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Einsamkeit

1.530 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Freunde, Einsamkeit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Einsamkeit

17.02.2023 um 17:53
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Also ich habe ein tolles sozialleben und ich kann dir mit sicherheit sagen, dass das bei mir auch so hätte laufen können, dass ich vollkommen einsam wäre
Zu 100% du ich war als Teenager super schüchtern und introvertiert. Wenn ich meine Frau erst mit 20 kennengelernt hätte, hätte sich mich höchstwahrscheinlich nichtmal mit dem arsch angeguckt. Daher ist es Glück das mein Vater vor meiner Geburt im Ausland gelebt hat das ich durch meine Eltern soziale Kontakte mit den heute wichtigsten Menschen meines Lebens aufbauen konnte.

Natürlich musst du für all das auch was tun aber wenn das Fundament schon mal steht ist es natürlich weitaus einfacher.


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17.02.2023 um 17:53
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Du hattest in deinem Leben das Glück, dass dein Leben so verlaufen ist, dass du diese Dinge hast. Dafür magst du Aufwand betrieben haben, aber dann hattest du eben auch die Möglichkeit, Aufwand zu betreiben und
ich denke da an eine person in meiner familie. zufällig zur richtigen zeit den richtigen partner getroffen, dann familie gegründet, und dadurch haus der eltern geerbt. und so weiter.

zum glück gehört auch und vor allem, wie man als persönlichkeit gestrickt ist. wieviel resilienz man hat. sowas kann man sich nicht erarbeiten, das ist schlicht veranlagung. glück also.


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17.02.2023 um 18:09
Man darf ja auch nicht vergessen, wie viel Ballast schon da ist, wenn jemand z.b. 25 ist und nie Freunde hatte.
Dessen Situation ist nicht vergleichbar mit jemandem, der in eine neue Stadt zieht aber vorher einen netten Freundeskreis hatte. Das ist radikal anders.

Ich hatte in der Schule bekannte, aber keine wirklichen freunde und schon denen hab ich eher so ein bisschen einen Charakter vorgespielt um dazu zu gehören.

Als ich dann mein erstes Studium hatte, hab ich viele Sachen gemacht, die mich heute zusammenzucken lassen würden. Ich war eifersüchtig wenn jemand damals meinem neuen besten Kumpel nahekam, ich war manchmal klettenhaft, ich hab manchmal sachen mit mir machen lassen in einer Freundschaft, die ich heute nie akzeptieren würde, weil ich die Freundschaft nicht verlieren wollte. Sowas eben. Weil ich eben noch gar nicht viele Erfahrungen gemacht hatte, die andere mit 15 gemacht haben und das erst nachholen musste.
Und das ist mit 20 oder 25 schwerer als mit 15, wo das allen so geht.

Und selbst mit 25 geht das noch. Aber wenn man 35 ist und an der Startlinie anfängt, wo alle schon verheiratet sind und ihren festen freundeskreis haben (und nicht wie auf einer uni alle nochmal suchen), dann wird es verdammt schwer. Da ist dann ja auch schon jahrzehntelang vielleicht ein trauma oder wenigstens komplexe eingebrannt.

Da muss man schon jemanden finden, der bereit ist, das zu akzeptieren und erstmal hinzunehmen, bis man genug selbstbewusstsein in der freundschaft hat, um sich wieder weniger komplexbehaftet zu verhalten.


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17.02.2023 um 18:35
Es kommt auch zu großen Teilen darauf an, was für ein Bindungstyp man ist.

Seitdem ich mich eingehender damit befasst habe, bemerke ich, dass zwischenmenschliche Beziehungen
zu großen Teilen einfach Bindungstypen und wie diese untereinander agieren ist.

Grundsätzlich kann ein "Sicherer Bindungstypus" mit allen anderen Bindungstypen auch Arten von
Bindungen eingehen, aber muss diese dann auch verstehen und entsprechend auf diese reagieren,
damit es Erfolg hat. Außerdem darf sich ein sicherer Bindungstyp nicht ausnutzen lassen.

