Doppelmord in KO-Horchheim - Die Tat und der Prozess

@Putztuch

Putztuch schrieb:Als widerlegt halte ich die Selbstmordabsichten der Angeklagten. Da halte ich die Nachbarin für glaubwürdiger, die eindeutig ausgesagt hat, dass es nie irgendwelche Äußerungen in dieser Hinsicht gegeben hat.

Wenn die Nachbarin die Selbstmordabsichten nicht bestätigt, heißt das nur, dass man einfach nicht weiß, ob es welche gab.

Den zwingenden Schluss, es hätte keine gegeben, kann man daraus nicht ableiten.

Sie hatte sich aber auch nie dazu geäussert WIE sie sich umbringen wollte..oder ob sie das nicht gefragt wurde..es hiess immer nur DASS sie sich umbringen wollte..

emz schrieb:Wenn die Nachbarin die Selbstmordabsichten nicht bestätigt, heißt das nur, dass man einfach nicht weiß, ob es welche gab.

Den zwingenden Schluss, es hätte keine gegeben, kann man daraus nicht ableiten.

Nein, zwingend ableiten kann man das wohl nicht. ABER es gibt Erfahrungswerte und die besagen, dass einer Selbstmordabsicht sehr oft eine depressive Stimmung vorangeht. Die Nachbarin hat aber ausgesagt, dass ihr in dieser Hinsicht nie etwas aufgefallen ist.

Natürlich kann man sich auch ganz spontan zu einem Suizid entschließen, das steht außer Frage.

Für mich persönlich ist dieser angebl. Suizidversuch widerlegt. Wie das ein Richter sieht, weiß ich natürlich nicht.

@Putztuch
Genau das ist es..in der Nacht hat sie noch Selbstmordabsichten..meine obige Frage beziehend..wie eigentlich? Und macht dann aber mit ihrem Mann Freitags diesen angeblichen Ü-Besuch aus?
Das ist mir einfach alles zu holprig

almera schrieb:@Putztuch
Genau das ist es..in der Nacht hat sie noch Selbstmordabsichten..meine obige Frage beziehend..wie eigentlich? Und macht dann aber mit ihrem Mann Freitags diesen angeblichen Ü-Besuch aus?
Das ist mir einfach alles zu holprig

Richtig! Auch die Frage nach dem "WIE eigentlich"? Was ich bisher darüber hier nachlesen konnte, soll sie wohl ausgesagt haben, dass sie nach einem "geeigneten Platz" gesucht haben will. Dies sagt aber nichts darüber aus, wie sie aus dem Leben scheiden wollte.

Auch hierüber gibt es übrigens Erfahrungswerte. Frauen bevorzugen eine "leise" Methode (z. B. Schlaftabletten); Männer eine eher "spektaktuläre" (z. B. erschießen, erhängen etc.).

Ich stimme dir auch zu, dass es einfach nicht schlüssig erscheint, das bevorstehende Wochenende genau zu planen und dann aus dem Leben scheiden zu wollen.
Dazu kommt noch, dass sie ja wohl sehr an den beiden Hunden gehangen haben soll. Drei Kinder, zwei heißgeliebte Tiere, keinerlei depressive Stimmung.

Irgendwie passt das (für mich) alles nicht zu ihrer Version.

@almera

almera schrieb:Aber ist es nicht auch sehr massgeblich bei solchen Zeugenaussagen, wie ein Richter diese bewertet..und wenn Hr.Schwenn nicht an der Aussage zweifelt..der ja für seine Mandanten ist..wie sieht denn dann erst ein Richter sowas..

Wir müssen das unterscheiden.

Schwenn glaubt dem Motorradfahrer, dass dieser nach bestem Wissen und Gewissen die Wahrheit gesagt hat. Also ist eine Vereidigung nicht sinnführend, der Motorradfahrer würde auch unter Eid nichts anderes aussagen können, als das Bisherige.

