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Mordfall Claudia Wilbert

1.615 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Auto, Wald ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mordfall Claudia Wilbert

05.02.2025 um 16:29
Zitat von GrillageGrillage schrieb:Aber welche Motivation sollte ein sterbender Täter haben, den Verdacht, der bisher ja nicht auf ihn gefallen zu sein scheint, noch kurz vor seinem Tod auf eine andere, in diesem Fall ja fiktive Person zu lenken?
Zugleich sehe ich auch wenig Motivation für wenig einen Täter. Klar die Ermittler ein bisschen in die Irre führen und über den Stand der Ermittlungsarbeit erfahren, aber dafür riskiert er doch selbst in Verdacht zu geraten und den Fall überhaupt erst wieder ans Tageslicht zu bringen. Das ist ja auch kein Zodiac, der hat sich 40 Jahre nie gemeldet.

Weil wir hier ja sowieso schon verschiedenste Buffs und sogar doublebuffs diskutieren hier noch eine Variante: Der Briefschreiber hat sich mit dem Namen der Person zurückgemeldet und die Veröffentlichung des Briefes dient dazu den Täter aus der Reserve zu locken.


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05.02.2025 um 16:35
Zitat von AusLeipzigAusLeipzig schrieb:hier noch eine Variante: Der Briefschreiber hat sich mit dem Namen der Person zurückgemeldet und die Veröffentlichung des Briefes dient dazu den Täter aus der Reserve zu locken.
Wenn der Name bekannt wäre, hätte die Polizei doch bestimmt schon agiert. Dieser Aufwand mit dem Brief würde keinen Sinn ergeben.
Der Täter würde ja nun extra noch gewarnt werden.


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05.02.2025 um 16:41
Zitat von AusLeipzigAusLeipzig schrieb:Aber was davon erinnert man dann bitte schön 47 Jahre danach gut genug um das eins zu eins übereinzubringen? Gerade dadurch dass er weggezogen ist finde ich das mit dem Kontaktabbruch mit dem Freund jetzt nicht so auffällig und Freund ist halt auch relativ. Gibt es im Brief denn etwas wo gesagt wurde, dass sie sehr enge Freunde waren?
Also, wenn ich die Polizei wäre, die darauf hoffen muss, dass sich jemand nach so langer Zeit an diese Konstellation und die Personen erinnert, wäre ich auch eher pessimistisch und würde daran zweifel, dass das klappt.
Wenn ich aber der Briefeschreiber wäre (mal angenommen er ist ehrlich und alles in dem Brief stimmt), dann wäre ich besorgt, solche Details preiszugeben, eben weil ich Sorge hätte, dass jemand meinen Verwandten und/oder den mutmaßlichen Täter wieder erkennt und damit auch ich als Breifeschreiber von der Polizei identifiziert werden könnte. Und das will der Briefeschreiber ja offensichtlich vermeiden, sonst hätte er nicht anonym schreiben müssen.

Viele Infos hat er unnötigerweise in den Brief gepackt. Z.B. die Tatsache, dass die Großeltern in einem Nachbarort von Scheuren lebten und der Verwandte diese manchmal zusammen mit dem mutmaßlichen Täter besuchte. Das dient dazu zu erklären, dass der Täter Ortskenntnisse hatte, den Parkplatz kannte, obwohl er aus Bonn stammt. Es hätte dazu absolut gereicht zu sagen, dass der Briefeschreiber von seinem Verwandten erfahren hat, dass dieser weiß, dass der mutmaßliche Täter den Parkplatz kannte. Meinetwegen auch, dass er öfter in einem Ort in der Nähe des Parkplatzes zu tun hatte und der Bekannte ihn dorthin begleitet hat.
Preiszugeben, dass der Zweck der gemeinsamen Ausflüge in die Gegend ein Besuch bei den Großeltern war, die dort in der Nähe wohnten ist vollkommen unnötig preisgegeben worden.
Und das gleiche gilt für einige andere der Datails aus dem persönlichen Leben des Verwandten und dem mutmaßlichen Täter. Man hätte das entweder gar nicht erklären/begründen oder erwähnen müssen oder hätte es abstrakter, weniger konkret beschreiben können, wenn man wirklich darauf bedacht gewesen wäre, die Anonymität zu wahren und um keinen Preis von anderen Personen wieder erkannt zu werden.

