Was denkt ihr über Transgender?

@sooma
Habe ich nicht überlesen, und auch als Wissenschaftlerin ist mir die Bedeutung der Kenntnis des Studiendesigns sehr bewusst. Statistische Analysen, wennauch in einem technischen Bereich, führe ich selbst durch. Analysemethoden sowie Fragebogen sollten typischerweise in der Publikation verfügbar sein; ob dem so ist müsste man recherchieren (das habe ich bislang nicht getan). Ein Artikel wie oben verlinkter listet diese typischerweise nicht.
Ferner gehe ich davon aus (bzw.: weiß) dass nicht nur eine einzige Studie zum Thema "Diskriminierung von trans-Personen" existiert. Fragebogen, Analysemethoden, wie auch z.T. Interviews finden sich in diesen zumeist.

Raspelbeere schrieb:Ferner gehe ich davon aus (bzw.: weiß) dass nicht nur eine einzige Studie zum Thema "Diskriminierung von trans-Personen" existiert. Fragebogen, Analysemethoden, wie auch z.T. Interviews finden sich in diesen zumeist.

Magst du diese mal verlinken? Danke.

Ein weiterer aktueller Fall aus der Presse:

Berlin
Transfrau aus Berlin verklagt McDonald’s: Mitarbeiterin weigert sich, Umkleide zu teilen
Transfrau verklagt McDonald’s: Muslimische Mitarbeiterin weigert sich, Umkleide zu teilen

In einer Berliner McDonald’s-Filiale wird einer Transfrau der Zutritt zur Frauenumkleide verwehrt. Jetzt landet der Fall vor Gericht und könnte Konsequenzen haben.

Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/transfrau-aus-berlin-verklagt-mcdonalds-mitarbeiterin-weigert-sich-umkleide-zu-teilen-li.2228348

Unwahrscheinlich, dass die Klage Erfolg hat. Schutzräume für Frauen sind lt. Selbstbestimmungsgesetz grundsätzlich ausgenommen. Bin allerdings gespannt, dazu müssen sicher erstmal die Höchstgerichte urteilen, bevor hier endgültige Rechtssicherheit besteht.

Es wäre jetzt interessant was die Gerichte erneut sagen. Trans oder Frauenrechte zu bevorzugen gegenüber dem Andren Recht...

Das krasse ist ja, egal was passiert, McDonnalds wird dann überlegen müssen ob separate WCs und Umkleiden überall in die Filialen kommen müssen ?!

Bei einem so großen Konzern sicher auch keine Problem, aber die Kreise würden dann ja weiter gehen wenn man es jedem Gut tuen will.

Bishamon schrieb:522 Personen wurden befragt, das Durchschnittsalter liegt bei etwa 36 Jahren. 86% ist in einem Angestelltenverhältnis.

Also 522 Personen sind schon arg wenig. Hat Indeed einen so kleinen Einzugbereich?

Ende der 1980er wurde ich in meinem kleinen Heimatort als lesbisch geoutet. Ich war 15 Hahre alt. Es folgten gut ein Jahr lang Ausgrenzungen, Beleidigungen, Bedrohungen Das ganze fand seinen Höhepunkt in drei Männern, die der Meinung waren, dass ich nur mal von „einem richtigen Mann gef**** werden, müsse um wieder „normal “ (also heterosexuell) zu werden. Da sie sich anscheinend für richtige Männer gehalten haben, haben sie die Aufgabe gegen meinen Willen auch übernommen. Da war ich gerade 16. Ich habe daraufhin den Ort verlassen und es vorgezogen, in eine Großstadt zu ziehen. Glücklicherweise hat meine Mama mich unterstützt, so konnte ich mein Abitur machen. Das war nicht selbstverständlich, ich kenne Homosexuelle in meinem Alter, die mit Schimpf und Schande von den eigenen Eltern aus dem Haus geworfen worden. Das hat tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Auch heute noch habe ich Angst, wenn ich mit Partnerin auf der Straße Hand in Hand spazieren gehe oder mich gegenüber anderen oute. Obwohl ich weiß, dass viele keine Vorurteile haben. Aber eben nicht alle. Auch viele Transmenschen haben Diskriminierung und/oder Gewalt erlent. Ist es wirklich so schwer nachzuvollziehen, dass das Selbstvertrauen bei manchen dann nicht so groß ist und/oder siebstarke Ängste haben? Das sie vorsichtig sind mit outen und schon gar nicht geoutet werden möchten?

gagitsch schrieb:Also 522 Personen sind schon arg wenig.