Allerdings findet man einen "Sicheren Bindungstypus" in unserer Generation von Scheidungskindern
nur noch sehr selten und zwischen allen anderen Bindungstypen ist es untereinander relativ schwer.

Als unsicher-vermeidender Typus ist das vor allem nicht sehr einfach. Da kann man ironischerweise
noch so sozial und extrovertiert sein.

Weiterhin hat nicht jeder die Zeit oder Energie sich mit Menschen und ihren Persönlichkeitsstörungen
auseinanderzusetzen und ich habe die Erfahrung gemacht, dass extrem viele junge Frauen eine
Persönlichkeitsstörung haben und ich bemerke das immer wieder, was mir persönlich eben zu
anstrengend für eine Freundschaft ist.

Aus meiner Jugend allein zwei Borderlinerinnen, vor mehreren Jahren eine, die ich so in Richtung
OCD und BDD einordnen würde, was mir auch zu viel ist.

Gibt einige, die vom unsicher-vermeidenden Typus angezogen werden und dieser Typus selbst
mag es zunächst, dass auf ihn so offen zugegangen wird.

Leider ein Teufelskreis.

Also ernsthaft: Bindungstypen ist krass, wenn man anfängt genau das zu beobachten.


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17.02.2023 um 20:39
Zitat von SuiGenerisSuiGeneris schrieb:Aus meiner Jugend allein zwei Borderlinerinnen, vor mehreren Jahren eine, die ich so in Richtung
OCD und BDD einordnen würde, was mir auch zu viel ist.
OCD und BDD was sind das für Abkürzungen. Borderline ist inzwischen auch eine Art Modediagnose, die oft unfachmännisch gestellt wird, etwa nach einem 10 Minten Gespräch beim Psychiater oder Psychotherapeuten.

Genau das gleiche mit ADHS. Das ist zwar keine Persönlichkeitsstörung wird aber auch gerne unruhigen und unangepassten Schüler/ innen diagnostiziert, um diese dann mittels Chemiekeule Methylphenidat ruhig zu stellen.


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17.02.2023 um 20:45
Keine Ahnung, was ich für ein "Bindungstyp" sein mag. Das mögen andere Menschen beurteilen, ggf. Bondage-Expertinnen.

Ich muss mich ja nicht bei jeder Kontaktaufnahme mit Mitmenschen gleich zu lebenslänglicher Bindung verpflichten.

Grundsätzlich betrachte ich meine Mitmenschen mit Interesse und/oder Neugier. Ist eine journalistische Berufskrankheit. Nach näherer Betrachtung kann ich sie dann einsortieren, ob mein Interesse weiter geht - mit allen möglichen Folgen - oder ob es erlahmt.

Was ich nach meiner Erfahrung und der anderer Leute allerdings nicht erwarten kann, dass andere auf mich zugehen, wenn ich selbst keinerlei Offenheit für solche Kontaktaufnahmen zeige, wenn ich nicht unter Menschen gehe. Dann besuchen mich höchstens die Zeugen Jehovas um mit mir über Gott zu reden.


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18.02.2023 um 05:46
Zitat von ribsterribster schrieb:Nicht ohne Grund lernen sich die meisten Paare oder auch Freunde über andere Freunde kennen hast du keine ist es schon weitaus schwieriger überhaupt Chancen zu haben.
Ja und wen lernst du kennen, wenn du darauf wartest , dass jemand an der Tür klingelt und sagt : " Hab mich doch bitte lieb" Von daher ist es kein Glück Leute zu treffen, sondern eine Konsequenz wenn man etwas unternimmt.
Es ist auch kein Unglück wenn man das nicht tut, es ist eine Entscheidung die man trifft und die einen, wie alle falschen Entscheidungen die man trifft ,unglücklich machen kann.

