brigittsche schrieb:Denn dass der Schreiber, aus welchen Gründen auch immer, nicht will, dass man seine Identität kennt, dürfte ja eines der wenigen Dinge sein, die sicher sind.
Richtig. Um bei meiner oben geschilderten Hypothese einmal zu verweilen, halte ich es für denkbar, dass der Verfasser sich der Peinlichkeit bewusst ist, sollte sich am Ende herausstellen, dass er einen Unschuldigen angeschwärzt, und seine Identität bekannt wird. Er verwendet ja in seinem Schreiben den Begriff "denunzieren" - ein Begriff, der, zumindest bei Älteren, noch mit dem unseligen Anschwärzen unliebsamer Personen in der dunkelsten Zeit unseres Landes konnotiert ist.
Ich denke, dass hier das Einfordern der DNA-Erkenntnisse motiviert ist. Der Schreiber glaubt an seinen Verdacht, weiß aber erstens, dass er niemanden ohne nachvollziehbare Gründe verdächtigen darf, und zweitens, dass ein Täter nur dann zur Verantwortung gezogen werden kann, wenn Sachbeweise oder eine lückenlose Indizienkette vorliegen.
Es erschließt sich mir wiederum nicht, warum der Schreiber nicht einfach anonym seinen Verdacht vorbringt, und den Rest den Ermittlungen der Polizei anvertraut. Hier könnte der Grund für die bekannte Vorgehensweise darin liegen, dass der Briefschreiber befürchtet, dass man ihm entweder nicht glaubt, oder sein Verdacht allein nicht zu einer DNA-Entnahme bei dem Verdächtigen führen könnte.
Eine Ahnung oder ein quälender Verdacht, der nicht beweisbar ist, kann vielleicht genauso belastend sein wie konkretes Wissen.
Letzteres wäre beweisbar, Ahnungen, und durch Nachdenken und Kombination gewonnene Schlussfolgerungen, sind es dagegen nicht.