Der Mensch Jens Söring

@Friedhelm65
Ich denke schon, dass sich der Bewährungsausschuss sehr für Belege dafür interessiert, dass ein Gefangener im Knast auf vielfältige Art seine kriminelle Energie nutzt und versucht, sich die Welt dort zu schaffen, wie sie ihm gefällt. Das sind doch gerade Beweise dafür, dass man ihn nicht wieder auf die Menschheit loslassen sollte, weil er seinen Nutzen und sein Wohlergehen über alles stellt und es ihm egal ist, ob er dieses Ziel auf legalem oder illegalen Weg erreicht.

@Misterioso
ok, wenn ich heute Zeit habe, zitiere ich heute mal einen Abschnitt eines Buches, ich denke man darf das , oder?

@hopkirk
aber das ist lächerlich oder?
Die allgemeine Gewalt in amerikanischen Knästen ist Dir aber schon ein wenig bekannt.

@Rick_Blaine hat vor kurzem einen langen Beitrag über diese Situation geschrieben, wenn Du magst suche ich es raus..ansonsten

hier mal ein Beispiel:

http://www.20min.ch/ausland/news/story/29379236

@Bluelle
@hopkirk
Dann wäre aber auch noch zu bewerten, inwiefern das, was in dem Buch steht, die Realität wiederspiegelt ... es ist ja keine Aussage vor einem Gericht oder der Polizei, sondern eine freie Selbstdarstellung.

Schlimmstenfalls hat man es mit einem Schriftsteller zu tun, der (wie auch schon geschehen) sogar Literaturpreise erhält, nicht zuletzt durchs eine Texte viele von seiner Läuterung überzeugt, Unterstützung mobilisiert, wegen guter Führung entlassen wird ... und wieder mordet (wie leider auch passiert).
Wir sind nicht in der Situation von Psychologen, die den Wahrheitsgehalt einschätzen könnten, auch wenn die Texte die Realität in US-Gefängnissen spiegeln ... die kann er ja in jedem Fall beschreiben, denn er erfährt sie ja. Seine Rolle kann er aber durchaus ausschmücken.

@FF

FF schrieb:Dann wäre aber auch noch zu bewerten, inwiefern das, was in dem Buch steht, die Realität wiederspiegelt ... es ist ja keine Aussage vor einem Gericht oder der Polizei, sondern eine freie Selbstdarstellung.

Das meinte ich aber auch damit. Ich habe ein Buch gelesen und habe mich sehr schwer getan am Anfang, brauchte eine Zeit bis ich das geschriebene als Sarkasmus bewertete.
Ob es jetzt der Realität entspringt kann man natürlich nicht wissen, der Stil vom Schreiben war allerdings - für mich zumindest extra überzogen, sarkastisch und eher sich selbst gegenüber distanziert - kann es schlecht beschreiben.
Als ob er Dinge gemacht hat, machen musste, die eigentlich mit ihm nichts zu tun haben..ich suche nachher mal etwas raus.

hopkirk schrieb:Ich denke schon, dass sich der Bewährungsausschuss sehr für Belege dafür interessiert, dass ein Gefangener im Knast auf vielfältige Art seine kriminelle Energie nutzt und versucht, sich die Welt dort zu schaffen, wie sie ihm gefällt.

Natürlich ist sein Verhalten relevant. So findet sich auf der Homepage des Bewährungsausschusses u.a. dieser Hinweis:

Parole Denial Reasons:
...
Record of major institutional infractions - not ready to conform to societyThis refers to an offender’s inability to follow prison rules.
...

FF schrieb:Dann wäre aber auch noch zu bewerten, inwiefern das, was in dem Buch steht, die Realität wiederspiegelt ... es ist ja keine Aussage vor einem Gericht oder der Polizei, sondern eine freie Selbstdarstellung.

Das stimmt natürlich. Aber diese Aussagen dürften JS in erhebliche Erklärungsnöte bringen. Gegenüber den Behörden in Virginia und gegenüber seinen deutschen Unterstützern. Er hat ja oftmals behauptet in 30 Jahren keinen Verstoß begangen zu haben. Somit wäre diese Aussage zumindest inkohärent.

@ElvisP
Du hast tatsächlich Auszüge aus seinen Newsletter hingeschickt, oder wie muss man das verstehen?
Ich glaube, dass diese schon längst gelesen wurden, gehe davon aus,
dass es in Amerika auch deutsche Dolmetscher gibt.

ich glaube da wird elvisp höchstens ein müdes lächeln als Reaktion bekommen, wenn überhaupt, denn auch im Gefängnis kannst du dir eben mit Geld ein besseres "leben" ermöglichen so wie im normalen leben auch. außerdem kann ich mir auch nicht vorstellen das die Aktivitäten von söring im knast völlig unbemerkt vonstatten gehen...:)

Eine gewisse "Korruption" im Amiknast wird dort sogar von den Wärtern - teilweise aktiv - gefödert, da eine gewisse Selbstverwaltung unter den Häftlingen und auch mal ein Auge zudrücken, den Wärtern viel Arbeit erspart.

