dwt schrieb:Er war unerfahren daher konnte sie ihn sehr einfach manipulieren....
Nun ja, die Briefe legen aber auch nahe, dass beide Gewaltphantasien hatten. Wie gesagt, ein (zusätzliches) sexuelles Motiv ist nicht ausgeschlossen.
Und bei ihr glaube ich immer noch, dass es ihr vor allem um die Manipulation ging. Sie wollte ihr eh schon riesiges Ego ("die Bienenkönigin") pushen - und was ist eine noch größere Bestätigung, dass man ja so begehrenswert und unwiderstehlich ist, wenn der Freund einen morbiden Doppelmord begeht?
Ich komme ja auch noch immer nicht mit ihrem Verhalten beim Alibi klar. Das Alibi ist für mich der stärkste Anhaltspunkt, den man ins Feld führen könnte, um auch ihre Anwesenheit am Tatort anzunehmen. (Ich tue das zwar nicht, aber das auffallend schwache Alibi finde ich nach wie vor seltsam.)
Dass sie den Film im Kino nicht ansieht und sich auch keine Mühe gibt, dass man sich an ihre Anwesenheit in Washington GANZ KLAR erinnert, finde ich nach wie vor seltsam. Ich meine: sie weiß, dass J.S. zu den Eltern fährt und deren Ermordung zumindest einkalkuliert, wenn nicht sogar fest beschlossen ist. Trotzdem verlässt sie das Kino und zieht durch Bars, um Drogen zu kaufen. (Laut ihrer Aussage.) O.K., ob sie hier nicht bewusst den Drogenkonsum übertreibt, um "verminderte Schuldfähigkeit" zu simulieren (denn sie hätte ja zur Besinnung kommen und die Eltern warnen können), kann man noch als "Taktik" verbuchen. Aber die Sache an sich ist schon merkwürdig.
Da gehen die Verterter der "Es waren beide"-Theorie ja nicht wirklich drauf ein. Dabei besteht hier einfach eine Leerstelle in E.H.'s Version.
Außer eben dass sie gar nicht daran glaubte, dass J.S. die Tat wirklich begehen würde, es ihm sozusagen gar nicht zutraut. Das macht es dann aber noch verwerflicher, weil das ganze für sie nur ein Spiel war. ("Mal schauen, ob er die Eier dazu hat ...") Es würde aber zu ihrer Borderline-Diagnose passen.
Ich finde sie ehrlich gesagt dadurch noch unsympathischer, als wenn sie die Mörderin gewesen wäre. Dann könnte man wenigstens Rache (evtl. für Mißbrauch) als Motiv annehmen. Ihr Motiv zur Anstiftung aber wäre klare Manipulation gewesen und ein Spiel mit dem Leben ihrer Eltern sowie dem Leben ihres Freunds. Der hätte ja theoretisch auch scheitern und vom Vater - der sich wehren musste - getötet werden können; oder aber erwischt werden und ruckzuck auf dem elekrischen Stuhl hätte landen können.
Wie gesagt, für ihre Anwesenheit am Tatort gibt es keinen Beweis, und es macht auch wenig Sinn, wenn man die Aussagen und die Indizien betrachtet. Aber das schmälert nicht ihre Schuld, sie macht sie sogar moralisch noch verwerflicher. Aber das ist nur meine Meinung.