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Der Mensch Jens Söring

40.372 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 16:24
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:ein verurteilter Doppelmörder gewesen war
;) Kleine grammatikalische Korrektur: Nicht Plusquamperfekt, sondern ganz einfach Präsens:


"... ein verurteilter Doppelmörder ist... "



An der Tatsache hat sich seit Urteilsverkündung nichts geändert.


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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 16:39
Zitat von monstramonstra schrieb:Hm. Und was ist jetzt nun? Passt der Sockenabdruck nun zu Sörings Fuß?
Ohne einen Barfußabdruck oder wenn nicht wirklich klar ist ob er im stehen, laufen oder rutschen entstanden ist lässt sich kaum sagen ob der Abruck nun besser zu JS oder EH oder wenn auch immer am besten passt. Man könnte vielleicht einen Bigfoot am Tatort ausschließen aber alles andere ist meiner Meinung nach Unsinn und macht auch einen Gegengutachten nutzlos.
Wenn jetzt ein Gericht/Geschworene quasi auf Sicht fahren, wo schon wenige mm einen signifikanten Unterschied ausmachen können führt das am Ende eher zu sowas:
Im vergangenen Jahrhundert lag die Fehlentscheidungsquote bei erstinstanzlichen Strafurteilen im Schnitt bei ca. 0,03%, in Amerika machten die Autoren dagegen eine Quote von 50% fest.
http://www.anwaltsrecht.de/mediapool/138/1386140/data/Seminararbeit_Duran_ber.pdf

So sehr ich ja @Rick_Blaines Beiträge und Meinung sonst schätze aber in den Punkt teile ich sie überhaupt nicht. Daher glaub ich auch nicht das man in .de sowas zulassen oder so betrachten würde.
Zitat von boraboraborabora schrieb:Aber äußer Du Dich doch mal ein wenig ausführlicher, Du zweifelst an, das er schuldig ist? Worauf gründet das.
Für Doppelmord sind meiner Meinung nach die Indizien eben zu dünn.

- der Sockenabruck ist bei mir raus. Siehe oben.
- BG0 haben eben 43%, EH's Blutgruppe ebenfalls am Tatort gefunden. In den 11 DNA Proben konnte keine Täterschaft nachgewiesen werden. Wenn jetzt Bayern zuhause gegen Bielefeld spielt beiner Quote von 11:1 dann würde ich nicht auf Bielefeld setzen. Natürlich kann man jetzt wieder mit Verunreinigung etc. argumentieren aber dann kann man auch gleich die ganzen Tatortarbeit in Fragen stellen.
- das Geständniss...wenn dir ein Verdächtiger ausführlich und detailliert etwas gesteht dann tut er das in der Regel um Glaubwürdigkeit zu erlangen, seine Aussage zu untermauern und keine Rückfragen aufkommen zu lassen. Noch dazu wenn es sich dabei um einen Narzissten handelt. Wenn sich dann noch falsche Angaben in den Details finden wird's zweifelhaft.
- die Flucht... nach EH's Befragung haben beide doch bereits einen ausgedehnten "Europa Urlaub" angetreten, sind dann aber zurückgekehrt. Also noch bevor JS überhaupt auf dem Radar der Behörden aufgetaucht ist. Man könnte mutmaßen das es sich bei dem "Uralub" schon um eine Flucht handelte. Da sich aber nichts weiter seitens der Behörden tat sind sie dann zurück gekehrt.
- so Sachen wie Studienabbruch etc. messe ich keine Bedeutung zu. Wieviel frisch verliebte 18 jährige mit der rosarote Brille auf der Nase schmeissen wohl jedes Jahr Studium, Lehrstelle oder was auch immer.

Wenig glaubhaft ist hingegen das er im Vorfeld nicht gewusst oder zumindest hat ahnen können was an den Tag passiert. Der Mord wäre denke ich auf jedenfall vermeidbar gewesen. Insofern halte ich ihn schon für schuldig.
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Seit 2001 hätte er die Gelegenheit gehabt, seine DNA untersuchen zu lassen (dazu später mehr), hat die Analysen aber verschleppt, bis er 2009 von Amts wegen dran kam .
Online finde ich dazu nichts das er diese Analysen verschleppt hat und hier im Thread nur immer mal wieder das Du dazu eine Quelle mitteilen wolltest!?
Die DNA Analyse war doch schon 1990 beim Prozess im Gespräch allerdings hatte man damals seitens der Anklage mitgeteilt das aufgrund der Menge und dem Stand der Technik eine Analyse nicht möglich sei. 2009 war dann wohl die Technik soweit das aufgrund der vorhandenen Proben eine Analyse durchgeführt werden konnte.


