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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.772 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeitslos, Hartz 4, Neidkultur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

19.11.2022 um 17:17
Zitat von alibertalibert schrieb:Das ist jemanden, den man kennt. Ein Arbeitskollege, ein Nachbar, ein Vereinsmitglied usw. Das muss kein Freund sein, man kann solche Leute auch abgrundtief hassen
Dann sind es jedoch keine Menschen, die du derart gut kennst, um über ihre Situation urteilen zu können. Vielleicht haben sie ihre Gründe, warum sie in einer Situation sind, die aus deiner Sicht negativ ist.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

20.11.2022 um 09:14
Ob es nun doch noch etwas mit dem Bürgergeld wird, steht ja gerade auch noch zur Debatte, viele hoffen wenigstens ab dem Jahr 2023. Ich finde es immer noch ein Witz weshalb man das ganze nun verschieben muss, die Begründungen sind unterirdisch wenn man es mal genauer betrachtet.

Dass H4 endlich mal ersetzt wird ist schon mehr als überfällig, eigentlich wollte man doch eine Verbesserung und nicht etwas, was noch Menschenunwürdiger wird als H4.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

20.11.2022 um 10:32
Zitat von simsonsimson schrieb:Ob es nun doch noch etwas mit dem Bürgergeld wird, steht ja gerade auch noch zur Debatte, viele hoffen wenigstens ab dem Jahr 2023. Ich finde es immer noch ein Witz weshalb man das ganze nun verschieben muss, die Begründungen sind unterirdisch wenn man es mal genauer betrachtet.
Der Vermittlungsausschuss tagt ja noch. Wenns flott geht, könnte es wie geplant zum 1. Januar 2023 in Kraft treten. Die Ampel soll sich ja auch mittlerweile kompromissbereiter erklärt haben. Das dürfte natürlich Hauptsächlich auf das Konto der FDP gehen. Denke ich mir zumindest mal.
Und dass die FDP überhaupt das Bürgergeld in der Form wie von Heil bzw. überhaupt der SPD gewünscht mitgetragen haben, dürfte natürlich daran gelegen haben die Ampel-Regierung zu erhalten. Die FDP versucht auch unnötige Streits innerhalb der Ampel zu vermeiden.

Das Wichtigste ist, dass das Bürgergeld mehr den Vorstellungen der Ampel entspricht und weniger Unions insbesondere Merz gefärbt ist.

Ps.
Es ist schon lustig, dass selbst einige Landes-CDU-Politiker Merz für seine Blockkarde am Bürgergeld kritisiert haben. Das sollte jedem zu denken geben.


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20.11.2022 um 10:52
Zitat von simsonsimson schrieb:ass H4 endlich mal ersetzt wird ist schon mehr als überfällig, eigentlich wollte man doch eine Verbesserung und nicht etwas, was noch Menschenunwürdiger wird als H4.
Hier muss ich mal allerdings etwas die Union in Schutz nehmen, da sie ja immerhin einer Verbesserung sofort zugestimmt haben und das ist die Erhöhung des H4-Regelsatzes um 50 Euro.
Alles andere, ginge es ausschließlich nach der Union und insbesondere Merz, sollte so beibehalten werden wie es ist. Also noch menschenunwürdiger würde es auch nicht werden.
Bis auf die Erhöhung wäre es also ein Stillstand im Ist-Zustand und kein weiterer Fortschritt zugunsten der Grundsicherungsempfänger, ginge es nur nach der Union.
Für große Teile der Union hat sich H4 nun mal bewährt und ist gut wie es ist. Dafür feiern sie Schröder ja noch bis heute. Leider nur zugunsten der Wirtschaft natürlich, woran der Union aber auch vorrangig gelegen ist.


Wir werden abwarten müssen.