Deshalb halte ich die ganze Story für erfunden. Mir geht es aus in diesem Zusammenhang so wie @Klarmann:
Zitat von KlarmannKlarmann schrieb:Da schlagen bei mir die Alarmglocken an. Es ist ja weithin bekannt, dass Lügner sich in Details verstricken. Sie geben immer freiwillig viel zu viele Informationen raus.
Für mich sieht es so aus, als würde hier jemand eine Geschichte erfinden ( = lügen) und damit die glaubhafter wird, fügt er ungefragt Begründungen und Details hinzu. Jemand, der die Geschichte so erlebt hat und gleichzeitig darauf aus ist, dass sein Verwandter und damit er selbst nicht erkannt werden können, hätte ja auch einfach schreiben können: "Ich weiß, dass der mutmaßliche Täter die Gegend um den Parkplatz persönlich kannte."

Stattdessen wird eine Geschichte präsentiert (gemeinsamer Besuch bei den Großeltern), die erklären soll, warum eine Person aus Bonn Ortskenntniss zum Parkplatz Wolkenbruch hatte und woher der Verwandte weiß, dass er die hatte.
Ein Lügner überlegt sich halt genau, wo die "Lücken und Löcher" in seiner erfundenen Geschichte sind und versucht die schon präventiv zu stopfen. Im Gegensatz dazu erzählt jemand, der das wirklich so erlebt (oder hier eben 1 : 1 so erzählt bekommen hat), einfach wie es war und geht auch nicht davon aus, dass er irgendwas begründen muss. Es war halt wie es war.


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05.02.2025 um 16:42
Zitat von KlarmannKlarmann schrieb:Wenn der Name bekannt wäre, hätte die Polizei doch bestimmt schon agiert. Dieser Aufwand mit dem Brief würde keinen Sinn ergeben.
Der Täter würde ja nun extra noch gewarnt werden.
Ich glaube es gab schon Fälle in denen konrekt namentlich bekannte Täter mit Infos etc aus der Reserve gelockt wurden. Beispielsweise dann wenn nicht genug Beweise vorliegen und von Beweisen würde ich bei dem Brief jetzt eher nicht sprechen. Ich hoffe sehr dass wenn er die Infos aus diesem Brief + den Namen an die Polizei geschickt hätte, diese den Verdächtigen nicht sofort verhaftet hätte. Wir leben immerhin noch in einem Rechtsstaat! Man hätte also in jedem Fall weiter entwickelt und da gibt es Fälle bei denen solche Infos gezielt öffentlich gemacht wurden. Auf jeden Fall häufiger als dass sich ein Täter auf diese Weise an die Polizei wendet.


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05.02.2025 um 16:48
Zitat von AusLeipzigAusLeipzig schrieb:Ich hoffe sehr dass wenn er die Infos aus diesem Brief + den Namen an die Polizei geschickt hätte, diese den Verdächtigen nicht sofort verhaftet hätte.
Naja, das wäre sicherlich auch nicht sofort gegangen. Die Polizei müsste erst die Wohnadresse rausfinden und den Mann vermutlich verdeckt beobachten.

Ich glaube allerdings, dass der Brief fingiert ist. Irgendwas stimmt damit nicht. Ist nur so ein diffuses Gefühl. Nach mehrmaligem Lesen verstärkt sich das immer mehr. Ohne großartig tiefgehend analysieren zu wollen ( bin eh kein Experte ), sind mir einige Widersprüchlichkeiten ins Auge gesprungen.