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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 16:58
Zitat von Miss_PaulaMiss_Paula schrieb:;) Kleine grammatikalische Korrektur: Nicht Plusquamperfekt, sondern ganz einfach Präsens:

"... ein verurteilter Doppelmörder ist... "



An der Tatsache hat sich seit Urteilsverkündung nichts geändert.
ja, das ist wohl wahr. Wobei ich, unabhängig jetzt von JS denke, wenn jemand seine Strafe abgesessen hat, es verdient, noch einmal neu anfangen zu können. Sofern er sich nicht immer wieder ins Rampenlicht drängen muss. Dann muss er eben damit rechnen, auch weiterhin als ein solcher tituliert zu werden.
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Ohne einen Barfußabdruck oder wenn nicht wirklich klar ist ob er im stehen, laufen oder rutschen entstanden ist lässt sich kaum sagen ob der Abruck nun besser zu JS oder EH oder wenn auch immer am besten passt.
doch lässt es sich. Die Abdrücke sind hier eingestellt, und die Zehenstellung sieht defintiv dem Abdruck von JS ähnlich. Und nur darum ging es... auch wenn du das nicht verstehen kannst oder nicht verstehen willst.


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09.08.2020 um 17:04
Zitat von orenoaorenoa schrieb:so Sachen wie Studienabbruch etc. messe ich keine Bedeutung zu. Wieviel frisch verliebte 18 jährige mit der rosarote Brille auf der Nase schmeissen wohl jedes Jahr Studium, Lehrstelle oder was auch immer.
wieviele 18 jährige gestehen bereitwillig für andere Morde? Ich finde das im Übrigen weder üblich noch mit dem jungen Alter erklärbar. Da muss schon etwas im Argen liegen, wenn der erste Gedanke der ist, dem Mörder helfen zu müssen. Und dabei auch noch das eigene Leben und das seiner Familie zu ruinieren. Das kann man weder nachvollziehen noch erklären.


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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 17:48
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Im vergangenen Jahrhundert lag die Fehlentscheidungsquote bei erstinstanzlichen Strafurteilen im Schnitt bei ca. 0,03%, in Amerika machten die Autoren dagegen eine Quote von 50% fest.
...
Daher glaub ich auch nicht das man in .de sowas zulassen oder so betrachten würde.
Mit Verlaub, aber wenn man schon mit Statistik argumentiert, dann sollte man sie auf Plausibilität prüfen. Dass in Deutschland nur 0.03% aller Urteile Fehlurteile sind (eines von 3000), das glaube ich nicht, obwohl ich eine hohe Meinung von der deutschen Justiz habe.
Ebenso unplausibel ist es, dass in den USA jedes zweite Urteil falsch und die Quote an Fehlurteilen um den Faktor 1600 höher sein soll.
Wenn man dann noch von fehlerhafter Statistik auf den Einzelfall schließen will, dann wird es gänzlich hanebüchen.

Aber zum Hauptpunkt, zur DNA-Nachuntersuchung, die in Virginia eine lange Geschichte hat (so lang, dass ich meinen lange versprochenen Beitrag niemals fertig bekomme): Los ging alles 1982 mit Marvin Anderson, einem jungen Afroamerikaner, der fälschlicherweise wegen einer Vergewaltigung verurteilt worden war. Sein Rechtsanwalt machte 2001 das Blut- und Spermaarchiv der Marie Jane Burtaon ausfindig; im Zuge dieses Falles folgten 2002 und 2003 mehrere privat finanzierte DNA-Untersuchungen, die zu Freilassungen führten, was zur Folge hatte, dass das Parlament von Virginia 2004 die ersten Gelder für systematische Nachuntersuchungen zur Verfügung stellte.

