raitoningu schrieb:Kann die Frage so allgemein nicht wirklich beantworten. Außerhalb von Situationen mit sexuellem Hintergrund fühle ich mich selten bewusst meinem Geschlecht zugehörig. Meistens fühle ich mich als Mensch - und das dann relativ neutral. Ich meine, wie muss ich mir das vorstellen: Sitzt du zuhause auf dem Sofa und fühlst dich gerade männlich? Oder läufst du über die Straße und fühlst dich in dem Moment besonders weiblich? Wie viele Stunden am Tag reflektiert man denn normalerweise seine geschlechtliche Identität?
Man muss die Frage auch nicht so allgemein beantworten, es reicht eine Selbsteinschätzung der Dinge die man an sich mag, seine Vorlieben, wie man sich selbst gern betrachtet und wie man sich selbst verkörpert (z.B. durch spezifische Kleidung). Ich selbst denke inzwischen nur noch wenig darüber nach und im Alltag ist es auch in meinen Augen nicht so essentiell, kritisch wird es nur dann wenn eine Transsexualität vorliegt, denn dann ist der Wunsch die Äußerlichkeit dem inneren Befinden anzupassen so groß das man dafür die nötigen Schritte in Kauf nimmt und viele Hürden meistern muss um ein Wohlbefinden zu erreichen bei dem innere Gedanken und Empfindungen zur äußeren Erscheinung passen. Man nennt diesen Zustand auch Passing.
Ich selbst habe da nicht das Bedürfnis eine physische Frau zu sein (auch wenn ich gewiss dann und wann solche Momente in meinem Leben hatte), nur ich verkörpere eben meine Femininität durch mein Verhalten, meine Denkweisen und dann und wann auch durch meine Kleidung.
raitoningu schrieb:Sorry, falls ich es überlesen habe. Aber wie definierst du denn für dich Animus und Anima. Also woran glaubst du, zu erkennen, wer gerade das Sagen hat? Abgesehen von Äußerlichkeiten wie Kleidung z.B..
Weil das...
Keiner hat bei mir das "Sagen", ich schwimme nur zwischen beiden Polaritäten. Anima und Animus sind auch nur Metaphern dafür das jeder Mann auch eine weibliche Seite hat und jede Frau eine männliche, nur können diese sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, bei manchen Menschen ist es kaum merklich, bei manchen sieht man es schon und erkennt das da mehr ist. Ich selbst schätze das bei mir als relativ ausgewogen ein. Ich tendiere da in kein Extrem, daher lehne ich für mich auch eine Hypermaskulinität und Hyperfemininität ab. (nur für mich, bei anderen ist mir das relativ egal, hauptsache sie fühlen sich in ihrem Körper oder ihrer Erscheinung wohl).
raitoningu schrieb:finde ich schon wieder ziemlich klischeehaft. Entschlossenheit und Zielstrebigkeit sind aus meiner Sicht z.B. völlig geschlechtsneutrale Eigenschaften. Das Konkurrenz- und Dominanzverhalten unterscheidet sich vielleicht, da Männer und Frauen in Bezug auf die Arterhaltung unterschiedliche Rollen innehaben.
Das ist prinzipiell korrekt, nur kann ich nix dafür, dass der Mensch irgendwann diese Eigenschaften als männlich oder weiblich etabliert hat. Ich selbst wünschte es wäre nicht so schwarz/weiß, jedoch ist dieses Bild in viele Köpfe eingebrannt worden.
raitoningu schrieb:Definiere bitte mal "mit ihrer Sexualität zu sehr festlegen". Beziehst du das auf die sexuelle Identität oder auf die sexuelle Orientierung? Denn die sucht man sich ja schließlich nicht aus.
Mit Festlegen meinte ich das man sich bei Fragen der Orientierung zu sehr von sich selbst ausgeht und versucht seine Sexualität als Norm zu betrachten. Natürlich die Natur hat das die polare Vorprägung die natürlich auch für den Menschen gültig ist, jedoch kann bei der Orientierung und bei der geschlechtlichen Identität auch eine gewisse Vielfalt bestehen, eben ein ganzes Spektrum an Möglichkeiten. Ich selbst bin hetero, mag feminines am anderen Geschlecht aber auch am Mann, ich mag auch Transgender, Hauptsache feminin. Ich mag jedoch auch an mir meine feminine Erscheinung. Es könnte auch einfach so sein das ich da etwas gynozentrisch und eine Lesbe bin oder eben hetero(bi)
:D Die meisten sind sich ihrer Orientierung sicher, die betrifft es auch nicht, nur sollten sie auch die Möglichkeit akzeptieren das es da eine gewisse Vielfalt gibt.
raitoningu schrieb:Und ich kann das, was @Bonnie schrieb, schon nachvollziehen. Was mich nervt ist allerdings eher der Eindruck, dass manche scheinbar jede Gelegenheit nutzen, um mit ihrer vermeintlichen Nonkonformität zu kokettieren. Was aus meiner Sicht gerne auch mal den Beigeschmack bekommt, wenn vielleicht auch unabsichtlich, die spießigen, langweiligen, engstirnigen "Normalos" abzuwerten.
