Wieso halten so viele Menschen Homosexualität für unnormal?

@Yotokonyx

Als Bisexueller darfst du auch kein Blut spenden.

Ich glaube, dass viele Menschen Homosexualität für unnormal halten, weil sie es einfach nicht anders von ihrer Gesellschaft vermittelt bekommen. Das fängt mit Mobbing in der Schule an, weil jemand "anders" ist, die Opfer bleiben dementsprechend unter sich und verstärken den Gedanken, dass ihre Sexualität nicht normal wäre.

Ich hocke seit einigen Tagen bei den Geschwistern (14 und 16) meines Freundes und passe auf, während die Eltern sich mal eine Woche Auszeit gönnen...was mir die Tage hier aufgefallen ist, dass sie Wörter wie "schwul" oder schwuchtel" ganz explizit als Beleidigung verwenden, ohne sich mit dem Begriff selbst zu beschäftigen. Das wird auch einer der vielen Punkte sein, die ich dann nach der Rückkehr der Eltern mal ansprechen werde - dass sie nämlich ihren Kindern mal erklären, dass Homosexualität etwas vollkommen normales ist, und doch jeder einfach so glücklich werden soll wie er möchte, solange er damit niemanden verletzt. Diese Form der Beleidigung setzt sich übrigens auch im Freundeskreis der beiden fort...mich macht das richtig wütend, weil ich diese Form der Diskriminierung einfach nicht dulden kann.

@MissMogwai

MissMogwai schrieb:was mir die Tage hier aufgefallen ist, dass sie Wörter wie "schwul" oder schwuchtel" ganz explizit als Beleidigung verwenden, ohne sich mit dem Begriff selbst zu beschäftigen.

Andere Menschen (besonders Minderheiten) abzuwerten, deutet immer auf ein geringes Selbstwertgefühl hin, da man das nötig hat, um sich selbst aufzuwerten.
Die Angst davor, dass die eigenen Schwächen auffliegen könnten, wird überspielt, indem man sich Feindbilder schafft.
Heißt im Klartext: Wer schwul als Schimpfwort benutzt, hat meist nen kleinen Pimmel oder ist selbst schwul und traut sich nicht, dazu zu stehen.

Der Absatz gilt jetzt natürlich eher für die Eltern, von denen die Kids das Verhalten wohl haben.

Ich bin alt genug, dass ich weiß, dass es noch wesentlich schwerere Zeiten für Schwule gab, als sie jetzt noch sind.
Daher kenne ich das Wort "Schwul" auch noch als Beleidigung.

Ich persönlich habe keine Probleme mit Homosexualität, ich schrieb ja schon, dass ich der Meinung bin, dass in jedem von uns ein Stück Homosexualität steckt (wir also alle eigentlich Bisexuell sind mit Tendenzen in eine der Richtungen).

Trotzdem nutze ich das Wort Schwul nach wie vor in despektierlichem Sinne und muss wiederum gestehen, dass ich mich dabei nicht schlecht fühle.
Allerdings ganz einfach, weil ich es in diesen Momenten eigentlich nicht mit Homosexualität verbinde, sondern quasi eher mit "Unmännlich" oder Mädchenhaft. Und dann auch nie auf eine Person bezogen, sondern immer auf ein Ereignis, etwa, wenn mir ein Kumpel erzählt, dass er sich die Augenbrauen zupft (ist noch nicht passiert, aber mir fällt gerade kein echtes Beispiel ein). Dann in dem Sinne, das ich zu ihm meinen würde, dass das doch ganz schön schwul sei.

Ich weiß, dass macht es auch nicht viel Besser, aber ich vermeide diese Ausdrucksform vor Leuten, die ich nicht kenne und dies als Schwulenfeindlich einordnen könnten, sondern sage es nur vor denen, die mich kennen und an mir selbst meine fehlende Machoseite gut kennen bzw. mich ursprünglich eventuell selbst als Schwul eingeschätzt haben.

Und da muss ich sagen, schäme ich mich dann auch nicht für. Weil es eben so verstanden wird, wie es gemeint ist und niemanden wirklich schadet.

@rgnf

Also wenn ich mir manchmal Partypics ansehe, glaube ich eher, die "Player" sind unmännlich und zupfen sich wohl mindestens genauso oft die Augenbrauen...