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05.02.2025 um 17:15
Zitat von KlarmannKlarmann schrieb:Ich glaube allerdings, dass der Brief fingiert ist. Irgendwas stimmt damit nicht. Ist nur so ein diffuses Gefühl. Nach mehrmaligem Lesen verstärkt sich das immer mehr. Ohne großartig tiefgehend analysieren zu wollen ( bin eh kein Experte ), sind mir einige Widersprüchlichkeiten ins Auge gesprungen.
Die auch von mir empfunde Merkwürdigkeit des Briefes spricht definitiv dafür, dass da "irgendetwas falsch ist" beim Briefschreiber. Da bin ich absolut bei euch! Aber ich sehe kein weiteres Argument für den "Fake" darin, dass er sich nicht nochmal gemeldet hat. Das ist ja aus dem Brief heraus erklärbae und es ist eben nicht Mal klar, dass er sich nicht gemeldet hat.

Wobei Ich die Variante, dass er sich schon zurückgemeldet hat jetzt auch nicht als besonderes wahrscheinlich ansehe. Wenn ich die Mal als Variante 8 nehme, würde ich die Varianten in dieser Wahrscheinlichkeit ordnen: 5, 1, 7, 2 - 4, 3 - 8, 6
Verlinke nochmal auf meinen Ausgangspost für die Varianten.
Beitrag von AusLeipzig (Seite 72)
Zu Variante 7:
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:7. Der Verfasser hat einen quälenden Verdacht, aber nichts konkretes in der Hand.
Dazu würde ich auch rechnen, dass der Verwandte einfach erfunden wurde.
Die ersten vier halte ich für klar wahrscheinlicher als die mittleren zwei und die wiederun wahrscheinlicher als die letzten beiden, deswegen die Striche. Die Variante mit dem Mörder (5) zwar für am wahrscheinlichsten aber weniger wahrscheinlich als 1+2+7 zusammengenommen bei denen der Briefschreiber tatsächlich reale Hinweise auf einen Verdächtigen hat.
Ursprünglich hielt ich Variante 2 für wahrscheinlicher als 1, aber es kann sich ja auch nur um ortsbekanntes Wissen handeln. 4 passt für mich ja am besten zum Schreibstil und Inhalt des Briefes, aber wieso ich die unplausibel finde hatte ich ja schon im verlinkten Post geschrieben. Würde mich sehr interessieren wie andere die Wahrscheinlichkeit dieser Varianten jeweils einachätzen.


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05.02.2025 um 17:32
Zitat von AusLeipzigAusLeipzig schrieb:A propos, ich will Mal versuchen die Hauptszenarien zusammenzufassen:
1. Die Schilderungen des Briefes und die Aussagen des Verwandten entsprechen mehr oder weniger der Wahrheit.
2. Die Schilderungen des Briefes entsprechen der Wahrheit, aber der Verwandte hatte klarere Infos bzw. mehr mitbekommen als er preisgab. - scheint mir ja wahrscheinlicher als 1, weil sich damit das Wissen um den Fundort als Täterwissen erklären lässt. Wie @Grillage herausgearbeitet hat ist ja sonst völlig unklar woher der Verwandte das Wissen soll.
3. Die Schilderungen des Briefes entsprechen der Wahrheit, aber der Verwandte war in das Verbrechen involviert oder war sogar selbst der Mörder und wir haben es mit verdrehter Gewissenserleichterung zu tun.
4. Der Brief ist ein Fake von irgendeinem Wichtigtuer. Was dagegen spricht habe ich ja schon angesprochen, ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass die Polizei diese Ansicht hat oder zumindest glaube ich nicht dass sie davon überzeugt ist.
5. Es handelt sich um einen Fake des Mörders
6. Es handelt sich um einen Fake der Polizei.
Mir gefällt diese Herangehensweise, alle Szenarien, die möglich erscheinen aufzulisten. Man kann das ja auch mal für die andere Seite, also die Polizei machen.

1. Die Polizei glaubt dem Briefeschreiber und hält die im Brief geschilderten Ereignisse und Personen für wahr.


2. Die Polizei hält den Brief für einen Fake, der von einer Person geschrieben wurde, die mit dem Fall nichts zu tun hatte und hat und sich mit dem Brief wichtig tun will und/oder die Polizei verkackeiern will.


