Der Mensch Jens Söring

Misuteri schrieb:Das mit dem Motiv für die Aussage ist eine interessante Frage. Ich habe den Zeitpunkt des Geständnisses nie verstanden. Wieso fühlte er sich unter Druck, nach vier Tagen zu gestehen? Hätte er geschwiegen, wäre doch nichts passiert! Auch EH nicht.

Genau diese Fragen habe ich mir auch gestellt und ich komme zu keinem Ergebnis.
War ja nicht so dass ihn jemand unter Druck gesetzt hat oder dass alle Fakten gegen ihn sprechen usw.
Auch glaube ich nicht, dass er es los werden wollte.....er wollte mit EH weiter zusammen sein.
Nein, das ist die Frage, die man sich als erstes stellen sollte.
Er argumentiert er wollte sie schützen, leider finde ich nichts anderes.

Dem letzten Abschnitt von Dir stimme ich zu, bzw. kann ich das auch nur so erklären.

Irgendwo habe ich mal in einer Doku gesehen oder in einem Artikel gelesen, dass diese Verhöre auf vier Tage terminiert waren. Daher vielleicht der Druck, dass er innerhalb dieser Zeit gestehen sollte/bzw. er es für nötig befand, zu gestehen.
Dummerweise finde ich es im Moment nicht wieder, ich kann aber morgen noch mal schauen.

ligala schrieb:dass diese Verhöre auf vier Tage terminiert waren

Aber das würde ja nur rechtfertigen, dass er EH schützen wollte.

Ich meinte jetzt eher, wenn man davon ausgeht, dass er der Mörder war,
wie so einige hier denken.

Bluelle schrieb:Die große Frage, die sich mir da stellt, bzw. schon immer gestellt hat mit Eurer, dieser These.
Wieso hat er überhaupt gestanden?

Vielleicht weil man ihm suggerierte, dass man was gegen ihn in der der Hand hätte? Wir kennen ja leider nur wenige Passagen des Geständnisses bzw. keine der Verhöre zuvor. Warum gestehen Menschen? Oder meinst du, es gestehen lediglich Unschuldige? Vielleicht hat er sich eine mildere Strafe erhofft. Als er bemerkte, was esfür Auswirkungen tragen würde, hat er sein Geständnis zurück gezogen. So erkläre ich es mir.

@Venice2009

EH glaubte doch, Soering könnte beim Polizeiinterview bei Gardener sein Fingerabdruck auf der Tasse dort hinterlassen haben.
JS hätte schweigen können und müssen, um eine Aussicht gehabt haben zu können aus der Sache geschwind wieder herauszukommen. Wie gesagt, es gibt ja die 40-Tage-Regelung bei Auslieferungssachen innerhalb der EU. Wer aber wie ein Wasserfall blubbert, obschon des Wissens, der kann nicht mehr an seine Freiheit glauben; denn die 40-Tage-Regelung hätte auch für EH gegolten und im Anschluß hätte JS mit seinen Aussagen noch viel besser EH helfen können; denn dann wäre eine Auslieferung nach Deutschland erst möglich gewesen, auch nach der 40-Tage-Regelung.

@Ashford1986
Das und auch der Sockenabdruck. Es gab also Spuren vom Täter am Tatort. JS konnte natürlich nicht wissen, dass der Fingerabdruck nicht seiner gewesen ist. Ich denke aber schon, dass das in den Verhören Erwähnung fand.
Ich gebe dir Recht, dass JS sein Mundwerk überhaupt in diese Situation brachte. Er hat ja bis heute den Drang oder Zwang immer alles haarklein erklären zu müssen.

Meines Wissens und nach dem , was in diesem Link steht, gibt es die sog. 40- Tage- Regelung für Auslieferungen erst ab 2002 und sie wurde dann noch modifiziert:
http://www.waechtler-kollegen.de/assets/Uploads/Der-europische-Haftbefehl.pdf

Misuteri schrieb am 01.11.2017:Das mit dem Motiv für die Aussage ist eine interessante Frage. Ich habe den Zeitpunkt des Geständnisses nie verstanden.

Das ist doch logisch. Hätte er geschwiegen, dann wäre EH ausgeliefert und in Virginia wahrscheinlich als Mörderin zum Tode verurteilt worden. Das wollte er verhindern. So war für ihn klar, dass EH höchstens als Beihelferin oder Anstifterin drankommt, was ja dann auch der Fall war.

@Pippen
Wieder einmal die Mär vom weißen Ritter.