Nochmal, ich rede von gesunden Menschen. Wer ein psychisches Problem hat muss einen Facharzt aufsuchen, der ihm weiterhilft, das kann kein Fremder eben so mit einer Einladung heilen.


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18.02.2023 um 07:40
Zitat von janedoe95janedoe95 schrieb:gibt keine Universallösung weil jeder was anderes mag. W
Es wäre ja auch ungünstig, wenn alle die gleichen Interessen hätten.
Dann wäre alles überfüllt. Und es gäbe auch wenig Abwechslung.
Zitat von janedoe95janedoe95 schrieb:Wer aus der Einsamkeit hinaus will muss selbst aktiv was dagegen unternehmen.
Ja. Das kann ja auch in kleinen Schritten gehen.
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Wir reden hier ja über gesunde Menschen, also ich zumindest. Wer ein psychisches Problem hat muss sich ärztliche Hilfe holen, da nutzt kein Tipp was.
Natürlich. Wenn eine psychische Beeinträchtigung vorliegt kann man die Tipps nicht unbedingt anwenden/umsetzen.
Zitat von martenotmartenot schrieb:Soweit ich es wahrnehme, werden Wortzusammensetzungen mit "Boomer" gegenwärtig in vielen Fällen pejorativ verwendet und bedeuten häufig sowas wie "rückständig", "spießig", etc
In meiner späteren Kindheit (?) gab es einen Film über einen Hund "Boomer, der Streuner". Da war es einfach ein Name.

Boom drückt nach meinem Verständnis so etwas aus wie "Hype", "aktueller Trend, dem viele folgen".
Etwas geht hoch, steigt an.
"Baby-Boomer" waren wohl besonders geburtenstarke Jahrgänge.
Zitat von martenotmartenot schrieb:Was das Thema Einsamkeit betrifft, habe ich ein zwiespältiges Verhältnis dazu. Ich bin mein Leben lang immer tendenziell eher ein Einzelgänger gewesen, und oft macht es mir auch gar nichts aus, allein zu sein
Alleinsein muss nicht gleichbedeutend sein mit einsam sein.
Zitat von martenotmartenot schrieb:Manchmal fühle ich mich einsam, manchmal fühle ich mich auch sehr wohl, wenn ich allein bin.
Das geht mir auch so. Ruhe hat man ja nicht unbedingt im Trubel und in der Masse. Die finde ich eher, wenn ich alleine bin.


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Einsamkeit

18.02.2023 um 08:17
Zitat von nairobinairobi schrieb:Natürlich. Wenn eine psychische Beeinträchtigung vorliegt kann man die Tipps nicht unbedingt anwenden/umsetzen.
Man kann da auch keine Tipps geben, denke ich. Wenn man eine Beeinträchtigung hat muss man sich die Hilfe von Experten holen und die gibt es ja, man muss eben zugreifen.
Ich glaube, da braucht es auch erst einen gewissen Leidensdruck, denn solange man denkt, die anderen sind alle doof , oder sich auf Glück verlassen will, wird man auch keinen Arzt aufsuchen wollen.

Ich bin aber nochmal zum Eingangspost zurück und dem Ersteller ging es nicht um Kennenlernen , sondern um Vertiefung von Bekanntschaften.
Zitat von nataronataro schrieb am 18.08.2015:Hey joo, Leute.
Kennt ihr auch dieses Gefühl? Wenn ihr alleine seid und ihr euch nichts sehnlicher wünscht als jemanden, mit dem man einfach nur seine Zeit verbringen kann?
Man sagt ja immer, dass es ziemlich einfach sei, heutzutage jemanden kennen zu lernen - sei es über's Internet, in der Stadt, auf der Arbeit oder sonst wo.
Trotzdem bleiben solche Bekanntschaften meistens oberflächlich und werden so gut wie nie vertieft. Das finde ich sehr schade, weil jeder Mensch nicht nur Nähe braucht, sondern auch Tiefe.
Wie seht ihr das? Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht?
Allmy ist doch auch ein riesiger Tummelplatz von Menschen mit unterschiedlichsten Interessen, da sollte man Gleichgesinnte finden.