Ob aber Schwenn an der Aussage zweifelt, und hier möchte ich um der Eindeutigkeit willen ergänzen, am Inhalt der Aussage zweifelt, das wissen wir (noch) nicht, das wird das Plädoyer zeigen. Möglicherweise zieht er sein Erinnerungsvermögen in Zweifel, keine Ahnung.

Der Schluss, wenn der Anwalt einer für seinen Mandanten negativen Aussage Glauben schenkt, muss das dann zwangsläufig der Richter erst recht auch tun, der kann so nicht gezogen werden. Der Richter ist unabhängig davon, wem ein Anwalt oder ein Staatsanwalt Glauben schenkt.

@Putztuch
Deswegen frage ich mich..wurde sie denn nicht gefragt von den Ermittlern und angenommen sie wollte sich tatsächlich z.b. mit Schlaftabletten umbringen, dann hätte sie ja ganz sicher welche gehabt und hätte sie ja als Beweiss vorzeigen können, um ihr "Alibi" zu festigen..denn so ohne weiteres kommt man an solche ja nicht ran..

@almera also wenn ich in einem Auto sitze, dann brauche ich keine Schlaftabletten um mich umzubringen sondern einfach einen Betonpfeiler :)

@sensibella
Stimmt. Schlaftabletten und ein Bett, aber nicht mit dem Auto durch die Gegend gurken und nach einem passenden Platz suchen. Ich meine, jeder kennt mehrer Plätze, wo man sich hätte umbringen können, ohne suchen zu müssen.

@sensibella
Aber mal angenommen, sie hat sich das mit den Selbstmordabsichten nicht zurechtgebastelt ..dann wäre es doch viel schlauer sich z.b. das zu besorgen womit man sich umbringen will, um später zu beweisen..Schaut her..ich hatte Selbstmordabsichten..hier sind die Tabletten..

Ein ganz blödes Beispel wäre z.b. Stell dir vor eine Frau geht fremd und sagt ihrem Mann..ich fahre in die Stadt zum shoppen, trifft sich aber mit ihrem Liebhaber..dann würde sie sich aus der Stadt irgendeine Kleinigkeit kaufen .z.B. ein Tuch..um später ihrem Mann präsentieren zu können das sie tatsächlich shoppen war.. darauf will ich hinaus..irgendetwas handfestes besorgen um das Alibi zu festigen..

Sie hatte ja auch daran gedacht vorbeugende Erklärungen parat zu haben..so nach dem Motto..huch..ich könnte als Tatverdächtige ins Visier geraten..dadurch finde ich das diese Selbstmordabsichten nicht sehr glaubwürdig bin..

Ich hoffe ich habe es verständlich rübergebracht..weiss selbst schon nicht mehr richtig, wie man das am besten formuliert

almera schrieb:@Putztuch
Deswegen frage ich mich..wurde sie denn nicht gefragt von den Ermittlern und angenommen sie wollte sich tatsächlich z.b. mit Schlaftabletten umbringen, dann hätte sie ja ganz sicher welche gehabt und hätte sie ja als Beweiss vorzeigen können, um ihr "Alibi" zu festigen..denn so ohne weiteres kommt man an solche ja nicht ran..

Vermutlich wurde sie danach gefragt. Wir kennen die Antwort nicht; vielleicht hat man sie aus Persönlichkeits-Schutzgründen nicht öffentlich vorgetragen. In den Akten müsste es aber stehen.

Es kann aber auch sein, dass sie darauf gar keine Antwort hatte? Wer weiß?

@Putztuch
Klar, wenn uns durch die fehlenden Akteneinsicht..logischerweise..einige Details fehlen, dann ist das natürlich auch klar, warum man dann mnchmal schon den Eindruck bekommen könnte, diese Indizienkette ist aber sehr lückenhaft..wer weiss was alles in den Akten steht, was die ganze Sache schlüssig macht und wir rätseln hier rum, weil uns das Hintergrundwissen fehlt

janborn schrieb:@sensibella
Stimmt. Schlaftabletten und ein Bett, aber nicht mit dem Auto durch die Gegend gurken und nach einem passenden Platz suchen. Ich meine, jeder kennt mehrer Plätze, wo man sich hätte umbringen können, ohne suchen zu müssen.

