sondern stattdessen eine andere die ich mir selbst gesucht habe.
Abahatschi schrieb:Tja, was denn jetzt? Verstößt der Job gegen die Zumutbarkeit, muss man nicht annehmen und man kann dagegen klagen...oder er verstößt nicht und man muss ihn annehmen.
Die Beste Abwehrmethode gegen diesen Zwang ist selbst ein Job zu suchen und annehmen, das ist an sich auch die Hauptpflicht eines arbeitsfähigen Arbeitslosen.
Fakt ist, auch das aus eigener Erfahrung heraus (Gastronomie): Wenn eine Firma gegen AN-Rechte verstößt, zB gegen die Einhaltung der täglichen oder wöchentlichen Ruhezeit (in Ö bei mehr als 6 Stunden Arbeit am Tag 30 Minuten Pause, 11 Stunden zwischen Arbeitsende und Arbeitsbeginn, einmal wöchentlich 36 Stunden durchgehend, davon 1 ganzer Tag von 0-24 Uhr Ruhezeit), oder durch Trickserien bei Stempelzeiten o.ä. (vor allem während der Covid Zeit sehr beliebt gewesen, Stichwort Kurzarbeit) dann erfährt man das eben erst wenn man die Stelle angetreten hat (in manchen Fällen kennt man schon jemanden der das für einen getestet hat) - das wird eher nicht so in der Stellenausschreibung angegeben 😉
Abahatschi schrieb:Ich bin geneigt ihm zu glauben. Theoretisches Beispiel: es gibt die Arbeitslosenhilfe nicht, hätten wir genauso viel Arbeitslose?
Diese Frage kann ich nicht seriös beantworten aber ich sehe grundsätzlich schon in den letzten Monaten bzw 1-2 Jahren dass sich vielerorts das Mindset verändert hat. Auch das hängt irgendwo mit der Pandemie zusammen. Vor etwa 10 Jahren als ich arbeitslos war da war es tatsächlich so dass man wirklich um jeden Job den man bekommen kann froh sein musste. Ohne irgendwelche Berufe herabsetzen zu wollen, gab es für eine geringbezahlte Kassiererstelle im Lebensmittelhandel sogar in einem kleinen Dorf schon teils 80-100 Bewerbungen, und wenn man einen Job hatte, egal wie mies er war, galt es diesen koste es was es wolle zu behalten. Vor allem in den Bereichen in denen ich durch langjährige Erfahrung mitreden kann, Handel und Gastronomie, finde ich es schon nicht schlecht dass niemand mehr auf Knien rutschend angekrochen kommt um sich so eine Stelle zu erbetteln. Es ist ja nicht so dass der Arbeitgeber nicht von fleißigen Arbeitskräften profitiert (von fleißigen wohlgemerkt, gibt auch andere wie man weiß). Irgendwo muss man schon auch sehen dass es ein geben und nehmen ist, beide sind aufeinander angewiesen aber in diesen Mangelberufen findet der Mitarbeiter schneller einen anderen Job, als das Unternehmen einen anderen Mitarbeiter und das finde ich gut so.
Klar, die Gastronomen laufen der Reihe nach zu den Medien und beklagen sich dass sie kein Personal finden... Da heißt es dann die Leute wollen nicht arbeiten, liegen lieber in der sozialen Hängematte, überhaupt sind alle faul und die Unterstützungen viel zu hoch etc. Im gleichen Atemzug liest du, man muss jedes Wochenende und jeden Feiertag arbeiten, um jede noch so unchristliche Uhrzeit, du musst die Arbeit von 2-3 Leuten machen weil sie unterbesetzt sind, dich dabei noch 8x am Tag von irgendwelchen Karens oder sonstigen Idioten beschimpfen lassen weil sie 5 Minuten auf Bedienung warten mussten, bezahlt wird kollektivverträgliches Minimum, dafür musst halt damit rechnen dass viele Überstunden anfallen aber glaub ja nicht dass du das Trinkgeld behalten darfst. Ja, ganz ehrlich - so einen Job mache ich auch nicht mehr. Selbst wenn die Arbeitslosigkeit die Alternative wäre. Wenn man mir dann kein Arbeitslosengeld gibt arbeite ich halt irgendwo schwarz, man muss auf sich selbst schauen. Wenn der Gastronom wirklich so dringend Personal braucht dann sollte er vielleicht drüber nachdenken mehr zu bezahlen. Kann oder will er sich das nicht leisten, soll er zusperren. Der Markt schuldet keinem Unternehmer Profit und wenn du nur überleben kannst wenn deine Mitarbeiter für Beträge schuften von denen man längst nicht mehr leben kann, dann kannst du vielleicht überhaupt nicht überleben.
Edit: Ein Nachsatz noch allgemein zur Diskussion, die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt ist eben günstiger für Arbeitnehmer als für Arbeitgeber. Es gibt viele freie Stellen, die Firmen suchen händeringend. Wer arbeitswillig ist und annähernd brauchbare Qualifikationen hat, Lehrabschluss zB, kann sich wenn er es richtig macht und nicht den ersten Rotz nimmt der ihm aufgezwungen wird, fast aussuchen wo er arbeitet. Wer keine Berufsausbildung und auch kein Studium hat, und keine sonstigen Qualitäten oder Vorerfahrungen könnte natürlich das Pech haben eine der unzähligen Mangelstellen antreten zu müssen aber ich denke es sollte schon jeder ambitioniert genug sein,