brigittsche schrieb:Nun, ich habe bereits mehrfach geschrieben, dass in diesem (fiktiven) Szenario niemand etwas von irgendwem "erfragt" hat, sondern dass unter Umständen jemand eben so etwas gehört hat, ohne recht zu wissen, was er oder sie davon halten soll. Z. B. weil die Person, die etwas erzählt hat, gewisse geistige Einschränkungen hatte.
@brigittsche, ich denke, die Gegenargumente waren auf meine Ausführungen bezogen.
Ich gehe selbst so weit, dass ein Erfragen oder besser " Nachhaken" unter Umständen möglich wäre, je nach der Verfassung besagter Person.
Vielleicht erinnert dieser Mensch sich mal, mal nicht. Was davon letztendlich verwertbar sein würde, würde wohl rechtlich gesehen keinen Bestand haben, aber jemandem, der schon Grundlagen hat/weiß, zumindest einen Antrieb geben können, sich in seiner Vermutung bestätigt zu fühlen.
Dabei beziehe ich mich auf meine Version des Szenarios, das mir aufgrund deiner "Vorlage" als Alternative in den Sinn kam, weswegen ich deins auch durchaus für möglich halte.
Dabei sollte man berücksichtigen, dass es auch verschiedene Formen der Demenz gibt und dabei auch wieder diverse Stadien (plus die Individualität eines jeden Menschen).
Netterweise hat ja
@Quaerere meine bereits hier geäußerten Gedanken aufgegriffen, dass man möglicherweise ein Tagebuch oder Aufzeichnungen gefunden haben könnte.
Angenommen, die Ehefrau, Tochter, Nichte, Haushälterin - oder wer auch immer, hätte solches gefunden, als Mr X ins Pflegeheim kam, würde das als Verdacht, dass er mit der Tat etwas zutun haben könnte, alleine vielleicht schon reichen (bezogen auf die Person, die den Brief verfasst hat)
Eigentlich braucht es kein weiteres Szenario.
Aber: Die Ehefrau könnte z.B. damals schon skeptisch gewesen sein und ihre Gedanken verdrängt haben.
Der mittlerweile demente Ehepartner könnte nun im Verlauf seiner (hypothetischen) Erkrankung über seine Erinnerungen gesprochen, bzw Hinweise gegeben haben und sie wurde in ihren Vermutungen bestätigt.
Oder jemand fand eben solche Hinweise in Form von Aufzeichnungen, Artikelsammlungen etc und befragte besagte (in diesem Szenario demente) Person dazu und erhielt bruchstückhafte Erinnerungen, die Täterwissen beinhalteten.
Warum Demenz hier eine Rolle spielen
könnte?
Kennt ihr das Sprichwort:
"Kinder und Betrunkene sprechen die Wahrheit"?
Grundsätzlich ist es aus meiner Erfahrung heraus eher schwierig, zu filtern, was aus den Berichten einer dementen Person wozu gehört, zuzuordnen, da Erlebtes oft zeitlich vermischt wird. So zumindest habe ich es erlebt.
Ich habe nicht erlebt, dass dabei gelogen wurde, sondern dass die Erinnerungen wie Puzzelteile zusammengefügt werden mussten.
Manche fügten sich schnell zu größeren Gebilden zusammen und ergaben ein kleines Bild im Gesamten, nach anderen passenden Teilen musste ich eher suchen, fügten sich aber letztendlich doch irgendwo ein.
Ich möchte keine psychologische Analyse betreiben, sondern nur wiedergeben, wie ich, die zwei Jahre, die ich intensiv mit der dementen Mutter meines damaligen Freundes empfunden habe:
Sie hat mir in den Anfängen ihrer Erkrankung über den schnell fortschreitenden Verlauf mehr Einblick in ihr Leben gegeben, als jemand, der mir über Jahre über sein Leben erzählt hat, da sie weder was beschönigt oder schlecht geredet hat, sondern Erlebnisse geschildert hat. Erlebnisse, die anscheinend prägnant in ihrem Leben waren.
@brigittsche genauso kann ich mir deshalb auch deine Version vorstellen.
Ein dementer Mann lief 2013 öfters von zu Hause weg. Er stand öfters vor meinem Gartentor, da er als Kind mal in meinem jetzigen Haus kurz gewohnt hatte. Er lief ein paar Straßen weiter, bis zu einem anderen Haus, in dem er auch gewohnt hatte.
Die berufstätige Tochter wurde nicht mehr fertig damit und schließlich kam er in ein sehr nahegelegenen Pflegeheim.
Dort fand er auch seinen Weg nach draußen.
Man suchte ihn im Februar 2014 tagelang.
Die Spur der Maintrailing Hunde führte u.a.zu meinem Haus und bis dort, wo er aufgewachsen war.
Gefunden hat man ihn dann nach einer Woche, leider tot, neben dem Pflegeheim. Erfroren.
Er war den Weg zum Pflegeheim wieder zurückgegangen.
Ich finde, das passt gut zu dem Link, den ich heute als eine Quelle gepostet hatte.
Rotkäppchen schrieb:Länger zurückliegende Erinnerungen bilden eine Gedächtnisspur, einem ausgetretenen Pfad vergleichbar. Ich finde den Weg auch noch, wenn er ein bisschen überwuchert ist. Bin ich ihn indes nur einmal gegangen, sind die Spuren am nächsten Tag weg.
https://www.alzheimer-schweiz.ch/de/medien/beitrag/demenz-die-zeit-geht-verloren
Nun zu behaupten, ein dementer Mensch könne nichts real Erlebtes mehr äußern, halte ich für falsch.
Da kann man in der Pflege tätig sein, wie man will.
Es wird, wie schon geschrieben, rechtlich nicht mehr verwertbar sein, aber es könnte ein wichtiges Gefüge im Gesamten sein, was vielleicht doch noch zur richtigen Spur und zum Erfolg führen könnte.
Ob der Täter noch verurteilt werden kann, sei dahingestellt, aber es gibt viele Gründe, den Fall zu lösen und Claudia Wilberts Mörder letztendlich zu identifizieren.