Das ist sogar recht viel.

Hier was von McKinsey aus den USA: Trans Erwachsene sind doppelt so häufig arbeitslos wie cis Erwachsene. Cis Mitarbeiter verdienen 32% mehr pro Jahr als trans Mitarbeiter, selbst wenn letztere über ein ähnliches oder höheres Bildungsniveau verfügen.

Transgender adults are twice as likely as cisgender adults to be unemployed.
Cisgender employees make 32 percent more money a year than transgender employees, even when the latter have similar or higher education levels.

https://www.mckinsey.com/featured-insights/diversity-and-inclusion/being-transgender-at-work#/

Ja, das ist aus den USA. Gleichen Tendenzen habe ich aber bereits auch aus Europa zitiert.

@Coralie

Wow, Respekt dich dazu so offen zu Äußern und es ist selbstverständlich eine absolute Katastrophe was dir damals ergangen ist.

Ich persönlich finde , auch wenn die 80er noch etwas zu früh für mich waren, hat sich seit dem doch sehr viel zum guten für homosexuelle Menschen getan, Leider nicht immer in dem Maße, wie sein sollte, aber es wurde da über die Zeit viel Fortschritte gemacht. Das dennoch Unsicherheit und Ängste vorhanden sind, ist aber auch irgendwie normal.

Ich glaube auch, das die Transpersonen derzeit eine ähnlichen Prozess wie die Homosexuellen in der Vergangenheit durchlaufen. Die Akzeptanz wird stetig steigen.

Bishamon schrieb:Das ist sogar recht viel.

Also für Befragungen in fußgängerzonen werden ja meist schon 1000 Personen herangezogen, Bei Civey usw meist deutlich mehr. Aber ist egal, mir wirkt es zu wenig um repräsentativ sein zu können. Wenn weitere 522 Transpersonen nicht befragt wurden, die ggf keine negativen Erfahrungen gemacht haben, sinken bei der geringen Zahl der Befragten die %-Werte um 50%.

Mich wundert halt nur, das Indeed nur 522 Personen befragt hat.......

gagitsch schrieb:Also für Befragungen in fußgängerzonen werden ja meist schon 1000 Personen herangezogen,

Vielleicht für eine einzelne Frage. Aber sobald es umfangreich wird (zB 5 Minuten), haben Menschen wenig Lust, teilzunehmen.

Sagen wir, 1% der Bevölkerung ist trans. Dann hast du bei 1000 Personen gerade mal 10 trans Personen (statistisch gesehen).

gagitsch schrieb:zu wenig um repräsentativ sein zu können.

Wird es mit 1000 auch nicht automatisch. Um repräsentativ zu sein, musst du zB alle Altersgruppen erwischen. Und verschiedene Berufssparten und Ausbildungsniveaus.

Und bei reinen Online-Befragungen, die anonym durchgeführt werden, ist die Gefahr groß, dass manipuliert wird. So wurde für eine ROGD-Studie in Anti-Trans-Gruppen für eine Online-Umfrage geworben.

wurde diese Studie schon verlinkt?

Am 14. Mai 2024 wurden die Ergebnisse des dritten großen LGBTI-Survey veröffentlicht. Hier findet sich ein Überblick über die bisher zu Deutschland bekanntgegebenen Ergebnisse. Die ausführlichen Daten erscheinen voraussichtlich 2025.

Quelle: https://www.lsvd.de/de/ct/2628-erfahrungen-von-trans-menschen-in-deutschland

https://fra.europa.eu/en/publication/2024/lgbtiq-crossroads-progress-and-challenges#publication-tab-1

Bishamon schrieb:Vielleicht für eine einzelne Frage. Aber sobald es umfangreich wird (zB 5 Minuten), haben Menschen wenig Lust, teilzunehmen.

Sagen wir, 1% der Bevölkerung ist trans. Dann hast du bei 1000 Personen gerade mal 10 trans Personen (statistisch gesehen).

Ob wer und warum an einer Umfragen teilnehmen will hat doch nix mit derer repräsentativen Wirkung zu tun?!

