@LivelikeJay Im Moment bin ich in einer ähnlichen Situation, ich kann dich gut verstehen, glaube ich.
Mein Problem beschreibe ich seit längerem als eine konstante Traurigkeit, die der Boden all meiner Erfahrungen zu sein scheint. Egal was ich erlebe, es ist umgeben von diesem unzufriedenem Gefühl.
Mittlerweile würde ich es aber auch eher Unzufriedenheit nennen.
Doch ist mir vor etwa sechs Wochen etwas passiert, das vieles verändert hat und vor etwa zwei Wochen noch etwas, etwas sehr schönes.
Habe vor zwei bis drei Jahren ein Mädchen kennengelernt, in das ich mich langsam verliebt habe. Sie kam auch sehr auf mich zu, ich habe aber die Gelegenheiten nicht genutzt... aus Arroganz. Ich habe zu viel nachgedacht. Ich redete mir ein, dass ich keine Chance bei ihr hätte... was für ein Scheiß
:D Doch damals hab' ich so gedacht. Dann hatte sie einen Freund und ich dachte natürlich noch mehr Pessimistisches. "Hach, jetzt ist eh jeder Zug abgefahren." Das ging dann so weiter, etwa ein Jahr lang. Beinahe jeden Tag habe ich an sie gedacht, doch immer endete das Denken an sie mit Sätzen wie: "Da hab ich schon längst alle Chancen vertan." "Da ist jeder Zug abgefahren." "Ach ich bin es doch garnicht wert... sie hätte doch garnichts von mir." "Ach, eigentlich liebe ich sie doch garnichtmehr" "blablabla...." Schallplatten, die sich immerwieder wiederholt haben. Und am Ende habe ich mir vorallem eingeredet, dass ich sie garnicht Liebe, sondern nur träume.
Vor etwa sechs Wochen dann, nachdem die pessimistischen Gedanken besonders stark waren, kam mir plötzlich der Gedanke:
Was für ein Bullshit! Jeden Tag versuche ich mir einzureden, dass ich sie nichtmehr Liebe. Doch denke ich doch jeden Tag an sie! Ich habe jetzt über ein Jahr lang versucht es mit Denken in den Griff zu bekommen - jetzt ist Schluss! Ich werde es versuchen, egal was kommen mag!
Sie ist mittlerweile seit 1 1/2 Jahren mit jemandem zusammen... den ich vor etwa einem Jahr kennen gelernt habe. Und er ist auchnoch verdammt sympathisch! Scheiße
:D Das macht es nicht gerade leichter für mich.
Als ich mir dieses Ziel gesetzt habe, hat sich auf einen Schlag so viel getan in meinem Leben. Ich bin wieder aufgewacht. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass sich meine Ängste in meinem äußeren Leben manifestierten. Ich war auf dem Weg meinen Verstand zu besiegen und ihn unter Kontrolle zu bringen, dabei hat er sich natürlich gewehrt.
Ich habe mein ganzes Leben lang nie wirklich eine Freundin gehabt, bin mittlerweile 20, das deprimiert mich ein wenig. Kenne das Gefühl nicht, einen Partner zu haben, dem ich alles anvertrauen kann, neben dem ich einschlafen kann und morgens wieder aufwachen kann. Ich kenne es nicht, doch ich habe ein Verlangen danach. Doch bei jeder Chance habe ich zu viel Nachgedacht und letzendlich irgendeinen Gedanken gefunden, der mich davon abhält, mit einer Frau zusammen zu sein.
Doch jetzt möchte ich mich dem stellen, das ich einst als mich selbst gesehen habe. Diese blöden Gedanken, die einfach unnötig und schmerzerzeugend sind. Deswegen werde ich sie besuchen, ihr meine Liebe gestehen und ihr einen Edelstein schenken, der ein Zeichen dafür sein soll, dass ich ihr mein Herz anvertrau. Denn letzendlich habe ich keine Wahl - ich liebe sie, ob ich will oder nicht und ob ich darüber nachdenke oder nicht.