Wie stellen sich Einsame vor, wie es dann weitergeht? Man kennt jetzt jemanden, egal woher und dann? Was ist man bereit für eine Bekanntschaft zu tun um eine Freundschaft entstehen zu lassen? Oder erwartet man Bespaßung und der andere soll sich allein bemühen? Wenn es denn eine Freundschaft oder gar Beziehung ist, muss man sich doch noch viel mehr einbringen, das funktioniert nicht als Einbahnstraße, denn dann hat man keinen Freund sondern einen Betreuer. Zum Betreuer werden die wenigsten Menschen dauerhaft Lust haben.
Für mich geht die "Beziehungsarbeit" erst nach dem Kennenlernen los - egal ob Freundschaft oder Partnerschaft, es ist ein gewisser Einsatz gefragt, sonst ist man schnell wieder alleine. Gut, dann kann man sich einreden, dass man aber auch nie Glück hat :D Verstehst du was ich meine?


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18.02.2023 um 09:18
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Dann soll man ihn einfach in Ruhe lassen.
Hier geht es doch aber um eine Diskussion über verschiedene Möglichkeiten des Umgangs, also werden auch Handlungsmöglichkeiten diskutiert.

Ich persönlich finde es sehr schwierig, Glück und Pech dabei zu sehr in den Fokus zu nehmen.
Das stärkt nämlich die erlebte und vielleicht auch erlernte Hilflosigkeit, wenn ich wahrnehme, dass der "Erfolg" eh nichts mit mir zu tun hat.

Wenn ich aber Möglichkeiten zum Handeln sehe, erlebe ich Kontrolle über mich und mein Handeln.
Und meiner Meinung nach stärkt jede Aktion, die mich ein Stückchen aus der Hilflosigkeit bringt das Erleben von Selbstwirksamkeit.


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18.02.2023 um 11:45
Zitat von shionoroshionoro schrieb am 12.02.2023: Ehrlich gesagt habe ich mittlerweile das Gefühl, dass die meisten deutschen (vielleicht sogar westlichen) Menschen einsam sind.
Das glaube ich nicht - ich glaube eher, dass es Leute gibt, die es schaffen, aktiv ein gesundes Einsamkeit - Gesellschaft Gleichgewicht herzustellen und andere nicht. Das Problem ist, dass die zweite Gruppe nicht reflektieren kann, was sie einsam macht, die erste schon.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 12.02.2023:Auf emotionale Bedürftigkeit reagieren die Menschen doch eher abweisend, vielleicht aus Angst, in irgendeiner Verantwortung zu landen.
Es gibt einfach Leute, die dich dann so einspannen, dass du gar keine Lust hast, dich überhaupt jemals mit ihnen zu treffen, weil sie megaanstrengend sind - und Ansprüche daraus ableiten. Ergo: Du meidest den Kontakt komplett.

Es mag nun etwas kaltherzig klingen, aber im Prinzip sind Beziehungen doch auch auf win:win ausgelegt.

