Was denkt ihr über Transgender?
21.06.2024 um 00:08Mein ältester Sohn ist Trans Mann aber nicht operiert. Er geht solange die weiblichen genitalien vorhanden sind sowohl auf Frauen Toiletten als auch in Frauen duschen.
Bundesferkel schrieb:Änderung der Geburtsurkunde nicht genau genommen um Urkundenfälschung?War auch meine Annahme.
Die Geburtsurkunde beschreibt/bescheinigt ja den „Zustand“ unmittelbar nach Geburt.
Aniara schrieb:Die Geburtsurkunde ist ein Dokument, was nicht geändert werden kann.Das wurde anders dargelegt. Mit der Begründung, dass bei Geschlechterwechsel ohne diese Änderung ein Zwangsouting erfolgt.
Bishamon schrieb:Die Bezeichnung Deadname zeigt, dass mit dem vorherigen Geschlecht und Namen abgeschlossen wurde. Der alte Name und das alte Geschlecht ist tot und darum aus allen Dokumenten entfernt.Aber nicht tot im rechtlichen Sinne sondern, nicht mehr existent meinst du sicher....
Bundesferkel schrieb:Eine Geburtsurkunde wird er bei seinem Arbeitgeber vermutlich eher nicht brauchen;Sehe ich ebenfalls so, aber es scheint, dass die Person wegen fiktiven Möglichkeiten der Benachteiligung neue Dokumente erhält. Ich bin da gespaltener Meinung.
Abschlüsse und Diplome sind auf Nachfrage erklärbar.
Bishamon schrieb:Bei der trans Person einen unterstützenden Charakter und stärkt das persönliche Selbstverständnis.Tatsächlich erklärt sich das für mich nicht von selbst. Ich möchte da meine Sichtweise erläutern:
Bundesferkel schrieb:aber sich mit Selbstverständnis dazu äußern zu können, so wie über Ehe, Kinder, Homosexualität, Arbeit oder Hobby gesprochen werden kann.Gesprochen werden KANN.Aber nicht muss.
gagitsch schrieb:Aber nicht tot im rechtlichen Sinne sondern, nicht mehr existent meinst du sicher....Deadname bzw das aktive Deadnaming:
Sie ziehen es in der Regel vor, wenn nur noch der neue selbstgewählte Name verwendet wird, und zwar auch in Bezug auf die Vergangenheit, in der die Person den Deadname noch nicht abgelegt hatte.Fremd-Outing:
Lebt die Person bereits lange in der ihrer Identität entsprechenden Geschlechtsrolle und hat sich äußerlich angepasst, kann Deadnaming auch ein Fremd-Outing bedeuten, indem andere erst dadurch erfahren, dass die betroffene Person transgender ist.Und:
Den abgelegten Deadname zu hören, kann Gefühle von Angst, Gender-Dysphorie und einem Fehlen an Akzeptanz und an Sicherheit auslösen. Durch Verwendung des Deadnames gegenüber Personen geoutet zu werden, ist auch potenziell gefährlich, wenn diese möglicherweise mit Belästigung, Diskriminierung oder Gewalt reagieren.Wikipedia: Deadnaming
gagitsch schrieb:Wieso Angst vor Outing?Wenn auf Zeugnissen, Diploma, Geburtsurkunden, ... der alte Name und das Geschlecht steht, dann weiß zB der Arbeitgeber Bescheid. Und das Personalbüro. Und dann eventuell der ganze Betrieb.
gagitsch schrieb:vor allem rechtlichen SachenDer deutsche Gesetzgeber hat offensichtlich damit kein Problem. Und auch andere Länder nicht.
Tussinelda schrieb:stell Dir mal bitte vor Du lebst mit Dokumenten, die alle nicht stimmen. Die nicht dem entsprechen, wer Du bist. Die Deine Identität nicht wiedergeben. Stell es Dir einfach mal vor, wie Du Dich fühlst, wenn Du Heribert Hansipamp bist, männlich, Du hast aber kein Dokument, dass Dich als dieser ausweist. Sondern nur Dokumente, die Dich als Lisbeth Müller, weiblich ausweisen.Beim Perso habe ich 0 Bedenken, Beim Führerschein auch nicht. Aber Geburtsurkunde und ggf Diplome die vor 5, 10 oder 20-30 Jahren ausgestellt wurden, da kann ich es dann nicht nachvollziehen. Ich sage ich bin zwiegespalten.
