Tiergarten schrieb:Was den Mörder anbelangt, tappt die Polizei sicherlich auch nicht derart im Dunkeln wie die breite Öffentlichkeit.
Woher du deinen Optimismus nimmst, bleibt mir schleierhaft.
Dass die Kripo in ihren Ermittlungen nichts unversucht gelassen hat, stellt niemand in Abrede. Selbstverständlich hat sie "jeden Stein umgedreht", jeden Zentimeter vermessen und wird auch versucht haben, Rückschlüsse auf die Person des Täters zu ziehen.
Nur ist dabei kaum etwas herausgekommen, was die Kripo dem Täter näher gebracht hätte.
Und das seit 45 Jahren nicht.
Über die Person des Täters weiß man bis heute so gut wie gar nichts. Sonst würde man dieses "Wissen" in der öffentlichen Fahndung nach dem Unbekannten einsetzen.
Da man nicht mehr weiß, als dass der Täter ein vermutlich etwa 175 cm großer und 20 bis 30 Jahre alter Mann war, kann man leider auch nur mit dieser denkbar unspezifischen Täterbeschreibung hausieren gehen.
Weitergehende Überlegungen in Bezug auf die Person des Täters sind von der Kripo selbstverständlich angestellt worden, aber führten nicht zu für die Öffentlichkeitsfahndung nutzbaren Ergebnissen.
Nur beispielhaft:
Spekulationen, welchen Gesellschaftsstatus der Täter aufgrund des von ihm möglicherweise verwendeten Fahrzeugs gehabt haben könnte, sind von der Kripo bestimmt angestellt worden, helfen aber bei der Fahndung nach dem Täter leider nicht weiter.
Spekulationen, was der Täter für eine Persönlichkeitsstruktur haben könnte, weil er das Opfer nicht in dieser, sondern in jener Weise getötet und abgelegt hat, sind von der Kripo sicherlich angestellt worden, helfen bei der Fahndung nach dem Täter aber leider auch nicht weiter.
Tiergarten schrieb:So werden die Ermittler zum Beispiel sehr genau um die Spurenlage wissen - ob verwertbare DNA vom Täter vorliegt, ob Fuß- oder Reifenabdrücke am Fundort der Leiche gesichert werden konnten und ob sich noch hilfreiche Feststellungen mit Blick auf die (gefundene) Handtasche und die (vermisste) Brille von Claudia Wilbert treffen ließen.
Natürlich wissen die Ermittler solche Dinge.
Und trotzdem wissen sie damit nichts, was sie auf die Spur des Täters bringt.
Selbst wenn sie eine einwandfreie Probe von Täter-DNA besäßen (was ich persönlich bezweifle, weil mögliche Asservate bereits 1979 gesichert wurden, als DNA-Abgleiche unbekannt waren, und weil man deshalb später vermutlich höchstens noch "zweifelhafte DNA-Mischspuren" feststellen konnte), bringt das die Kripo auf der Suche nach dem Täter nicht weiter. Der längst durchgeführt DNA-Datenbank-Abgleich wäre negativ gewesen und die DNA würde erst dann wieder interessant werden, wenn man einen konkreten Tatverdächtigen auf andere Weise ermittelt hätte.
Auch alle anderen bisherigen Ermittlungserkenntnisse, die die Kripo über Jahrzehnte in meterlangen Reihen von Aktenordnern gesammelt hat, haben die Kripo nicht zum Täter geführt und bringen die Kripo dem Täter auch jetzt nicht näher.
Einiges davon dürfte wieder interessant werden, falls man eines Tages einen konkreten Tatverdächtigen haben sollte und ihn überprüfen möchte.
Über die seit 45 Jahren verschollene Hornbrille des Opfers und das ebenso lange vergeblich gesuchte vermeintliche Modell R6 des Täterfahrzeugs möchte ich mich ungern erneut auslassen. Das sind heute keine vielversprechenden Fahndungsansätze mehr.
Tiergarten schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass es letztlich nur eines kleinen Puzzleteils bedarf, um das Gesamtbild zu komplettieren.
Das kann ich mir nicht vorstellen.
Die Ermittler tappen seit 45 Jahren im Dunkeln und es ist aus der aktuellen Berichterstattung überhaupt nicht erkennbar, dass die Kripo dem Täter auch nur ansatzweise auf der Spur wäre.
Nach allem was wir wissen, tappt die Kripo bei der Suche nach dem Täter völlig im Dunkeln.
Der anonyme Brief brachte einen unerwarteten Hoffnungsschimmer, den Fall vielleicht doch noch klären zu können.
Wie sollte vor diesem Hintergrund "nur noch ein kleines Puzzleteil fehlen", um den Fall abzuschließen.
Das halte ich wirklich für "blinden Optimismus", der durch nichts gerechtfertigt ist.
Schau dir doch den von dir gern referenzierten "Kölner Karnevalsmord" an. Dort verhielt es sich genau so, wie es sich im Mordfall CW verhält: die Kripo wusste so gut wie nichts über den Täter (und auch dort hat sie selbstverständlich den Tatort gründlich analysiert und versucht Rückschlüsse auf den Täter zu ziehen - nur leider alles ohne Erfolg und ohne dem Täter jemals nahe zu kommen) und kam ihm nicht ansatzweise auf der Spur.
Falls du also mit dem "kleinen Puzzleteil", das fehlt, um den Mord an CW aufzuklären, meinen solltest, dass sich auch in diesem Fall noch jemand melden könnte, der den Täter von damals namhaft macht, dann wären wir uns wieder einig.