MokaEfti schrieb:DalaiLotta schrieb:
Menschen zu diskriminieren, nur damit sie die Rechte auf ihr Eigentum weggenommen bekommen können
Wenn du mir jetzt noch den von dir paarmal eingeworfenen Begriff "Eigentum" im Kontext der Diskussion erläuterst, wäre ich sehr dankbar.
Ganz einfach: Sobald dieses Buch in Deutschland von Kindern gelesen worden wäre, wäre den native americans auch der Rest ihres Eigentums entwendet worden. Leuchtet doch ein, oder?
Ironie off.
DalaiLotta schrieb:Das war ne Aussage dazu, wo der Driss herkommt: zu Zeiten der Kolonien wurde dieses Framing genutzt,
um halt die Einnahme der Kolonien zu fördern. Man brauchte ja Manpower, um zu Erobern, zu Besetzen und zu Verwalten.
Und dieses "alte Framing" (also die diskriminierenden Denkmuster), haben ja überlebt,
auch wenn in den alten Kolonien heutzutage nicht mehr viel zu holen ist.
@DalaiLotta Historisch war es ganz sicher so, dass die Ureinwohner fast aller Kolonien nicht als vollwertige Menschen betrachtet wurden, um Diebstahl, Landnahme und Sklaverei scheinzulegitimieren. Das war so, unbestreitbar.
Und dann setzte irgendwann ein Umdenken ein, in Schritten. Teil dieses Umdenkens war im 19. Jahrhundert der 'edle Wilde', noch weit weg von realer Wahrnehmung, aber immerhin schon mit einer anderen, wenn auch übertriebenen Wertzumessung. Mittendrin Karl May, der die Reiseerzählungen durchaus unter Ausnutzung des erwachenden Interesses an anderen Kulturen zu einer besonderen Perfektion brachte.
Würde heute 'Winnetou I' als Erstlingsroman eines unbekannten Autors erscheinen, würde er gnadenlos untergehen aber von Rezensenten zurecht als seltsam und im Weltbild rückständig betrachtet werden, selbst wenn der ruhige Erzählstil gelobt würde.
Was haben denn die Karl May Bücher bewirkt: Neugier auf die Welt, Neugier auf andere Kulturen und ein für diese Zeit besseres Bild der Ureinwohner, das vielleicht an Stellen übertrieb, aber ihnen neben einem goldenen Herzen ja auch vollwertigen Verstand zuschreibt., damals als Denkmuster keine Selbstverständlichkeit.
Und Interesse, das durch solche Fiktion geweckt wurde, hat ja auch oft weiter geführt, und sei es dazu, dass man Sachbücher über 'Indianer' gelesen hatte. In der Summe dürfte es nicht geschadet haben, positiv konnotiert zu sein.
Trivialbeispiel: Ich kenne niemanden, der native Americans als Mieter oder Nachbarn ablehnen würde. Wer glaubt, das hat gar nichts mit Karl May zu tun, kann das glauben.
Die aktuellen Bücher und der aktuelle Film springen natürlich auf das bekannte Franchise auf. Wer da höchstens ausgebeutet werden könnte, wäre die Gedankenwelt Karl Mays. Stattdessen sieht es auch der Karl May Verlag eher als Option, eben jenen neuen Lesern nahezubringen.
Und es mag sein, dass die Mehrheit der Deutschen kein völlig realistisches Bild hat über die Lebensverhältnisse der native americans.
Das gleiche könnte man aber auch über Australien sagen. Da stellt man sich in Anlehnung an Crocodile Dundee sympathische Hinterwäldler vor.
Wie sieht es denn eigentlich vom anderen Ende des Teleskops aus?
Ich kann jetzt nicht von den Mescalero Apachen berichten, aber kenne ganz gut das Bild, dass die indigenen Andenbewohner von den Deutschen haben: pünktlich, fleissig, ordentlich, Oktoberfest, Neuschwanstein, Lederhose, Mercedes, Porsche.
Wollen die uns damit abwerten oder sind die zu arrogant, uns ins unserer ganzen Komplexität wahrzunehmen? Eher nicht.
Die wissen nichts von vollgemüllten Problemvierteln in Ruhrgebietsstädten, nichts von 3,5 Millionen Langzeit Transfer Empfängern, nichts von unserem desaströs unzuverlässigen ÖPNV, nichts über Demenz Olaf, Schlesinger, Autobahn Maut oder davon, dass die Deutschen zu doof sind, einen Flughafen zu bauen. Die schämen sich für ihren Kleptokraten Präsidenten und ahnen nichts von unseren bananenrepublikesken Zuständen.
Es liegt offenbar in der Natur der Dinge, von Kulturen, die wir allerhöchstens mal medial zu sehen bekommen, ein nicht realistisches Bild haben, das ja jeder bei bedarf verbessern kann.
Wenn der Ausgangspunkt dafür ein schablonenhaft falsch positives Bild ist, wird dies wohl besser gelingen, als wenn es umgekehrt wäre.