Paradiso schrieb:War jetzt wieder einige Tage in Berlin. Als Frau und als Mann. Fakt ist das es in Berlin zwar eine gewisse GrundToleranz gibt die es hier so nicht gibt. Aber natürlich gibt es auch z B jüngere Araber von denen ich wieder als Hurensohn beschimpft wurde, diesmal in der U Bahn. Bin dann zum Glück den Wagen gewechselt damit nichts schlimmes passiert da sie mich beleidigt hatten. Die Schminke ging leider ab und mein Bart wurde sichtbar. War aber auch total fertig weil ich von früh bis nachts durch Berlin gelaufen bin als Frau... also es gab einige die gesagt haben du Hurensohn und so... Übrigens auch als frau das sie mich vergewaltigen,..
Ja, Berlin ist bei weitem nicht so tolerant wie immer behauptet wird...musste dort auch schon einige Übergriffe erleben, als Frau (trans). Verbal und körperlich. Persönlich kann ich kann aber nicht wirklich Unterschiede zwischen Ethnien oder Migrationshintergründen in der Diskriminierung ausmachen (aber mein racial profiling ist auch nicht besonders gut ausgeprägt), die zwei, die körperlich wurden, waren ziemlich offensichtlich weiße, Deutsche. Einer war total betrunken, kam auf offener Straße auf mich rum, hat rumgepöbelt und mir unter den Rock gegrapscht und der andere hat mich hier in Leipzig in einem Park attackiert, bin mit einem blauen Auge davon gekommen (wortwörtlich), er war total unter Drogen, ist aber hier auch bekannt ziemlich viel Ärger zu machen und hat auch schon mehrere Angriffe auf linke Zentren begangen, saß auch schon einige male im Knast.
Sicher, "nichtdeutsch aussehende" Jugendliche waren auch schon dabei, die mich angepöbelt haben, aber nicht überproportional zu weißen. Auffällig ist, dass vor allem bei weißen Deutschen viele dabei sind, die zur Mittelschicht gehören, wohl mitten im Berufsleben stehen, vielleicht noch Kinder haben...nicht jene, die von vielen als "asoziale" gebrandmarkt werden. Das hat dann schon etwas groteskes wenn plötzlich diese spießigen Stino-Leute aus ihrer Rolle ausbrechen und einem verletzende Sprüche hinterher rufen (und ja, einer wildfremden Person auf offener Straße oder im Supermarkt hinterherzurufen ("Sind sie ein Mann oder sind sie eine Frau?!" ist definitiv verletzend) oder auch etwas noch vulgäreres...
Auf der Eisenbahnstraße in Leipzig hingegen (das einzige Viertel in L. mit nennenswertem Migrantenanteil) fühle ich mich immer ziemlich sicher, meistens werde ich dort noch nicht einmal schief angeguckt, einen doofen Spruch habe ich dort auch nicht nicht bekommen. Hat mich selbst etwas gewundert, ehrlichgesagt.
Ich bin nicht frei von unbewussten Rassismen so wie kaum ein Mensch wirklich frei davon ist, privilegierte weiße Menschen schon gar nicht. Aber ich habe bisher keinen Mehrwehrt für mich gefunden, rassistisch begründete Ängste zu "pflegen", mich auf ihnen auszuruhen und sie unreflektiert auszuleben. Haben tue ich sie trotzdem, wie viele. Aber bisher haben sie nur dazu geführt, dass ich beispielsweise vollkommen unbegründet totale Angst, Panik und Beklemmung hatte, wenn eine größere Gruppe arabisch sprechender Männer, vielleicht etwas laut, raumeinnehmend, distanzlos, in die Bahn einsteigt, aber letztlich nichts passiert ist und ich gar nicht beachtet und in Ruhe gelassen wurde. Wem hat diese Angst genützt? Wem hätte es genützt wenn ich ausgestiegen wäre? Es gab absolut keinen Grund dafür, außer eben die gesellschaftlich eingeimpften rassistischen Vorurteile, projiziert auf einzelne Individuen, die ich überhaupt nicht kenne...und mich gleichzeitig bei anderen in manchmal trügerischer Sicherheit fühle, nur weil sie weiße sind.