Der Mensch Jens Söring

@Suinx
Dass sie speziell nach ihm suchte halte ich für unwahrscheinlich. Sie wollte sich aus der Abhängigkeit zu ihren Eltern lösen und brauchte jemanden, der sie von ihnen befreite. Sie alleine wäre dazu nicht in Stande gewesen.
Er ist aus irgendeinem Grund darauf angesprungen.
Ich glaube, dass sie sich gut ergänzten. Ihre Lebensgeschichte ist ja ähnlich. Beides Ausländer, hochbegabt,schwieriges Elternhaus. Da fand der Topf seinen Deckel.
Vom optischen gebe ich dir aber Recht, das passte weniger.

@Suinx

Ach so :-). Also rein optisch hast du natürlich recht. Aber Gegensätze ziehen sich bekanntlich an bzw es zählen die inneren Werte (*phrasendresch*).

Venice2009 schrieb:Ich glaube, dass sie sich gut ergänzten. Ihre Lebensgeschichte ist ja ähnlich. Beides Ausländer, hochbegabt,schwieriges Elternhaus. Da fand der Topf seinen Deckel.

Sehe ich nicht so.In der Doku "Das Versprechen" wird das leider auch so dargestellt nur um eine Love-Story obendrauf zu konstruieren. Denn der Logik folgend, wären alle Studenten einer Uni wie für einander geschaffen -nur weil sie an der Uni sind, nur weil es an Unis viele Ausländer gibt, nur weil sie vielleicht auch die gleiche Studienrichtung haben. Alles Quatsch! Kanadier in Amerika sind wie Österreicher in Deutschnad -gleicher Kulturkreis, gleiche Sprache, gleiche Mentalität. Und der Deutsche? Anderer Kulturkreis, andere Sprache, andere Mentalität! Einzigster gemeinsamer Nenner bliebe nur: Studenten. Dann die anderen Dinge: JS ist Sohn eines Diplomaten, der heute hier morgen da ist. Elizabeths Eltern hatten dagegen schon Fuss in den USA gefasst und sich ein eigenes Haus gekauft was eine längerfristige Lebensplanung andeutet.

Insofern sind das in meinen Augen völlig unterschiedliche Charaktere, die, wenn der Mord bzw. Die Mordabsicht nicht wäre -nie aufeinander getroffen wären.

Und was die Tatausführung angeht, so spricht auch hier vieles dass die Version von E. Die richtige ist. Denn wenn ihre Bekannten die Eltern töten sollten -warum sollte sie vom Hotel nochmal zurück nach Hause fahren sollen? Warum Kinokarten als Alibi kaufen, wenn beide absichtlich im Kino irgendein Vorfall hätten inzieren können?

Ich finde auch, dass sie als Paar überhaupt nicht zusammen passten.

Venice2009 schrieb:Beides Ausländer

EHs Mutter war Amerikanerin, deshalb glaube ich nicht das man sie als Ausländerin gesehen hat. Zudem stimme ich @Suinx zu.

Venice2009 schrieb:hochbegabt

Das sind viele auf einer Uni.

Venice2009 schrieb:schwieriges Elternhaus

Finde ich bei beiden nicht. Eher halbwegs normal.

@Mr.Mystery1990
EH war doch Kanadierin gewesen, also so wie JS Ausländerin. Sie sprach aber mit britischem Akzent, JS mit deutschem.

Beide Elternhäuser hatten Probleme mit Alkohol, ich denke, das ist sicherlich nicht leicht für ein Kind. Trotzdem haben sich die Eltern gekümmert. Auch wenn es die beiden nicht so sahen. Aber darauf kommt es letztendlich an, egal wie man das als Außenstehender wahrnimmt.

@Suinx
@Venice2009

Anbei die Gedanken von @MissMary:

Ich glaube, sie haben so gut "geklickt" weil die Biografie/ Charakter so gleich war:


Elternhaus:
- beide Eltern, die dem Alkohol zusprachen - fraglicher Alkoholmissbrauch? - bei Söring zumindest die Mutter
- in beiden Familien Vater und dessen berufliche Stellung maßgeblich für Entscheidungen über die Zukunft
- beide finanziell priviligiert aufgewachsen
- in beiden Familien scheint der Vater die dominante Figur gewesen zu sein "doc Prinzip"
- beide kein normales Eltern-Kind-Verhältnis (er: Situation sehr angespannt, Eltern wollten Schein aufrecht erhalten, sie:
wurde bereits im Grundschulalter auf einem anderen Kontinent beschult)