Die ganze Geschichte ist sehr spannend und detailreich, zur Einführung gebe ich Euch einfach mal einen Link:

Saved from the grave -- Dead lab worker´s record mean freedom for 3 men

Und der stets gut informierte, gut vernetzte, mit Klauen und Zähnen für seine Freiheit kämpfende, damals noch von seiner Familie unterstütze Söring kam erst 2009 von Amts wegen dran.


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09.08.2020 um 18:53
@Mr.Stielz
danke für den LInk, vielleicht könntest du diesen ins Wiki stellen? Dann muss man beim nächsten Mal nicht mehr suchen.
In September 2004, the governor ordered the lab to check the archives for more samples Burton might have saved. The quest to find others who might be exonerated goes on.
zumindest wartete JS ganze 5 Jahre lang, um die DNA überprüfen zu lassen. Das angebliche, unterschlagene Täterprofil schien ja wesentlich interessanter zu sein.

Im Übrigen hat Frau Burton einigen zu Unrecht Inhaftierten, tatsächlich einen riesen Dienst erwiesen. Durch die Aufbewahrung der am Tatort gefunden DNA-Spuren, sind sie wieder freigekommen. Da diese, im Gegensatz zu JS, tatsächlich unschuldig waren.


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09.08.2020 um 19:19
Zitat von orenoaorenoa schrieb:- die Flucht... nach EH's Befragung haben beide doch bereits einen ausgedehnten "Europa Urlaub" angetreten, sind dann aber zurückgekehrt. Also noch bevor JS überhaupt auf dem Radar der Behörden aufgetaucht ist. Man könnte mutmaßen das es sich bei dem "Uralub" schon um eine Flucht handelte. Da sich aber nichts weiter seitens der Behörden tat sind sie dann zurück gekehrt.
Für ist das aber eher ein Indiz für seine Schuld.
In einem früheren Beitrag hatte ich mal geschrieben:

Bereits die Flucht hat er als Verdächtigter begangen.

Obwohl EH bereits im Focus der Ermittlungen stand, waren beide im Sommer 1985 nach Deutschland gereist und kehrten wieder zurück.
(Das genaue Datum der Abgabe ihrer Fingerabdrücke finde ich leider nicht - vorher oder nachher.)

Glaubt man Englade, ergaben sich keine greifbaren Hinweise auf EH. Die Täterin und der bereit stehende Retter hatten also "Glück gehabt".
Sie, weil es keine Beweise für ihre Tat gab und er, weil er sich nicht zu opfern brauchte.
Wenn er jetzt noch seine Fingerabdrücke abgegeben hätte, wäre die Sache rund gewesen. Denn diese wären am Tatort nicht zu finden gewesen - schließlich war er während der Tat in Washington. Im allerbesten Fall (für die Täter) hätten die Ermittler die Akte schließen müssen.

Was aber passiert? Kaum soll er seine Fingerabdrücke abgeben, bricht er panikartig alle Zelte ab, verlässt das Land und kehrt diesmal nicht mehr zurück. Da ich nicht Recht sprechen muss, sondern mir nur eine Meinung bilden möchte, ist das - in Kombination - mit den Briefen der "Beweis" schlechthin - für mich wohlgemerkt.



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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 19:21
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:zumindest wartete JS ganze 5 Jahre lang,
bzw. wurde die DNA von Amtswegen überprüft. So verstrichen die Jahre, die er im Gefängnis verbrachte, obwohl DER Beweis für seine Unschuld so nah war?


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09.08.2020 um 20:01
Zitat von orenoaorenoa schrieb:- so Sachen wie Studienabbruch etc. messe ich keine Bedeutung zu. Wieviel frisch verliebte 18 jährige mit der rosarote Brille auf der Nase schmeissen wohl jedes Jahr Studium, Lehrstelle oder was auch immer.
Stimmt. Dieses Pro-Söring-Argument ist ziemlich gängig.
Da Wahrnehmungen auch immer von der Prägung, Werten und Erfahrungen des Wahrnehmenden abhängen, gibt es hier auch kein richtig oder falsch. Aber ich werte es anders:

In der Tat ist gegen das Argument des "schrecklich Verliebtseins" kein Kraut gewachsen. Deshalb schreckte Söring offensichtlich auch dann nicht vor seiner Traumfrau zurück, als sie sich als Mörderin entpuppte. Und hat sie - "aus Liebe" - auch nicht der Polizei ausgeliefert. Das war ihm nicht möglich - alles "aus Liebe".
So weit, so gut.