Ich habe in diesem Thema alles offen gelassen, keine Vorgaben gemacht, sprich ich teile die Welt nicht so schwarz/weiß ein wie du es vielleicht von mir gerade denkst. Ich habe kein Problem damit das die meisten Menschen recht konform sind und sich an der Norm orientieren. Ich habe nur ein Problem damit das man wenn man nicht dieser Norm entspricht ausgegrenzt wird. Es gibt natürlich auch weltoffene und konforme Menschen, ich habe nur ein Problem mit einem überheblichen Konservativismus. Im Alltag bin ich ja selbst etwas spießig, konform und auch recht unauffällig in meiner Erscheinung.
raitoningu schrieb:Ich definiere mich im Alltag eigentlich nie über mein Geschlecht und habe auch, wenn ich gerade nicht auf der Suche nach einem potenziellen Sexualpartner bin, kein Bedürfnis, durch Kleidung meine Geschlechtsmerkmale zu betonen oder mich besonders "weiblich" zu verhalten. Aber deshalb verhalte ich mich dann genausowenig "männlich".
Da denken wir recht ähnlich. Das Betonen seiner Weiblichkeit oder Männlichkeit ist nicht essentiell im Leben, jedoch machen es die meisten durchaus unterbewusst, manchmal ist es auch eine Frage der Hormone und Stimmung. Denn sind Hormone im Spiel kann sich das Verhalten durchaus auch auf die Ebene geschlechtlicher Klischees begeben
;)KillingTime schrieb:Das bedeutet, durch ihr Auftreten/Aussehen machen sie sich auf potentielle Geschlechtspartner aufmerksam. Da frage ich mich doch, wenn jemand so herumläuft, als Mann, mit Bart, Hackenschuhen, Rock und Bluse, welche Art von Geschlechtspartner damit angezogen werden sollen.
Du machst da einen Fehler, zu denken z.B. eine Frau kleide sich allein für Männer reizvoll oder schön. Wie man sich kleidet muss nicht immer dem Werbungsritual entsprechen, es kann sein, muss aber nicht. Diese Menschen machen das für sich weil sie sich so selbst gefallen und sich so wohlfühlen, das zielt absolut nicht auf die Reproduktion ab. Ich mache das selbst auch nicht für andere Frauen oder Männer. Ich mache das allein für mich, weil es mir gefällt. Und ich sehe mir auch gern solche Menschen an die androgyn in ihrem Erscheinen sind. Das hat weniger mit sexueller Anziehung zu tun, das ist mehr ein rein subjektives Empfinden, mir gefällt’s einfach.
Aber ob du es glaubst oder nicht, es gibt schon einige denen das auch in sexueller Hinsicht gefällt und warum sollten die nicht auch das Recht haben es als attraktiv zu empfinden? Es muss dir ja nicht gefallen, doch wenn es anderen gefällt, why not?
KillingTime schrieb:Da es sich bei der abgebildeten Person weder um Mann noch um Frau handelt, jedenfalls auf den ersten Blick und ohne in die Unterhose zu schauen, können also weder Frau noch Mann auf so etwas aufmerksam werden. Das lässt für mich nur einen Schluss zu: entweder ist eine derart aufgedonnerte Person generell nicht oder nicht mehr an Sexualkontakten interessiert oder sogar asexuell, oder sie bedient eine bestimmte Art von Fetisch bei seinem Gegenüber ("Tranny").
Es muss doch nicht immer um sexuelle Aspekte gehen wenn man die Wahl der Kleider unabhängig der klassischen Rollen- und Idealbilder wählt. Natürlich kann das durchaus auch ein Fetisch sein, doch in erster Linie kann es auch einfach die Mode sein in der sich diese Menschen eben wohl fühlen und etwas mehr kreativen Freiraum haben. Denn im Gegensatz zur männlichen Mode ist die weibliche doch recht verspielt und vielseitig. Männliche Mode ist eben praktisch und funktional, im Alltag mag auch ich es praktisch, funktional und schlicht, schwarz, da wäre ich einfach auch zu faul mich in weibliche Mode zu werfen.
KillingTime schrieb:Ich frage nochmal: für wen ist so eine Person sexuell attraktiv?
Für Menschen wie mich z.B.
;)@Helenus Was würdest du denn mit Menschen wie mir am liebsten machen? Mit Menschen die nicht so klar in der geschlechtlichen Polarität zu finden sind? Mich in eine Klapse einweisen? Verbannen? Was ist in deinem Weltbild für Menschen wie mich vorgesehen? Hölle und Verdammnis? Na ja dann sag ich nur Heil Satan!
:D@all Ich finde es schon schade das man sich im Kreis dreht. Hier ging es wirklich nur um eine Selbsteinschätzung, nicht die Bewertung anderer.