Dieses Bild festigt sich, wenn ich mir die WhatsApp Statustexte meiner hetero-Freunde ansehe, von denen jeder zweite ungefähr so aussieht: "Schatz ich liebe dich für immer und will dich nie verlieren <3", "du bist der tollste Mensch bla bla... "," Ich bin dein Knecht " usw..
Da fragt man sich, wer die Schwuchteln sind...

@Draiiipunkt0
Wie gesagt, das war ein Beispiel, was ich mir aus den Fingern gesogen habe.

Mir geht es eher darum, mit diesem "Bekenntnis" der Nutzung des Wortes "Schwul" im negativen Sinn für mich selbst einen Denkprozess zu teilen, ob das wirklich so ok ist, wie ich es denke unter den gegebenen Bedingungen.

@rgnf

"Männlich "bedeutet erstmal nur, dass man einen Penis hat, insofern ist eine schwule Beziehung (2 Penisse) schonmal männlicher als eine heterosexuelle (1 Penis).

MissMogwai schrieb:was mir die Tage hier aufgefallen ist, dass sie Wörter wie "schwul" oder schwuchtel" ganz explizit als Beleidigung verwenden, ohne sich mit dem Begriff selbst zu beschäftigen.

Eben, schwul zu sein wird leider oftmals noch immer als etwas schlechtes angesehen. Das merkt man auch schon in Diskussionen, wenn Leute meinen, dass man den kindern nicht erzählen dürfte, das Homosexualität etwas völlig normales sei.(Sie könnten dann ja "Gott berwahre" selber schwul werden, weil sie vermittelt bekommen, dass dies eben nichts schlechtes ist.

Die Gesellschaft als solche ist leider noch immer sehr verklemmt und das wird sich auch nicht ändern, so lange die Meinung herscht, dass sich Homosexuelle doch gern verstecken sollen, da dies ja angeblich eine rein private Sache ist.

Draiiipunkt0 schrieb:Die Angst davor, dass die eigenen Schwächen auffliegen könnten, wird überspielt, indem man sich Feindbilder schafft.
Heißt im Klartext: Wer schwul als Schimpfwort benutzt, hat meist nen kleinen Pimmel oder ist selbst schwul und traut sich nicht, dazu zu stehen.

@Draiiipunkt0

Gut möglich, bzw. er versucht vielleicht auch andere mögliche Defizite dadurch zu untergraben. Naja, die "Kleinen" haben sich diese Woche genug geleistet, um nen Anpfiff bei den Eltern zu bekommen, da werde ich mal deren Wortgebrauch ansprechen.


@rgnf
Nagut, das höre ich von anderen Leuten auch immer wieder, wenn sie das Wort "schwul" auf Zustände oder Gegenstände verwenden...^^ aber wenn ich als schwuler Mensch daneben stehen würde, würd' ich mir auch blöd dabei vorkommen, gut, dass du es da vermeidest. Das Wort ist wahrscheinlich in unserem Redefluss einfach negativ konnotiert (das wird auch vorerst nicht rückgängig zu machen sein).

Dass nun auch ein Fußballspieler die Fans dazu bringt, über das Thema nachzudenken und zu sprechen, kann nur hilfreich sein.

@rgnf
Ich kenne leider genug (ziemlich blöde) Fußballspieler & Fans, die eher den homosexuellen Fußballspieler aus der Mannschaft hätten, als dass sie sich von ihm belehren lassen :( habe mal von der Uni aus eine Umfrage gemacht, bei der wir Leute unter anderem dazu befragen sollten...meine damaligen Mitbewohner haben sich dann ziemlich abfällig darüber ausgelassen (warum auch immer)

Draiiipunkt0 schrieb:"Männlich "bedeutet erstmal nur, dass man einen Penis hat, insofern ist eine schwule Beziehung (2 Penisse) schonmal männlicher als eine heterosexuelle (1 Penis).

Das ist jetzt Haarspalterei.

Bone02943 schrieb:so lange die Meinung herscht, dass sich Homosexuelle doch gern verstecken sollen, da dies ja angeblich eine rein private Sache ist.

Aber warum sollte es irgendwen kümmern, was irgendwer meint?

@Yotokonyx

Nein,das ist ein unwiderlegbarer Fucked.

@Bone02943
Genau, das "Schlechte" ist demnach schon tief in unserer Gesellschaft verankert, wobei es genug Kulturen gibt (denke jetzt zB an das antike Griechenland) wo so etwas vollkommen normal war...vor allem, wenn man an die Lehrer/Schüler-Verhältnisse denkt.