Bishamon schrieb:Wenn auf Zeugnissen, Diploma, Geburtsurkunden, ... der alte Name und das Geschlecht steht, dann weiß zB der Arbeitgeber Bescheid. Und das Personalbüro. Und dann eventuell der ganze Betrieb.Ist das eine reale oder eine konstruierte Angst? Beruflich habe ich ja gesagt, ist außer Papst das Geschlecht unwichtig.
Bishamon schrieb:Der deutsche Gesetzgeber hat offensichtlich damit kein Problem. Und auch andere Länder nicht.Nö, Gesetze sollen es ja den Bürgern passend machen. Deswegen haben wir ja unzählige Gesetze. Die Frage ist dann wohl eher ob wir alle brauchen oder manche nur da sind weil es einen theoretischen Falleintritt geben könnte.
gagitsch schrieb:Beim Führerschein auch nicht.By the way: Steht in Deutschland übrigens nicht das Geschlecht:
gagitsch schrieb:Ist das eine reale oder eine konstruierte Angst?Für dich ist es also völlig unvorstellbar, dass ein Personalbüro/Arbeitgeber jemanden nicht einstellen will, weil die Person trans ist?
gagitsch schrieb:Ist das eine reale oder eine konstruierte Angst? Beruflich habe ich ja gesagt, ist außer Papst das Geschlecht unwichtig.Ja, vielleicht was Qualifikation und Berufsausübung betrifft. Aber nicht, was die soziale Komponente betrifft. Ich engagiere mich ehrenamtlich in einem Bereich, in dem traditionell viele junge Männer ihren Wehrersatzdienst absolvieren. Wir hatten mal eine Transfrau mit wirklich sehr gutem Passing (ob sie einen Penis hatte, weiß ich nicht, sie hat ihn nie baumeln lassen oder sonst wie präsentiert). Tja, was soll ich sagen, sie hat dann aufgegeben, wie alle wussten, dass sie mal ein Mann war.
Bishamon schrieb:Für dich ist es also völlig unvorstellbar, dass ein Personalbüro/Arbeitgeber jemanden nicht einstellen will, weil die Person trans ist?In meiner Branche würde es keine Rolle spielen. Völlig ausschließen kann ich es nicht für jede Branche. Aber ich kann so manches nicht Ausschließen, deswegen frage ich nach Realität oder Konstrukt. Ich selbst bin nicht in der Situation oder habe das so direkt erlebt.
Bishamon schrieb:Und die Information durch Firmen-Klatsch verbreitet wird?Bei einer guten Personal-Abteilung passiert das nicht.
Katkit schrieb:Ja, vielleicht was Qualifikation und Berufsausübung betrifft. Aber nicht, was die soziale Komponente betrifft. Ich engagiere mich ehrenamtlich in einem Bereich, in dem traditionell viele junge Männer ihren Wehrersatzdienst absolvieren. Wir hatten mal eine Transfrau mit wirklich sehr gutem Passing (ob sie einen Penis hatte, weiß ich nicht, sie hat ihn nie baumeln lassen oder sonst wie präsentiert). Tja, was soll ich sagen, sie hat dann aufgegeben, wie alle wussten, dass sie mal ein Mann war.Ok das ist dann toxisch. Aber ist das immer so oder eher in männerdominierten Bereichen?
gagitsch schrieb:In meiner Branche würde es keine Rolle spielen.Da geht es um die persönliche Einstellung des Arbeitgebers zu trans Personen generell. Nicht um die Fähigkeit, den Job auszuüben.
gagitsch schrieb:Bei einer guten Personal-Abteilung passiert das nicht.Mobbing im Arbeitsleben sollte auch nicht passieren. Gibt es aber zuhauf.
