Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?
11.04.2015 um 19:09Tussinelda schrieb:Du siehst anders aus, ergo kannst Du nicht von hier sein........Und das habe ich nicht gesagt. Ist auch Blödsinn.
Tussinelda schrieb:Du siehst anders aus, ergo kannst Du nicht von hier sein........Und das habe ich nicht gesagt. Ist auch Blödsinn.
User
Die Frage "Woher kommen Sie wirklich?" zementiert Vorurteile
Userkommentar | Amani Abuzahra
12. November 2014, 09:10
Die Reduzierung von Menschen auf deren religiöse Identität findet noch viel zu oft statt
Erst kürzlich hat sich ein Tiroler Student auf derStandard.at zur Identität und der Reduzierung auf seine Herkunft geäußert. Die Wogen im Forum gingen hoch. Der Tenor: Die Tiroler seien das Problem, sie seien die Hinterwäldler.http://derstandard.at/2000007956054/Die-Frage-Woher-kommen-Sie-wirklich-zementiert-Vorurteile
Ich würde das Phänomen des Fragens "Woher kommst du denn wirklich?" unter keinen Umständen auf Tirol reduzieren, da es durchaus gängige Praxis ist – und zwar in allen Bundesländern, in Dörfern wie in Städten.
Trachten nach Bestätigung der Vorurteile
Und in der Tat – mag es interessant sein und legitim erscheinen. Hilfreich sein, den Erstkontakt intensivieren. Aber eben auch diskriminieren, fremd sein festschreiben. Nämlich dann, wenn die Frage nicht mehr eine Frage ist und nach Antworten sucht, sondern ausschließlich nach Bestätigung trachtet. Nach Bestätigung der eigenen Vorurteile, Stereotypen und Rassismen. Dann klingt der Dialog folgendermaßen:
- Woher kommen Sie?
- Aus Wien. Wien 10.
- Aha, aber ich meine von wo Sie eigentlich herkommen.
- Achso ... das meinen Sie, ich bin eigentlich aus Oberösterreich, in Leonfelden geboren und dort aufgewachsen.
- Nein ... ich meinte ... ursprünglich.
Das Gespräch ließe sich noch lange weiter führen. Manche geben verzweifelt auf, andere lassen nicht locker mit ihrer Verortung der Identität, bis sie schließlich nach der Herkunft der (Groß)-Eltern fragen. Und erst wenn dies nicht in Österreich liegt, dann folgt ein erleichtertes Aufatmen.
Wusste man es doch, dass die Person mit der anderen Hautfarbe, mit dem Kopftuch, mit dem Bart, oder mit dem "fremdländisch klingenden" Namen nicht wirklich von hier sei. Die Schublade wird geschlossen, die Person und all ihre Facetten verschwinden gleich mit. Was bleibt ist ein auf äußere Merkmale und deren Assoziationen reduziertes Gegenüber.
Fremdverortung
Mit diesen Fragen wird den Menschen vermittelt, dass sie nicht hierher gehören. In diesem kurzen Dialog kommt es zu einer Fremdverortung auf zwei Ebenen. Zum einen ist es eine fremde Person welche die Zuschreibung vornimmt, zum anderen wird man in der Definition und durch das Infrage stellen als Fremd markiert.
Das Fremde ist konstruiert, so Philosophin Mona Singer: "Fremde kennt man nicht, Fremde erkennt man". Fremde werden erkennbar gemacht, indem man ein bestimmtes Zeichen zu etwas Fremden erklärt.
Um Gottes Willen, Vollbart!
Und genau diesem Muster folgte Ednan Aslan von der Uni Wien, als er auf Einladung des Stadtschulrates 160 Direktoren Anzeichen für den Beginn einer Radikalisierung muslimischer Schüler nennen sollte: Da nannte er unter anderem den Wuchs eines Vollbart oder das Tragen eines Kopftuches oder die Verwendung von Begriffen wie "yani" (nämlich), "achi" (mein Bruder), "maschaallah" (um Gottes Willen) – die Übersetzungen stammen von mir, denn Herr Professor ließ die Begriffe unübersetzt und damit auch sehr fremd stehen.
Den Lehrern wurde also geraten, auf Wörter zu achten, deren Übersetzung und Bedeutung sie aber gar nicht kannten, auch nicht, dass sie zur Alltagssprache vieler muslimischer Jugendlicher zählen. Dass der zweite Referent dieser "Informationsveranstaltung", Herr Zwettel vom BVT, anschließend vor einer Panikmache warnte und verdeutlichte, dass die Thematik der Radikalisierung die breite Masse der muslimischen Schüler in Österreich (insgesamt ca. 120.000), nicht betreffe, sondern lediglich 10 Schüler (von denen jeder einer zuviel ist) in Syrien gelandet sind, erreichte nicht mehr jeden der Teilnehmer.