3. Die Polizei hält die in dem Brief erzählte Geschichte vom Verwandten für erfunden, geht aber davon aus, dass der Schreiber tatsächlich etwas zum Fall und dessen Lösung beitragen kann, eventuell sogar selber der Täter ist.


4. Die Polizei hat den Brief selber geschrieben, um einen eventuellen Täter aus der Reserve zu locken (obiges Szenario 6.).

Bei Punkt 4 bin ich mir nicht sicher, ob die Polizei das wirklich machen würde und ob sie das darf. So einen Fake-Brief ohne konkreten Anlass zu einem 40 Jahre alten Fall herauszuhauen würde sicher keinen Sinn machen. Wenn überhaupt würde ich deshalb denken, dass sie das nur machen, wenn sie bereits eine konkrete Person im Visier haben.

Punkt 2 scheidet meiner Meinung nach aus, denn dann hätte man nicht den Aufwand betrieben, zu XY zu gehen und damit scheinbar auf die Forderungen des Schreibers einzugehen. Man hätte den Brief zur Akte CW gelegt und sicher keinen so großen Aufwand betrieben, nur um einen Witzbold zur Rechenschaft zu ziehen.

Es bleiben die Punkte 1 und 3 übrig. Hätte man bei Punkt 1 einen ganzen Film zu dem Fall drehen müssen? Ein Studiogespräch, bei dem der Komissar mit dem Brief wedelt und betont hätte, wie ernst man diesen nimmt und dass das darin geschilderte mit dem Ermittlugen übereinstimmt, vielleicht noch ein inständiger Appell an den Schreiber sich zu melden, hätte gereicht, um dem Briefeschreiber, der ja dann ein ehrlicher, besorgter, gewissensgeplagter Bürger wäre, zu ermutigen, sich zu melden. Selbst wenn man keine Täter-DNA hat, hätte man im Studiogespräch betonen können, dass man einen Täter sicher identifizieren bzw. Unschuldige ausschließen kann, dass es aber wichtig wäre, das zu klären.

Meiner Meinung nach ist Punkt 3 am wahrscheinlichsten. In dem Film und dem dazugehörigen Studiogespräch sehe ich mittlerweile einen Versuch der Ermittler, zum Schein auf die Forderung des Schreibers einzugehen (der Fall soll in XY präsentiert werden und man soll ihm mitteilen, ob man DNA hat), ihm zu signalisieren, dass man den Brief ernst nimmt, gleichzeitig aber den Filmfall so zu gestalten, dass Widersprüche zur Story erkennbar sind. Vielleicht auch Widersprüche, die den Schreiber/Täter in scheinbarer Sicherheit wiegen, wenn z.B. nach weiteren Opfern von jemandem gesucht wird, der im Auto rumcruist und junge Mädchen belästigt, es so jemanden in der Gegend zu der relevanten Zeit aber gar nicht gegeben hat. Vielleicht wollte man eine erneute Kontaktaufnahme provozieren.

Natürlich wird die Realität irgendwo dazwischen liegen. Vielleicht ist sich die Polizei zu 80 % sicher, dass der Brief gelogen ist, aber es besteht eine Restmöglichkeit, dass er doch wahr ist. Egal was für Experten, Sprachgutachter, Aussageforensiker etc. man da dran setzt, man wird immer nur Wahrscheinlichkeiten bekommen, nie eine 100% sichere Aussage.

Das, was mir wie viel zu viele Details und wie ein Indiz für eine Lügengeschichte rüberkommt kann eben auch einfach daran liegen, dass der Briefeschreiber ein schlechter Geschichtenerzähler ist, von Hölzchen auf Stöckchen und wieder zurück erzählt oder er vielleicht nervös war, als er das zu Papier brachte, weil die ganze Story ihn emotional sehr mitnimmt und er das als extrem uangenehme Episode in seinem Leben erlebt. Who knows....?!