Die Wärter greifen oftmals nur ein, wenn es unter den Gefangenen wirklich um Leben und Tod geht, die haben garkein Interesse daran, sich in das Leben der Häftlinge einzumischen und dann endlose Berichte schreiben zu müssen.

Ohne ein gewisses Maß an Eigeninitiative würde kaum jemand 30 Jahre an Leib und Seele unter solchen Bedingungen unbeschadet überstehen können, sondern schon am ersten Jahr scheitern.

Ich kann mir gut vorstellen, daß man dann nach so langer Haftzeit auch keine andere Wahl hat, als z.B. mit Hilfe finanzieller Mittel dafür Sorge zu tragen, daß man einen erträglichen Zellengenossen bekommt etc...

Denn es ist ein großer Unterschied, ob jemand nur 2 Jahre oder mittlerweile über 30 Jahre lang im Gefängnis "aushalten muß".

Wenn man schon zitiert, dann sollte man auch vollständig und im richtigen Zusammenhang zitieren und auch erwähnen, daß Jens selber dargelegt hat, daß er nie jemandem geschadet hat und von Anfang an auch immer eine gute Beziehung zu den Wächtern gepflegt hat.

Das Parole Board kennt auch den Inhalt seiner Bücher.

Und seine Überlebensstrategien im Knast - z.B. Thema "kaufen eines Zellengenossen" etc. gehen ja auch aus seinen Büchern hervor, von denen dem Parole Board von seinen US-Unterstützern jeweils eine Kopie ausgehändigt worden sind.

Also so weltfremd wird auch das Parole Board nicht sein, daß es nicht weiß, wie das Leben als Langzeithäftling im US-knast aussieht - und wie schon gesagt - er hat dort über 30 Jahre lang nie jemandem körperlichen oder seelischen Schaden zugefügt und eine gute Beziehung zu den Wärtern gepflegt, war also allseits beliebt.

@Friedhelm65
Alles das ändert nichts daran, dass wir auf die Schilderungen in den Büchern angewiesen sind.
Korruption ist auch in den USA ein vergehen, auch im Knast, auch für Justizangestellte.
Entscheindend wäre, was in den Akten zur Führung des Häftlings und zu seiner Haltung zu seiner Schuld steht.
"Bestechung ist im Knast normal" kann kein Argument sein.

In einem anderen Fall (Peggy Knobloch) gab es auch Bücher ... wir haben sie als Quelle ausgeschlossen, da sie ausdrücklich nicht in allem den Tatsachen entsprechen, und nicht gekennzeichnet ist, wo das zutrifft und wo nicht.

Wie gesagt: Das Buch ist keine juristisch verwertbare Aussage ... oder wie sieht @AndySipovicz das?

auch gut, ich habe es sowieso als E-Book und finde es gerade nicht.
Kann ja auch jeder selbst lesen, um sich ein Bild zu machen.

Auch wenn Korruption und Bestechung verboten ist, heißt das nicht, dass die Realität dementsprechend aussieht.
Suche gerade noch nach @AndyS. Beitrag über die Haftbedinungen in den USA.

@Bluelle

Bluelle schrieb:Suche gerade noch nach @AndyS. Beitrag über die Haftbedinungen in den USA.

Ich denke, den dürften die meisten gelesen haben - ist ja erst ein paar Seiten her! ;-)
Er schrieb generell zu Haftbedingungen, also was eine lebenslange Haft mit einem Menschen macht (psychologisch) - in den USA und in Deutschland. Ansonsten schrieb er ja auch, dass sich je nach Bundesstaat die Bedingungen auch etwas unterscheiden können. Er kennt Kalifornien und Arizona, wenn ich mich richtig erinnere.

@Misterioso
oh na siehst Du, ich hatte im Rouven Strang gestöbert und ihn da vor längerem in Erinnerung :)
Gut, dass Du mich darüber informierst.

@Bluelle
Im Rouven-Faden steht sicher auch was zum Thema. Aber wie gesagt, hier im Faden gab es vor wenigen Seiten die Diskussion zum Gefängnisdasein, also ganz allgemein.
Allerdings geht das ja letztlich allen Inhaftierten so, nicht nur JS.
Jemand der vorzeitig entlassen werden will, was in den USA ein eher unrealistisches Unterfangen ist bei zweimal lebenslang, sollte vielleicht nicht allzu publikumswirksam an die öffentliche Glocke hängen, wie er sich dem kriminellen Gefängnisalltag anpasst - meine Meinung. Aber wie FF sagt, letztlich zählt wahrscheinlich nur, was in den Gefängnisakten steht und nicht was JS in seinen Büchern schreibt. Insofern nutzt er die Bücher und Newsletter etc. wohl vor allem, um Anhänger zu generieren bzw. zu überzeugen und infomieren. Meine Vermutung.

@Misterioso

Misterioso schrieb: Insofern nutzt er die Bücher und Newsletter etc. wohl vor allem, um Anhänger zu generieren bzw. zu überzeugen und infomieren. Meine Vermutung.