Ps.
Streng genommen hätte die Union nicht mal der Erhöhung zustimmen dürfen, da sie ja immer populistisch faseln, dass sich Arbeit kaum noch lohnen würde. Aber ich denke mir mal, dass sie genau wissen, dass nur eine Erhöhung von 50 Euro mehr auch niemanden dazu stärker motivieren würde weiterhin in der sozialen Hängematte zu liegen und sich Arbeit zu verweigern.

Und natürlich weiß auch ein Merz, dass das nicht gut in der Bevölkerung angekommen wäre, nicht nur unter den Ärmeren und Grundsicherungsempfängern, sondern auch in Teilen der Mittelschicht, wenn er sich sogar einer Erhöhung des H4-Satzes verwehrt hätte.


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20.11.2022 um 12:21
@rhapsody3004

Ich glaube, was die union am meisten stört ist die (wenn auch kleine) Änderung des Menschenbildes im system ALG2.

Dass man da Arbeitslosen mehr vertrauen soll, dass die nicht jede Drecksarbeit annehmen müssen (jedenfalls nicht sofort) und nicht mehr ganz so heftig entrechtet werden, scheint der Union gegen den Strich zu gehen. Dass man ein bisschen mehr Geld geben kann, weil Sachen teurer geworden sind, ist da leichter zu verkraften.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

20.11.2022 um 13:39
..
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ich glaube, was die union am meisten stört ist die (wenn auch kleine) Änderung des Menschenbildes im system ALG2.

Dass man da Arbeitslosen mehr vertrauen soll, dass die nicht jede Drecksarbeit annehmen müssen (jedenfalls nicht sofort) und nicht mehr ganz so heftig entrechtet werden, scheint der Union gegen den Strich zu gehen. Dass man ein bisschen mehr Geld geben kann, weil Sachen teurer geworden sind, ist da leichter zu verkraften.
Darin bin ich bei Dir. Die bisher gängige Stigmatisierung befördert eine Art Drohkulisse, die "Arbeitsverweigerern" dräut. Diese Drohkulisse lebt in nicht unerheblichem Ausmaß von dem sozialen Zwang, nicht zu "den Asozialen", "Faulen" u. ä. m. hinzugerechnet zu werden, sondern zu denen, die "dennoch leisten". Das Heer an Aufstockern spricht in dem Kontext eine deutliche Sprache, will ich meinen. Lieber wird ein schlecht bezahlter Job gemacht, der nicht einmal großartig mehr Geld in die Kasse bringt, aber man darf sich - gefühlt - noch der Bevölkerungsschicht zurechnen, die nicht "ganz unten" zu verorten ist.

Davon profitiert der Niedriglohnsektor unmittelbar. Bei dem es sich, streng genommen, um staatlich subventionierte Unterbezahlung handelt.

LG Marina


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

20.11.2022 um 13:52
@MarinaG.

Ich kann mir auch vorstellen, dass viele Aufstocker einfach lieber eine Arbeit machen (z.B. in Teilzeit), die sie wenigstens als sinnstiftend empfinden als irgendeiner Zeitarbeit oder anderweitigen Ausbeutung nachzugehen.

Es kommt hier ja wirklich drauf an, was das Jobcenter da so vermitteln möchte. Viele H4ler sind sowieso aus vielfältigen Gründen bei ihrer Arbeitsleistung beeinträchtigt und würden wohl davon profitieren, erstmal einen Job zu machen mit Arbeitsbedingungen, die nicht sehr stressig sind und vielleicht auch nicht sofort die volle 40.

Selbst wenn wir den Niedriglohnsektor betrachten: als servicekraft irgendwo mit guten arbeitsbedingungen und 30 Stunden anzufangen ist das eine. Sofort 40 Stunden bei UPS Kisten schleppen ist das andere (und das ist noch eine von den besseren Arbeiten).

Das Jobcenter vermittelt aber normalerweise größtenteils in Zeitarbeit auf 40 Stunden basis (und auch gerne weiter weg). Da kann man jetzt sagen: "sollen die sich doch selber jobs suchen", aber wenn man sich auf den standpunkt stellt, dann braucht man halt auch keine arbeitsvermittler mehr.