1% der Bevölkerung wäre lt Zensus 2022 82,7 Mio also wäre dann bei

1% 827.000T

0,5% 413.500T

0,25% 206.750T

Da fällt es mir dennoch schwer, ohne zu Wissen was der prozentuale Anteil ist, dass 522 Menschen reichen......

Bishamon schrieb:Wird es mit 1000 auch nicht automatisch. Um repräsentativ zu sein, musst du zB alle Altersgruppen erwischen. Und verschiedene Berufssparten und Ausbildungsniveaus.

Und bei reinen Online-Befragungen, die anonym durchgeführt werden, ist die Gefahr groß, dass manipuliert wird. So wurde für eine ROGD-Studie in Anti-Trans-Gruppen für eine Online-Umfrage geworben.

Deine Argumente sprechen dann ggf ja sogar dafür, dass diene benannte Umfrage nicht repräsentativ ist.

Tussinelda schrieb:wurde diese Studie schon verlinkt?

weiß ich nicht, aber den ersten Blick ist die Studio umfangreicher und daher wohl besser...

Aniara schrieb:Magst du diese mal verlinken? Danke.

Mittlerweile haben andere solche verlinkt, ich hoffe dass das reicht.

Weitere müsste ich wieder heraussuchen (inkl. ob Open Access existiert, sonst sind Quellen hier wegen "Bezahlschranke" unzulässig), was ich gestern nicht mehr gemacht habe.


Und um exemplarisch typische Belästigungen und Diskriminierungen zu nennen:
- Zugang weder zur Damen- noch zur Herrentoilette wird gestattet
- Frage nach der Ausprägung von Geschlechtsteilen in Kontexten außerhalb von medizinischer Behandlung und Partnerschaft
- Beleidigungen in der Öffentlichkeit, Androhen (sexueller) Gewalt
- Deadname und/oder falsches Pronomen entgegen besseren Wissens benutzen

Ob etwas angemessen ist? Überlegen ob das gegenüber cis-Personen angemessen ist.
Toilettenverweigerung kann übrigens unter Nötigung fallen.
Fragt man seine Kollegen, Nachbarn, Fremde auf der Straße nach der Beschaffenheit ihrer Geschlechtsorgane?
Nennt man Personen mit Namen die sie nicht für sich nutzen?
Nein? Warum wird das dann bei trans-Personen gemacht?

Woher hast du die typischen Belästigungsbeispiele?

@gagitsch

- Workshops/ Fortbildungen in denen Studienergebnisse auszugsweise dargestellt wurden (die Quellen kann ich allerdings nicht liefern, da ich die Folien von arbeitsplatzinternen Workshops in denen Referenzen angegeben wurden nicht besitze)
- glaubhafte Aussagen mir persönlich bekannter trans-Personen

Deadnaming habe ich "sogar" hier im Thread auch mehrfach vorgefunden.

Also die Quellen wären mir egal, aber die Bespiele sollten plausibel sein.

-Toilette: hier kann ich mir persönlich nicht vorstellen, wie eine Firma/ein Chef dies anweisen könne, schon allein da er in die Haftung kommt und seiner Pflicht Schaden anzuwenden von der Firma grob fahrlässig oder sogar mutwillig nicht nachkommt.

Ein beidseitiges Verbot habe ich auch noch nie gelesen oder gehört, aber ausschließen kann ich es nicht. Die Benutzung der Frauentoilette kann ich mir sogar noch vorstellen, weil es ggf noch in den Bereich/das Thema mit der Frauensauna/Frauenstudio fallen könnte, wenn Körpermerkmale nicht der WC-Zuordnung passen. Aber das es da rechtlich und moralisch unterschiedliche Auffassungen gibt, war es nur mein Gedanke....

Raspelbeere schrieb:- Frage nach der Ausprägung von Geschlechtsteilen in Kontexten außerhalb von medizinischer Behandlung und Partnerschaft
- Beleidigungen in der Öffentlichkeit, Androhen (sexueller) Gewalt
- Deadname und/oder falsches Pronomen entgegen besseren Wissens benutzen

Die wäre eher zu beantworten mit Unwissenheit/Neugier, Dummheit oder Provokanz. Beleidigungen sind natürlich bei Dummheit und Provokanz einzuordnen, aber Nachfragen oder falsche Pronomen müssen nicht zwingend absichtlich beleidigend gemeint sein, auch wenn dies wohl auch der Fall sein wird.