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05.02.2025 um 17:49
Zitat von sören42sören42 schrieb:Könnte es sein, dass diesbezüglich doch mehr bekannt ist, also die Polizei eine Vermutung hat, wer hier gemeint sein könnte? Mal abgesehen von der Theorie, der Brief könnte aus "Polizeifeder" stammen (kriminalistische List) bei gleichzeitiger Beobachtung des potenziellen Täters.
Zitat von HastingsHastings schrieb:Eine kuriose Idee.
Nein, das ist ganz und gar nicht kurios. Eher gang und gäbe. Dazu zwei Beispiele:

Siehe Lindenfels Fall, wo Alfred Hettmer in der Schlussabfrage fallen ließ, jemand Blondes mit dem Namen "Peter" spiele eine Rolle. Man wusste längst, wer der Täter war und beobachtete ihn genau.

Siehe Dorota Galuszka-Granieczny aus Heinsberg vermisst
Hier wurde mit verdeckten Ermittlern gearbeitet, die sich dem Täter gegenüber als Kriminelle ausgaben. Der Täter gestand nicht nur die Tat, man fand daraufhin auch die Leiche und der Täter zeigte sich den verdeckten Ermittlern gegenüber bereit für einen weiteren Mord (um in die "Bande" aufgenommen zu werden). Er sitzt lebenslänglich.

Siehe Doppelmord von Horchheim. Hier gaukelte man der Täterin telefonisch vor, die Hunde liefen mehr oder weniger direkt auf sie zu. Über eine Strecke von hunderten Kilometern. Die Täterin wurde nervös und fragte bei ihrem Ehemann telefonisch nach, ob "die Viecher" das wirklich können.

Natürlich "darf" in so einem Brief dann auch was stehen, was so nicht ganz richtig ist. Sei es ein falsches Fahrzeug oder was auch immer. Es "reicht" ja, einen Tatverdächtigen massiv unter Druck zu setzen. Persönliche Daten stehen ja keine drin.

"Kurios" ist dann wohl eher die Annahme, dass aufgrund eines anonymen Briefes ein XY Beitrag produziert würde. Das kann man wohl kaum ernsthaft annehmen.


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05.02.2025 um 17:59
Zitat von GrillageGrillage schrieb:Bei Punkt 4 bin ich mir nicht sicher, ob die Polizei das wirklich machen würde und ob sie das darf.
Ja, darf sie. Das ist in der StPO geregelt.

Der Klassiker ist ja, wenn der Ermittler in einem leeren Ordner blättert und zum TV sagt: "Wir wissen schon eine ganze Menge über Sie."

Es gibt natürlich Grenzüberschreitungen, die nicht zulässig sind. Sie sind im § 136a StPO zu finden.


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05.02.2025 um 18:06
Was ich seltsam finde: Damals gab es doch weit weniger Autos als heute. Müsste es nicht möglich sein, die Handvoll Leute zu identifizieren, die damals in der Gegend einen Ford Taunus oder Granada fuhren? Ein Granada kratzte ja schon an der automobilen Oberklasse, da dürfte es nicht viel mehr als eine Handvoll von gegeben haben - die Gegend ist ja nicht übermäßig reich.


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05.02.2025 um 18:46
Zitat von sören42sören42 schrieb:Der Klassiker ist ja, wenn der Ermittler in einem leeren Ordner blättert und zum TV sagt: "Wir wissen schon eine ganze Menge über Sie."
Und das ist ja sehr viel direkter auf einen konkreten TV gemünzt und sehr viel direkter als in XY mit einem angeblichen anonymen Brief rumzuwedeln.