Ausgeliefert nach Amerika wurde Elizabeth Haysom sowieso; i.Ggs. zu Söring versuchte sie garnicht erst, Rechtsmittel gegen die Auslieferung einzulegen. Und welche Rolle spielte Sörings Geständnis in Haysoms Prozess? Vielleicht sollten wir den Fall einmal von dieser Seite beleuchten und den Fokus nicht immer auf Söring legen.

Mr.Stielz schrieb:Ausgeliefert nach Amerika wurde Elizabeth Haysom sowieso; i.Ggs. zu Söring versuchte sie garnicht erst, Rechtsmittel gegen die Auslieferung einzulegen

Ja, das ist korrekt, aber brauchte sie doch auch nicht. Die Todesstrafe war doch vom Tisch.

Mr.Stielz schrieb:Wieder einmal die Mär vom weißen Ritter.

Wenn Sörings Version wahr wäre, dann wäre er der weiße Ritter (mit ein paar kleinen Flecken), denn dann hätte Söring mit seinem falschem Geständnis EH vor der 99%ig wahrscheinlichen Todesstrafe bewahrt, während er im best case scenario mindestens 8 Jahre seines Lebens im Gefängnis vergeudet hätte. Es gibt nicht viele Menschen, die sowas machen. Da darf sich jeder hier mal selbst fragen, wessen Freunde sowas für ihn tun würden. Sein Geständnis zu damaligen Zeit passte genau in diesen Plan.

@MrCrime: Die Todesstrafe war nur für JS vom Tisch, nicht für EH, denn die war Amerikanerin.

Pippen schrieb:@MrCrime: Die Todesstrafe war nur für JS vom Tisch, nicht für EH, denn die war Amerikanerin.

ich meinte, nachdem sie den Deal eingegangen war. Updike war doch vor ort in England und handelte es doch in England mit ihr aus, soweit ich das verstanden habe.

Meines Wissen wurde der Deal erst gemacht, als sie wieder in den USA war. Updike war mE auch nie in England, sondern Gardener (zum Verhör).

@Mr.Crime68
Updike und Gardner waren gemeinsam in England.

Pippen schrieb:Meines Wissen wurde der Deal erst gemacht, als sie wieder in den USA war. Updike war mE auch nie in England, sondern Gardener (zum Verhör).

Ich glaube, da irrst du dich. ME sind beide in England gewesen.

Aus dem viel zitierten und verlinkten Text von Nathan Heller geht hervor, dass beide gemeinsam in England waren. Ebenso aus dem Englade-Buch und aus weiteren zeitgenössischen Zeitungsartikeln.

Mr.Crime68 schrieb:Ich glaube, da irrst du dich. ME sind beide in England gewesen.

So habe ich das auch in Erinnerung, es wird auch in der DOKU "Das Verspechen" so gezeigt.

@Pippen

E.Haysom war Kanadierin.

Ja, ihr habt wohl Recht. Jens' Geständnis wäre aber nur dann töricht gewesen, wenn er schon von dem Deal gewußt hätte. Hat er das, konnte er das?

@Pippen

Das kann ich mir nicht vorstellen, dass er von dem Deal schon wusste, sie hatten ja außer Briefen keine Möglichkeit, sich auszutauschen. Und bei seinem ersten Geständnis gegenüber Gardner war der Deal wohl noch gar nicht ausgehandelt. Auch nicht beim zweiten Geständnis ggü. den britischen Ermittlern. Das lief ja alles in den vier Tagen ab. In dieser Zeit gab ja auch Elizabeth ihr Geständnis ab, das ihr nict geglaubt wurde.

Pippen schrieb:Ja, ihr habt wohl Recht. Jens' Geständnis wäre aber nur dann töricht gewesen, wenn er schon von dem Deal gewußt hätte. Hat er das, konnte er das?

Das kann man so oder so auslegen. Sie macht plötzlich Schluß und er? Kann er das so schnell akzeptieren?

Oder hofft er noch? Außerdem ist bei einem Deal das Strafmaß noch nicht ausgehandelt.

Evtl. spielte jetzt aber auch ein gewisser Selbstschutz eine Rolle. Was waere passiert, wenn er jetzt sein Geständnis widerrufen hätte? Man hätte ihn sicherlich ausliefern können, weil Unschuldige nichts zu befürchten haben.
Aber dann, Vorort in den USA? Wenn man ihn doch schuldig gesprochen hätte? Wäre die Todensstrafe wirklich vom Tisch gewesen? Ich glaube nicht.