Menschen
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Der Mensch Jens Söring

40.337 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 08:42
@breakup
Toller Beitrag!
Habe mich endlich durchgerungen hier mitzumachen. Was er und seine ihn vergötternden Fans von sich geben und wie geätzt wird gegen Schreiber mit fundierter anderer Meinung, dazu fällt mir nichts mehr ein...


melden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 09:18
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Außerdem waren die Sockenabdrücke relativ nahe an DHs Leiche, wieso hat also JS später behauptet, er würde dessen Position quer im Durchgang nicht kennen? War das eine Schutzbehauptung oder konnte er es wirklich nicht sehen?
TW schreibt in seinem Bericht (S. 296 - 300) dass JS in seinem Geständnis die Leiche von Dererk Haysom auf der Seite liegend, in einer gebogenen Position in der Tür sah.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 09:43
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Ist der psychologische Aspekt so spannend?
Ja, für mich z. B. schon. Deshalb verfolge ich Melusines Beiträge zur Korrespondenz und Literatur mit großem Interesse. Da ist ausgearbeitet, was mein Bauchgefühl und meine eigenen Erinnerungen an diese Zeit mir sagten. Schön, dass vielleicht dadurch hier jetzt auch (wieder) mögliche Geisteszustände Thema sein können - war vor nicht allzulange noch etwas anders.

Auch die Betrachtung der jeweiligen Familiengefüge, einem mögliches Missbrauch von E.H. und das Einbeziehen seiner OP im Kindesalter sind, finde ich, wichtige Puzzleteilchen, wenn man die geistige Welt des Paares ergründen möchte.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Aber in Terry-Wrights-Bericht kann man doch glasklar lesen, dass beiden ständig Aussagen in den Mund gelegt wurden, die sie einfach nur noch mit "Ja" beantworten mussten.
Das ist mir auch aufgefallen. Mir kommt diese Art des Verhörens "typisch amerikanisch" vor - das mag aus mangelnder eigener Erfahrung aber auch einfach nur ein Vorurteil sein.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Ich habe vor einer Weile mal gelesen, dass man es heutzutage zum Beispiel so macht, dass man Täter ihre Geschichte auch gerne mal rückwärts erzählen lässt, um Widersprüche aufzudecken.
Sehr interessant, so würde ich auch eine Konfliktsituation unter Kindern lösen, wenn alles durcheinander geht und keiner recht erklären kann, wo und warum es sich entzündet hat. Schritt für Schritt zurück zur Ursache.


2x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 11:33
Zitat von soomasooma schrieb:Mir kommt diese Art des Verhörens "typisch amerikanisch" vor
Das wäre nicht amerikanisch, sondern unprofessionell. Ich vermute eher, hier wurden vereinzelte geschlossene Fragen aus dem Gesamtverhör herausgepickt.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 12:46
Zitat von soomasooma schrieb:Ja, für mich z. B. schon. Deshalb verfolge ich Melusines Beiträge zur Korrespondenz und Literatur mit großem Interesse. Da ist ausgearbeitet, was mein Bauchgefühl und meine eigenen Erinnerungen an diese Zeit mir sagten. Schön, dass vielleicht dadurch hier jetzt auch (wieder) mögliche Geisteszustände Thema sein können - war vor nicht allzulange noch etwas anders.
Ich habe gestern nach ein ewig langes Posting geschrieben, aber dann doch nicht abgeschickt. Mein Problem ist es ein bisschen, gleichzeitig in meinem Kopf die Literatur-/Brief-Seite als auch die pragmatische Seite parallel zu durchdenken, ohne den Faden zu verlieren.

Ich habe wirklich einiges über die Weitergabe transgenerationaler Traumata (insbesondere 2. Weltkrieg, ihr könnt euch ja selber mal fragen, was die aktuelle Berichterstattung über Auschwitz gefühlsmäßig mit euch macht) und Bindungsforschung gelesen, aber es ist noch zu unausgegoren, um es schon zu posten. Einer meiner Kollegen sagte gestern: "Aber es gibt doch auch noch einen freien Willen, man kann doch nicht alles auf die Kindheit schieben." und da hat er recht. Andererseits ist man mit 18 Jahren noch ein halbes Kind und hat sich weder geistig noch emotional noch finanziell noch sozial vollständig von seinen Eltern abgenabelt.