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05.02.2025 um 18:49
Zitat von sören42sören42 schrieb:Der Klassiker ist ja, wenn der Ermittler in einem leeren Ordner blättert und zum TV sagt: "Wir wissen schon eine ganze Menge über Sie."
Dieser "Klassiker" ist natürlich erlaubte kriminalistische List (keine Lüge, denn es wird ja gerade nicht gesagt: steht alles hier drin, und irgendwas wissen tut die Polizei auch, nur halt vielleicht nicht so viel relevantes..., das denkt sich der Verdächtige nur ggf in seiner Panik dazu)

So nen Brief zu schreiben, zu behaupten man habe den anonym erhalten und suche den Schreiber dürfte dagegen ziemlich sicher bereits unter die nach § 136a StPO fallende Täuschung fallen. Die Theorie eines "Fakes" durch die Polizei kann man daher relativ wahrscheinlich ausschließen.


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05.02.2025 um 20:02
Zitat von MatthaeiMatthaei schrieb:Müsste es nicht möglich sein, die Handvoll Leute zu identifizieren, die damals in der Gegend einen Ford Taunus oder Granada fuhren? Ein Granada kratzte ja schon an der automobilen Oberklasse, da dürfte es nicht viel mehr als eine Handvoll von gegeben haben - die Gegend ist ja nicht übermäßig reich.
Das wird man aber wahrscheinlich nur noch per Umfrage machen können, weil die Unterlagen zur Zulassung längst vernichtet sein werden.

Und selbst wenn man die noch hätte: Alle die Leute dann heute ausfindig zu machen und zu befragen ist ein ziemlich großer Aufwand, und was soll der bringen?

Wenn ich heute einen 75jährigen frage: "Also, Sie haben Ende der 70er einen Granada/Taunus gefahren, deshalb frage ich Sie: Wo waren Sie am 28. März 1979?" dann wird der zu 99,9% sagen: "Woher soll ich das denn heute noch wissen, Sie haben ja lustige Ideen...." (mal abgesehen von Zufällen wie: "Haha, das weiß ich zufällig ganz genau: Da war ich im Krankenhaus bei meiner Frau, da kam nämlich unsere Tochter zur Welt...." oder ähnliche Geschichten - aber wer sowas erzählen kann, ist dann ja ohnehin raus...)

Und das war es dann. Man kann schließlich niemanden verhaften nur weil er für einen bestimmten Tag vor fast 46 Jahren kein Alibi hat....


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05.02.2025 um 20:04
Zitat von abgelenktabgelenkt schrieb:So nen Brief zu schreiben, zu behaupten man habe den anonym erhalten und suche den Schreiber dürfte dagegen ziemlich sicher bereits unter die nach § 136a StPO fallende Täuschung fallen. Die Theorie eines "Fakes" durch die Polizei kann man daher relativ wahrscheinlich ausschließen.
Aber im Gegensatz zu dem Beispiel von @sören42 richtet sich diese List der Polizei ja nicht gegen eine einzige, der Polizei bekannte Person, die noch dazu in einer Vernehmungssituation unter Stress steht. Da wedelt einfach ein polizist mit dem Brief im Fernsehn rum und macht Andeutungen zum Inhalt bzw. jetzt wird der Inhalt konkret veröffentlicht. Aber niemand muss das anschauen oder lesen und jeder kann dem einfach ausweichen. Ich finde das ist deutlich weniger Druck, als wenn mir ein Komissar gegenüber sitzt und behauptet, in einem Ordner würden sich Beweise gegen mich stapeln.


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05.02.2025 um 20:42
Zitat von GrillageGrillage schrieb:richtet sich diese List der Polizei ja nicht gegen eine einzige, der Polizei bekannte Person
Die einzige Situation in der ich mir einen praktischen Nutzen eines solchen Vorgehens (unterstellte Veröffentlichung von Fake - Brief durch Polizei) vorstellen könnte (ob jetzt zulässig oder nicht) , wäre, dass sie jemanden konkretes im Verdacht haben, anhören bzw in Gegenwart von verdecktem Ermittler oder so die Nachrichten lesen lassen und schauen wie die Person drauf reagiert. Falls es so wäre, mE im Hinblick auf § 136a StPO sehr, sehr grenzwertig bzw wohl ziemlich sicher unzulässig. Ganz ohne konkreten Verdacht wäre das Vorgehen vielleicht nicht so problematisch aber auch irgendwie sinnlos.