Ich würde bei 30 Jahren durchdrehen, wahrscheinlich wäre ich nach einem Tag schon ein Nervenbündel. Man kann alles aus mehreren Blickwinkeln sehen. Kommt ganz auf das eigene Projektionssystem an.
Manche ziehen sich zurück, werden depressiv, andere gehen extrovertierter vor. Du magst es so auslegen, für mich gibt es noch mehrere Ebenen, die interpretationsfähig sind.
Anhänger klingt nach Jünger, Sekten, Manipulation, vielleicht braucht er aber auch einfach menschliche Zuwendung, von Monstern und Unmenschen reden wir hier bei allmy ja Gott Sei Dank nicht.

Nun habe ich den Beitrag von @AndySipovicz auch noch einmal gelesen. Sehr aufschlussreich.

@Bluelle

Bluelle schrieb:Ich würde bei 30 Jahren durchdrehen, wahrscheinlich wäre ich nach einem Tag schon ein Nervenbündel.

Würde ich auch. Ich tue daher allerdings auch alles dafür, nie in diese Situation zu kommen! ;-)
Ich persönlich bin nicht bereit, Mitleid zu empfinden ohne wirklich zu wissen bzw. überzeugt zu sein, dass JS unschuldig im Gefängnis sitzt. Auf der Welt gibt es so viel Leid und Ungerechtigkeiten, bei denen es sich lohnt, die Stimme zu erheben - bei JS würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen, insofern erspare ich mir in diesem Fall ein entsprechendes Engagement oder Mitleid. Die Indizien sprechen für mich bislang zumindest JS nicht frei u. seine Argumente überzeugen nicht bzw. widerlegen die Indizien nicht.
- Zudem, wenn man Fälle wie Debra Mielke zum Vergleich nimmt. Sie war auch lange im Gefängnis, ist den mühsamen gerichtlichen Weg gegangen, ganz ohne Gebahren wie JS. Man kann also im US-Gefängnis sein Schicksal durchaus auch anders leben und ertragen.

Misterioso schrieb:Ich persönlich bin nicht bereit, Mitleid zu empfinden ohne wirklich zu wissen bzw. überzeugt zu sein, dass JS unschuldig im Gefängnis sitzt. Auf der Welt gibt es so viel Leid und Ungerechtigkeiten, bei denen es sich lohnt, die Stimme zu erheben - bei JS würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen, insofern erspare ich mir in diesem Fall ein entsprechendes Engagement oder Mitleid

genau so sehe ich es aus. Wenn man sich nur die Bilder von Kindern in Kriegsgebieten o.ä . anschaut. Da fällt es mir tatsächlich schwer zu verstehen, dass man derart, mit dem Schicksal eines Doppelmörders hadern kann. Der sich letztendlich auch noch selber in diese Situation gebracht hat, egal ob man nun denkt er sei es gewesen oder nicht. Er ist keinesfalls ein weißer Ritter, weil er, selbst wenn er EH nur hätte schützen wollen, so eine schreckliche Tat auf sich genommen hat.

Da fragt man sich außerdem, wie kann man einen Menschen lieben, wenn man weiß, dass er kaltblütig 2 Menschen so grausam getötet hat. Insbesondere seine eigenen Eltern.

Sich dann noch als Held sehen, weil man so jemanden geschützt hat? Ich finde es gruselig, so oder so, denn über Empathie scheint diese Person (JS) nicht zu verfügen.

JS verfügt über ein großes Netzwerk, Geldspenden und hat es in all den Jahren trotz alledem nicht geschafft seine Unschuld zu beweisen. Es liegt also sicherlich nicht an den Mitteln, als an dem Umstand, dass es tatsächlich nichts gibt, was seine Unschuldsbeteuerungen untermauern könnte.

Liebe kann vieles entschuldigen, doch bei Mord, Raubüberfällen, also schwere Straftaten, hört es wohl auf und
schützt selbstverständlich nicht vor Strafverfolgung.

Venice2009 schrieb:Sich dann noch als Held sehen, weil man so jemanden geschützt hat?

Allerdings! Das eigentlich Negative hat er ins "Positive" umgewandelt. Erstaunlich, das einige Verständnis dafür zeigen.

Liebe entschuldigt keinesfalls, eine Doppelmörderin auf die Menschheit zuzulassen und deren Verbrechen ungesühnt lassen.

@Bluelle

Bluelle schrieb:Anhänger klingt nach Jünger, Sekten, Manipulation

Den Begriff Anhänger sehe ich erstmal als relativ wertneutral an - anders als Jünger zum Beispiel. Es ist mehr als offensichtlich, dass sich in dem Fall zwei "Lager" gebildet haben: Anhänger der Unschuldstheorie und Anhänger der Schuldtheorie. Und auch wenn man nicht 100% überzeugt ist von Schuld oder Unschuld, so tendiert man doch zu einer der beiden Seiten.