Was dann dabei rauskommt ist völlig egal... wichtig ist für mich, dass es weiter geht
:)Oh, und die Erfahrung vor zwei Wochen.
Mein Fenster ist Nachts immer offen, wenn es nicht zu kalt oder zu stürmisch und regnerisch ist. Mein Vater hat sein Zimmer neben meinem und hat auch das Fenster offen, wenn möglich. Doch eines Nachts, als ich im Halbschlaf war, hörte ich ein "Stönen", wie wenn jemand versucht zu schreien, es aber nicht kann. Ich dachte: "Mein Vater träumt schlecht... oder er hat gerade etwas am Herz." - sofort bin ich aufgestanden, bin aus meinem Zimmer und habe seine Zimmertüre geöffnet. Schon beim Öffnen habe ich ein letztes Lautes Ausatmen gehört, womit ich wusste, dass er aufgewacht ist. Nachdem ich zu ihm geeilt bin, habe ich seine Augen gesehen. Sie waren schwarz, tief und leer. Genauso sein Gesichtsausdruck. Er konnte erst garnicht sprechen, dann nur sagen, dass er sich an nichts erinnern kann.
Dann kam meine Mutter aus dem Bad, dachte jemand hätte sich aufgeregt und redete richtig aufdringlich und nervig... "Is' was passiert? Hat hier jemand geschrien? Wer hat hier geschrien? Hat sich jemand aufgeregt? ..." Mein Vater und ich seufzten nur. Dann bat ich meine Mutter zu gehen, da sie gerade nervt. In dem Moment musste ich das einfach so sagen. Sie ging dann etwas genervt schlafen. Dann war mein Vater auch wieder da. Er erzählte, dass er einen Krimi angesehen hatte, davon hatte er so geträumt. Er träumte, dass er in seinem Zimmer im Bett liegt und die Türe aufgeht. Es kam jemand herein, der ihm böses wollte, das wusste mein Vater im Traum. Doch mein Vater wusste im Traum auch, dass er nur träumt, doch er wollte nicht sterben - also hat er sich gedacht: Wenn er schreit, wacht er auf. Er versuchte zu schreien im Schlaf, doch es ging nicht.
Nachdem er das erzählt hatte, lag ich mich ohne etwas zu sagen unter seine Decke und umarmte ihn, kuschelte mich an ihn heran. Sofort musste er lachen, vom Herzen. Das machte ihn glücklich, dass sein Sohn sofort zur Hilfe kam. Dann meinte er auch schon, dass es in Ordnung sei und er heute Nacht bei meiner Mutter schläft. Sie haben getrennte Schlafzimmer, nicht aber, weil sie sich nicht mögen... ist aber unwichtig. Ich ging danach in mein Zimmer zurück und legte mich hin. Und dann erfuhr ich etwas, das ich lange nichtmehr erfahren hatte.
Ich fühlte Liebe. Ich war glücklich.
Diese Erfahrung zeigte mir, was ich wirklich suche und was mich wirklich glücklich macht. Ich habe vieles probiert, viele Tätigkeiten, doch nichts konnte meine durchgehende Unzufriedenheit befriedigen - bis auf das, was in diesem Moment geschah.
Ich hoffe ich konnte dir helfen.
Ein letzter Satz, der mir zu dieser Zeit kam: Die Gedanken lassen keinen Platz für Liebe.
Wenn du also Liebe fühlen willst, dann musst du lernen, deinen Verstand zum Schweigen zu bringen. Wenn du ihn aber vollkommen unter Kontrolle hättest, wärst du wohl ein Erleuchteter
:D Also nimm es nicht zu genau. Ich finde es nur wichtig, hin und wieder mal von all den Gedanken loslassen zu können - nur einen kurzen Moment. Das ist schon unglaublich viel wert
:)Alles Liebe
Simon