Kindheit/ Jugend:
- beide wenig Selbstbestimmung über die Zukunft (er: wollte eigentlich in Deutschland studieren, sie: bekam von den Eltern
ohne Rücksprache die Schulfächer geändert)
- beide im Ausland aufgewachsen
- beide massive Probleme in Vergangenheit (er: Mobbing in High School, sie: Drogen und "schlechter Umgang")
- beide keine stabile "Peer Group" (er: der Nerd ohne Freunde, sie: durch Klassenwiederholung und Abhauen von altem
Umfeld distanziert)
- Geschwisterbindung? (er: einen Bruder, Verhältnis wenig bekant, sie: weitaus ältere Halbgeschwister, wenig physischer
Kontakt)
=> erkennbare Isolation, eventuell dadurch ungute Konzentration auf sich selbst


Alltag an der Uni:
- beide sehr intelligent
- beide sprachen mit ortsunüblichem Akzent (sie britisch, er deutsch)
- "Topf trifft Deckel" (er: gab ihr Stabilität, sie: sorgte dafür, dass er kein Außenseiter mehr war.

Venice2009 schrieb:EH war doch Kanadierin gewesen, also so wie JS Ausländerin.

Kanadier sind aber keine Deutschen. So wie @Suinx schon schrieb:

Suinx schrieb:Kanadier in Amerika sind wie Österreicher in Deutschnad -gleicher Kulturkreis, gleiche Sprache, gleiche Mentalität. Und der Deutsche? Anderer Kulturkreis, andere Sprache, andere Mentalität!

Venice2009 schrieb:Beide Elternhäuser hatten Probleme mit Alkohol, ich denke, das ist sicherlich nicht leicht für ein Kind.

Davon wissen wir aber zu wenig um es zu beurteilen. Vor allem in Amerika studieren viele Ausländer, sicher sogar noch mehr Kanadier als Deutsche.
Man kann nach diesem Schema viele Nenner finden, wer wann wo aufs Klo ging oder ob sie die gleiche Lieblingsfarbe haben.
Aber am Ende kann man das bei weiteren 10 Mio. Menschen machen die damals in Virginia gelebt haben.

@Mr.Mystery1990
was hat denn JS, bis auf den Akzent mit Deutschland verbunden? EH ist in Europa in ein Internat gegangen. JS hat in Deutschland lediglich 2 Jahre gelebt, soweit ich mich richtig erinnere.

@ElvisP

Bei allem Respekt für MissMary aber 70% dieser sog. Gemeinsamkeiten passen auf 70% aller Studenten einer Uni. Klar, wenn man sich was aus den Fingern saugen will -kann das auch gelingen. Ansonsten sehe ich da keine Berührungspunkte.

Für mich sieht es danach aus, dass sich E. einen gehörigen (Sex) Partner gezielt für ihre Pläne gesucht hat. Das hätte genauso ein Kanadier wie ein Kameruner an der Uni sein können. Den hat sie in JS gefunden -einer der einen Doppelmord auf sich nimmt (falls er es war) oder aber trotzdem auf sich nimmt (falls er es nicht war). Ich denke er war ihr total verfallen, was ihn auch unberechenbar macht und umso mehr belastet....

mal was anderes, wie schätzt ihr es ein, dass Mc Auliffe die Entscheidung quasi dem neuen Gouverneur überlässt.
Wäre die Beweislage so klar, dann hätte er ihn freilassen müssen/können? Insbesondere die Sache mit der DNA. Wenn es tatsächlich so ist, dass diese nachweislich von 2 weiteren Personen (die Opfer natürlich ausgeschlossen) wäre, dann würde doch nichts gegen eine vorzeitige Freilassung sprechen?

Venice2009 schrieb:mal was anderes, wie schätzt ihr es ein, dass Mc Auliffe die Entscheidung quasi dem neuen Gouverneur überlässt.

Das ist auf die nette Art "Nein". Ich kann mir nicht vorstellen dass da erdrückende Beweise für JS rumliegen und sie ihn aus Eitelkeit nicht frei lassen wollen...

In diesem Sinne finde ich auch die ganzen Dokus diesbezüglich sehr einseitig und tendenziell. Immer der unschuldige Deutsche auf der einen Seite und die unserìose US-Rechtsordnung mit Geschworenen, Todesstrafen usw....

Was anderes wundert mich auch. Wieso ist die Polizei eigentlich so spät auf E. und JS gekommen? Ich meine, bei Mord verdächtigt man doch generell alle, auch die nahen Angehörigen. Und bei so einem dünnen Alibi wie Kinokarten aus einer anderen Stadt -ist das in meinen Augen Schlamperei...