Meine Meinung ist, das sich H4ler im großen und ganzen in drei gruppen aufspalten:

1) Übergang. Die sind nur kurz im H4 und bekommen es schon irgendwann hin, sich was zu suchen. Die brauchen das JC nicht, das nervt sie eher. Die brauchen vielleicht mal eine persönliche Ansprache und ein Coaching, aber das wars.

2) Inoffiziell Arbeitsunfähig. Das sind leute, die als arbeitsfähig gelten, aber wegen psychischen oder sozialen problemen sehr eingeschränkt oder gar nicht arbeitsfähig sind. Die bräuchten eher anderweitig hilfe und eine lange auszeit von jeglichen stress, müssten also in ein ganz anderes system.

3) Schlummerndes Potenzial. Das sind leute, die arbeitsfähig und willig sind, aber aus allerlei gründen nicht da sind, wo sie eingentlich hingehören. Leute die recht clever sind, aber nicht die formalen ausbildungen haben für einen guten job. Oder Menschen, die fleißig sind aber einfach nicht die richtige stelle für sich finden. Oder Leute mit sozialen Problemen, die aber durchaus lösbar sind.
Hier bieten sich dann Ausbildungen, Coachings, Praktika usw. an, und eben Hilfe, diese zu bekommen.

Ich finde, alle drei gruppen werden nicht gut betreut heutzutage. Die erste bekommt steine in den weg gelegt, die zweite wird fertig gemacht und die dritte irgendwie verwaltet.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

20.11.2022 um 14:35
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Dass man da Arbeitslosen mehr vertrauen soll, dass die nicht jede Drecksarbeit annehmen müssen (jedenfalls nicht sofort) und nicht mehr ganz so heftig entrechtet werden, scheint der Union gegen den Strich zu gehen. Dass man ein bisschen mehr Geld geben kann, weil Sachen teurer geworden sind, ist da leichter zu verkraften.
Dürfte Hauptsachlich ihren wirtschaftlichen Interessen geschuldet sein. Menschen möglichst schnell in Arbeit zu bringen, auch in prekäre Beschäftigungen, also Hauptsache sie machen irgendwas und sind der Wirtschaft dienlich kosten dem Staat nicht länger Geld - und notfalls auch mit Druck und Sanktionen bei Weigerungen - dient nun mal alles der Wirtschaft.

Die Ungerechtigkeit gegenüber Mindestlöhnern bzw. diese Gruppe gegen die H4-Empfänger auszuspielen, dürfte nur reiner Populismus sein.
Und sie vergessen dabei immer wieder, dass es sich auch nur mit dem Mindestlohn und einer Vollzeitstelle lohnt arbeiten zu gehen anstatt ewig von H4 zu leben. Wenigstens später auf die Rente bezogen. Aber auch schon jetzt - spätestens jetzt mit den 12 Euro Mindestlohn.

Außerdem müssen sie ganz still sein, wenn ich bedenke, dass die Union anfangs sogar mal gegen den Mindestlohn war. Natürlich auch nur wieder aus dem Grund, weil es der Wirtschaft schaden könnte. Lol. Nur gut, dass sich das bis heute nicht bewahrheitet hat.


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20.11.2022 um 14:39
@rhapsody3004

Ich glaub das nichtmal, wenn ich ehrlich bin. Es dient nicht unserer Wirtschaft an sich, wenn man so verfährt. Es dient einigen wenigen arbeitgebern im Niedriglohnbereich.
Es wäre doch viel besser, würden wir mehr Leute aus dem H4 System durch Ausbildung in ordentliche Arbeit bringen, anstatt sie mal hier, mal da als leiharbeiter rumzuschicken.

Ich kann mir hier eher vorstellen, dass es da einige firmen gibt, die der CDu geld spenden und billige arbeiter ganz gut finden. Volkswirtschaftlich wäre es viel sinnvoller, das potenzial, was im H4 system schlummert, zu nutzen.

