@raitoningu Nein, kannst du nicht.
Und nein, kannst du auch nicht. Wärst du ein hochrangiges Mitglied der APA, hättest du vielleicht Chancen damit durchzukommen. Aber Psychologie und Psychiatrie sind nicht Philosophie oder Religion, wo sich jeder sein eigenes Süppchen kochen darf, wie er gerade Lust hat...
Der ICD-10 führt Transsexualität nach wie vor unter F64.0 als eine der "Störungen der Geschlechtsidentität". Die Aussage, Transsexualität sei eine psychische Störung, ist also nach heutigen Maßstäben per offiziell gültiger Definition zunächst mal völlig legitim und korrekt; unabhängig davon, ob ihr, ich oder die Franzosen mit dieser Einschätzung konform gehen.
Selbstverständlich ist es diskussionswürdig, ob diese Pathologisierung Sinn macht. Ich finde sie auch nicht in Ordnung. Aber man kann nicht einfach behaupten, sie existiere nicht mehr.
Punkt eins ist das sehr wohl genauso wie in der Philosophie. Definitionen kann jeder rausgeben, solange er sie erklärt.
Du siehst also scheinbar ein, dass die Durchsetzung einer Definition als die gültige eine Machtfrage ist, und längst nicht immer auf Vernunft basiert.
Diese Klassifikationen werden und wurden des Öfteren überarbeitet.
Richtig ist: Transsexualität ist im ICD aufgeführt als psychische Krankheit.
Wenn wir uns aber darüber unterhalten, ob ein transsexueller psychisch krank ist, dann müssen wir das, wenn wir ehrlich sind, verneinen.
Denn Persönlichkeitsstörungen sind immer auch eine diagnostisch kritische Frage.
Während eine Schizophrenie eine ganz harte, faktische Krankheit ist, so ist eine persönlichkeitsstörung z.b. nicht mal als Krankheit erkannt, wenn die betreffende Person gut mit ihr klarkommt.
Wenn ich will, kann ich jedem einzelnen Menschen eine der zahlreichen persönlichkeitsstörungen andichtet, irgendwelche Symptome treffen immer in ausreichender Anzahl zu.
das tun wir aber nicht, und das tut auch kein ehrlich Arzt, weil es unsinnig ist.
Insofern ist es genauso unsinnig, transsexuelle die keinerlei Probleme haben mit ihrem leben mit ausnahme davon, dass man sie nicht akzeptieren will, als psychisch kranke zu bezeichnen.
Im übrigen, für dich:
In a resolution adopted yesterday, the European Parliament has called on the World Health Organization to stop considering transgender people as mentally ill. Gender dysphoria is currently classified as a ‘mental and behavioural disorder’ in the WHO’s International Classification of Diseases.
Die EU scheint mit großer Mehrheit anderer Meinung zu sein.
Der ICD ist eine Richtlinie, eine Definitorische Richtlinie, die man akzeptieren kann oder nicht.
Hier eine eher wissenschaftliche Argumentation dagegen aus einer amerikanischen Zeitung.
Du hängst willkürlichen, veralteten und in der Fachwelt und von offizieller Seite mittlerweile attackierten Definitionen auf, aber sagst mir, ich dürfe keine solchen aufstellen.