@DalaiLotta Ich bekomme es vom Kopf her nicht zusammen, dass man diese in meinen Augen hysterischen Meinungs -und Wortverbote mit historischer Verzerrung und imperialistischen Großherrentum begründet und gleichzeitig aber Marktgesetze mal gar nicht erst anspricht und noch besser, Dreads im gleichen Atemzug als sensitive Würdigung interpretiert. Beiden gemein ist doch die Fokusierung ethnischer, oder kultureller Ideale, die für jene, die sie verwenden, einen Mehrwert darstellen. Keine Ahnung, wie viele Leute ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe, die als Begründung ihres kulturellen Fetisches, eben in Wahrheit vielmehr ihre Vorstellungen von naturgerechter Männlichkeit/Weiblichkeit da reingesponnen haben, auch weil es reinpasst. Gerade bei den Dreadköpfen. Ebenso verhält es sich mit Yoga. Würdigung? Die Übungen an sich ja, aber das Drumrum ist doch ziemlich durch.
Das ganze Konzept dieser unseeligen Bewegung muss meiner Meinung nach in die Tonne gekloppt werden. Es führt immer wieder nur dazu, dass um bestimmte Ethnien, Kulturen ein großer Zaun mit Stacheldraht gezogen wird, es ist ein ewiger Rückschritt, welcher sich gegen die Offenheit und Weitergabe, wenn auch verzerrende Darstellungen durchaus ein Anlass für Kritik ist, verschließt. Der große Zeigefinger deutet eben nicht nur, er verbietet… Ein gutes Bild, die Cancel Culture zu canceln, höchste Zeit, dass wir unsere unterschiedlichen Positionen wieder einigermaßen ertragen lernen und eine Streitkultur entwickeln, jenseits von Verboten oder moralischer Ächtung. Gerlind möchte ich an dieser Stelle gerne grüßen.
Ein Problem dieser Debatte ist, dass sie aktiv Randgruppen konstruiert, dass Menschen da mit reingezogen werden, die sich eventuell gar nicht selbst über Kultur, Haare oder Trommeln oder Lendenschutz, Musik... identifizieren, nur weil der Ur-Urgroßvater mal dort irgendwie involviert war. Es ist auch etwas komplett anderes ob ich Menschen ihre Ländereien stehle und ihre Ressourcen ausbeute oder ob diverse Darstellungen veraltet, klischeebeladen daherkommen. Also: Kritik ja, Verbote nein.
Kultur im weiteren Sinne ist nichts Materielles. Es ist ein Mischprodukt, welches sich über Veränderung definiert und immer großen Hunger hat... Ich meine damit also keine Landnahme oder Plünderung von Ressourcen. Zudem ist der Begriff der kulturellen Aneignung ziemlich daneben. Mich erinnert er wahrscheinlich nicht zufällig an Enteignung und vor allem daran, dass nach der Aneignung, der "Betrogene" seinen eigenen Kulturladen eigentlich schließen müsste, was aber nicht der Fall ist. Treffender wäre, kulturelle Verbreitung, die natürlich trotzdem Gegenstand von Kritik werden kann.
Ich denke je homogener und naturhafter, desto undurchdringlicher der Zugang, desto unüberwindbarer scheinen die Unterschiede. Und mir kommt es so vor, dass genau die Bewahrung dieses identitären Kerns der ideologische Antrieb woker Aktivisten ist. Die Konsequenz im Alltag ist letztlich Verunsicherung gegenüber Menschen, die sich meist einfach nur einen normalen Umgang mit ihnen wünschen.