Allein wenn ich immer höre, wie viele leute angeblich im Handwerk fehlen, wäre da doch ein Beruf, den man für junge H4 empfänger attraktiv und mit guten einstiegsmöglichkeiten gestalten könnte. Also mit vermittlung echter ausbildungen oder wenigstens praktika anstatt halt wirklich nur verwaltet zu werden, meinetwegen mit vorhergehender eignungsprüfung.
Bei IT dasselbe.

Aber man stellt im endeffekt einen jungen (oder auch alten menschen) lieber unterbezahlt für kamps an die Theke anstatt diesen Zweitversuch der Bildung zu ermöglichen.


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20.11.2022 um 14:40
@shionoro
@MarinaG.
@rhapsody3004

Euren Beiträgen kann ich uneingeschränkt zustimmen und finde diese prima, weil sie differenziert die Problematik beleuchten.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Meine Meinung ist, das sich H4ler im großen und ganzen in drei gruppen aufspalten
hierzu aber mal eine kleine Ergänzung: Es gibt mMn noch eine 4. Gruppe, nämlich Leute, welche sich gut in dem System eingerichtet haben und tatsächlich nicht arbeiten wollen, denen das Geld ausreicht. Aber denke, das ist sicher nur ein sehr geringer Anteil.
Und dann gibts noch diejenigen, welchen das Geld nicht ausreicht und sie schwarz arbeiten, aber sicher auch nur Wenige.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

20.11.2022 um 14:41
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Es dient einigen wenigen arbeitgebern im Niedriglohnbereich.
Das dient ja der Wirtschaft. Und Wenige sind das gar nicht.


Auch das Modell der Zeitarbeit soll sich ja auch bewährt haben und war für viele Unternehmen ein Segen aus ihrer Unternehmersicht.

Ps.
War es Brecht oder ein anderer, aber irgendwer sagte mal bei Markus Lanz, dass er es nicht mehr hören könne, dass immer nur die liebe Wirtschaft gestärkt gehöre. Er fragte provokant in die Runde: Wann werden die Menschen gestärkt? Der Wirtschaft geht es vortrefflich, was man leider von immer weniger Menschen behaupten kann. Darunter natürlich auch vielen arbeitenden Menschen.


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20.11.2022 um 14:49
@rhapsody3004

Aus Unternehmerseite, aber nicht volkswirtschaftlich gesamt. Denn zwar profitieren die ganz großen firmen, aber nicht die mittelständler und auch nicht gesuchte berufe wie handwerk, pflege, IT, Erzieherin und so weiter. Die brauchen wir aber eigentlich, aber statt die Leute, die noch nicht studiert haben und noch etwas suchen, was sie tun können, auszubilden, vermitteln wie sie in ein Callcenter.
Das macht keinen Sinn.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:hierzu aber mal eine kleine Ergänzung: Es gibt mMn noch eine 4. Gruppe, nämlich Leute, welche sich gut in dem System eingerichtet haben und tatsächlich nicht arbeiten wollen, denen das Geld ausreicht. Aber denke, das ist sicher nur ein sehr geringer Anteil.
Und dann gibts noch diejenigen, welchen das Geld nicht ausreicht und sie schwarz arbeiten, aber sicher auch nur Wenige.
Gibt es natürlich, aber auch da stelle ich die Frage: Geht unser aktuelles System mit denen gut um? ICh sag es ganz offen: Wer will, kann das jObcenter nach strich und faden verarschen und muss nichts befürchten. Man muss nur dreist genug sein und das sind die meisten H4ler nicht.
Aber wenn man wirklich möchte, ist schwarzarbeit und unendlicher bezug von leistungen nicht schwer zu erreichen. Die Kontrollen sind da recht dürftig und es ist gar nicht machbar, das ohne zu großen aufwand anders zu gestalten.