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05.02.2025 um 21:00
Zitat von abgelenktabgelenkt schrieb:Die einzige Situation in der ich mir einen praktischen Nutzen eines solchen Vorgehens (unterstellte Veröffentlichung von Fake - Brief durch Polizei) vorstellen könnte (ob jetzt zulässig oder nicht) , wäre, dass sie jemanden konkretes im Verdacht haben, anhören bzw in Gegenwart von verdecktem Ermittler oder so die Nachrichten lesen lassen und schauen wie die Person drauf reagiert.
Rein praktisch ist das aber schon auch schwierig umzusetzen: Man weiß ja nicht, wann die betreffende Person das liest bzw. müsste da ja mehr oder weniger ständig jemand in der Nähe sein und aufpassen.... Mal abgesehen von der Frage, ob jemand, der nun so viele Jahre mit der Tat gelebt hat, wirklich irgendwie reagiert. Möglicherweise ist der so abgebrüht dass gar nix passiert.

Und selbst wenn: Nehmen wir mal an, derjenige zuckt irgendwie zusammen oder fängt gar an zu heulen - dann kann er immer noch
sagen: "Ach ja, das arme Mädchen...tut mir halt leid, auch heute noch...." Deshalb kann man niemanden verhaften.

Und dass jemand nach so vielen Jahren, wo er kein Problem hatte damit zu leben, dann plötzlich zusammenbricht und unter Tränen gesteht - das glaube ich ehrlich gesagt nicht, und es sollte mich wundern, wenn es eine nennenswerte (!!!) Anzahl von Fällen gibt, in denen das passiert ist.


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05.02.2025 um 21:09
Zitat von MatthaeiMatthaei schrieb:Was ich seltsam finde: Damals gab es doch weit weniger Autos als heute. Müsste es nicht möglich sein, die Handvoll Leute zu identifizieren, die damals in der Gegend einen Ford Taunus oder Granada fuhren? Ein Granada kratzte ja schon an der automobilen Oberklasse, da dürfte es nicht viel mehr als eine Handvoll von gegeben haben - die Gegend ist ja nicht übermäßig reich.
Wenn ich die Grafik hier

https://de.statista.com/infografik/28842/pkw-bestand-in-deutschland/

richtig deute, gab es zur Tatzeit in Deutschland ungefähr halb so viele Autos wie heute (um die 50 Millionen) - eine Seltenheit waren Autos Ende der 70er aber gewiss nicht.

Die Hersteller Ford und Opel richteten sich mit ihren für damalige Verhältnisse großen Autos (Rekord, Commodore, Granada, Consul usw.) schon an eine relativ breite Käuferschicht - und spätestens als Gebrauchtwagen waren sie auch weniger begüterten Kreisen zugänglich.

Die genannten Hersteller haben sich heute zwar aus diesem Marktsegement (Limousinen der oberen Mittelklasse) komplett zurückgezogen (Ford Scorpio und Opel Omega blieben ohne Nachfolger), aber zur Tatzeit war die Baureihe Ford Granada/Consul ein durchaus häufig im Straßenbild vertretenes Auto.

Ähnlich wie heute die SUVs, waren die genannten Modelle von automobilen Laien teils kaum zu unterscheiden.

Anders ausgedrückt, könnte man für die Tatzeit kaum eine unauffälligere Limousine als einen Ford Granada benennen. Davon parkte damals in jeder Straße irgendwo einer.


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Mordfall Claudia Wilbert

05.02.2025 um 21:51
Ich halte das immer noch für fast ausgeschlossen, dass der Täter das mediale Aufsehen um die Veröffentlichung des Briefes überhaupt mitbekommt!


