@MokaEfti @Fierna -
MokaEfti schrieb:Versuche es mal im Kontext des verlinkten Artikels zu verstehen.
Da hab ich jetzt echt dran geknabbert - und dann hatte ich, glaub ich zumindest, den "Punkt".
Also nicht nur deinen,
@MokaEfti eigentlich hab ich gerätselt, was
@Fierna mit dieser Aufzählung sagen wollte.
Und was es überhaupt mit der Pointe von Lisa Eckhart zu tun hat, bzw. mit "Ethnopluralismus".
Es sei mir gegönnt, mich nochmal an dieser Pointe zu erfreuen: dass man, als gutes deutsches Bürgerlein,
bei einem reichen jüdischen Frauenschänder ein arges Problem mit der Zuweisung einer Schuldigkeit hat.
Das Problem bei dieser Pointe ist die doppelte Gefühligkeit, welche entfernter vom Ethnopluralismus nicht sein könnend,
zumindest aber doch den Bogen zum hiesigen Thema schafft: die Erregbarkeit.
In dem Fall eine doppelte, was das Problem vergrößert, oder den Verblödungsgrad durch das Bedürfnis,
das Problem nicht zu bemerken. Es handelt sich ja eigentlich um die Feststellung einer kognitiven Dissonanz bei diesem "Witz".
(Ein Erbe der Nachkriegszeit, sie hat einfach perfekt den Finger auf die Wunde gelegt.)
(Ich nehme an,
@Fierna du hast da die aufgezählt, die Anfangs die Pointe zwar verstehen, den Witz aber nicht goutieren konnten.
Also bevor die kamen, die einfach nur die Pointe nicht haben wollten und in den Shitstorm eingestimmt sind?)
Und du,
@MokaEfti machst dir bei mir "Sorgen", warum ich gegen Meinungsfreiheit sei (oder so)?
Ich bin halt für Meinungsbildung.
Da man ein Gefühl für gute Bücher nicht dadurch bekommt, dass Schlechte unbedingt gefördert werden müssen.
Wo sollen "Werte" denn sonst herkommen, wenn man nichts mehr als "schlecht" benennen kann?
Um gut von schlecht zu trennen, muss als erstes diese Möglichkeit erhalten bleiben.
"Das Gute" sollte dann individuell weiter betrachtet und "das Schlechte" weiter unterschieden, aber nicht ausgeschlossen (tabuisiert) werden können. (Immer dieser Affentanz, das Schlechte nicht mehr "diskriminieren" zu dürfen, weil das ja phöse sei.
Unpraktischer kann "denken"/urteilen nicht gehen.)
Alles andere ist konstruktivistische Verblödung, mehr als diese Möglichkeiten existieren nicht (Hauw, ich habe gesprochen.)
Mir fallen jedenfalls keine ein - und ich nehme das "Toleranz Paradoxon" inzwischen ziemlich ernst.
Die Bücher nicht zu verkaufen ist o.k.; der Shitstorm wegen "Winnetou Zensur" ist so daneben, wie Dreads zu verbieten.
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@MokaEfti wenn ich den Link lese und versuche zu verstehen, was du meinst (das ich meine) überleg ich grad, wie du den hier interpretiert hast:
Die Konzertveranstalter in Bern und Zürich und der Ravensburger Verlag wollen niemanden verletzen. Das erreichen sie nur, wenn sie niemand mehr sind und für nichts mehr stehen. Dann gibt es keine Reibung, keinen Schmerz mehr. Jeder Standpunkt, jede Meinung hingegen bedeutet Auseinandersetzung, potenzielles Unwohlsein. Dass Menschen Schmerzen vermeiden wollen, ist verständlich. Die absolute Schmerzvermeidung ist aber unmöglich. Der Schmerz, das Unwohlsein sind dem Leben inhärent.
Quelle:
https://www.nzz.ch/feuilleton/unwohlsein-der-gefuehlsterror-fanatischer-aktivisten-ld.1699209Mein "Urteil" besteht ja aus mehreren Perspektiven: dem Anlass, wie der Wirt/der Verlag reagiert hat,
auf welche Gründe / welcher Basis, und wie die Reaktion zustande kam, bzw. was daraus abgeleitet wird.
Ich muss nicht "für meinen Laden" urteilen, sondern kann mir das Ganze anschauen, einzeln.
Ich will ja jetzt nicht ins Metaphorische abgleiten, aber hat dich das "wenn sie niemand mehr sind und für nichts mehr stehen" getriggert? Das ist halt ne schwurbelige Art, den "Prozess der Selbstreflektion" zu umschreiben,
bzw. den Moment, wo man den "Mut" aufbringt, seinen Standpunkt zu wechseln.
(Die Freiheit einen Irrtum einzuräumen wahrnimmt, im Rahmen der Meinungsbildung.)
Im Prinzip ist das aber auch so was wie "wissenschaftliche Neutralität", der Versuch, "Objektivität zu wahren".
Wat mut, dat mut.
("Entscheidungsfindung", wenn ich das ganze schon in den Kontext von "denken und handeln", bzw. urteilen stelle.)
Mehr nicht. Ein Teil der Verantwortung, die man als Gastwirt, als Verlag, oder als mündige Bürger haben, bzw. tragen können sollte.
Und dieser Schmerz ist nicht nur inhärent, er ist auch lehrreich bis lustvoll.
Darum kann ich mich über diese Blödheit auch so ärgern, Austausch ist grundsätzlich anstrebenswert.
Du beschwerst dich über "die Lehre die gezogen wird" (keine, da kann ich dir zustimmen),
mir geht es halt um "den Prozess" (der "Urteilsfindung") der nicht richtig in Gang kommt.
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sacredheart schrieb:Also ist das überhaupt keine Solidarität.
Lach, doch! Mit mir und meinem Gefühl für Gleichgewicht.
:thx:SpoilerIch hab ne Anekdote für dich, in einem anderen Forum gelesen. Da schrieb ein Landwirt über seinen "Blutsbruder" (die haben da keine Abteilung für PC), der ein echter halber Apache sei - und in Germany zum ersten Mal stolz darauf. Weil er in Amiland immer dafür gedisst wird und sich mit seinen andern 3/4tel Erbe vorstellt. Und hier auf´m Bürgerfest erst nach und nach. Und am Schluss ganz stolz, weil er halt mit seinem Buddy da war, der allen von seinem "Apachen Blutsbruder" erzählt hat. Und dann halt dem Forum... Aber halt zum ersten Mal, das war die traurige Pointe.
Und kennst du "Manche Menschen haben einen Horizont mit dem Radius Null und nennen das dann ihren Standpunkt"?
Mein ich jetzt nicht persönlich; man sollte sich (seine Mitte) kennen, aber sich nicht an seinem Standpunkt, sondern am "Gleichgewichtssinn" orientieren. Man braucht ein Ego, aber keinen "festen Standpunkt".)Die "native Americans" haben keinerlei Grund, sich über "Winnetou" zu beschweren, die wissen ja am Besten, dass Karl Mays Figur nicht authentisch ist. Für sie ist er ein Frame unter vielen.
Und die Auswirkung davon, dass wir hier ein positiv frame haben, ist halt einfach ne andere Kategorie,
nicht das Gleiche, wie die Diskriminierung, die sie heutzutage noch so am Back haben.
Aber es bleibt ein "Frame" gehört zur Gruppe der Verblödungen.
Muss ich mich nicht für einsetzen.