Nehmen wir mal an, einer empfängt H4 und hat einen Minijob (oder sogar größer) dabei, schwarz und lässt sich das in bar auszahlen. Das wird niemand jemals merken.
Wenn das JC Druck macht, dass er irgendwo zum vorstellungsgespräch soll, macht er sich halt einen echt beschissenen lebenslauf+Anschreiben voller Rechtschreibfehler, da wird er normal gar nicht eingeladen.
Wenn doch baut er da auch mist, oder meldet sich krank, oder wenn sie ihn nehmen meldet er sich halt in der ersten woche drei wochen krank und dann wird er auch gekickt. Ist eine Aufwandsfrage, wenn man das ein oder zwei mal durchzieht wird das JC aufgeben.

Die können dann versuchen, dir nachzuweisen, dass du das mit absicht machst und irgendwelche sanktionen verhängen, aber letztendlich (und wenn man widerspruch einlegt und arbeit macht) werden sie aufgeben und dann hat man seine ruhe und wird jahrzehnte lang fröhlich beziehen.

Das einzig Glück vom JC ist, dass das kaum einer so macht. Wen die gängeln, mit ihren sanktionen, das sind die leute, die sich den schuh anziehen, die nicht absichtlich betrügen (oder wenigstens nicht im großen stil sondern eher sowas wie geburtstagsgeld von der oma nicht angeben) und die dann richtig angst und stress haben.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

20.11.2022 um 15:01
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das einzig Glück vom JC ist, dass das kaum einer so macht. Wen die gängeln, mit ihren sanktionen, das sind die leute, die sich den schuh anziehen, die nicht absichtlich betrügen (oder wenigstens nicht im großen stil sondern eher sowas wie geburtstagsgeld von der oma nicht angeben) und die dann richtig angst und stress haben
genauso sehe ich das auch.
Die gängeln die Leute, welche zu schwach sind, sich zu wehren oder es sich aus anderen Gründen gefallen lassen (müssen) und eben auch wie du geschrieben hast, welche nicht betrügen wollen.

Bei denen welche raffiniert genug sind, das System auszunutzen und auch genug Energie zum arbeiten hätten, jedoch diese zum Betrügen einsetzen, denke ich auch, da gibt das JC beizeiten auf.
Vermutlich auch mit deswegen, weil sie die Auseinandersetzungen scheuen (wäre ja mehr Arbeits- und Zeitaufwand) und wer will schon Ärger in seiner Amtsstube und womöglich noch Bedrohung.


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20.11.2022 um 15:07
@Optimist

Man muss ja auch schauen, wozu so ein normaler JC mitarbeiter angehalten ist.
Die sollen leuten Eingliederungsverträge aufdrücken, maßnahmen verteilen und telefonate mit den Arbeitslosen führen. Sowas halt.
In einem internen Protokoll einer Teamleiter-Versammlung der Hamburger Jobcenter wurden die Mitarbeiter etwa angewiesen, „mindestens 60 Prozent“ der für das Jahr 2016 reservierten Kursplätze „innerhalb der 1. Jahreshälfte“ zu belegen. In internen E-Mails eines Hamburger Jobcenters heißt es sogar: „Brandmail an alle Arbeitsvermittler!!! Für die oben genannte MAT sind erst 9 Zuweisungen erfolgt. Ich bitte weitere Zuweisungen vorzunehmen.“
Wenn so ein JC mitarbeiter also seine Maßnahmen voll bekommen muss, macht es sinn, genau die zu gängeln, die es mit sich machen lassen. Und nicht die, die nicht zu gesprächen auftauchen und die krankschreibung anführen. Denn nur mit denen kann man die Quoten voll machen.

Wenn einer Arbeitsaufwand bedeutet, weil er eh nicht ans telefon geht, gegen alles widerspruch einlegt und jeden Verwaltungsakt so gut er kann torpediert, wäre ein JC mitarbeiter schön blöd, seine arbeit auf den zu verwenden. Also wird er langfristig in ruhe gelassen.