Was mir jedoch auffiel: Als es in London dann tatsächlich ans Fell ging, als die Todesstrafe in den USA drohte, war die "schreckliche Liebe" plötzlich mit einem Schlag vorbei. Aus Liebenden wurden plötzlich 'Tod'feinde, die sich gegenseitig ans Messer lieferten.
Da war es dann doch plötzlich möglich, den Knopf "Liebe" aufgrund der Selbsterhaltungstriebes auszuschalten.
Es ging also doch. Dann hätte er auch damals schon die Polizei rufen können, als sie mit blutigen Armen vor ihm saß. Dann hätte er sicher auch nicht sein Studium wegschmeissen und zusätzlich sein Leben kaputt zu machen brauchen.


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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 20:02
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Ohne einen Barfußabdruck oder wenn nicht wirklich klar ist ob er im stehen, laufen oder rutschen entstanden ist lässt sich kaum sagen ob der Abruck nun besser zu JS oder EH oder wenn auch immer am besten passt.
Hier im Thread kannst Du gerne mal schauen u. dann eine Meinung bilden.
Und es ist ja nicht so, das es am Sockenabdruck hing, ob Söring schuldig oder unschuldig ist ;)
Zitat von orenoaorenoa schrieb:das Geständniss...wenn dir ein Verdächtiger ausführlich und detailliert etwas gesteht dann tut er das in der Regel um Glaubwürdigkeit zu erlangen, seine Aussage zu untermauern und keine Rückfragen aufkommen zu lassen. Noch dazu wenn es sich dabei um einen Narzissten handelt. Wenn sich dann noch falsche Angaben in den Details finden wird's zweifelhaft.
Äh.. wie?

Jemand gesteht auch, weil er, aufgrund von Indizien, die gegen ihn sprechen, konfrontiert wird u. somit im Grunde keine andere Wahl mehr hat.
Söring hat sein erstes Geständnis in London abgelegt, nachdem er und Elizabeth wegen Scheckbetrugs aufgeflogen sind u. die Beamten die Briefe mit eindeutigem Inhalt in deren Hotelzimmer gefunden haben.

Söring gestand, baute aber Fehler mit ein, um später davon zurückzutreten u. die Nummer aufzufahren, hey.. ihr habt den Falschen geschnappt, das Geständnis stimmt nicht überein mit der Realität.

Dabei ist es vom Geständnis her, was zu den Ereignissen u. Erkenntnissen zum Tatort passte, egal, wo die Toten gelegen haben sollen oder was sie für Kleidung anhatten.

Alles andere rund um den Tatort u. Verbrechen wusste er u. genau das war maßgeblich.


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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 20:21
mich würde wirklich interessieren, warum er die DNA nicht schon vor 2009 untersuchen ließ. Ich gehe nicht davon aus, das die Finanzierung eines solchen Gutachtens ein Problem für ihn darstellte. An Geld und Unterstützung mangelte es bei ihm ja nie.
Dass er selber von dem Gedanken nicht sehr angetan war, könnte ich mir gut vorstellen. Dass aber seine Unterstützer nicht darauf drängten? Seltsam irgendwie.


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09.08.2020 um 23:21
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:wieviele 18 jährige gestehen bereitwillig für andere Morde? Ich finde das im Übrigen weder üblich noch mit dem jungen Alter erklärbar. Da muss schon etwas im Argen liegen, wenn der erste Gedanke der ist, dem Mörder helfen zu müssen. Und dabei auch noch das eigene Leben und das seiner Familie zu ruinieren. Das kann man weder nachvollziehen noch erklären.
Mal abgesehen vom finanziellen sind Liebe, Gefühlsdusselein und Eifersucht doch meistens die Motive.

darauf wird auch oben in der Studien eingegangen:
6.Schutzfunktion
Ein gängiges Motiv für Falschaussagen stellt die Übernahme fremder Schuld dar, um so Dritte vor der Strafverfolgung zu beschützen. Dies hängt damit zusammen, dass die Personen, die eben geschützt werden sollen, eine enge Beziehung zum Geständigen aufweisen. Zudem sollen Geständnisse mit Begünstigungsabsichten, die aus Empfindungen wie Liebe, Zuneigung oder Freundschaft heraus abgelegt werden, die aus finanziellen Motiven wie beispielsweise eine geldliche Entschädigung überwiegen.
.
Zitat von Mr.StielzMr.Stielz schrieb:Mit Verlaub, aber wenn man schon mit Statistik argumentiert, dann sollte man sie auf Plausibilität prüfen. Dass in Deutschland nur 0.03% aller Urteile Fehlurteile sind (eines von 3000), das glaube ich nicht, obwohl ich eine hohe Meinung von der deutschen Justiz habe.

