Grillage schrieb:Mag sein, dass auch das Mädchen das nie erwähnt hätte, wenn nicht am gleichen Abend Claudia verschwunden wäre. Dann hätte es sich vielleicht gedacht, dass es das gruselig fand, aber das überinterpretiert hat, weil der Typ ja gleich verschwunden ist, nachdem sie abgebogen ist.
Genau so hätte ich vermutlich auch gedacht.
Ich bin Anfang der 70er geboren und in dörflicher Gegend aufgewachsen. Jeder kannte jeden, drumherum gab es viele Wälder.
Ich erinnere mich, dass ich mit meiner Mutter (im Hellen, ich meine an einem späten Nachmittag im Sommer) spazieren ging, wir uns einem kleinen Wäldchen näherten und uns eine Nachbarin entgegen kam, die ihren Zeigefinger warnend auf die Lippen legte und mit dem der anderen Hand auf eine Stelle an der Straße (kein Waldweg), am Waldrand zeigte.
Da lagen zwei fremde Männer, wie man heute sagen würde, ziemlich "relaxed". Einer hatte ein Gänseblümchen zwischen den Lippen.
Die Situation ist mir immer in Erinnerung geblieben, allein aufgrund des mir befremdlichen Verhaltens der Nachbarin und weil meine Mutter dann danach sehr viel darüber mit anderen Nachbarn geredet hat. Der Dorffunk funktionierte tadellos!
Daher erschien mir die Situation im Nachhinein noch lange bedrohlich, obwohl sie es vermutlich gar nicht war.
Ich bin als Kind der 70er praktisch mit Ede Zimmermann aufgewachsen.
Ich wusste, dass Mama, Oma und Opa das regelmäßig auf einem der drei verfügbaren Programme schauten, das regelrecht angekündigt wurde und ich dann ernüchternderweise ins Bett musste, bis ich irgendwann mit und mit ein wenig schauen durfte, mir aber spätestens beim ersten Leichenfund die Augen zugehalten wurden, obwohl ich Küsse viel schlimmer fand und mir dann gerne selbst die Augen zuhielt.
Ich denke, dass allein durch dieses Fernsehformat damals schon viele Menschen erreicht und sensibilisiert wurden, anders, als es hier dargestellt wurde.
Ich frage mich heutzutage eher, wie sensibel wir durch Social Media und digitale Medien tatsächlich noch sind.
Hat es alles besser oder schlimmer gemacht? Kann man das überhaupt noch vergleichen?
Ich denke, die Plattform, Verbrechen zu begehen und Opfer zu finden, ist größer, ebenso, wie die Möglichkeit, sich mitteilen zu können, aber auch sehr schnell Situationen falsch zu interpretieren.
Auch die Art und Vielfalt welche Verbrechen es mittlerweile gibt, hat sich erweitert.
Was für das eine von Vorteil ist, ist für das andere von Nachteil, aber das eine, wäre vielleicht durch das andere gar nicht.
Daher sollten wir uns lieber in die Zeit des tatsächlichen Geschehens zurück versetzen, auch, wenn ein paar geschätzte User*innen das vielleicht aufgrund ihres Alters, verständlicherweise, vielleicht nicht so gut können.
Wir können einfach nicht immer schlussfolgern, was wahrscheinlich gewesen wäre, wenn wir die heutige Zeit präsenter haben.
Ich bin auch Verfechterin davon, eher erst einmal von dem Wahrscheinlichsten auszugehen, was sich aus dem, was wir, die Öffentlichkeit wissen (dürfen) erschließen lässt.
Alles darüber hinaus, mag vielleicht möglich sein und ich selbst schaue gerne dann im nächsten Schritt nach Alternativen und spekuliere oft fantasievoll, weil man nicht immer von einer nachvollziehbar logischen Denkweise eines Täters ausgehen kann, wir nur gefiltert Informationen bekommen und nicht zuletzt, weil es bei aller Tragik ein Hobby ist und man unbedingt das "Rätsel" lösen oder möglichst nah dran sein möchte, der/die eine mit mehr oder weniger Empathie für die Opfer und deren Angehörigen.
Vorm Trampen wurde, denke ich, damals schon gewarnt. Ebenso, nicht mit Fremden mitzugehen.
Aber weder Opfer noch Täter konnten davon ausgehen, dass innerhalb von Sekunden möglicherweise Polizei oder Social-Media-Kontakte informiert hätten werden können.
Dies möchte ich gerne zu Bedenken geben, besonders an die jüngeren unter uns hier.
Sorry, falls das ein zu langes Off-Topic war.