Raspelbeere schrieb:Fragt man seine Kollegen, Nachbarn, Fremde auf der Straße nach der Beschaffenheit ihrer Geschlechtsorgane?

Warum auch? Der Vergleich hinkt etwas, nicht vollkommen aber doch situativ ein wenig.

gagitsch schrieb:Die wäre eher zu beantworten mit Unwissenheit/Neugier, Dummheit oder Provokanz. Beleidigungen sind natürlich bei Dummheit und Provokanz einzuordnen, aber Nachfragen oder falsche Pronomen müssen nicht zwingend absichtlich beleidigend gemeint sein

Viele Diskriminierungen passieren aus Unwissenheit, Ignoranz, oft eben auch aus bestimmten Vorurteilen heraus, das macht es doch nicht weniger zur Diskriminierung.
Man ist sich seiner Vorurteile in der Regel nicht bewusst, weshalb viele Leute, die andere diskriminieren, jede böse Absicht sowieso von vornherein von sich weisen würden.

Pusemuckel schrieb:Viele Diskriminierungen passieren aus Unwissenheit, Ignoranz, oft eben auch aus bestimmten Vorurteilen heraus, das macht es doch nicht weniger zur Diskriminierung.

Es bleibt ein Diskriminierung das stimmt, aber diese ist doch anders zu werten oder nicht? Wenn jemand aus Unwissenheit oder Neugier, also ohne bösen Willen, etwas fragt oder sagt, kann man dies doch nicht gleichsetzen mit einer Beleidigung!

Pusemuckel schrieb:Man ist sich seiner Vorurteile in der Regel nicht bewusst, weshalb viele Leute, die andere diskriminieren, jede böse Absicht sowieso von vornherein von sich weisen würden.

Ja böse will wissentlich eh niemand wirken, denke ich. Ich glaube aber , dass viele Vorurteile den meisten auch bekannt sind... ob das per Homosexualität oder Trans dann auch so ist weiß ich nicht, aber ich denke der Unsicherheitsfaktor und die Unwissenheit in dem Thema ist viel weiter verbreitet als bei anderen Themen.

gagitsch schrieb:Es bleibt ein Diskriminierung das stimmt, aber diese ist doch anders zu werten oder nicht? Wenn jemand aus Unwissenheit oder Neugier, also ohne bösen Willen, etwas fragt oder sagt, kann man dies doch nicht gleichsetzen mit einer Beleidigung!

Hat ja auch niemand getan. Zumindest nicht im aktuellen Gesprächszusammenhang. Es ging um Beispiele für Diskriminierung, worauf sich dann auch dein Einwand bezog.

gagitsch schrieb:aber ich denke der Unsicherheitsfaktor und die Unwissenheit in dem Thema ist viel weiter verbreitet als bei anderen Themen.

Das glaube ich auch.

gagitsch schrieb:Ob wer und warum an einer Umfragen teilnehmen will

Es zeigt, wie schwer man an Teilnehmer für eine Umfrage kommt. 1000 Menschen auf der Straße zu fragen, wer Europameister wird, ist eine andere Hausnummer, als 1000 trans Personen zu finden, die eine größere Anzahl von Fragen beantworten will.

gagitsch schrieb:aber Nachfragen oder falsche Pronomen müssen nicht zwingend absichtlich beleidigend gemeint sein,

Richtig.
Aber trans Personen merken durchaus, ob absichtlich misgendert wird (mal passiert) oder mit Absicht.

Raspelbeere schrieb:Mittlerweile haben andere solche verlinkt, ich hoffe dass das reicht.

Mir fehlt halt der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen und welche Fragen konkret gestellt wurden. Das wäre interessant, aber wenn das nicht möglich, dann bleibt das Thema weiter schwammig und unkonkret in meinem Kopf. Jede Studie hat mit Sicherheit andere Fragen und Schwerpunkte.
Des weiteren sind Anekdoten natürlich immer schwierig zu bestimmen und in eine Diskussion einfließen zu lassen.

Bishamon schrieb:Aber trans Personen merken durchaus, ob absichtlich misgendert wird (mal passiert) oder mit Absicht.

Mag sein, aber auch hier können sich Leute irren.

Bishamon schrieb:, als 1000 trans Personen zu finden, die eine größere Anzahl von Fragen beantworten will.

Kann man Online gezielt leicht finden.