Die ganze Geschichte ist sehr spannend und detailreich, zur Einführung gebe ich Euch einfach mal einen Link:

Saved from the grave -- Dead lab worker´s record mean freedom for 3 men
100%ige repräsentativ Zahlen können das natürlich nicht sein. Die Dunkelziffer bei beiden ist vermutlich höher weil einiges bleibt unentdeckt dann gibt es unterschiedliche Ansichten usw. aber im groben wird das schon hinkommen. Worum es ging...man sieht halt die Diskrepanz in Vorgehensweise und vom Faktor Mensch in beiden System. Die allerdings (darauf wird dort auch hingewiesen) zu unterschiedlich sind um einen direkten Vergleich vornehmen zu können.

Der Link ist schon interessant. So richtig geht da auch aber auch nicht daraus hervor das JS irgendwas blockiert oder versucht hat zu verschleppen.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Was aber passiert? Kaum soll er seine Fingerabdrücke abgeben, bricht er panikartig alle Zelte ab, verlässt das Land und kehrt diesmal nicht mehr zurück.
Könnte es nicht auch mit den Anruf und der Ankündigung des Besuchs von EH Bruder zu tun haben? Dieser hatte ja seine Schwester bereits vorher unter Verdacht.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Was mir jedoch auffiel: Als es in London dann tatsächlich ans Fell ging, als die Todesstrafe in den USA drohte, war die "schreckliche Liebe" plötzlich mit einem Schlag vorbei. Aus Liebenden wurden plötzlich 'Tod'feinde, die sich gegenseitig ans Messer lieferten.
Es kam ja auch die bittere Entäuschung, das Ende der Beziehung. An der Stelle wird's bei beiden schwierig...was ist wahr und was wurde vielleicht im Zuge eines Rosenkriegs noch dazu gedichtet.
Zitat von boraboraborabora schrieb:Jemand gesteht auch, weil er, aufgrund von Indizien, die gegen ihn sprechen, konfrontiert wird u. somit im Grunde keine andere Wahl mehr hat.
Söring hat sein erstes Geständnis in London abgelegt, nachdem er und Elizabeth wegen Scheckbetrugs aufgeflogen sind u. die Beamten die Briefe mit eindeutigem Inhalt in deren Hotelzimmer gefunden haben.

Söring gestand, baute aber Fehler mit ein, um später davon zurückzutreten u. die Nummer aufzufahren, hey.. ihr habt den Falschen geschnappt, das Geständnis stimmt nicht überein mit der Realität.
Er hätte doch auf seinen Anwalt warten können oder gar keine Aussage gegenüber den EB's tätigen müssen. Oder wie er es dann später gegenüber einen deutschen Staatsanwalt gestehen können. Die Indizien waren ja jetzt nicht sooo erdrückend das er gar keine andere Wahl gehabt hätte als ein Geständniss abzulegen.


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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 23:47
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:„Der Verrat“ ist kein Verrat, sondern lediglich eine Nebelkerze, die mit Hilfe eines Kinofilms sehr wirksam gezündet wurde.
Und wer hat die Kerze gezündet? Söring?

Ich halte es ehrlich gesagt für absurd, das ZDF (bzw. die Produktionsfirma und die beteiligten Journalisten) tanzten hier nach Herrn Sörings Pfeife. Auch wenn Euch der Film nicht gefällt. Wie schon beim Film "Das Versprechen", wo nebulös blieb, wer wem was versprochen hat, bleibt eben nebulös, was "Der Verrat" war. Die Überschriften hat doch nicht Söring diktiert. Wie geschildert bleibt das in der 2. Folge unklar. Den besten Einstieg bietet noch Mrs. Haysoms Aussage, sie habe sich von Söring verraten gefühlt. Umgekehrt kann man Springs Geschichte als Verrat von Haysom an ihn interpretieren.

