Rotkäppchen schrieb:Wenn nun bei XY gesagt worden wäre, dass es leider keine hinreichende DNA gebe, hätte der Schreiber vielleicht eher reine Möglichkeit gesehen, Peter Müller richtig in Schwierigkeiten zu bringen, da es dahingehend kein entlassenen Material geben würde.
Tatsächlich kann auch das eine Möglichkeit sein. Genau das Gegenteil von dem, was er vorgibt mit dieser Frage zu bezwecken. Er möchte sich nicht sicher sein, dass man einen unschuldigen sicher ausschließen kann, so dass er keine Vorwürfe wegen einer eventuell ausgesprochenen Falschverdächtigung machen muss. Sondern er möchte jemand möglichst viel Scherereien machen, und will dazu sicher sein, dass keien DNA zur Entlastung vorliegt.
Dieser Gedankengang zeigt ja, wie wenig man dem Briefeschreiber glauben kann. Da er anonym ist und man deshalb keine Rückfragen stellen kann und auch die im Brief genannten Details nicht irgendwie abgleichen kann, kann theoretisch jeder einzelne Satz einem ganz anderen Zweck dienen und der Schreiber eine ganz andere Intention verfolgen, als er in dem Satz behauptet.
Ich schrieb es weiter vorne ja schon: auffällig bei Leuten, die Lügengeschichten erzählen ist oft, dass sie Dinge begründen und mit vielen Details untermauern, um die Story logischer und in sich kohärent erscheinen zu lassen.
In diesem konkreten Fall: die eigentlich Intention des gesamten Briefes ist zu erfahren, ob die Polizei DNA zum Abgleich hat oder nicht. Jetzt kann man nicht einfach zur Polizei gehen und diese Frage stellen, und wenn man es tut, werden sie die einem sicher nicht beantworten. Also muss man irgendeine plausibel erscheinende Begründung zusammenzimmern, warum man sozusagen ein "berechtigtes Interesse" daran hat, um selber erst mal nihct verdächtig zu erscheinen. Wieso sollte das jemand am Fall völlig unbeteiligter auch wissen wollen?
Und zum zweiten muss man irgendeine Gegenleistung anbieten, um den Einsatz der Polizei zu erhöhen.
Genau das hat der Täter getan. Die ganze Story dient eingentlich nur dazu, sein berechtigtes Interesse an der Frage nach der DNA zu rechtfertigen, zu erklären, warum er das wissen muss und zu signalisieren, dass er angeblich das entscheidende Puzzlestück für die Polizei in den Händen hat, was sie im Gegenzug zur Benatwortung der Frage angeblich bekommen sollen.
Rotkäppchen schrieb:Theoretisch können auch zwei durchgeknallte True-Crime-Fans gewettet haben, ob man es schaffe mit so einem Brief für mächtig Wirbel zu sorgen und bis ins TV zu kommen.
Auch eine nicht so ganz fern liegende Möglichkeit. Da wäre es nicht mal so abwegig, sich auf so einen Uralt-Cold Case zu stürzen, weil da die Hürde, neue Ermittlungen anzustoßen ja eher höher ist als bei einem Fall der nicht so lange zurückliegt. Nach dem Motto: "Wenn ich es da schaffe, hätte ich es auch in jedem anderen Fall geschafft!". Und zum anderen, weil die Gefahr da geringer ist, dass solche Personen, wie sie da beschrieben werden fälschlich identifiziert und verdächtigt werden, weil halt wenige Leute sich an Details von vor 40 Jahren erinnern und denken können, da einen Verwandten oder Bekannten wieder zu erkennen.