Venice2009 schrieb:das aber nur, wenn man ihm die Geschichte glaubt, dass er unbeteiligt gewesen ist. [...] JS hätte nicht gestehen müssen.
Ja, wenn Teile einer Aussage unglaubwürdig sind, dann färbt das wohl auf die gesamte Aussage ab. Die Jury hat sich dementsprechend für die Version der Anklage (Söring mordete, während Elizabeth für ein Alibi sorgte) entschieden.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Jury ihm geglaubt hätte, wenn er ausgesagt hätte, dass er die Kinokarten kaufte, um Elizabeth für die Morde ein Alibi zu geben. Deswegen hatte er die Karten aufbewahrt, und deswegen lagen sie in seinem Zimmer.
Aber dann wäre er ebenfalls verurteilt worden.
Es hätte ihm unterm Strich wenig genützt, aber er hätte - wenn er für glaubwürdig gehalten worden wäre - dann vielleicht auch die Geständnisse erklären können.
In etwa so: Die englischen Medien hatten, nachdem er und Elizabeth wegen Scheckbetrugs gefasst worden waren, berichtet, dass sie auch zu den Morden befragt werden sollen, und Zeitungen wurden auch im Gefängnis gelesen. Und da er höllische Angst vor Übergriffen im Gefängnis hatte, dachte er, es würde ihn schützen, wenn im Gefängnis bekannt werden würde, er habe die Morde gestanden.
Details zur Tat zu erzählen war nicht schwierig: Die Nachbarin, die die Leichen entdeckt hatte, berichtete Elizabeth in seinem Beisein vom Mord ihrer Eltern. Dadurch wusste er, dass das Außenlicht an war, und wo die Leichen lagen, wie sie zugerichtet waren. Einiges stand ja auch in den Zeitungen, das mit den merkwürdigen Wischspuren z.B.
Als die Ermittler ihn um Finger-, Fußabdrücke und eine Blutprobe baten, wusste er, dass der Täter Fingerabdrücke und Blut (wahrscheinlich weil er sich verletzt hatte) hinterlassen haben musste, und dass er wahrscheinlich ohne Schuhe am Tatort war.
Außerdem war Elizabeth - als der Tatort freigegeben wurde - im Haus, und hatte davon erzählt, dass z.B. die Spurensicherung auch im elterlichen Schlaf- und Badezimmer waren. Und als Tochter der Ermordeten wusste sie generell mehr als das, was in den Zeitungen stand.
Und der Verhörbeamte hatte es ihm leicht gemacht, wie man im Mitschnitt der Vernehmung vom 6.Juni 1986 in der Richmond Police Station, England, hört:
JS: We did on that weekend [??]... murder, yes
--: You left Elizabeth in Washington. And where was your destination?
JS: Derek and Nancy Haysom.
--: Okay. Did you knock on the door?
JS: Yes
--: Did they invite you in?
JS: Yes
--: And you remember what Nancy Haysom were wearing.
JS: I think that Mrs Haysom was wearing Jeans
[vermutlich fehlt hier ein Teil der Aufnahme]
--: Mr and Mrs Haysom died from stabwounds that night
JS: uhum
--: Do you agree with that?
JS: I am sorry I need to
[vermutlich fehlt hier ein Teil der Aufnahme]
--: As you well know, we have spoken with Elizabeth. She said to us, that you murdered your parents. Did you stab Derek Haysom? Did you cut him with a knife? Is it a difficult question?
JS: Yes, very
(Quelle: Double Murder in Bedfort part 1, ab Minute 48:27)
Folgende Details werden angesprochen: Klopfen an der Tür. Ins Haus hereingebeten werden. Kleidung von Frau Haysom. Stichwunden an den Haysoms als Todesursache. Schnitt bei Herrn Haysom mit Messer.
Bis auf die Kleidung von Frau Haysom werden diese Details vom Verhörbeamten erwähnt. Nur die Beschreibung der Kleidung kommt von Söring selbst. Und sie ist falsch.
Wie gesagt, wenn die Jury das Gefühl gehabt hätte, man könne Söring glauben, dann hätte er womöglich auch die Geständnisse erklären können.