Aber damit folgt doch eine Dokumentation noch nicht Sörings Geschichte. Solche Dokus sind weder geschichts- noch rechtswissenschaftliche Werke, sondern sie sind Infotainment. Sie folgen einer Dramaturgie, einer Logik, die die Zuschauer packen soll. Und (vielleicht) unschuldig verurteilt ist nun mal ein Aspekt, der eine True-Crime-Story spannend macht. Das muss kontradiktorisch hochgezogen werden. Fußball mit nur einer Mannschaft ist doch auch doof. Hier soll gerade unklar bleiben, ob schuldig oder nicht. Das mag man in der Sache für falsch halten. Die grundlegenden Anforderungen an eine wahrheitsgemäße Dokumentation werden aber dabei eingehalten.

Man sollte in seine Feindbilder nicht so blind vernarrt sein, dass man sie hinter jedem Hühnerhaufen vermutet... ;-)


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Der Mensch Jens Söring

09.08.2020 um 23:59
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Er hätte doch auf seinen Anwalt warten können oder gar keine Aussage gegenüber den EB's tätigen müssen. Oder wie er es dann später gegenüber einen deutschen Staatsanwalt gestehen können. Die Indizien waren ja jetzt nicht sooo erdrückend das er gar keine andere Wahl gehabt hätte als ein Geständniss abzulegen.
Das schon, doch auch Jens Söring ist nicht stets Herr der Lage.
Die Ermittler sind aus den USA gekommen u. haben ihn mit der Flucht, dem Mord, den Briefen usw. konfrontiert.
Sie wissen ganz genau, wie sie es dem möglichen Täter unter die Nase reiben können.
Vielleicht überwältigt von den Ereignissen, mit denen er nicht oder nicht so schnell gerechnet hat, gestand er schließlich.
Das wäre eine mögliche Erklärung.

Hintertürchen hat er sich offen gehalten, indem er unrelevante Dinge falsch erzählte, um von seinen Geständnissen zurückzutreten, was ihm aber nichts genutzt hat... im Großen u. Ganzen war sein Geständnis stimmig.