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05.02.2025 um 22:03
Zitat von Pusteblume82Pusteblume82 schrieb:Ich halte das immer noch für fast ausgeschlossen, dass der Täter das mediale Aufsehen um die Veröffentlichung des Briefes überhaupt mitbekommt!
Siet zwei Tagen berichtet aber auch sowohl die regionale (General-Anzeiger Bonn, Kölner Anzeiger, Rundschau) wie auch die überregionale Presse (Bild) sowie Funk (WDR) und Fernsehn (RTL, ZDF) über die Veröffentlichung des anonymen Briefes. Selbst wenn der Täter also nicht im Internet aktiv danach sucht, besteht doch eine Möglichkeit, dass ihm die Meldung in den Lokalnachrichten oder der Presse begegnet. Vielleicht wird er auch - ohne Hintergedanken - von Bekannten drauf angesprochen, die wissen, dass er aus der Region stammt. Ich halte die Chancen dass er es mitbekommt, für recht hoch.
Und der Briefeschreiber bekommt es ganz sicher mit, denn der liegt wahrscheinlich schon seit Wochen auf der Lauer, ob es neue Nachrichten zum Ergebnis der XY-Sendung gibt.


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05.02.2025 um 22:18
Zitat von GrillageGrillage schrieb:Mir gefällt diese Herangehensweise, alle Szenarien, die möglich erscheinen aufzulisten. Man kann das ja auch mal für die andere Seite, also die Polizei machen.
Ja, man kann vieles machen...
Fragt sich nur, wofür es gut sein soll...

Einen Fall zu strukturieren und alternative Erklärungsszenarien zu definieren, sollte doch der "Reduktion von Komplexität" dienen, also "mehr Licht ins Dunkel" bringen und nicht durch mehr oder weniger wahlloses Aneinanderreihen von Ideen den Blick auf den Gegenstand des Interesses erst recht "vernebeln"...

Es gibt hier im Übrigen nicht "die eine Seite" und "die andere Seite, also die Polizei" ("die eine Seite" müsste komplementär dazu dann ja so etwas sein wie "das was nicht die Polizei ist", was sie aber nicht ist. Dass diese Unterscheidung nicht hinhaut, lässt sich leicht erkennen - sowohl wenn man sich die hier als auch die dort benannten Szenarien einmal ansieht.
Also aus methodischer oder auch nur "einigermaßen" analytischer Sicht, halte ich das für (Entschuldigung!) "wirklich groben Unfug".

Was die Sache angeht, bleibt es mir rätselhaft, weshalb die wenigen, doch nun klar und verständlich vorgebrachten (und auch wiederholt vorgebrachten) Aussagen der Ermittler zu ihrer Einschätzung der Authentizität des anonymen Brief hier so stark angezweifelt werden.
Dafür gibt es doch überhaupt keinen Anlass.

Die Ermittler haben den Brief in der Öffentlichkeit stets als genau das beschrieben, was er - wie wir jetzt in Kenntnis des gesamten Schreibens sicher wissen - ist:
Der Brief war und ist eine mögliche Spur, sicherlich die brisanteste (neben leider nur noch ganz wenigen verbliebenen anderen Spuren), die es in diesem sehr lange zurückliegenden Fall überhaupt noch gibt.

Die Ermittler haben niemals davon gesprochen, dass der unbekannte Verfasser mit dem Inhalt seines Briefes einen Nachweis (!) der Authentizität seines angeblichen Wissens zur Tat und insbesondere zum Namen des vermeintlichen Täters und seiner heutigen Wohnadresse erbracht hätte. Sondern sie haben immer davon gesprochen (sinngemäß), dass sie aufgrund der Übeinstimmung der Ermittlungserkenntnisse mit dem Brief die Authentizität des Briefes für möglich halten, was so viel heißt wie, dass sie die Authentizität des Briefes nicht ausschließen können, ihn also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für echt halten.
Deshalb haben sie sich in nachvollziehbarer Weise entschlossen, der Spur nachzugehen und auf den anonymen Briefschreiber einzugehen in der Hoffnung, er möge sich wieder melden (und mittlerweile auch in der Hoffnung, jemand anders könnte sich melden, um seinerseits den anonymen Briefschreiber namhaft zu machen).


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