Und wenn man dann zum Beispiel einen Film wie "Einer flog über das Kuckucksnest" guckt, dann hat man bestimmt keine Motivation, sich helfen zu lassen, wenn das Leben aus dem Ruder zu geraten scheint.

Auf der einen Seite merke ich, dass es nicht geht, ein Buch oder einen Brief (oder einen Film) nach dem anderen "abzuhaken", sondern dass man alles mehrmals (und dann auch noch auf Englisch) lesen / gucken muss, damit einzelne Keywords klicken. Auf der anderen Seite führt das dazu, dass mein Unterbewusstsein manchmal morgens um 5 Uhr oder auf der Autobahn oder im Büro plötzlich einen Gedanken in mein Gehirn schießt, den ich dann versuche, festzuhalten, bevor er wieder wegfliegt.

Ich weiß, dass hier alles schon x-mal durchgekaut wurde, daher verzeiht bitte meine Verbissenheit. Manchmal suche ich mit der Suchfunktion nach einem Begriff und sehe dann, dass 2017 und 2018 schon dieselben Themen besprochen wurden. Das tut mir leid, ich will keinen verärgern.

Neulich hat jemand gefragt, warum sich jemand so emotional in dieses Thema reinstürzen kann. Ich habe eine PN bekommen, in der mir jemand schrieb, ich würde nicht nur gut analysieren, sondern mich auch "empathisch einfühlen". Und ich dachte nur: Empathisch, ich? Ich? Das ist doch "nur" eine "geistige Schnitzeljagd" für mich.

Ich habe erkannt, dass ich mich da selber belogen habe. Es ist eine emotionale Schnitzeljagd. In meinem Leben gibt es total viele Parallelen zu JSs Kindheit/Elternhaus/Leben (ich könnte spontan ca. 10 Stück aufzählen) und viele Umstände hatten ähnliche Auswirkungen auf mich. Ich glaube, ich wollte für mich selber herausfinden, was die Gründe für seine Gefühle (und damit auch meine Gefühle vor ca. 20 Jahren und teilweise bis heute) waren.

-------------------------

Und ich kann einfach gedanklich nicht mehr zur Alleintäter-Theorie zurückkehren. Ich kann es einfach nicht.

Die EH-Alleintäterin-Drogendealer-Story ist für mich absoluter Humbug, sorry. Dagegen spricht schon mal JSs Weigerung, seine Fingerabdrücke abzugeben, die Flucht, der arrogante Abschiedsbrief an Gardner + Reid, das Beseitigen der Fingerabdrücke, sein Geständnis mit Täterwissen, die Narbe an der Hand vom Messerkampf, der Sockenabdruck, etc.

Die JS-Alleintäter-Theorie lässt unglaublich viele Widersprüche offen: ohne Brille gegen 2 Leute kämpfen und zielgerichtet tötliche Verletzungen setzen; blutiges Bettlaken; Mülleimer-Fahrt und Rückkehr zum Tatort; falsche Beschreibung der Kleidung, Position und Verletzungen von NH; EHs lücken- und fehlerhafte Schilderung des Kino-Alibis inkl. unglaublicher Logiklöcher (wie sollte er sie wiederfinden, wenn er nicht mal wusste, in welchem Kino sie war?; wäre er ernsthaft blutbefleckt auf der falschen Straßenseite direkt vor ein belebtes Kino gefahren?; Cola soll Blutspuren beseitigt haben, etc.)