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10.08.2020 um 04:40
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Könnte es nicht auch mit den Anruf und der Ankündigung des Besuchs von EH Bruder zu tun haben? Dieser hatte ja seine Schwester bereits vorher unter Verdacht.
Noch habe ich keine Idee, wie sich aus diesem Aspekt ein plausibler Beweggrund für die Flucht entwickeln lässt. Könntest Du das noch konkretisieren? Ich bin ja immer dankbar für neue Anregungen.
Zitat von orenoaorenoa schrieb:was ist wahr und was wurde vielleicht im Zuge eines Rosenkriegs noch dazu gedichtet.
Was könnte das Deiner Meinung nach konkret sein, was dazugedichtet wurde? Und von wem von beiden dazugedichtet?
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Die Indizien waren ja jetzt nicht sooo erdrückend das er gar keine andere Wahl gehabt hätte als ein Geständniss abzulegen.
Wusste er das? Dann hätte er ja auch nicht zu fliehen brauchen.
Außerdem war der Plan ja ein anderer, wie der heutige JS in diversen Äußerungen bestätigt: Das falsche Schutzgeständnis erst dann abgeben, wenn es eng wird. Das heißt: EH wird als Täterin gefasst und überführt.
Auch hier mein Interesse an Deiner Einschätzung: Welche Alternative hätte er gehabt und warum hat er Deiner Meinung nach gestanden, obwohl die Indizien (somit auch gegen EH) nicht sooo erdrückend waren?
Zitat von monstramonstra schrieb:Und wer hat die Kerze gezündet? Söring?
Das hatte ich meiner Meinung nach im gleichen Beitrag schon gesagt:
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Meines Erachtens schaffen die Filmemacher mit dem Titel „Der Verrat“ erst einmal Tatsachen.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Hier kann man den Filmemachern tatsächlich den Vorwurf machen, dass aus dramaturgischen Zwecken ein Konflikt konstruiert wird.
Auch hier liegt ein (oder sogar zwei) Missverständnis(se) vor:
Zitat von monstramonstra schrieb:Auch wenn Euch der Film nicht gefällt.
Ich erstelle meine Beiträge immer alleine, ohne das Zutun anderer Personen.
Und ich habe hier schon mehrfach geschrieben, dass mir der Film sogar sehr gefällt:
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb am 04.08.2020:Fernsehtipp des Tages:
Die große Jens-Söring-Nacht!
Auf jeden Fall empfehlenswert ist die eineinhalbstündige Version von „Killing for Love“: fesselnder Stoff, hervorragende Dramaturgie, toller Soundtrack!
Folgendes halte ich für eine zu extreme Formulierung:
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich halte es ehrlich gesagt für absurd, das ZDF (bzw. die Produktionsfirma und die beteiligten Journalisten) tanzten hier nach Herrn Sörings Pfeife.
Denn es gibt ja schon die Äußerung, dass JS die Filmemacher überzeugt hat. Vetter in der TAZ über das Interview mit Söring: "Jedenfalls waren wir danach unglaublich geflasht. Es war Winter, wir sind zurückgefahren nach New York, und niemand hat gesprochen im Auto."
Quelle: https://taz.de/Dokfilmmacher-ueber-die-Haysom-Morde/!5349302/
Zitat von monstramonstra schrieb:Wie schon beim Film "Das Versprechen", wo nebulös blieb, wer wem was versprochen hat,
Verfügt jeder Zuschauer über Deine analytische Intelligenz, um das zu reflektieren?
Zitat von monstramonstra schrieb:Die Überschriften hat doch nicht Söring diktiert. Wie geschildert bleibt das in der 2. Folge unklar. Den besten Einstieg bietet noch Mrs. Haysoms Aussage,
Da stimmen unsere Meinungen überein, wie meinem zitierten Gesamt-Beitrag hoffentlich zu entnehmen ist.
Zitat von monstramonstra schrieb:noch nicht Sörings Geschichte. Solche Dokus sind weder geschichts- noch rechtswissenschaftliche Werke,
Das möchte ich doch wohl hoffen, dass es Jens Söring nicht auch noch in die Geschichtsbücher schafft.
Zitat von monstramonstra schrieb:Sie folgen einer Dramaturgie, einer Logik,
Das ist allerdings mein Kritikpunkt: Um eine Dramaturgie entstehen zu lassen, bleibt die Logik auf der Strecke. Damit meine ich nicht die Logik von Jens Söring.
Zitat von monstramonstra schrieb:Fußball mit nur einer Mannschaft ist doch auch doof.
Aber wenn eine der Mannschaften nur 20 Minuten auf dem Feld steht, ist das auch doof.
Zitat von monstramonstra schrieb:Man sollte in seine Feindbilder nicht so blind vernarrt sein,
Da schätzt Du mich falsch ein. Ich bin eher in Deine qualitativen Beiträge vernarrt. ("Kein Witz. Das ist wirklich kein Witz.")


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Der Mensch Jens Söring

10.08.2020 um 07:23
Zitat von orenoaorenoa schrieb:100%ige repräsentativ Zahlen können das natürlich nicht sein. Die Dunkelziffer bei beiden ist vermutlich höher
Nachdem Deine Statistik sowieso 50% Fehlurteile in Amerika behauptet, kommt jetzt auch noch eine Dunkelziffer dazu? :D
Zitat von orenoaorenoa schrieb:Der Link ist schon interessant. So richtig geht da auch aber auch nicht daraus hervor das JS irgendwas blockiert oder versucht hat zu verschleppen.
Nun ja, Söring hätte 7 Jahre die Gelegenheit gehabt, selbst die Initiative zu ergreifen; 5 Jahre, um als angeblich Unschuldiger eine schnellere Behandlung zu beantragen; 5 Jahre, um Freudentänze aufzuführen, dass er in wenigen Jahren frei sein wird; 5 Jahre, um öffentlich Rabatz zu machen, dass die bösen Amerikaner seine Rehabilitation verschleppen.

Stattdessen gab es himmlische Ruhe zu hören, die man von Söring so gar nicht kennt.


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10.08.2020 um 07:42
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Wusste er das? Dann hätte er ja auch nicht zu fliehen brauchen.
Das ist eben der Punkt. Im Nachhinein ist es ein Leichtes zu behaupten, er hätte gar nicht gestehen brauchen. Aber dieses wusste er zu diesem Zeitpunkt gar nicht. Updike und Gardner waren extra aus Virginia eingeflogen um ihn zu vernehmen. Das vermittelt nicht unbedingt den Eindruck, dass es sich lediglich um eine Zeugenvernehmung handelt. Und sie werden ihm dieses Gefühl garantiert auch nicht vermittelt haben.
Von seinem Talent sich um Kopf und Kragen zu reden einmal abgesehen, denke ich, war er sich zu dieser Zeit sicher gewesen, dass gegen ihn handfeste Beweise vorliegen würden wie z. B. die Videoaufzeichnung vom Marriott, die er ja auch in dem Verhör erwähnte.


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10.08.2020 um 08:27
Es ist ja schon erstaunlich, wie sich hier über diese Geschichte auf mittlerweile 1450 langen Seiten abgearbeitet wird. Alle Interpretationen und Analysen sind letztlich unerheblich und hinfällig, weil sie an den Tatsachen nichts ändern. Der Mann ist verurteilt und auf Bewährung frei. Daran werden noch so viele Diskussionen nichts ändern. Seine Unschuldsbehauptungen mögen hier viele verurteilen, aber auch das wird nichts helfen. Der tut, was er für richtig hält und letztlich ist das sein Recht in Deutschland.
Diese ZDFInfo Serie ist nur eine von vielen dort und hat deswegen kaum einen anderen oder höheren Stellenwert. Wieviel Leute in Deutschland interessieren sich denn überhaupt noch für diesen Fall? Ich wage zu behaupten, einige wenige. In den Medien ist diese Saga, von ZDFInfo abgesehen, nicht mehr präsent. Und auch dort wird sie verschwinden. Was soll das Ganze also? Dieser amerikanische Anwalt kämpft ohnehin gegen Windmühlen, oder mit anderen Worten, kein Schwein ausser einem wirklich kleinen Kreis kennt ihn. Dieses Forum ist ein Nichenprodukt (nichts für ungut) und hat keinen Einfluss auf das tatsächliche Geschehen.


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Der Mensch Jens Söring

10.08.2020 um 08:34
Zitat von patlopatlo schrieb:Der tut, was er für richtig hält und letztlich ist das sein Recht in Deutschland.
genauso ist es das Recht eines jeden dieses richtig zu stellen. Und hier wurde schon einiges richtig gestellt, und seine Behauptungen widerlegt. Damit muss nun eben auch JS leben, wenn er sich weiterhin in die Öffentlichkeit drängen möchte.


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10.08.2020 um 09:23
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Ich erstelle meine Beiträge immer alleine, ohne das Zutun anderer Personen.
Das tut mir leid! Du @silentlistener warst Du gar nicht gemeint. Ich hatte Deinen durchaus sehr differenzierten Beitrag zum Anlass genommen, quasi als "Teaser", um anderen Stimmen entgegenzutreten, die meinen, das ZDF betreibe hier Propaganda. Deshalb der Plural. Ein Missverständnis also.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Denn es gibt ja schon die Äußerung, dass JS die Filmemacher überzeugt hat. Vetter in der TAZ über das Interview mit Söring: "Jedenfalls waren wir danach unglaublich geflasht. Es war Winter, wir sind zurückgefahren nach New York, und niemand hat gesprochen im Auto."
Söring hat die Journalisten überzeugt, dass es da eine tolle, journalistisch spannende, Story gibt. Aber kein professioneller Journalist ist vor der Recherche von etwas überzeugt. Mag sein, dass er Sympathien hat, eine Geschichte immer wieder anfasst, vorantreibt. Aber das ist noch keine Einseitigkeit. Ich habe einige Jahre mit Journalisten zusammengearbeitet. Und musste damit leben, dass sie nicht die Geschichte berichteten, die ich ihnen gerne verkauft hätte. Sondern immer nur einen Teil davon.

Und "Der Verrat" ist weniger eine dramatische Konstruktion denn ein "Label", wie eine Bildunterschrift unter einem Gemälde (stürmisches Meer, "Das Verderben"). Und weniger analytische Zeitgenossen als ich haben nach fünf Minuten den Titel eh schon wieder vergessen...


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