Ok, vielleicht ist das ganze auch mit dem Wunsch nach Enkeln seitens der Eltern verbunden...homosexuelle Menschen können zumindest in ihrer Partnerschaft ja nun keine Kinder bekommen.

MissMogwai schrieb:homosexuelle Menschen können zumindest in ihrer Partnerschaft ja nun keine Kinder bekommen.

Naja das geht schon, es gibt genug Wege und wenn die Eltern das dann wie als das eigenes Enkelklind ansehen ist doch gut.

@MissMogwai

Ich denke auch es ist noch immer viel zu tief verankert. Noch immer lernen ja Kinder so etwas von ihren Eltern, es wird wohl noch ewig dauern bis man das ganze wirklich offen betrachtet.

@Draiiipunkt0

Draiiipunkt0 schrieb:Aber warum sollte es irgendwen kümmern, was irgendwer meint?

Wenn man stark genug ist, dann jukt es einen auch nicht. So stark sind aber nicht alle und viele Leute fühlen sich bei solchen Diskussionen eben verletzt und ohnmächtig. Zumal es zum Teil die vorherschende Meinung zu sein scheint.

"Ich habe ja nichts gegen Homosexuelle, aber bitte lasst das im Schlafzimmer"

Die Sexualität kann man aber eben nicht im Schlafzimmer lassen, sie ist auch bei Heteros keine private Sache. Sexualität ist öffentlich sobald man von einem Partner/-in redet oder einfach nur Händchen hält. Kinder sollen gern offen sein, aber werden viel zu oft dazu erzogen, dass Homosexualität eben etwas ist, was nicht in die Öffentlichkeit gehört. Würden doch nur die ganzen heteros genau so verheimlichen das sie Hetero wären, aber nein ...

@Bone02943

Bone02943 schrieb:"Ich habe ja nichts gegen Homosexuelle, aber bitte lasst das im Schlafzimmer"

Darauf erwidere ich: "Ich habe ja nichts gegen Dumme, aber bitte lasst eure Dummheit in euren Köpfen"

@Dini1909
Dann vielleicht...aber vielleicht tun sich die Großeltern damit auch sehr schwer ;) gibt ja viele, die auch sagen "wenn du nicht so und so viele Kinder in die Welt setzt, kriegst du kein Erbe" bla bla usw. usf. etc. pp.
Die anderen Wege sind mir da auch schon bewusst...aber ein adoptiertes Kind, oder die Geburt einer Leihmutterschaft sind eben doch nur Alternativen, die viele Menschen heute nicht akzeptieren.

@Draiiipunkt0

Ich denke nicht das zwei Männer eine unbedingt männlichere Beziehung führen. Aber sie haben eben auch ein Loch weniger zur Verfügung. Heißt aber nicht das die Beziehung weniger schlecht oder gut ist als eine Heterobeziehung.

@Draiiipunkt0

Gerne, ich antworte dann auch oft mit einem Konter, viele aber können dies nicht. Was man ja daran sieht, dass sich noch immer viele verstecken und ihre Homosexualität leugnen.

@Yotokonyx

Yotokonyx schrieb:Ich denke nicht das zwei Männer eine unbedingt männlichere Beziehung führen.

Was Du schreibst, ist komplett unlogisch.
Eine Frau kann niemals so männlich sein wie ein Mann, weil sie eben weiblich ist und nicht männlich... Eine heterosexuelle Beziehung hat einen männlichen Part (der Mann) und einen weiblichen (Die Frau).
Eine schwule Beziehung hat lediglich zwei männliche Parts (die beiden Männer).
Es gibt somit nichts weibliches bzw. unmännliches an einer schwulen Beziehung. Sie ist quasi die ultimative Form der Männlichkeit, wohingegen eine heterosexuelle Beziehung immer zu 50% unmännlich ist.

@Draiiipunkt0

So ganz kann man das aber auch nicht vereinfachen. Selbst in heterosexuellen Beziehungen ist die Frau manchmal mehr Mann als der Mann. Jedenfalls von den eigentlichen Rollenbildern her.

Mag zwar fast immer so sein, aber dennoch sind Beziehungen so ja nicht alle gleich.

Das 2 Männer nunmal mehr Mann sind als Mann und Frau ist rein biologisch bzw. Geschlechtsspezifisch bedingt. Dennoch würde ich jetzt auch nicht sagen, dass eine Beziehung zwischen 2 Männern, männlicher sein muss, als eine heterosexuelle.