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20.11.2022 um 15:09
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Ich kann mir hier eher vorstellen, dass es da einige firmen gibt, die der CDu geld spenden
Die CDU erhält sogar am meisten Spenden von allen Parteien, wenn ich mich recht entsinne. Und natürlich machen sie eine starke Lobbyarbeit. Bedienen viele wirtschaftliche-unternehmerische Interessen. Das dürfte aber bekannt sein, denke ich.

Andere Parteien betreiben natürlich auch Lobbyarbeit und dienen bestimmten Interessen und Interessensgruppen, aber für wirtschaftliche Interessen dürfte sich die Union (CDU/CSU) neben der FDP am meisten für einsetzen. Die AfD geht da teilweise ähnliche Wege bzw. vertritt ähnliche Interessen und sind besonders in Sachen Klimaschutz bzw. Ausbau erneuerbarer Energien noch kurzsichtiger als die Union. Die Union ist in diesem Punkt sogar lernfähig und sie wissen mittlerweile wie wichtig erneuerbare Energien bzw. überhaupt Klimaschutz für eine funktionierende Wirtschaft langfristig gesehen ist.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Aus Unternehmerseite, aber nicht volkswirtschaftlich gesamt. Denn zwar profitieren die ganz großen firmen, aber nicht die mittelständler und auch nicht gesuchte berufe wie handwerk, pflege, IT, Erzieherin und so weiter. Die brauchen wir aber eigentlich, aber statt die Leute, die noch nicht studiert haben und noch etwas suchen, was sie tun können, auszubilden, vermitteln wie sie in ein Callcenter.
Das macht keinen Sinn.
Na ja, auch die Mittelständler würden vom Niedriglohnsektor profitieren, würden sie genügend Helfer und Facharbeiter finden, die unter Wert arbeiten wollen würden. Auch für diese bedeuten ja höhere Personalausgaben mehr Kosten. Der größte Kostenfaktor aller Unternehmen dürften die Personalkosten sein oder?

Gerade viele Mittelständler haben es aber nach meinem Eindruck begriffen (viele waren auch noch nie so eingestellt auf Teufel komm raus am Personal sparen zu wollen), dass sie weiterhin nur wirtschaftlich erfolgreich sein können, wenn sie genügend Arbeiter und Facharbeiter haben. Und die bekommt man eben nicht für lau.
Dass viele insbesondere Jüngere unabhängig des Lohns bestimmte Arbeiten gar nicht mehr machen wollen würden, ist dann wieder ein anderes großes Problem und ist natürlich auch den heutigen besseren Möglichkeiten sich weiterzubilden geschuldet, die viele auch nutzen.


Druck seitens der Jobcenter ändern daran aber auch nichts. Also zumindest führt es sicherlich nicht zu mehr freiwilliger Arbeitsbereitschaft.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Die gängeln die Leute, welche zu schwach sind, sich zu wehren oder es sich aus anderen Gründen gefallen lassen (müssen) und eben auch wie du geschrieben hast, welche nicht betrügen wollen.
Und ja, vor allem leiden unter diesem Druck als Oberbegriff auch sehr viele H4-Empfänger, die es gar nicht verdient hätten.


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20.11.2022 um 19:18
@rhapsody3004

Die FDP dachte sich eventuell, wenn nun die CDU ihre Rolle übernimmt, dann müssen sie unbedingt dagegenhalten, die mögen keine Konkurrenz. :-D. Vielleicht aber auch einfach, weil ihre Wählerschaft auch zu genügend H4 beziehen und die wollen sie ja nicht verlieren.


Genau und 50E mehr im Monat war ja auch mal nötig, das ist immer noch weniger als es sein sollte, besonders mit der aktuellen Inflation, wie wollen die Menschen das sonst überstehen wenn alles immer teurer wird.