Beispiel: In unserem Dorf gibt es eine alte Frau, die in einer kleinen Wohnung von Mindestrente lebt. Sie ist aber unheimlich vielseitig und nett - und völlig umkompliziert. Sie geht gerne in die nahe Stadt (7km), allerdings schreckt sie der Buspreis (6€, hin- und zurück) ab. Manchmal fahre ich samstagnachmittags in die Schule wo ich arbeite - dann habe ich Freitagnachmittag und Samstag Unterricht vorbereitet und will noch kopieren, lasse die Tasche gleich da und habe 1,5 Tage dann "Ruhe". Wenn ich sie anrufe und anbiete mitzufahren, sagt sie eigentlich immer zu. Ich sage ihr dann grob, wie lange ich brauchen werde, schmeiße sie an einer Bushaltestelle raus - und mache mein Zeug. Treffe ich noch jemanden, ist das kein Problem, sie sortiert ihre Liste in "was sie tun muss" und "was noch nett ist". 10 Minuten, bevor ich losfahre, rufe ich sie kurz auf dem Handy an - sie steht immer pünktlich an der Haltestelle. Zeitaufwand für mich 60 Sekunden. Mache ich sehr gerne. Ich habe nichts davon, aber sie kann Wolle kaufen, beim Book Crossing Bücher tauschen, etwas bummeln, zufällig Leute treffen, in der Kirche ein Kerzchen anzünden, ....

Ich würde das nicht machen, wenn es mich nerven würde.
Zitat von DoorsDoors schrieb am 14.02.2023:Als ich noch durch die Republik zog, von einem unsicheren Job zu einem anderen, habe ich regelmässig in Tageszeitungen oder Anzeigenblätter geguckt, welche Gruppen, Vereine, Parteien, Initiativen etc. sich wann und wo treffen.
Das ist glaube ich auch der Schlüssel dazu, Leute kennenzulernen.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 15.02.2023:Die Idee, man könne eine Kontaktaufnahme in sozialen Umfeldern überspringen, halte ich für nicht zielführend.

Nein, niemand trifft jemanden und man ist am nächsten Tag superdick befreundet.


Man ist doch nicht sofort befreundet oder vertraut, das ist doch immer ein Prozess.
Das sehe ich auch so.
Zitat von off-peakoff-peak schrieb:Aber keine Allzeit-Therapeuten. Es ist ja nicht so, dass man depressive Menschen nur mal anlächeln müsste, und ihr Problem wäre weg geblasen.
Vor allem sind gerade einsame Leute oft in ihrer Blase gefangen, haben einen sehr selbstzentrierten Blick auf sich selbst und reden oft sehr sehr viel .... das nervt dann mitunter echt.
Zitat von SuiGenerisSuiGeneris schrieb:Ich finde diese "Geh doch in einen Verein"-Tipps, ähnlich wie solche Tipps, dass Menschen die eine*einen Partner*in suchen, doch in einen "Tanzkurs" gehen mögen, mindestens etwas boomeresk und vor allem provinziell.
Es hilft aber tatsächlich ... ich lebe wieder in dem Kaff, in dem ich aufgewachsen bin, habe aber kaum noch alte Freunde (die meisten sind weggezogen). Als ich wiederkam, habe ich meinen gesamten neuen Freundeskreis über die Arbeit, die Kirchengemeinde und die Kinder kennengelernt. Da sind inzwischen gute Freunde dabei, aber auch Bekannte ....
Zitat von martenotmartenot schrieb:Ja, denke ich auch. Aus der Einsamkeit kann man sich nicht unbedingt selbst befreien. Ich bin mal eine Weile in einem Selbsthilfeforum zu diesem Thema Mitglied gewesen, und meiner Erfahrung nach schaffen es viele Menschen eben nicht aus eigener Kraft, diesen Zustand zu beenden.
Das ist aber so eine Opfersicht ... Ich bin einsam und keiner hilft mir ... Man braucht glaube ich einfach Strategien. Ich bin nun oft Freitag- und Samstagabends alleine, meine Kinder groß, mein Mann arbeitet. Ich bin tatsächlich gerne daheim und entspanne mich, manchmal aber gehe ich weg - ganz alleine. Ich bin Mitglied in einer Gruppe, die sich 1x im Monat zum Abendessen in einem Restaurant trifft - da gehe ich gerne hin. Ich gehe auch alleine ins Kino oder Theater - oft poste ich auch einfach in meinen Status "gehe am Samstagabend um 19 Uhr in Film X - will jemand mit" - 9 von 10 Mal meldet sich jemand (da ist es mir auch egal, das kann unter die "Rubrik "entfernte Bekannte"" fallen.