Bin zwar nicht "sensibella", erlaube mir aber trotzdem eine Antwort.

So "belesen", wie H.S. selbst angegeben hat, sollte sie eigentlich auch gelesen haben, wie man so einen Vorsatz ganz einfach in die Tat umsetzen kann.

Sogar ICH, als nicht so "belesene" weiß das.

Wie gesagt: Ich persönlich halte die Version von H. S. -in dieser Hinsicht- für widerlegt.

Für mich war das glatt gelogen, um es mal auf den Punkt zu bringen und hatte nur eine Alibi-Funktion.

@Putztuch
Stimme ich dir zu

almera schrieb:@Putztuch
Klar, wenn uns durch die fehlenden Akteneinsicht..logischerweise..einige Details fehlen, dann ist das natürlich auch klar, warum man dann mnchmal schon den Eindruck bekommen könnte, diese Indizienkette ist aber sehr lückenhaft..wer weiss was alles in den Akten steht, was die ganze Sache schlüssig macht und wir rätseln hier rum, weil uns das Hintergrundwissen fehlt

Da sprichst du etwas an, was tatsächlich hier -nach meiner Auffassung- nicht gebührend berücksichtigt wurde und wird.

Es gibt ja nicht nur Akten und nicht nur öffentliche Verhandlungstage; ich WEIß, dass hinter den Kulissen auch miteinander (Richter, Staatsanwaltschaft, Verteider) gesprochen und diskutiert wird.

Und ich möchte fast wetten, dass H. S. nur deshalb einem Gespräch mit dem Psychiater zugestimmt hat, weil man ihr hinter den Kulissen signalisiert hat, dass es so besser wäre für sie.

sie hatte ausgesagt,sie wollte mit dem Auto gegen einen Baum oder Betonpfeiler fahren,auf Nachfrage durch L.hatte sie angeblich auch einen Abschiedsbrief geschrieben, den sie aber weggeworfen hat....

so ist es mir in Erinnerung

dass sie dafür keine vorbeugende Massnahmen getroffen hat ist ja klar, das fiel ihr erst während des Verhörs ein, sie dachte doch sie kommt mit der Bett/Werkstatt/Parklpatz-Nummer durch

@almera

Dieses Hintergrundwissen fehlt dann aber auch den beiden Schöffen, denn sie haben ja keine Akteneinsicht und wissen nur das, was bei den Verhandlungen vorgetragen wurde. Wenn es also wichtige Fakten in den Akten stehen, sollten sie auch vor Gericht erwähnt werden, damit sie in die Beweisaufnahme aufgenommen werden.

@jungler
Also ein kleiner Denkfehler von ihr

@janborn
Das wäre natürlich fatal für ein Urteil..ich wusste gar nicht das Schöffen keine Akteneinsicht haben..wenn man sich z.b. mal die letzte Aufnahme die angehört wurde vornimmt in der ausser die Musik nichts zu hören war und Gemurmel und irgendwas muss ja darauf gewesen sein, sonst hätte die Staatsanwaltschaft sie ja nicht vorgelegt und die Schöffen sollen daraus ihre Schlüsse ziehen..????
Und wenn dann noch mehr so unschlüssige Sachen sind und nur die Anwälte Staatanwaltschaft und Richter haben das genaue Hintergrundwissen..also ich weiss nicht.

Putztuch schrieb:Und ich möchte fast wetten, dass H. S. nur deshalb einem Gespräch mit dem Psychiater zugestimmt hat, weil man ihr hinter den Kulissen signalisiert hat, dass es so besser wäre für sie.

Den Gedanken hatte ich auch schon..denn warum der plötzliche Sinneswandel..denn sie sollte ja viel früher schon mal ein Gespräch mit ihm führen und hatte es damals abgelehnt