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20.11.2022 um 19:23
@simson
@simson

Man muss der fdp immerhin zu Gute halten, dass sie wesentlich ernsthafter will, dass Mühe sich lohnt. Im Sinne von, keiner soll einen Stein in den Weg gelegt bekommen, wenn er ernsthaft eine Ausbildung machen will oder ein Kind nebenher arbeitet und die eltern h4 beziehen. Damit kann man arbeiten. Mit der Blockadehaltung der CDU nicht.


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20.11.2022 um 19:50
@shionoro


Sie könnte noch fast zu einer Ernstzunehmende Partei werden, wenn sie den Kurs beibehält, sonst habe ich nichts übrig für diese Partei, aber ich denke das ist dann auch wieder ein anderes Thema.

Die CDU rückt ja gerne nach Rechts, das muss sie ja irgend wie auch Demonstrieren und da musste man sich gleich auf die Erneuerung ( Bürgergeld ) stürzen, auch für diese Partei habe ich nichts übrig, wenn ich es recht bedenke habe ich eigentlich für gar keine Partei irgend etwas übrig, setze mich auch weniger mit Parteien auseinander.


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21.11.2022 um 08:31
Zitat von simsonsimson schrieb:Die FDP dachte sich eventuell, wenn nun die CDU ihre Rolle übernimmt, dann müssen sie unbedingt dagegenhalten, die mögen keine Konkurrenz. :-D. Vielleicht aber auch einfach, weil ihre Wählerschaft auch zu genügend H4 beziehen und die wollen sie ja nicht verlieren.
Erstmal ist der FDP natürlich daran gelegen die Ampel beizubehalten und so wenig Streits wie möglich innerhalb der Ampel zu provozieren. Das ist gut des Regierens wegen, kann ihnen aber auch viele Stimmen kosten, wenn ihre Wählerschaft anfängt zu denken, dass die FDP nicht mehr wirklich gelb, sondern einen rot-grünen Anstrich bekommen hat.

Das hier ist allerdings auch mein Eindruck:
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Man muss der fdp immerhin zu Gute halten, dass sie wesentlich ernsthafter will, dass Mühe sich lohnt. Im Sinne von, keiner soll einen Stein in den Weg gelegt bekommen, wenn er ernsthaft eine Ausbildung machen will oder ein Kind nebenher arbeitet und die eltern h4 beziehen. Damit kann man arbeiten. Mit der Blockadehaltung der CDU nicht.
Darum auch die Aussage Lindners, dass die Blockade der Union auch jungen Menschen schadet.


Auf der anderen Seite verstehe ich dann aber auch wieder nicht, warum die FDP gegen sachgrundlose Befristungen ist. Hier denken sie wieder zugunsten der Unternehmen.

Der FDP muss doch klar sein, dass mehr Menschen auch unter den H4-Empfängern Arbeitsbereitschaft zeigen, umso mehr unbefristete Stellen es für sie auf dem Arbeitsmarkt gibt. Im Idealfall dann auch noch Vollzeitstellen von denen man leben kann ohne noch aufstocken zu müssen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

21.11.2022 um 08:44
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:warum die FDP gegen sachgrundlose Befristungen ist.
Früh am Morgen...sollte es natürlich heißen für sachgrundlose Befristungen weiterhin ist. Das räumt Unternehmen natürlich mehr Freiheiten ein.
Und je nach Firma kassieren sie auch fleißig. Ich war mal in so einer Firma mal, wo es für alle nur 1-Jahresverträge gab. Die haben jedes Jahr neue eingestellt bevorzugt vom Amt mit Bildungsgutschein. Ich hatte nur das Glück, weil Mädchen für alles geworden, einen Festvertrag zu bekommen. Bin da aber nicht mehr, weil ich mal den Mut oder eher dummen Mut hatte und mich mit dem internen Sicherheitsbeauftragten anzulegen.

Ob Unternehmen dadurch allerdings auch mehr Personal bekommen darf bezweifelt werden.

Unter dem aktuellen H4-System bestimmt noch, denn nicht wenige werden sicherlich dem Druck seitens der JC erliegen und erst mal jede Stelle annehmen.


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