Oft gehe ich auch mit einer spezifischen Fragestellung an die Bekannten ran - z.B. ich kaufe auf dem Flohmarkt ein neues Brettspiel. Dann frage ich halt Leute, die auch gerne spielen, ob sie nicht Lust haben, vorbeizukommen - klappt total oft.


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18.02.2023 um 14:52
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Hier geht es doch aber um eine Diskussion über verschiedene Möglichkeiten des Umgangs, also werden auch Handlungsmöglichkeiten diskutiert.

Ich persönlich finde es sehr schwierig, Glück und Pech dabei zu sehr in den Fokus zu nehmen.
Das stärkt nämlich die erlebte und vielleicht auch erlernte Hilflosigkeit, wenn ich wahrnehme, dass der "Erfolg" eh nichts mit mir zu tun hat.

Wenn ich aber Möglichkeiten zum Handeln sehe, erlebe ich Kontrolle über mich und mein Handeln.
Und meiner Meinung nach stärkt jede Aktion, die mich ein Stückchen aus der Hilflosigkeit bringt das Erleben von Selbstwirksamkeit.
Das finde ich nicht. Es stärkt erstmal das Individuum darin, sich nicht selbst die Schuld zu geben. Und das ist gut.
Dem Individuum zu sagen, es habe doch alles selbst in der Hand, impliziert eine Schuld, bereitet emotionalen Stress und unterminiert das eigene Urteilsvermögen. Es verhindert Selbstwirksamkeit, denn da ist ja einer, der sagt, dass eine MAßnahme, die du persönlich nicht für sinnvoll hältst, eigentlich doch gut ist.
Und du sollst irgendwelche Sachen machen, die es bestimmt richten. Wenn das nicht klappt (so wie in den meisten fällen, wenn wir mal ehrlich sind), dann bedeutet dass dann ja sofort, dass eben etwas mit mir nicht stimmt.

Das ist dasselbe Prinzip wie bei depressionen. Wie absolut schlechteste idee von allen ist es, jemandem der depressiv ist zu sagen, dass sein leben doch eigentlich gar nicht so schlimm ist. Aber die meisten Leute machen das, sobald jemand z.b. über Depressionen oder Suizidgedanken spricht.
Und die meisten leute sagen auch einsamen Menschen mit ihren ratschlägen allerlei sachen, die ihnen, meiner Meinung nach, eigentlich schaden.


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Einsamkeit

18.02.2023 um 15:08
Zitat von shionoroshionoro schrieb:sagt, dass eine MAßnahme, die du persönlich nicht für sinnvoll hältst, eigentlich doch gut ist.
Das muss derjenige dann selber entscheiden, ob er es für sinnvoll hält. Über diesen Kanal kann man nur allgemeine Ratschläge geben.
Sondt kommen wir in einen therapeutischen Rahmen, der hier aber nicht gegeben ist.

Der Ratsuchende ist nicht schuld, aber zunächst in der Verantwortung für sich und sein Leben.

Diese Verantwortung kann man nicht einfach abgeben.
Jedenfalls nicht, wenn wir in der "normalen" Bandbreite der Menschen sind, die hier mitdiskutieren.

Also man kann es natürlich, ich finde das allerdings nicht hilfreich.

Wenn wir feststellen, ok, du hattest Pech, es haben sich keine vertrauten Freunde, Partner gefunden.


Dann mag er entlastet sein, dass er da schicksalhaft reingeraten ist. Für den Blick in die Zukunft, Handlungsalternativen und Veränderung lähmt das aber.

Es gibt soviele Faktoren, die zur Entstehung einer bestimmten Situation eine Rolle spielen.
Aber welche Faktoren führen ans Ziel?

Da nützt es mir nichts mit Glück und Pech zu argumentieren, sondern da muss man gucken, welche Faktoren kann ich denn steuern und beeinflussen?


