Frauenmorde im Elbe-/Weserraum
13.10.2022 um 07:08
Hallöchen alle zusammen!
"Hoppla!", habe ich gestern beim ersten Filmfall gedacht, und zwar, als die beiden Frauen Fernsehen schauten (im gestrigen Filmfall sogar XY ;) ), es an der Tür klingelte und der Nachbar davor stand.
"Hoppla!", habe ich gedacht, weil ich den alten Filmfall kenne und mich plötzlich erinnerte - und weil das erste, das mir einfiel, war, dass das ja mal eine völlig andere Perspektive ist.
Ich hab sogar meine ebenfalls fernsehenden Eltern angerufen, um ihnen das zu sagen. Nach dem Filmfall, als ich wirklich, bis auf ein paar Eckpunkte, das Gefühl hatte, einen anderen Fall zu sehen.
Im "alten" FF, so wie ich mich erinnere, herrschte zu Beginn eine entspannte Athmosphäre. Anja und ihre Mutter schauen gemütlich fern, Anja wirkt wie eine typische fröhliche, aufgeweckte junge Frau. Als es klingelt, freut sie sich riesig und zieht sich schnell um. Der Begleiter wird auch direkt in die Stube gebeten, nimmt auf Anjas Platz platz und plaudert mit der Mutter über das Programm, während die junge Frau sich fertig macht. Der Aufbruch geschieht ausgelassen und fröhlich.
Auch in der Disco (die deutlich weniger schummriger ist als im neuen FF) wirkte Anja nicht grade angespannt. Dafür reagierte, meiner Erinnerung nach, der Begleiter durchaus flappsiger und unbesorgter und an den Spruch "Ich bin doch nicht ihr Kindermädchen!", der auch gestern vorkam, kann ich mich noch erinnern.
Der Fall gestern kam für mich völlig anders "rüber":
Zunächst dieser Bauernhof, die ruhige, fast trübe Stimmung. Das Mädchen, als "kindlich" beschrieben, dass das Schaf knuddelt und küsst, die Mutter, schmerzgeplagt, die finanziellen Sorgen.
Als es dann Fernsehzeit ist, und es läutet, wirkt der Nachbar auch nicht so entspannt und natürlich wie im alten FF (also wie ein ganz normaler, höflicher Mann, der eine Freundin abholen möchte), sondern steht schon fast "wie Falschgeld" da. Er wirkt sehr unsicher und wird auch von der Mutter sehr skeptisch ausgefragt, während er Blickkontakt vermeidet ("Hast du überhaupt schon einen Führerschein?"). Von einem freundlichen "Hereinbitten" keine Rede.
Während Zuseher im alten FF das Gefühl eines ganz normalen Ausflugs in die Stadt hatten, mit einem netten, zuverlässigen jungen Mann, hat man hier schon ein ungutes Gefühl wenn das kindlich naive Mädchen in das Auto des irgendwie dubios wirkenden Mannes einsteigt.
Dass das "Moustache" verrauchter gezeigt wird, als im alten Fall, wird wohl authentischer sein. Im alten Fall wirkt Anja aber nicht besonders verunsichert (nach meiner Erinnerung), im neuen spricht sie teilweise sehr zögernd, hält sich gradezu unsicher an ihrer Cola fest, schaut sich fast ängstlich um - man sieht in der Szene ein Mädchen, dass sich sichtlich nicht wirklich wohl fühlt.
Wieder: Ein ganz anderes Bild!
Am Ende des alten Falles erfahren wir die merkwürdige Geschichte des Handtuchs und des Ausweises.
Diese werden im neuen nicht mal erwähnt. Mag man das Handtuch für einen Zufall halten, finde ich zumindest den Ausweis erwähnenswert.
Im neuen FF hingegen erfahren wir ganz neu von der Abschleppaktion (und die Mutter hatte ja auch Gras am Auto bemerkt, als sie ihre Tochter suchte, der Kamerafokus fing es ein).
Auch rückt der Tod des Bruders noch einmal minutenlang als Schicksalsschlag in den Fokus.
...
Ich hätte mich als Zuseherin gefreut, wenn im Studio zumindest kurz darauf eingegangen worden wäre, warum die beiden FF so drastisch unterschiedlich waren.
Gut, man wollte Anja vielleicht im alten Fall nicht ganz so "verspielt" darstellen, aber warum eigentlich?
Dass es neue Spuren oder alte Spuren mit neuer, priorisierter Wichtigkeit gibt (Abschleppen), leuchtet auch ein.
Aber warum ist das Verhältnis zwischen Nachbar und Familie schon zu Beginn so "unenstpannt" - gibt es da eine Vorgeschichte?
Warum wurde die Ausweisgeschichte weggelassen?
Warum wirkt Anja von Anfang an so verunsichert - insbeondere im Gegensatz zum ersten Film?
Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Ja, mir ist klar, dass das nur Filme sind, dass es nur Schauspieler:innen sind, dass es künstlerische Freiheit gibt...
Aber für mich ist das Besondere an den XY FF, dass es ein Narrativ gibt, eine Stimmung, die vermittelt werden soll und es wird immer wieder viel zwischen den Zeilen gesagt.
Wenn man also das Narrativ, die Stimmung und die Andeutungen so verändert: Von einem lustigen Discoabend mit zwei netten jungen Leuten, die sich recht ähnlich sind, zu einem Ausflug in eine "Drogenhöhle" (Zitat FF) mit einem unzuverlässig wirkenden jungen Mann und einem "verspielten" Mädchen, das total verunsichert wirkt - dann ist das für mich eben etwas anderes.
Was denkt ihr zu dem neuen Fall? Gibt es hier Leute, die den alten Fall kennen, und meine Gedanken nachvollziehen können?