@Suinx
ich glaube das wäre heute der übliche Verlauf einer Untersuchung. Nun war das aber Mitte der 80er. Da war es noch nicht so geläufig, dass die eigene Tochter ihre Eltern tötet/töten lässt. Insbesondere aus einem guten Elternhaus, gebildet. Das spricht für mich gegen die Theorie, dass händeringend nach einem Schuldigen gesucht wurde. Ich denke, wären sie nicht geflohen und wären bei der Washington Geschichte geblieben, hätten es die Ermittler sehr schwer gehabt nachzuweisen, wer nach Washington gefahren ist und wer dort geblieben ist. Sie hätten im Grunde genommen alles nur abstreiten müssen. Wobei man hinterher natürlich immer schlauer ist.

@Venice2009

Also ich weiß nicht. Allein schon das Alibi ist sowas von dünn -da hätte man sofort drüber stolpern müssen. Dann ein Motiv? Soweit ich das verstanden habe wurde aus dem Haus nichts entwendet. Die Grausamkeit zeugt -sowohl in den 80ern als auch 70er, 60er usw- eindeutig auf eine sog. Beziehungstat.

Anderseits war es von den beiden dumm dass sie nicht sofort abgehauen sind -irgendwo in Asien wo man nicht ausliefert. Die Betrügereien hätten sie auch dort machen können.

Venice2009 schrieb:was hat denn JS, bis auf den Akzent mit Deutschland verbunden?

Na ja, dass beide Elternteile von JS Deutsche sind.

@Suinx
sie sind doch zuerst von einem Ritualmord ausgegangen. Daher wurde zuerst in die falsche Richtung ermittelt.

Ich weiß nicht genau wie früher ermittelt wurde, ob alle gleich verdächtig waren. Aber sie hatten ja ein "Alibi" gehabt. Sie waren beide in Washington gewesen. Es gab zuerst keinen Grund dieses anzuzweifeln. Sie konnten es ja belegen, mit der Hotelrechnung usw.
Genauer wurde ja erst nachgehakt, als EH anfing sich seltsam zu benehmen. Ob es tatsächlich einen Fußabgleich bei der Reinigung gegeben hat, weiß ich nicht. Aber das wird ja immer angeführt, warum sie näher in den Fokus der Ermittlungen rückte.

Suinx schrieb:In diesem Sinne finde ich auch die ganzen Dokus diesbezüglich sehr einseitig und tendenziell. Immer der unschuldige Deutsche auf der einen Seite und die unserìose US-Rechtsordnung mit Geschworenen, Todesstrafen usw....

Das stimmt. Vor allem "Das Versprechen/Killing for Love" ist schrecklich tendenziös (stammt ja auch aus der Feder von KS, kein Wunder also). Aber die Free Willy Story lässt sich eben prima vermarkten. Davon profitieren dann alle.

@Mr.Mystery1990
aber da wissen wir auch nicht genau, inwieweit sie die deutschen Gepflogenheiten pflegten.

Anzumerken ist, dass er immer noch einen deutschen Akzent hat. Das, obwohl er im Gefängnis wahrscheinlich eher nicht die Möglichkeit hat, sich auf deutsch auszutauschen.

@Venice2009

Wird wohl so gewesen sein. Komisch finde ich es trotzdem.

@ElvisP

Wer ist KS? Ansonsten finde ich es einen ÖR Sender nicht würdig so einseitig zu berichten. Ähnlich war es im Fall des Deutschen in Florida -da waren ja angeblich auch nur Widersprüche im Verfahren...

@Suinx

Karin Steinberger. Die arbeitet für die Süddeutsche (eigentlich keine schlechte Zeitung, auch wenn sie an die FAZ nicht rankommt). Jedenfalls hat sie schon diverse Gefälligkeitsartikel (für ihn) geschrieben. Daher hat mich der Tenor der "Dokumentation" auch wenig überrascht.

Sie hat auch schon einige TV Auftritte hingelegt, die selbstentlarvend waren. Im Thread findest du zu dieser Dame einige Posts.

@Suinx
für heutige Verhältnisse sicherlich. Man müsste wissen, was in den 80ern ermittlungstechnisch Standard gewesen ist. Wenn ich mir die Gerichtsverhandlung ansehe, und nicht nur diese, war es damals auf jeden Fall anders gewesen.

Aber auch, wenn ich mir Aktenzeichen XY von früher ansehe. Mal aus den 50ern z. B. Sollte man mal machen (ein wenig OT)