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18.02.2023 um 15:12
@Bundeskanzleri
@Bundeskanzleri

Das kann aber ja nur die person selbst tun, gucken, welche Faktoren sie steuern kann und wie sie agieren will. Dabei kann ein Ratschlag von Außen kaum helfen.
Aber der Kontakt nach Außen kann etwas anderes tun. Hat da eine Person die Möglichkeit, wirklich mal Ballast abzulassen und über sein eigenes Leben, seine eigene Misere (auch mit selbstmitleid) mal zu reden und dabei vielleicht wenigstens ohne diesen Stress eine gewisse Resilienz bewahren?

Oder kommt jedes mal, wenn jemand damit anfängt, dass er einsam ist und keinen ausweg sieht jemand, der ihm sagt, er habe das doch selbst in der hand und bekomme nur "den arsch nicht hoch"?
Für mich sieht es meist eher nach Zweiterem aus und ich glaube, dass das Menschen nicht Selbstwirksamkeit vermittelt, sondern eher eine emotionale Entlastung (die aber eigentlich notwendig ist, um überhaupt effektiv und resilient zu sein) verhindert.


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18.02.2023 um 16:07
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das kann aber ja nur die person selbst tun, gucken, welche Faktoren sie steuern kann und wie sie agieren will. Dabei kann ein Ratschlag von Außen kaum helfen.
Das ist schon richtig.
Da ist das Forum dann im Grunde der falsche Ort.
In einem Forum allgemein kann es immer zu Missverständnissen etc kommen.

Wenn aber einige User ihre Erfahrungen kundtun, dann ist das ja keine Bewertung des einsamen Users.
Es bedeutet, guck, so war es bei mir.


Kann sein, dass das nicht erwünscht ist, dann passt tatsächlich ein therapeutisches Setting besser.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:sondern eher eine emotionale Entlastung (die aber eigentlich notwendig ist, um überhaupt effektiv und resilient zu sein) verhindert.
Und es ist wichtig, zu merken, wie kann ich wirksam sein.

Die Entlastung für die Vergangenheit, die Wirksamkeit für die Zukunft.


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18.02.2023 um 18:54
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das ist glaube ich auch der Schlüssel dazu, Leute kennenzulernen.
Ich machte die Erfahrung des "sozialen Weiterreichens", wie ich es nenne. Ich gehe erstmals zu einer Veranstaltung, zu einem Gruppentreffen o.ä., dort treffe ich dann Menschen, mit denen ich ins Gespräch komme. Man stellt sich vor, macht ein bisschen Smalltalk und erfährt dann, dass der/die GesprächspartnerIn noch in anderen sozialen/kulturellen/politischen Zusammenhängen aktiv ist. Dann frage ich nach, was das so für Leute sind, wo und wann die sich treffen, was die so machen, und wenn ich dann feststelle, dass das auch für mich interessant sein könnte, dann gehe ich dorthin - immerhin kenne ich dann ja dort schon mal einen Menschen, werde wieder anderen vorgestellt, die wieder in anderen Zusammenhängen aktiv sind, dann nehme ich dorthin Kontakt auf usw. Wenn ich mich nicht ganz blöd anstelle und denen total unsympathisch bin, werde ich zu Veranstaltungen, Parties oder auch privaten Treffen eingeladen und so ergibt sich dann eins aus dem anderen und ich bin "drin" in der Gemeinschaft. Das ist nach meinen Erfahrungen so eine Kettenreaktion.


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18.02.2023 um 19:36
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Wenn aber einige User ihre Erfahrungen kundtun, dann ist das ja keine Bewertung des einsamen Users.
Es bedeutet, guck, so war es bei mir.
richtig.

und bei mir war es nun immer zufall (also glück). jede wertvolle bekanntschaft, die ich gemacht habe, entstand nicht, weil ich aktiv danach gesucht habe, oder gezielt unter menschen ging. es war einfach zufall. und so war es auch bei vielen die ich kenne.
ganz gleich ob partnerschaft oder freundschaft: es passiert meistens doch eher dann wenn man die geringste erwartungshaltung hat. wenn man ungezwungen ist. es klingelt natürlich niemand an der tür, aber man begegnet sich oftmals dort wo man nicht damit rechnet. eine art verpflichtendes soziales netz (schule, uni, job, verein) ist natürlich von vorteil. und natürlich kann man durch eigene aktivität die wahrscheinlichkeit steigern. und dann ist da ja auch noch der punkt mit den bindungstypen, den hier jemand nannte. manche menschen sind gruppenmenschen, die brauchen einfach viele um sich herum. andere wollen möglichst nur mit einer person zusammen sein.

ich frage mich ob man sich nicht irgendwann mit seiner einsamkeit auch arrangieren kann? es gibt ja auch menschen, die gerne allein sind, oder es halt gelernt haben. ich zum beispiel, bin heute ein regelrechter eremit. und damit voll zufrieden.


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18.02.2023 um 19:40
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ich muss mich ja nicht bei jeder Kontaktaufnahme mit Mitmenschen gleich zu lebenslänglicher Bindung verpflichten.
Jede Form der Beziehung ist eine Form der Bindung. Der Bindungstyp hat schon Einfluss darauf, wie wir Kontakt
zu Menschen haben und wie wir uns bezüglich dieser Menschen verhalten.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Was ich nach meiner Erfahrung und der anderer Leute allerdings nicht erwarten kann, dass andere auf mich zugehen, wenn ich selbst keinerlei Offenheit für solche Kontaktaufnahmen zeige, wenn ich nicht unter Menschen gehe. Dann besuchen mich höchstens die Zeugen Jehovas um mit mir über Gott zu reden.
Es gibt Menschen, die sehr offen auf andere zugehen. Das kann in gesundem Maße der sichere Bindungstyp sein oder
instabile Persönlichkeiten, die sich an andere hängen oder idealisieren.
Aber ganz richtig muss eine Offenheit dafür signalisiert werden. Beim unsicher-vermeidenden Typus schwierig.


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18.02.2023 um 20:31
Zitat von DoorsDoors schrieb: Wenn ich mich nicht ganz blöd anstelle und denen total unsympathisch bin, werde ich zu Veranstaltungen, Parties oder auch privaten Treffen eingeladen und so ergibt sich dann eins aus dem anderen und ich bin "drin" in der Gemeinschaft. Das ist nach meinen Erfahrungen so eine Kettenreaktion.
Ja, so ist das bei mir auch. Ich engagiere mich ehrenamtlich in Bereichen, die ich gerne mache - treffe da auf Leute, werde angesprochen, helfe gelegentlich in anderen Bereichen aus ...

Ich glaube aber, dass man das halt kann oder nicht. Ich merke schon, wenn ich Leute neu kennenlerne, klopfe ich sie ziemlich systematisch ab, für was sie sich interessieren und wie sie ticken - das kann ich auch gut einschätzen (denke ich). Man kann das aber auch zu einem gewissen Grad lernen - als Teenie war ich ziemlich schüchtern und kam mir immer ziemlich doof vor.


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18.02.2023 um 20:50
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Man kann das aber auch zu einem gewissen Grad lernen - als Teenie war ich ziemlich schüchtern und kam mir immer ziemlich doof vor.
So war das bei mir auch.
Als ich zum Studium ausgezogen bin war ich total einsam.
Hat lange gedauert, bis da was gepasst hat.

Und ich habe bei jedem weiteren Umzug ins Neuland dazugelernt.

Ich habe auch gelernt, niedrigschwellige Kontakte zu genießen und sie nicht total doof zu finden.

Trotzdem bin ich kein Partytyp und mag immer noch keine großen Treffen oder Feiern.


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