gagitsch schrieb:Aber Geburtsurkunde und ggf Diplome die vor 5, 10 oder 20-30 Jahren ausgestellt wurden, da kann ich es dann nicht nachvollziehen.was ist denn daran so schwer zu verstehen? Außerdem muss man es ja auch nicht nachvollziehen können, der Gesetzgeber kann es offenbar, deshalb gibt es die rechtliche Möglichkeit.
gagitsch schrieb:Beim Perso habe ich 0 Bedenken, Beim Führerschein auch nicht. Aber Geburtsurkunde und ggf Diplome die vor 5, 10 oder 20-30 Jahren ausgestellt wurden, da kann ich es dann nicht nachvollziehen. Ich sage ich bin zwiegespalten.Sehe ich genauso. Die eigene Biografie wird damit irgendwie verfälscht, der stattgefundene Prozess somit vor sich und anderen biografisch verleugnet.
Bishamon schrieb:Mobbing im Arbeitsleben sollte auch nicht passieren. Gibt es aber zuhauf.Das sollte sich grundsätzlich niemand gefallen lassen, egal ob Transgender oder nicht. Mobbing ist ja für andere Betroffene nicht weniger schlimm.
Bundesferkel schrieb:Das funktioniert meiner Ansicht nach nur durch Bekenntnis; damit meine ich nicht, jedem unaufgefordert die intimsten Dinge über sich zu erzählen, aber sich mit Selbstverständnis dazu äußern zu können, so wie über Ehe, Kinder, Homosexualität, Arbeit oder Hobby gesprochen werden kann.Sehe ich genauso. Wären wir da entspannter, offener, dann wäre es völlig wurscht, dass bei Ulla in der Geburtsurkunde oder auf dem Gesellenbrief noch Rüdiger steht.
Tiax schrieb:Sie hingegen wollen Reglugen einführen die transgender zwingen sich zu offenbaren... egal ob die das wollen oder nicht.Um Transgender gesellschaftlich zu etablieren.
Dafür muss es schon einen rationalen Grund geben warum das in der entsprechenden Situation notwendig ist.
Bishamon schrieb:Da geht es um die persönliche Einstellung des Arbeitgebers zu trans Personen generell. Nicht um die Fähigkeit, den Job auszuüben.Dann wäre es fiktiv und unterstellend, dass ein AG was gegen Transpersonen hat!
Bishamon schrieb:Mobbing im Arbeitsleben sollte auch nicht passieren. Gibt es aber zuhauf.Da gebe ich dir Recht, aber ohne Kenntnis kein Mobbing zu dem Thema. Meine Aussage impliziert ja, dass die Personal-Abteilung diese Information gemäß Datenschutz und Persönlichkeitsrecht für sich behält. Alles andere wäre ja wieder fiktiv und unterstellend zu sagen, das funktioniert niemals!
Tussinelda schrieb:was ist denn daran so schwer zu verstehen? Außerdem muss man es ja auch nicht nachvollziehen können, der Gesetzgeber kann es offenbar, deshalb gibt es die rechtliche Möglichkeit.Verstehen und nachvollziehen sind 2 unterschiedliche Punkte. Ich verstehe, dass der Gesetzgeber dies darf und tut. Der Grund ist aber mMn nicht in Gänze nachvollziehbar. Und wenn ich es nicht nachvollziehen kann und hier versuche es nachzuvollziehen und deswegen mit euch schreibe, brauchst du dich nicht angegriffen zu fühlen und rumzumopen....
Hanne_Lore schrieb:Andererseits sind wir scheinbar noch nicht soweit, dass man einen solchen Hinweis auf den ursprünglichen Lebenslauf beispielsweise auf seinem Diplom risikolos vorlegen kann, ohne Gefahr zu laufen in der Firma dann Zielscheibe für hohle Sprüche zu werden.Das war ja eine Frage, ob dem so ist oder ob das nur vermutet wird?