Assoziation bei Kopftuch: IS
Eine der Folgen dieser aufgeheizten Stimmung ist zum Beispiel diese Begebenheit: Eine junge Schülerin, die sich kürzlich dazu entschloss, ein Kopftuch zu tragen, wurde von ihrer Lehrerin mit den Worten drangsaliert, dass sie bei ihrem Anblick nur mehr an die IS denke.
Reduzierung auf religiöse Identität ist eine Gefahr
Die Reduzierung des Menschen auf seine religiöse Identität (genau das, was auch die radikalen Religiösen tun) birgt eine unermessliche Gefahr für das gesellschaftliche Klima in einem Land. Es entsteht, was in Europa als bereits überwunden galt: Menschen aufgrund ihrer religiösen Gesinnung unter Beobachtung zu stellen, und dies an ihrer Kleidung und Sprache fest zu machen. Dies öffnet Tür und Tor für Missbrauch, Generalverdacht und Vernaderung. (Amani Abuzahra, derStandard.at, 10.11.2014)
nananaBatman schrieb:Das macht man doch ständig.Natürlich. Wie oft fragt man Menschen ob sie krank sind weil sie blass sind, oder ob sie müde sind, wenn sie Tränensäcke haben.
Tussinelda schrieb:natürlich mache ich das auch immer mal wieder, aber ich habe genug Selbstkontrolle, um dann nicht gleich eine möglicherweise beknackte Frage zu stellen. Ich hinterfrage dann, warum ich eigentlich davon ausgehe, dass dieser Mensch nicht von hier ist, wenn ich nur sehe, wie er aussieht und sonst nichts weiß.Fremde Menschen mit denen ich sonst nicht kommuniziere und es auch nicht weiter vorhabe, frage ich sowieso keine persönlichen Dinge.
CosmicQueen schrieb:Und in der Tat – mag es interessant sein und legitim erscheinen. Hilfreich sein, den Erstkontakt intensivieren. Aber eben auch diskriminieren, fremd sein festschreiben. Nämlich dann, wenn die Frage nicht mehr eine Frage ist und nach Antworten sucht, sondern ausschließlich nach Bestätigung trachtet. Nach Bestätigung der eigenen Vorurteile, Stereotypen und Rassismen.d.h., da stimme ich @insideman vollkommen zu, ist es legitim nach Herkunft oder Wurzeln zu fragen wenn das Motiv, das Interesse nicht in einer Bestätigung der eigenen Vorurteile münden soll sondern ECHTES Interesse bekundet. Wird vom Gegenüber ein echtes Interesse erkannt, und das merkt jeder Mensch sofort, kann man da auch nicht viel falsch machen.
insideman schrieb:Aber wenn man jemanden kennen lernt, mit ihm redet, dann frage ich das wenn es mich interessiert und ich vermute, dass er nicht von hier ist.Das kannst du auch weiterhin tun, verbieten tut dir ja keiner was. Es ging ja darum, dass sich einige Menschen durch solche Fragen ausgegrenzt fühlen und obwohl sie Einheimische sind, als "Andere" wahrgenommen werden und ständig damit konfrontiert werden. Das kannst du natürlich ignorieren, denn schließlich wills DU ja wissen, woher die/derjenige her kommt weil er/sie eben anders aussieht.
d.h., da stimme ich @insideman vollkommen zu, ist es legitim nach Herkunft oder Wurzeln zu fragen wenn das Motiv, das Interesse nicht in einer Bestätigung der eigenen Vorurteile münden soll. Wird vom Gegenüber ein echtes Interesse erkannt, und das merkt jeder Mensch sofort, kann man da auch nicht viel falsch machen.So sehe ich das auch.
Das kannst du natürlich ignorieren, denn schließlich wills DU ja wissen, woher die/derjenige her kommt weil er eben anders aussieht.Tja die wenigen Leute die ich kennenlernen werde die so denken wie du befürchtest, tja die müssen das wohl akzeptieren. Werden aber nur sehr wenige sein, denn bis jetzt konnte ich noch nie feststellen, dass es negativ angekommen wäre, ganz im Gegenteil, das ist meist der Beginn eines interessanten Gesprächs wo der andere viel zu erzählen hat.
Tussinelda schrieb:und jetzt sagst Du hier:
Es geht um Menschen, deren Aussehen so zugeordnet wird, dass man davon ausgeht, sie müssen von woanders sein.
Du hast geschrieben:
Was ist denn daran falsch? Deswegen fragt man doch.
Tussinelda schrieb:
Du siehst anders aus, ergo kannst Du nicht von hier sein........
das hast Du geschrieben:
Und das habe ich nicht gesagt. Ist auch Blödsinn.
Tussinelda schrieb:Du siehst anders aus, ergo kannst Du nicht von hier seinDas eine 100% Aussauge.
Tussinelda schrieb:Du siehst anders aus, ergo kannst Du nicht von hier seinist definitiv etwas anderes, als wenn du "ausgehen von" schreibst.