Die Theorie, dass es beide gemeinsam getan haben könnten am Abend, ist für mich naheliegend, aber da bleibt dann die Frage offen, wie sie gleichzeitig in Loose Chippings sein und in Washington zusammenhängende Kinokarten kaufen, den Zimmerservice rufen und Telefonanrufe tätigen konnten. Ihr Pech war, dass der Rest ihres schönen Alibis durch die schlampigen Ermittlungen, widrige Umstände (Verkauf des Hotels) und generell den langen Zeitraum zwischen Tat und Prozess zerstört wurde, und so später weder belegt noch widerlegt werden konnte, ob die beiden gemeinsam um 21/22 Uhr im Hotel waren oder nur einer von beiden. Nach dem Tachostand-Debakel waren sie sofort verdächtig, in Washington wurde gar nicht erst ermittelt

Nur wenn ich mir vorstelle, dass beide es gemeinsam am Nachmittag getan haben, fallen für mich alle Puzzle-Teile an die richtigen Stellen. Nur dann funktioniert das Kino-Alibi einwandfrei. Nur dann passen die "Versprecher" in den Aussagen (er: "es war am späten Nachmittag" und "ich guckte zum Fenster raus" / sie: "es war so gegen 13/14 Uhr, als wir losfuhren"). Nur dann passen die vielen übriggebliebenen Puzzle-Teile ins Bild (Betätigung Lichtschalter, Anruf nach der Tat bei Frau Massie, gemeinsame Flucht, "our little nasty", Andeutungen in den Briefen).

Egal, ob in den Artikeln von Amy Lemley oder Nathan Heller oder im Film "Das Versprechen" - überall sehe ich Andeutungen, dass andere es auch so sehen.

Die Frage ist jetzt einfach nur, was JS daraus macht. Erzählt er weiter seine Ich-bin-unschuldig-Story? Wenn ich er wäre, würde ich eine Therapie machen (ernsthaft) und dann sagen, ich hätte verschüttete Erinnerungen aufgedeckt und könnte jetzt die Karten auf den Tisch legen.

Sorry, ich möchte mich absolut nicht über Therapien lustig machen, man sieht ja, wie schwer es zum Beispiel Prinz Harry fällt, über den Tod seiner Mutter (er war damals 12 Jahre alt) und seine jahrelangen Therapien zu sprechen. Und Harry hat wirklich nichts ausgelassen um zu provozieren (irgendwie fallen mir da gerade die Parallelen zu EH und JS auf, möglicherweise ist das Alter von 10/11/12 Jahren ein besonders kritisches Alter für einschneidende Ereignisse, das weiß ich nicht. Falls jemand psychologische Fachkenntnisse beisteuern kann, gerne her damit.)


4x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 13:11
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Ich weiß, dass hier alles schon x-mal durchgekaut wurde, daher verzeiht bitte meine Verbissenheit. Manchmal suche ich mit der Suchfunktion nach einem Begriff und sehe dann, dass 2017 und 2018 schon dieselben Themen besprochen wurden. Das tut mir leid, ich will keinen verärgern.
Nichts zu verzeihen, zumindest mich verärgert Du damit kein bißchen. Manchmal habe ich ja eher Sorge, dass Du zu tief eintauchst...
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Neulich hat jemand gefragt, warum sich jemand so emotional in dieses Thema reinstürzen kann. Ich habe eine PN bekommen, in der mir jemand schrieb, ich würde nicht nur gut analysieren, sondern mich auch "empathisch einfühlen". Und ich dachte nur: Empathisch, ich? Ich? Das ist doch "nur" eine "geistige Schnitzeljagd" für mich.

Ich habe erkannt, dass ich mich da selber belogen habe. Es ist eine emotionale Schnitzeljagd. In meinem Leben gibt es total viele Parallelen zu JSs Kindheit/Elternhaus/Leben (ich könnte spontan ca. 10 Stück aufzählen) und viele Umstände hatten ähnliche Auswirkungen auf mich. Ich glaube, ich wollte für mich selber herausfinden, was die Gründe für seine Gefühle (und damit auch meine Gefühle vor ca. 20 Jahren und teilweise bis heute) waren.
Das erklärt dann Deine "Verbissenheit" - weil es tiefer geht als der Fall an sich. Schräg, aber sympathisch. ;)
Zitat von MelusineMelusine schrieb:möglicherweise ist das Alter von 10/11/12 Jahren ein besonders kritisches Alter für einschneidende Ereignisse, das weiß ich nicht. Falls jemand psychologische Fachkenntnisse beisteuern kann, gerne her damit.)
Das ist es. Wichtig aber ist die Gesamtheit der Entwicklung. In der Pädagogik spricht man z. B. von "Entwicklungsstufen" (nach Piaget) oder auch vom "Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung" (nach Erikson). Würde in der Ausführung jetzt gerade meinen Zeitrahmen sprengen, aber vielleicht nutzen Dir die Stichworte schon für einen Überblick.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 13:18
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Die JS-Alleintäter-Theorie lässt unglaublich viele Widersprüche offen: ohne Brille gegen 2 Leute kämpfen und zielgerichtet tötliche Verletzungen setzen; blutiges Bettlaken; Mülleimer-Fahrt und Rückkehr zum Tatort; falsche Beschreibung der Kleidung, Position und Verletzungen von NH; EHs lücken- und fehlerhafte Schilderung des Kino-Alibis inkl. unglaublicher Logiklöcher (wie sollte er sie wiederfinden, wenn er nicht mal wusste, in welchem Kino sie war?; wäre er ernsthaft blutbefleckt auf der falschen Straßenseite direkt vor ein belebtes Kino gefahren?; Cola soll Blutspuren beseitigt haben, etc.)
Das sind jetzt sieben oder acht Widersprüche, angesichts der Fülle von Indizien insgesamt jedenfalls nicht "unglaublich viele".

- Ohne Brille, so what? Kennen wir seine Dioptrien? Er war ausgebildeter Degenfechter und 50 Jahre jünger.

- Gegen zwei? Why not? Die Lage der Leichen deutet ja wohl auch eher auf ein Nacheinander beim Abschlachten.

- Blutiges Bettlaken? Ich finde die Erklärung mit der Hotelkamera einleuchtend.
...
- falsche Beschreibung der Kleidung? War denn JS Modefetischist? Wer weiss, was er in seinen Opfern sah? Vielleicht Telramund und Ortrud? Welcher Lohengrin achtet denn da auf Jeans?

- falsche Position? Vielleicht Verdrängung? Vielleicht eine absichtlich eingebaute Hintertür?

Und die "Logik"fehler, ja nun, es kann an mangelnder Vermittlung liegen oder einsetzendem Vergessen. Alles nicht wirklich unerklärlich.

Jedenfalls schrumpeln die "unglaublich vielen" Widersprüche auf eine angesichts der Gesamtumstände überschaubare Zahl und stehen damit der Einzeltäterthese nicht kategorisch im Wege.


melden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 13:19
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Es ist eine emotionale Schnitzeljagd.
Auch. Sonst hättest Du gar nicht die Motivation, Dich mit so viel Mühe so tief in die Details hineinzuarbeiten - und das alles auch noch mit wissenschaftlicher Akribie zu belegen.

Aber es ist eben auch eine geistige Schnitzeljagd, die auf logischer, intellektuell geschulter Erkenntnis aufbaut. Und die nur funktionieren kann, wenn man sich mit Empathie und psychologischem Geschick in die Köpfe und Herzen der Protagonisten hineinversetzt. Und dann wieder in die Person des Beobachters zurückfällt, der das Erkannte mit Distanz und Sachlichkeit wertet und wägt.

Das mag für den einen oder anderen vergebene Liebesmüh sein. Aber ein wirklich guter Ermittler, der muss das tun, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Denn die Wahrheit ist nie die des ersten Anscheins. Im Fall des Doppelmordes am Ehepaar Haysom hatten die Ermittler natürlich das Problem, dass Einfühlungsvermögen nicht zu gerichtsfesten Beweisen führte. Deshalb ihr Interesse an Geständnissen, die mit den objektiven Tatortspuren übereinstimmten. Über die Motive der Geständigen machten sie sich scheinbar keine großen Gedanken.

Deine These
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Nur wenn ich mir vorstelle, dass beide es gemeinsam am Nachmittag getan haben, fallen für mich alle Puzzle-Teile an die richtigen Stellen.
ist deshalb die beste Synthese zu allen einseitigen Positionen. Absolut überzeugend und eigentlich auch nicht zu widerlegen. Da passt dann auch Elizabeths "Letter" von 2016, in dem sie Jens das Recht abspricht, sich als "unschuldig" darzustellen.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Die Frage ist jetzt einfach nur, was JS daraus macht. Erzählt er weiter seine Ich-bin-unschuldig-Story? Wenn ich er wäre, würde ich eine Therapie machen (ernsthaft) und dann sagen, ich hätte verschüttete Erinnerungen aufgedeckt und könnte jetzt die Karten auf den Tisch legen.
Der Mensch ist immer das Produkt aus mehreren Faktoren. Genetik, Biographie, Umwelt und Menschsein. Zum Menschsein gehört der freie Wille dazu. Jens und Elizabeth wussten immer, dass in der Welt, in der Gesellschaft, in der sie lebten, die Tötung zweier Menschen aus egoistischen Motiven ein großes Unrecht darstellt. Sie wussten um die Todesstrafe. Und sie hätten es einfach bleiben lassen und gemeinsam (z.B. nach Passau oder Trier) gehen können, um dort weiter zu studieren und gemeinsam zu leben. Egal welche Störungen oder Traumata sie hatten, sie wussten das. Die Schuldfähigkeit steht außer Frage.

Söring hat alle Voraussetzungen, sich dem innerlich zu stellen. Ob er es noch kann, nach 33 Jahren Unschuldsbeteuerungen, ist die andere Frage.


4x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

11.02.2020 um 14:06
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Andererseits ist man mit 18 Jahren noch ein halbes Kind und hat sich weder geistig noch emotional noch finanziell noch sozial vollständig von seinen Eltern abgenabelt.
Einerseits hat man sich abgenabelt und gleichzeitig fehlt einem in vielen Bereichen noch das eigene (Werte-)koordinatensystem, was einen anfällig für vielerlei Strömungen macht. Man ist noch keine gefestigte Persönlichkeit.

Ich habe für diese Phase des Erwachsenwerdens (das ist ja ein fließender Prozeß und nichts, wo man 18 wird und zack ist man erwachsen) immer das Bild eines Schiffes im Kopf, das den sicheren Hafen verläßt und raus auf den weiten großen Ozean segelt. Irgendwann sieht man die Küste nicht mehr und auch der sichere Leuchtturm, der einem bis dahin immer Orientierung gegeben hat, sprich die Eltern und deren Koordinatensystem, ist verschwunden und nun muß man selbst entscheiden, weiter segeln, umkehren, wohin selgeln? Was ist richtig, was ist falsch? Es braucht seine Zeit und auch den einen oder anderen Fehler und die eine oder andere Erfahrung, bis man ein eigenes Koordinatensystem entwickelt hat. Man stellt fest,dass man einige Dinge auf gar keinen Fall so machen möchte, wie die Eltern, was nicht heißt, dass man wüßte, wie man es besser macht und an anderer Stelle kommt man zu dem Schluß, dass das gar nicht so doof war, wie die Eltern bestimmte Dinge gesehen und gehandhabt haben.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Ich weiß, dass hier alles schon x-mal durchgekaut wurde, daher verzeiht bitte meine Verbissenheit. Manchmal suche ich mit der Suchfunktion nach einem Begriff und sehe dann, dass 2017 und 2018 schon dieselben Themen besprochen wurden. Das tut mir leid, ich will keinen verärgern.
Es hat ja jeder das Recht und die Möglichkeit, Beiträge nicht zu lesen, wenn ihn die Ausführungen darin nicht interessieren.
Wenn hier nur noch "neue" Erkenntnisse gepostet werden dürften, dann wäre der Thread wohl nicht derart umfangreich.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Und ich kann einfach gedanklich nicht mehr zur Alleintäter-Theorie zurückkehren. Ich kann es einfach nicht.
Damit bist du nicht allein ;-)
Auch für mich lösen sich alle vermeinntlichen Widersprüche und Ungereimtheiten auf, wenn ich beide gemeinsam am Tatort sehe. Insbesondere ihr Nachtatverhalten wird für mich dadurch erst schlüssig.
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Die Frage ist jetzt einfach nur, was JS daraus macht. Erzählt er weiter seine Ich-bin-unschuldig-Story? Wenn ich er wäre, würde ich eine Therapie machen (ernsthaft) und dann sagen, ich hätte verschüttete Erinnerungen aufgedeckt und könnte jetzt die Karten auf den Tisch legen.
Therapie klingt schon mal gut, weil es das Eingeständnis ist, Hilfe zu benötigen.
Man muß sicherlich sehen, dass für JS diese "Story" die letzten 33 Jahre seines Lebens bestimmt und auch ausgefüllt hat.

Der Vergleich hinkt jetzt, aber es ist vielleicht ein wenig so, wie wenn man von einem auf den anderen Tag mit Arbeiten aufhört. Im ersten Moment ein tolles Gefühl, aber dann kommt u.U. die Leere und die Sinnlosigkeit. Das könnte ein Problem sein, denn bisher hatte JS zumindest für sich einen Sinn, nämlich um seine Freiheit kämpfen. Und nun?

Warten wir es ab.


melden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 00:26
Zitat von monstramonstra schrieb:ist deshalb die beste Synthese zu allen einseitigen Positionen. Absolut überzeugend und eigentlich auch nicht zu widerlegen. Da passt dann auch Elizabeths "Letter" von 2016, in dem sie Jens das Recht abspricht, sich als "unschuldig" darzustellen.
@monstra + @Melusine
Bitte nicht vergessen:
Dass EH am Tatort war, ist nur eine These, die mit den Ermittlungsergebnissen nicht übereinstimmt. Daher wurde sie "nur" als Anstifterin angeklagt und verurteilt. Noch ist JS der Alleintäter, den er hat seine Unschuld nicht beweisen können.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 07:19
@Rosenmontag
Und ich finde es mehr als anmaßend, dass hier von Foristen ohne jemals einen Blick in die Ermittlungsakte geworfen zu haben, der Fall "gelöst" wurde. Was braucht man zukünftig noch Ermittler... man stelle den Fall auf allmy ein und siehe da, hier wissen scheinbar einige mehr als die in den Fall involvierten Personen. Denn diese liegen selbstverständlich falsch....


melden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 07:33
Im Übrigen, sollte EH doch am Tatort gewesen sein, so konnte man es ihr nicht nachweisen. Es gab die Alibi-Geschichte in Washington und von ihr fehlende Spuren die sie UNMITTELBAR mit dem Verbrechen in Verbindung bringen konnten.

Ich verstehe das Rechtsverständnis hier von einigen nicht. Für JS sind die INdizien nicht ausreichend genug, bei EH werden aber beide Augen zugedrückt? Sie MUSS mit am Tatort gewesen sein? Irgendwie seltsam. Wie wird das begründet? Mit Smypathie gegenüber JS und Antipathie gegenüber EH? Gelogen haben schließlich beide, also ist es etwas seltsam, das dem einen vorzuhalten und bei dem anderen darüber hinwegzusehen.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:16
Was ich auch noch ganz amüsant finde ist, dass die Widersprüche von JS von einigen versucht werden aufzuklären z. B. mit der falsche Lage der Leichen. ER kann es nicht gewesen sein, weil die Leichen nicht so lagen wie er es beschrieb, und Frau Haysom hatte auch noch etwas anderes an, als von ihm beschrieben. Dass er diesbezüglich absichtlich lügt, darauf scheint hier niemand kommen zu wollen. Oder er sich nach einem Jahr nicht mehr richtig daran erinnerte. Das wird dann so gedeutet, dass er ja eigentlich gar nicht am Tatort gewesen sein kann, oder es andere Gründe dafür gibt, oder deshalb unbedingt EH mit am Tatort war. Bei EH wird nicht so ein Tamtam veranstaltet, da heisst es sogleich, sie würde lügen. Gut, dass einige nicht im wirklichen Leben Ermittler sind ;)


melden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:21
Zitat von RosenmontagRosenmontag schrieb:Dass EH am Tatort war, ist nur eine These, die mit den Ermittlungsergebnissen nicht übereinstimmt. Daher wurde sie "nur" als Anstifterin angeklagt und verurteilt. Noch ist JS der Alleintäter, den er hat seine Unschuld nicht beweisen können.
De jure ja. Aber wenn das unverrückbar auch das de facto bestimmen würde, dann hätte man sich die letzten 1.349 Seiten in diesem Thread sparen können.

Es gibt jedenfalls legitime Zweifel, ob die gerichtlich festgestellte Tatbeteiligung auch tatsächlich so war. Das ist auch nichts Schlimmes, denn ein prozessuales Procedere vor Gericht ist auf eine rechtlich bindende Feststellung und damit eine Entscheidung mit Rechtsfolgen (Strafe) hin angelegt. Die strafprozessuale Wahrheit muss nicht mit der wissenschaftlichen (oder subjektiven) Wahrheit übereinstimmen. Vor Gericht ist keine offene geisteswissenschaftliche Analyse möglich und nützlich, in der verschiedene Hypothesen dargelegt und abgewogen werden. Diese Möglichkeit gibt es aber hier und @Melusine hat davon in höchst anerkennenswerter Weise Gebrauch gemacht.

Da geht es nicht ums beweisen. Beweisen kann hier sowieso niemand etwas, denn darüber kann abschließend nur ein Gericht (oder eine Jury) entscheiden.
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Ich verstehe das Rechtsverständnis hier von einigen nicht.
Das Rechtsverständnis ist doch gar nicht tangiert. Keine Angst. Rechtskraft ist Rechtskraft.

Und was ist die Anmaßung dabei? Aus allen zur verfügung stehenden Quellen, deren sorgfältiger und wirklich konservativ-zurückhaltender Analyse eine These zu entwickeln? Eine These, die mit den gerichtlich verwerteten Beweismitteln auch in Übereinstimmung zu bringen wäre? Die die Motive der Beteiligten erklären könnte? Sicher, immer nur eine These. Aber mehr wird ja auch gar nicht behauptet.

Nochmals: Wenn es unstatthaft wäre, dann hätte man sich die letzten 1.349 Seiten in diesem Thread sparen können. Und Du, @Venice2009, ganz viel Zeit. Urteil. Punkt. Thread geschlossen.

Und es wird weder behauptet, Söring sei unschuldig noch der Fall sei gelöst. Bitte lesen:
Zitat von MelusineMelusine schrieb:Und nochmal, ich halte JS nicht für unschuldig und mit diesen Zeilen versuche ich nicht, ihn zu verteidigen. Ich versuche, ihn zu verstehen.
Also: Keine Angst. Herr Söring bleibt vermutlich in alle Ewigkeit ein rechtskräftig verurteilter Doppelmörder. Aber ob und wie er das tatsächlich ist, mit welchen Motiven, und warum er das Gegenteil behauptet, ist angesichts der bekannten Beweismittel eine spannende Frage.


5x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:26
Zitat von monstramonstra schrieb:Und was ist die Anmaßung dabei?
Dass man es besser als die Ermittler weiß, ohne einen Einblick in die Ermittlungsakten gehabt zu haben. Der Zeitpunkt der MOrde wird ja nicht willkürlich bestimmt worden sein. Die Eltern hatten über 2 Promille intus gehabt, das hat man üblicherweise nicht schon nachmittags geschafft. Nur als kleines Beispiel. Daher wird es schwierig bei der Entfernung zu morden und dabei auch noch im Kino zu sitzen.


4x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:41
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Dass man es besser als die Ermittler weiß, ohne einen Einblick in die Ermittlungsakten gehabt zu haben.
Besserwisserei? Nein. Ermittler haben ihren Blick. Und es gibt den Blick von Außen. Das kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Auch das ist völlig normal.

Ermittler müssen das Gericht überzeugen. Ob sie mit ihren Tathypothesen den Beobachter überzeugen, der nicht in einen Prozess involviert war, ist etwas Anderes. Und die Beobachtung und Kritik ihrer Thesen ist nicht anmaßend oder besserwisserisch. Sondern praktische Vernunft. Der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, die durch den Glauben an die absolute Wahrheit irgendwelcher Autoritäten entsteht.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:41
Zitat von monstramonstra schrieb:Es gibt jedenfalls legitime Zweifel, ob die gerichtlich festgestellte Tatbeteiligung auch tatsächlich so war.
Wenn Söring beweisen will, dass Elizabeth am Tatort war, müsste er zugeben, dass er auch dort war. Vorausgesetzt beide haben die Morde begangen. Würde ihm jedoch nicht weiterhelfen. Seine "Alternativ-Story" ist jedoch total unglaubwürdig.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:47
Zitat von Judith123Judith123 schrieb:Wenn Söring beweisen will, dass Elizabeth am Tatort war, müsste er zugeben, dass er auch dort war.
Söring kann das nicht beweisen. Er kann es nur behaupten. Und wenn er das glaubhaft möchte, muss er zumindest darlegen, warum er das so sicher wissen kann. Es ist nicht notwendig, dass er am Tatort war.

Aber die Frage, vor der er vielleicht steht - jetzt noch mehr als im Gefängnis -:

Wie kann er glaubhaft eine Version behaupten, die a) eine unmittelbare Täterschaft Elizabeth' belegt und b) seinem Credo der völligen Unschuld nicht fundamental zuwider spricht?

Er kann es nicht. Angenommen die These von der Doppeltäterschaft träfe zu, müsste Söring den mühsam aufgebauten Mythos b) (Unschuld) zerschlagen. Aus der Nummer findet er aber meiner Meinung nach nicht mehr heraus. Wenn dem so war. Ich weiß es ja nicht.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:49
Zitat von monstramonstra schrieb:sserwisserei? Nein. Ermittler haben ihren Blick. Und es gibt den Blick von Außen. Das kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Auch das ist völlig normal.
Ermittler müssen sich an die Gegebenheiten vom Tatort halten. Wenn dieser besagt, dass ein Pärchen eine Promillezahl von 2,2 intus hatte, der Tisch gedeckt gewesen ist, dann geht man eher vom Dinner als vom Lunch aus. Außer, die Haysom´s waren bereits um 13, 14 Uhr sturzbetrunken und Frau Haysom lief grundsätzlich leger gekleidet herum. Aber das wurde seitens der Haysoms ja verneint. Sie hätte in diesem Kleid niemandem die Türe geöffnet. Vielleicht ja nicht im nüchternen Zustand, aber all das bleibt ja immer unberücksichtigt.


1x zitiertmelden

Der Mensch Jens Söring

12.02.2020 um 08:54
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Ermittler müssen sich an die Gegebenheiten vom Tatort halten. Wenn dieser besagt, dass ein Pärchen eine Promillezahl von 2,2 intus hatte, der Tisch gedeckt gewesen ist, dann geht man eher vom Dinner als vom Lunch aus. Außer, die Haysom´s waren bereits um 13, 14 Uhr sturzbetrunken und Frau Haysom lief grundsätzlich leger gekleidet herum. Aber das wurde seitens der Haysoms ja verneint. Sie hätte in diesem Kleid niemandem die Türe geöffnet. Vielleicht ja nicht im nüchternen Zustand, aber all das bleibt ja immer unberücksichtigt.
Als Gegebenheiten sind Kleidung, Essensreste, Alkoholwerte hinzunehmen.

Der Rest sind Annahmen, Wertungen, Schlüsse der Ermittler. Oder Dritter. Geistiges Menschenwerk. Es können ebenso auch andere Annahmen, Wertungen und Schlüsse aus diesen Gegebenheiten vom Tatort abgeleitet werden. Also z.B.: Frau Haysom könnte in ihrer Kleidung einer bekannten oder vertrauten Person sehr wohl die Türe geöffnet haben.

Könnte. Möglichkeitsform.


1x zitiertmelden