Schwierig.
gagitsch schrieb:Dann wäre es fiktiv und unterstellend, dass ein AG was gegen Transpersonen hat!willst du mir damit ernsthaft sagen, dass du dir nicht vorstellen kannst, dass ein Arbeitgeber aus diesem Grund die Person nicht einstellt?
Mehrere Untersuchungen ergeben geringe Zahlen von Trans*Menschen, die einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen:https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/Expertisen/expertise_benachteiligung_von_trans_personen.pdf?__blob=publicationFile&v=3
31 % in der europaweiten Erhebung von Whittle et al. (2008),
davon 27 % der Transfrauen und 33 % der Transmänner; in der europäischen nicht trans* Vergleichsbevölkerung waren es 57 % der Frauen und 72 % der Männer. Browne/Lim (2008) nennen 26 %, Esteva et al. (2001) 35 %.
Unter den von Whittle et al. (2007) befragten Trans*Personen arbeiteten zwar überdurchschnittlich viele in leitenden Positionen. Andererseits verzichteten 42 % derjenigen, die nicht (dauernd) in ihrem gewählten Geschlecht lebten, aus Angst um ihren Arbeitsplatz
auf den Geschlechtswechsel bzw. das Zeigen ihres Trans*Seins.
Die vorliegenden Studien weisen z. T. auf hohe Arbeitslosigkeitsraten unter Trans*Personen hin:
9 % UK (Browne/Lim 2008) arbeitslos und Arbeit suchend (im Vergleich zu 5 % der Gesamt
bevölkerung) sowie 29 % arbeitslos, nicht Arbeit suchend und arbeitsunfähig (im Vergleich zu 21 % der Gesamtbevölkerung)
37 % UK (STA 2008) (dabei gaben 8 % an, wegen ihres Trans*Seins entlassen worden zu sein)
54 % Spanien (Esteva et al. 2001)
8 % Finnland (Lehtonen/Mustola 2004) (im Vergleich zu 3 % der LSB-Teilnehmer_innen)
Unter den von Vennix (2010) in den Niederlanden Befragten, die am Arbeitsplatz offen mit ihrem Trans*Sein umgehen, erlebten 8 % Kündigungen bzw. Kündigungsdrohungen. Vennix stellt fest, dass Transfrauen, insbesondere nach der Transition, häufiger arbeitslos sind
als Transmänner. Ein für andere nicht überzeugendes Passing vergrößere die Gefahr von Arbeitslosigkeit.
Viele Trans*Personen geben aufgrund von bzw. aus Angst vor Diskriminierung selbst ihren Arbeitsplatz auf:
13 % UK (STA 2008)
23 % UK (Whittle et al. 2007)
26 % Belgien (Motmans et al. 2010)
29 % Österreich (Frketic/Baumgartinger 2008)
29 % UK (Whittle 2000)
Die in Malta qualitativ befragten Trans*Personen, die während eines bestehenden Arbeitsverhältnisses eine Geschlechtsangleichung vorgenommen haben, sahen sich entweder direkt von ihren Arbeitgeber_innen oder aufgrund von sich verschlechternden Arbeitsbedingungen dazu gezwungen, das Beschäftigungsverhältnis zu verlassen bzw. zu wechseln
Bishamon schrieb:willst du mir damit ernsthaft sagen, dass du dir nicht vorstellen kannst, dass ein Arbeitgeber aus diesem Grund die Person nicht einstellt?Ich will damit sagen, dass es in vielen Branchen eine Unterstellung wäre, denn das Geschlecht wäre unwichtig für die Arbeit.
gagitsch schrieb:Das war ja eine Frage, ob dem so ist oder ob das nur vermutet wird?Es wäre ein wenig naiv zu glauben, dass dem nicht so ist, oder?
Die größte Sorge, die Kellermann nicht losließ, war die Angst, ihren geliebten Beruf nicht mehr ausüben zu können, wenn sie der Welt ihr wahres Ich zeigte. Als transsexuelle Frau hätte sie in der männerdominierten Welt des Journalismus der 80er Jahre nicht die gleichen Chancen gehabt, schildert sie ihre Ängste gegenüber "t-online".Quelle: